Eine handvoll Highlands mehr

Auch wenn es mich oft nach Islay zurück zieht: Die schottische Whiskywelt ist so groß, da muss noch so vieles erkundet werden. Heute sind die Highlands wieder dran. Mit einem Schwung hier Neulingen hier im Blog und auch guten Bekannten.

Inchmurrin 2007 SMWS 112.44

Die Scotch Malt Whisky Society gibt ihren Whisky immer tolle Namen. Das hier ist ein „Talking Point Whisky“. Er ist also ein Gesprächsthema für sich. Nun beginnen wir mit den Fakten bevor eine Diskussion startet. 11 Jahre im 2nd-fill Ex-Bourbon Hogshead. Destilliert in der Loch Lomond Brennerei als Inchmurrin. 57% hat er und 327 Flaschen gibt es. Link zur Whiskybase

Nase: Limettenmarmelade und mineralische Komponenten wechseln sich ab mit einer eher gewöhnungsbdürftigen Note. Da ich tu ich mich schwer beim Beschreiben. Öle gepresst aus Wildblumen und unreifen Nüssen vielleicht? Später gibt es auch noch Vanillezucker.

Mund: Es geht los mit einem kurzen Zwicken in der Zunge. Zitrusfrüchte begleiten das. Danach ist es eine wilde Reise durch ein Curry. Gewürze, Fleisch, Früchte, Nüsse. Alles da.

Abgang: Süßlich, die Limetten sind auch wieder da und dann kommt Kesselfleisch. Schön lange gekocht, es zerfällt auf der Zunge. Gewürze sind dabei. Lorbeer, Wacholder und Muskat waren im Wasser. Später wird es dann ordentlich salzig.

Fazit: Boah. Also das ist… wirklich kein einfacher Malt. Insofern: Ja, darüber kann man diskutieren. Da wird wohl jeder was anderes schmecken und es wird auch nicht jeder positiv gestimmt sein. Ich hatte einiges an Spaß damit. 86/100

Tullibardine 2005 SMWS 28.37

Gleich noch ein SMWS. Hier steht scheinbar Vanillesauce und Ingwerkuchen. Mal sehen. Die Destillerie ist Tullibardine. Spannend, dass es erst der 37. ist. Obwohl bereits sehr früh der erste abgefüllt wurde. Scheinbar nicht ganz einfach hier an Fässer zu kommen. Ein 2nd Fill Ex-Bourbon Barrel ist es gewesen. Nach 12 Jahren wurde er abgefüllt in mit 61,6% in 191 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Das ist eine schwierige Kombination. Erde und Früchte. Pinien und Schlagsahne. Vanille. Limette und Orgeat. Gewürze kommen auch noch dazu. Es ist natürlich schön so viele verschiedene Aromen zu haben. Eine stimmige Komposition ist das für mich nicht. Wenn man eine Zeit lang wartet, dann wird es eher zuckersüß und die kämpfenden Aromen lassen nach.

Mund: Ah, hier ist der Ingwer. Und auch Chili. Die erdigen Komponenten sind wieder da. Dazu Nüsse, Vanille und Äpfel. Das passt jetzt weit besser als in der Nase.

Abgang: Ein tolles Gebäck oder Kuchenstück domiert den Abgang. Begleitet von sehr präsenten Bitterstoffen. Geht in die Richtung Zitrusfruchtabrieb. Das ein Gewürzkuchen mit getrockneten Früchten, genauso wie ein honiggetränkes helles Gebäckstück.

Fazit: Diesen Abgang sollte man erleben. Das macht Spaß, wenn man auch nur irgendeine Freude an Gebäck und Kuchen hat. Die Nase hingegen. Nun da muss man vielleicht durch, um an den Abgang zu kommen. 84/100

Deanston 2006 Signatory Vintage

Aus dem zweiten Batch der Local Dealer Selection stammt dieser Deanston. Signatory Vintage füllte bei diesen für deutsch Whiskyhändler Fässer ab, die diese Händler gemeinsam ausgewählt haben. Dieser hier war 12 Jahre in einem 1st Fill Sherry Hogshead. 527 Flaschen mit 60,1% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Ein brutale Süße kommt zuerst. Dann wird es herb würzig. Verbrannte Kräuter, Leder, Eiche. Sherry und Cherry. Die Eiche ist mir immer wieder deutlich zu dominant. Außerdem sind auch alkoholische Dämpfe zu vernehmen.

