Bruichladdich so wie sie kommen…
Ja ich weiß schon: Noch mehr Bruichladdich. Es gäbe doch so viele andere Destillieren zu erkunden. Was soll ich sagen. Also zum einen mag ich Bruichladdich und finde es immer wieder spannend hier weiter zu erkunden. Zum anderen gibt es da denn Christian, der einfach mal so wieder ein schönes Sample aus dem Ärmel schüttelt oder gar eine Flasche. Da lass ich mich natürlich gerne „überreden“ und freue mich wenn ich das gleich erwiedern kann. So ist schnell wieder ein ordentlicher Schwung zusammen gekommen.
Bruichladdich 10-years-old (1970 Rinaldi)
Die 10-jähringen Orginalabfüllungen aus den 60er und 70er Jahren sind zum Teil wirklich großartig. Diese Abfüllung wurde für Rinaldi in Italien abgefüllt. Auch das lässt hoffen, denn da gibt es einige tolle Bottlings. Wie üblich für diese Abfüllungen mit 43% in die Flasche gebracht und eine Info über Fässer oder Anzahl gibt es leider nicht. Link zur Whiskybase
Nase: Leicht würzig weht es mir entgegen. Dann wird es fruchtig und zitronig.
Mund: Ein paar Erdbeeren vielleicht, aber insgesamt ist das eher wenig. Was ist da nur los…
Abgang: Bitter und malzig, Orange und Limette, wärmend, nicht sehr lang. Aber der Abgang ist dennoch das Highlight.
Fazit: Zu dünn, zu wenig. Schade, von denen gibt es auch wirklich sehr gute Abfüllungen. Vielleicht waren deshalb meine Erwartungen auch zu hoch. Die Schönheit kann hier aber nur durchblitzen. 81/100
Bruichladdich 22-year-old Cadenhead
Ein Originalsample zu dem es keine Großflasche zu geben scheint. Spannend. Vielleicht wurde er weiter gelagert? Man weiß es nicht. 22 Jahre im Bourbon Hogshead war dieser Laddie und abgefült wurde er mit 48,9%. Link zur Whiskybase
Nase: Gelbe und grüne, auch unreife Früchte. Quitte, Birne, Blüten, Honig, grüne Zweige, Pfirsich und Vanille
Mund: Trockenes Brot mit wenig Weizenmehl. Insgesamt ist er schon im Mund erstaunlich trocken. Dazu kommt Kalk, Kieselsteine und Wachs.
Abgang: Ein paar Bitterstoffe leiten den Abgang ein. Dann kommt noch etwas Fruchtkompott, bevor er dann trocken und wachsig mittellang ausklingt.
Fazit: Hat mir gut gefallen, aber irgendwie frag ich mich ob das nicht ein Clynelish ist. Er hat auf jeden Fall viel von einem solchen. Das Gesamtbild ist aber stimmig und aus meiner Sicht sehr lecker. 88/100
Bruichladdich 1990 Dramfool
Mein erster Dramfool hier im Blog. Schande über mich, dabei werden dem schottischen Bottler die Abfüllungen gerade aus den Händen gerissen. Vielleicht hatte ich deshalb noch kein Sample. Anyway: Dieser Laddie ist 29 Jahre im Oloroso Hogshead gewesen. Dem Label nach sogar die ganze Zeit. Der Inhalt der 229 Flaschen hatte dann noch 48,1%. Link zur Whiskybase
Nase: Alte Bücher in einem staubigen Bücherladen. Leder und Karton, alter Sherry und Balsamicoessig. Dunkle und rote Beeren. Leichter Tabak. Da ist das Olorosofass gut angekommen würde ich sagen.
Mund: Saure dunkle Früchte. Vielleicht etwas unreife Früchte sogar. Die ölige Textur schmiegt sich schön um die Zunge, bis irgendwann eine leichte Schärfe ein wärmendes Gefühl hervorbringt.
Abfang: Relativ süß, geht es nach dem Schlucken los. Diesen Eindruck hat er vorher gar nicht gemacht. Eine leichte Ingwerschärfe kommt dazu und gehtüber in saure Trauben. In der Länge dominieren vor allem Tanine und Bitterstoffe.
