Eine Hand voll Highlands (Teil 3)
Es wird mal wieder Zeit: Fünf weitere Vertreter aus der Highlands Region. Wieder eines besseren Sortierkriteriums gehts es einfach mal wieder nach Alphabet.
Aberfeldy 1993 Gordon & MacPhail
Der erste Aberfeldy hier im Blog. Ich bin gespannt. Abgefüllt wurde er von Gordon & MacPhail im aktuellen Connoisseurs Choice Reboot und damit in Fassstärke (58,8%). 444 Flaschen aus einem Sherry Puncheon wurden 2018 nach 25 Jahren abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Intensive Sherrynoten gemixt mit Farbverdünner. Der Lakojol trägt hier erstmal etwas stark auf. Lohnt sich den erstmal 10+ Minuten stehen zu lassen. Kirschen, Pflaumen, dunkle Schokolade, Espresso, Tabak und Leder. Rosinen sind auch dabei. Dazu auch noch einige Kräuter, bis hin zu Wildblumen. Frisch, getrocknet und verbrannt.
Mund: Präsenter Alkohol bringt erstmal Chili und Pfeffer. Dann kommt Salz, Tabak, Schokolade, ein paar Röstaromen. Eine fruchtige Sojasauce. Gibt es sowas? Dann noch Wachs und Kräuter.
Abgang: Schokoladig geht auch zu Ende. So eine edle Variante mit getrockneten Beeren drin und auch wieder ein Salzkristallen. Wird auch ganz arg trocken irgendwann. Dann kommen noch Zitrusnoten dazu. Gibts eigentlich diese Erfrischungsstäbchen noch? Das Schokozeug mit dem Zitronensirup drin? Das. Insgesamt bleibt er, zum Glück, wirklich ewig.
Fazit: Großartig. Das ist mal ein leckerer Sherrywhisky. Bei der Nase war ich noch kurz skeptisch und auch den ersten Moment im Mund. Der viele Alkohol nimmt sich da Raum. Aber er transportiert eben auch die ganzen Aromen. Und das sind wirklich viele und das ist unglaublich intensiv. Wenn man mag kann man mit Wasser ein wenig den Alkohol zähmen. Ist mMn aber nicht zwingend notwendig. 90/100
Ben Nevis 1996 Phil & Simon Thompson
Bill and Teds Adventures in Whisky. Ach ne, Phil & Simon. Die Brüder „aus dem Dornoch Castle“ haben Diesen Ben Nevis abgefüllt. Ein Refill Sherry Butt ergab 561 Flaschen mit 44,4% (Schnaps!). Abgefüllt wurde nach 22 Jahren in 2019. Link zur Whiskybase
Nase: Aprikosen, Pfirsiche, mineralische Noten, Wachs, Honig, Wolle, Fett, Strand, Muscheln. Absolut fantastische Nase. Da passiert so viel.
Mund: Traubenkernöl, Grapefruit, Tabakblätter und Kräuter. Auch die Früchte aus der Nase sind noch da aber nur noch in der zweite Reihe. Bitterstoffe kommen immer stärker hervor.
Abgang: Relativ Bitter, fast wie Tee der zu lange zog. Er wird auch trocken, langsam kommt damit der Sherry durch. Früchte sind auch noch da aber eher eingelegt, in Grappa vielleicht.
Fazit: Alleine die Nase ist ein Gedicht. Der Rest kann nicht ganz mithalten aber fällt auch nicht vollständig ab. Das Fass ist spannend, denn es kommt in diesem Whisky scheinbar gar nicht vor. Zumindest nicht als Sherryfass. Gut so, sage ich. War bestimmt eines der berühmten 4th Fill Fässer. Grüße an hs305 an dieser Stelle 😉 88/100
Blair Athol 1991 Big Market
Irgendwie erinnert mich Big Market spontan nicht an einen Spirituosenhändler, es ist aber einer. Und sogar einer mit eigenen Abfüllungen. So wie dieser Blair Athol. 25 Jahre alt, aus dem Bourbonfass und mit 52,7% in die 0,5l Flasche gefüllt. Ohne genauere Angaben zur Flaschenzahl. Link zur Whiskybase
Nase: Eine wunderschöne frische Note mit viel Früchten und blühenden Blumen. Das aufdringlichste dabei sind Orangenblüten und Lavendel. Aber auch Zitrusöle und Wachs sind sehr präsent. Dazwischen immer wieder etwas Vanille.