Mund: Verbranntes Holz, wieder die Eiche. Deutliche Süße. Ein paar angefaulte Orangen. Trocken und bitter. Die Textur steht der Gewalt des Alkohol sehr samtig entgegen.

Abgang: Nüsse, Kräuter und Mandarinen. Bitterstoffe und das Holz dominieren das eher kurze Vergnügen.

Fazit: Nicht mein Whisky. Da hätte das Sherryfass sicher besseres leisten können. 79/100

Macduff 2002 Berry Bros & Rudd

Lange keinen BBR mehr im Glas gehabt. Wieso eigentlich? Dieser Macduff wurde exklusiv für Deutschland abgefüllt. 15 Jahre gereift und zumindest zuletzt in einem Sherryfass. 57,9% stark ist das Bottling. Link zur Whiskybase

Nase: Süße Dämpfe ergänzen eine ansonsten ausschließlich vom Schwefel geprägte Nase. Schießpulver, faulige Eier, alles da was man sich so wünscht… zumindest falls man das so mag.

Mund: Irgendwo zwischen Puderzucker, sauren Früchten und wieder dem Schwefel.

Abgang: Hier gibts noch eine käsige Ergänzung zum bisherigen Spiel.

Fazit: Der kann Spaß machen, aber nur wenn man wirklich Lust auf Schwefel hat. Wirklich viel Lust. Ich hatte heute keine. 81/100

Tomatin 1988 Gordon & MacPhail

Mal wieder ein Originalsample aus Gordon & MacPhails Connoisseurs Choice Reihe. Zu dieser Zeit immer mit 43% abgefüllt. 1988 bis 2006 war der Whisky in Re-fill American Hogsheads. Link zur Whiskybase

Nase: Duftende Äpfel mit Honig betreufelt. Eine Prise Salz darüber. Dann kommen Malzbonbons hervor und dezente Vanille begleitet das Ganze. Orange und Blumen sind auch vorhanden. Erstaunlich präsent für einen trinkstarken Whisky!

Mund: Würzig und leicht scharf, gepaart mit einer schönen Süße. Ein wenig Hasel, Vanille und eine leichte florale Komponente.

Abgang: Schwups ist er weg. Eine Ahnung von Äpfeln und Honig und ein paar Bitterstoffe bleiben. Das war es dann schon.

Fazit: Hinten raus wird es wirklich dünn. Das ist ein lockerer Trinkswhisky ohne jeglischen Destilleriecharakter oder etwas in der Art. 80/100

Glengoyne 1998 Malts of Scotland

Bei Malts of Scotland heißen die Abfüllungen, bei denen die Engel einen besonders großen Schluck genommen haben, „Angel’s Choice“. Dieser Glengoyne ist so ein Fall. Nur 52 350ml Flaschen haben sie aus dem Sherry Hogshead übrig gelassen. 22 Jahre ist er alt geworden und 52,4% stark. Link zur Whiskybase

Nase: Milde Sherrynase, relativ lecker, leichter Kaffee, Fürchte, auch etwas Vanille

Mund: rund und recht gut, Kaffee/Espresso, Sherry, passt

Abgang: Weingummi, relativ viel Fass, Sherry und Bitternoten,

Fazit: Das ist ein toller Malt der zum Schluss vom Fass überrollt wurde. Schade. 86/100

Kein High Five…

… und dennoch eine spannende Runde. Eine deutliche Erweitereung des Erfahrungsraumes! Die Sherryfässer hatten für mich in dieser Runde den schwierigeren Stand. Aus verschiedenen Gründen. Mein persönliches Highlight ist diesmal der Inchmurrin. Leicht verrückt hat er bei mir genau die richtigen Knöpfe gedrückt.

Bilder: Eigene Anfertigung (Tobias und Alexander) | Samples: Eigene Flasche (Alexander) und privat gekaufte Samples