Fazit: Der Hype ist relativ groß um dieses Bottling. Ich finde den Inhalt gut, auf dem Weg zum sehr gut. Mehr aber nicht. 88/100
Bruichladdich 1986 The Magnificent Seven
Wo wir gerade vom Hype sprechen. Aus der Rare Cask Series stammt der nächste Kandidat. Der 30 Jahre alte Small Batch aus Sherry Casks wurde gleich mal mit zweitmarktüblichem Preis in den Markt gegeben. Den Hype vorhersehen quasi. So kann man das Bottling auch jetzt noch relativ leicht erwerben. Die Storyline dazu wird auf jeden Fall schön erzählt. Die letzten sieben 1986er Fässer wurden von McEwan in PX Fässer der Bodega Castilla gefüllt um sie zu „superchargen“. Oder zu retten? Weiß man nicht. Die 4200 Flaschen auf jeden Fall haben 44,6%, so viel ist sicher. Link zur Whiskybase
Nase: Da sind Kirschen, Schokolade und Mon Cherri. Ja kann man alles einzeln finden. Dazu dann etwas altes Holz und Trauben sowie getrocknete Orangen. Das ist extream dicht und prägnant. Ziemlich großartige Nase.
Mund: Ein sehr süßes Dressing. Eher eine Essenz würde ich sagen. Dazu wieder Schokolade und diesmal Feigen. Dann wieder die edlen Hölzer. Jemand hat den Kirschstrudel anbrennen lassen. Die Füllung hat sich in den heißen Ofen ergossen.
Abgang: Erst trocken, dann leicht bitter. Dunkle Schokolade wühlt sich hindurch um eine Sekunde darauf von edlem alten Balsamico wieder zurückgedrängt zu werden. Dieser wird über ein unendliches Meer an Trockenfrüchten gesrpänkelt.
Fazit: Das ist verrücktes Zeug. Sollte man mal probieren, wenn man die Chance hat. Wobei der Abgang schon für Fortgeschrittene ist. Der Essig könnte nicht nur Fans hervorbringen. Ich fand es einfach großartig. 91/100
Bruichladdich 1990
Noch ein 1990er mit 48,1%. Zufall? Wahrscheinlich schon. Diese 25 Jahre alte Abfüllung ist bereits unter der Führung des neuen Master Destiller Adam Hannett entstanden. Wie auch schon beim Magnificent 7 ist hier wieder eine Geschichte zu erzählen. Jeweils die Hälfte wurde bis 2018 in unterschiedlichen Fässern gelagert und erst 2018, für die letzten 7-8 Jahre also, erfolgte die Reifung gemeinsam. Insgesamt waren hier PX, Oloroso und französische Weinfässer am Start. 6000 Flaschen wurden produziert. Hier wird das ganze dann „Sherry Cask Edition“ genannt. Keine Ahnung ob das die neue Rare Cask Series ist… Link zur Whiskybase
Nase: Ein Wechsel zwischen Rinderboullion und Gemüsebrühe. Nach einiger Zeit legt sich das. Etwas Schokolade kommt durch. Marzipan und Vanille. Sehr reichhaltige Nase mit Würze und Salz aber auch einigen typischen Sherrynoten.
Mund: Mit denen geht es dann auch weiter. Vom Profil her mit Orange und süßen dunklen Beeren. Dann gibts noch dazu Frischestäbchen Orange. Wieder kurz das Gemüse und auch ein paar Spuren Tabak.
Abgang: Das ist dann auch der Verbinder im Abgang. Es geht leicht würzig los und dann wieder über zu den Beeren. Die jetzt doch deutlich bitter daher kommen.