Mund: Immer noch Früchte, jetzt mit Gewürzen und Ingwer dazwischen. Die Wachsigkeit wird dann eher trocken. Dazu kommt auch neu eine deutliche Präsenz des Fasses. Die Eiche drängt sich immer mehr in den Vordergrund, wird dabei aber nicht holzig. Malz und Vanille kann man auch erahnen.
Abgang: Trocken mit einigen Bitterstoffen und Taninen geht es dem Ende zu. Immer wieder sind da auch die Früchte, aber dominant sind nun eher Schalen und auch Kaffee ist mit dabei. Etwas Honigsüße spielt den Gegenpart.
Fazit: Sehr lecker und gut gereiftes Bourbonfass. Die Früchte öffnen ihn wunderbar, Öle und Wachs geben Tiefe und das Fass „erklärt“ das Alter. Ich glaube viel länger hätte der nicht drin bleiben dürfen! 88/100
Scotch Universe Hydra II – 88° P.7.1′ 1775.1″
Ja, ich bin des Alphabetes mächtig. Hinter diesem Scotch Universe steckt ein Glenturret. Das ist also in der Reihenfolge für heute schon richtig. Konkret ist diese Abfüllung von Michel Reick aus dem Ruby Port und wurde mit nur acht Jahren abgefüllt. 63,2% hatte er dabei noch. Kein Wunder, die Engel hatten ja kaum Zeit zum Naschen. Link zur Whiskybase
Nase: Ultra-rauchiger Baconsaft. Von der Nase her das Schnaps gewordene Rauchbier. Dann immer wieder frische rote und schwarte Früchte, genauso wie getrocknete Früchte. Sojasauce auf einem metallenen Löffel.
Mund: Salzig und würzig. Wieder die Sojasauce. Auch eine dicke BBQ-Sauce. Der Schinken ist jetzt in Rauchfleisch übergegangen. Ein paar Holzchips sind auch noch irgendwo.
Abgang: Der Abgang bringt die Früchte wieder stärker zurück. Auf den Kernen zermahlen bringen sie Bitterstoffe mit und der ganze Mundraum ist mit einem pelzigen Film bedeckt. Der Rauch nimmt langsam ab und geht über in Nüsse.
Fazit: Schöne Sache vor allem die Nase ist ein echtes Highlight für jeden Grillfan. Auch sonst muss sich dieser Glenturret nicht verstecken, auch wenn man sicher sagen, dass das Portfass den Whisky ein wenig versteckt. Aber er bringt immer hin seinen torfigen und rauchigen Charakter ein. 88/100
Inchmurrin 1993 Signatory Vintage
Aus der Destillerie Loch Lomond stammt dieser Malt. Abgefüllt wurde von Signatory Vintage nach 22 Jahren im Bourbon Hogshead. 218 Flaschen mit 58,8% gab es. Link zur Whiskybase
Nase: Der Erstkontakt war eher schwierig. Das hatte was von Chemieunterricht. „Hier riech mal“. Sollte man da auch besser nicht tun. Muffig und chemisch. Das verfliegt aber zum Glück irgendwann. Dann wird es (künstlich) fruchtig süß und grasig. Ein wenig Wachs im Hintergrund.
Mund: Kräutrig frisch mit ein paar Frachtstücken dazwischen. Leicht betäubend. Dann eine Kaffee, schwarz, mittlere Röstung. Leicht unangenehme Eiche dazwischen und auch wieder Muff.
Abgang: Eine schöne Kombination aus grasigen Noten und hellen Früchten. Das geht irgendwann über in eine deutliche Bitternote. Richtung Fermentation und Mazeration. Ein Vanilleplunder saugt das ganze dann auf und hinterlässt den Mund trocken.
Fazit: Ich fand das leider ein wenig anstrengend. Da sind schöne Ansätze, aber mein Glück liegt anderswo. Kann sein, dass er mich an genau einem konkreten Tag in meinem Leben flashen würde. Das muss ich aber nicht in einer Versuchsreihe erörtern. 😉 Mit sehr viel Wasser driftet er Richtung Gebäck. Das mochte ich dann schon eher. 81/100
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase | Samples: Eigene Flasche und privat gekauft
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