Ein Kilkerran-Doppel, vierter Satz: Ein spontanes Tripel
Bisher bestanden meine Kilkerran-Doppel immer aus dem aktuellen Batch Peat in Progress und einer weiteren Abfüllung. Entweder dem 8-jährigen in Fassstärke oder dem Festival-Bottling. Diesmal fallen die Releases tatsächlich zusammen, also warum nicht alle drei probieren? So machen wir das heute auch!
Kilkerran 8-years-old (2021)
Das aktuelle Release des acht Jahre alten Single Malt zählt fassstarke 56,9%. Batch #5 wurde gerade so im neuen Jahr 2021 abgefüllt und stammt aus 1st Fill Oloroso Sherry Casks. Über die Anzahl der Flaschen habe ich keine Info gefunden. Link zur Whiskybase
Nase: Nussige Noten kommen als erstes hoch. Salzig, mittlere Röstung. Dazu dann auch noch einiges an dreckigen und muffigen Noten. Auch ein wenig Sulfur kommt dazu. Passt aber gut rein. Ein wenig Rauch und Motoröl finde ich auch. Torf eher nicht. Dann sind da auch noch Trockenfrüchte. Pflaumen, Datteln (gut gezuckert), Rosinen.
Mund: Es beginnt wieder mit Salz, geht dann direkt über in eine würzig-scharfe Richtung. Etwas Ingwer, etwas Pfeffer. Dann sind wir wieder bei dieser Kombination aus morschem Holz, dreckigem Sherry und einer ordentlichen Fruchtigkeit. Diesmal keine Trockenfrüchte sondern eher prickelnde, überreife Pfirsiche und Kirschen.
Abgang: Das ist erstmal schlagartig weg wenn man schluckt. Da kommt dann als neue Erfahrung Kaffee und dunkle Schokolade dazu. Es dauert ein wenig, bis sich die Früchte zurückschleichen und dann sofort von der Tankstelle mit den morschen Europaletten daneben eingefangen werden. Salzkaramell ist die Erinnerung die bleibt.
Fazit: Einer zum Hassen. Einer zum Lieben. Da gibt es so viel an dem man hängen bleiben kann. Ich find das einfach nur großartig und freue mich immer wieder ein Glas davon haben zu dürfen. 89/100
Kilkerran Heavily Peated Batch 4
Wieder ein Jahr mehr auf der Reifeuhr des Peat in Progress Projektes. Wobei man sich über das tatsächliche Alter hier ausschweigt. Kann also durchaus sein, dass sehr junge Fässer mit im Spiel waren. Insgesamt weiß man diesmal aber auch zu Fässern nichts. Das Ergebnis – wieder in unbekannter Flaschenzahl – hat 58,6%. Link zur Whiskybase
Nase: Eine mineralische, süße Torfnote macht den Start. Dahinter ist etwas Fruchtiges. Grüne Trauben, Aprikosen und Birnenspalten. Irgendwie auch Käsewürfel. Die bilde ich mir aber sicher nur ein, weil es zu gut passen würde. Eine Kombination aus Hefe (das erinnert mich stark an das „Hefe-Tasting“ von Kilchoman) und vertikutiertem Rasen ist zwischendrin auch noch am Start.
Mund: Fruchtsalat mit Torfdressing. Das kennt man z.B. von Bowmore. Hier aber in jung und wild. Mit ein wenig Bleistiftspänen und Mineralität. Mir fällt zudem auf: Eine extrem stoffige und dicke Textur. Einer zum Kauen. Die Süße geht vor allem in Richtung Karamell und bringt auch die passenden Röstaromen mit. Vielleicht war die Pfanne auch etwas zu lang drauf, manchmal sind es Raucharomen.
Abgang: Bitterstoffe von unreifen Fruchtschalen. Dazu eine junge Frucht- und eine dominierende Torfnote. Dazu wieder Karamell und auch ein prickeln bleibt lange spürbar.
Fazit: Irgendwie jung und irgendwie richtig klasse. Der Abgang ist gefühlt ewig. Der klebt richtig an der Zunge. Mit der erheblichen Süße kriegt man vielleicht sogar jemand der keinen Torf mag zum Staunen. Progress: Ja. Ziel: Unklar. Ist das wichtig: Mir nicht. Der macht einfach Spaß. 🙂 86/100
Kilkerran 05-year-old Online Tasting Week May 2021
Für die Campbeltown Online Tasting Week gab es auch einen Beitrag von Glengyle. Das Drama um die Flaschen erspare ich euch, lieber die Fakten zum Dram: Frische Oloroso Casks wurden verwendet und zwar so viele, dass in Summe 1303 Flaschen mit 58,2% raus kamen. Link zur Whiskybase
Nase: Erstmal muss sich der Alkohol kurz legen. Dann kommt eine extrem frische Sherrynase. Als ob man direkt aus dem frisch mit Sherry belegten Fass bedient würde. Danach steigt Rauch auf. Es brennt in der Süßwarenfabrik. Karamell, Marshmallows, Fruchtbonbons, Zuckerwatte. Jemand versucht das Feuer mit Erde und Kalk zu ersticken. Es bleibt nur noch glimmende Holzkohle, an der jede Menge Zucker klebt, übrig.
Mund: Die süßliche Torfnote, ähnlich wie beim Peat in Progress. Darunter liegt jetzt der Sherry. Dieser bringt Bitterstoffe. Viele. Ich erkenne kandierte, geröstete Früchte. Kaffeemehl und auch schokolierte Espressobohnen. Dann ein plötzlicher Schwenk: Rinderkraftbrühe. Davon bleibt das Salz und dann geht es zurück zu feinen bis brutalen Bitternoten und Süßigkeiten.
Abgang: Das Aromenfeuer legt sich langsam. Wir kriegen dennoch eine weitere Facette: Zitrusnoten und helle Soja-Sauce. Dazu kommen wieder viele süße Dinge wie z.B. nochmal die Marshmallows oder auch Milchschokolade. Die Bitterstoffe finde ich fast zurückhaltender als im Mund. Da bin ich eher bei Milchkaffee-Level.
Fazit: Sorry, wenn der Bildergaul mal wieder mit mir durch ging. Das ist einfach ein Feuerwerk (vielleicht der Grund für den Brand in der Fabrik?). Einzig der Abgang ist etwas (!) zurückhaltender. Wer bei einem fünf Jahre alten Whisky noch mehr erwartet sollte vielleicht einen Schritt zurück treten. Ich glaube da ist kaum mehr drin. Lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen 😉 90/100
Danke Glengyle für dieses Release und danke an Daniel fürs Besorgen! Und schämt euch ihr Flipper.
Eingegrooved
Ich glaube Kilkerran und ich, das wird was auf Dauer. Eine Vermutung hatte ich ja schon früh, spätestens jetzt bin ich mir sicher. Das ist Campbeltown, das ist gleichzeitig was Eigenes. Da sind Konzepte dahinter und da steckt auch Mut drin. All das kann ich nur gutheißen. Zum Glück schmeckt es mir dann auch noch. 😉 Ich freue mich auf die Zukunft. Da wird noch viel passieren!
P.S.: Hat zufällig jemand ein Sample der 15 jahre alten Single Casks aus dem Jahr 2019? Würde mich sehr darüber freuen sowas mal probieren zu dürfen. tobias (at) keinehalbendrinks.de für sachdienliche Hinweise. Wir finden sicher ein passendes Tauschobjekt oder so.
Bilder: Eigene Anfertigung | Samples: Eigene Flaschen
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