Fazit: Gutes Fassmanagement ergibt einen würdig gealterten und gleichzeitig modernen Sherrywhisky. Klar etwas für die Toprange. Preislich aber doch anspruchsvoll aus meiner Sicht. Unabhängig davon wirklich gut gelungen. 89/100
Bruichladdich Black Art 6.1
Eine weitere gut bekannte Serie der Destillerie ist die „Black Art“. Ähnlich wie bei den Octomore wird die Reihe mit einer Ziffernfolge fortgesetzt. Usprünglich entstand sie unter McEwan. Auf dieser Abfüllung unterzeichnete aber schon Hannett. 26 Jahre alt und 46,9% stark sind die 18000 (!) Flaschen. Hohe Kunst, komplex und mysteriös, die sich nur denen zeigt die Sterne sehen. So stehts auf der Flasche. Ich hoffe man muss nicht so viel trinken, dass man Sterne sieht, damit er schmeckt 😉 Link zur Whiskybase
Nase: Süße Früchte, Erdbeeren, Nüsse, Vanille, und Zitronen. Ein Sommertraum. Im vollen Kontrast dazu gibt es dann eine Breitseite Malerwerkstatt. Auch toll, aber schon ein wenig verstörend im Wechselspiel.
Mund: Trockenfrüchte mit einer angenehmen Süße. Aber ist auch leicht sauer, was ihn gut balanciert. Noch dazu kommt Wachs oder ich würde eher sagen gewachste Früchte.
Abgang: Feigen, mit einem milden, gekochter Schinken. Dazu fragile Bitterstoffe, eine unreife Honigmelone und Zitronenschale. Ein wenig „Sherrystyle“ kommen dann noch Rosinen und Leder daher.
Fazit: Hmmmm. Mehr als gut. Manchmal sehr delikat, bis hin zu fragil, aber immer sehr lecker. 90/100
Bruichladdich 2002 Meadowside Blending
Ein Single Malt von Meadowside Blending, also ein Maltman. 14 Jahre als, aus dem Sherry Butt und mit 54,9%. 562 Flaschen gab es ingesamt. Link zur Whiskybase
Nase: Salzige Meeresluft trift auf einen schönen Sherry. Ein wenig Schwefel liegt darunter. Dazu ein wenig nasses Laub und ähnliches. Ein Stapel Holz liegt im Wald.
Mund: Zwickt und kämpft und beißt. Eine gewisse Schärfe zieht sich ab hier durch. Aber nichts Unangenehmes. Viel mehr will man die Zunge mitspielen lassen. Die Aromen sind oft bei Schokolade und Nüssen angesiedelt. Auch eine gewisse Frucht ist noch vorhanden.
Abgang: Leicht süßlich mit Beeren und anderen Früchten. Einige speckige Noten kommen dazu. Vielleicht sogar etwas Rauch. Ist wohl ein Schluck Port Charlotte ins Fass gerutscht 😉
Fazit: Macht Spaß. Zum Glück kein Schwefelmonster. Das hätte ihn gekillt. Die Aromen sind aber schon sehr kräftig und fordern. 87/100
Bruichladdlich 2004 Islay Cask Company
15 Jahre im Sherry Hogshead und dann immer noch 64%. Das könnte ein wilder Ritt werden. Diese Abfüllung stammt von der deutschen Islay Cask Company. 290 Flaschen gab es. Er trägt den Beinamen „Kalmia“ – giftiger Berglorbeer. Link zur Whiskybase
Nase: Metallische Noten gepaart mit einer sehr feinen Schwefelnote. Keine Ahnung was ich da schreibe… feiner Schwefel. Wie auch immer: Es ist nicht unangenehm. Dazu Kirschen und getrocknete Beeren. Nasser Tabak und Leder sind auch dabei.
Mund: Es beginnt mit einem deutlichen Zwicken des Alkohol. Begleitet von etwas Orange. Man muss ihn schon eine Zeit lang im Mund behalten, bis sich das beruhigt. Dabei ist er leicht betäubend. 64% lügen nicht. Dunkle Beeren geben sich dann mit dem Schwefel die Klinke in die Hand. Leichte Bitternoten sind auch dabei.
Abgang: Süß und bitter, extrem wärmend geht es den Rachen hinunter. Die Beeren tun sich jetzt schwer noch durchzukommen. Immer wieder blitzt die Säure auf der Zungespitze auf, gefolgt von einer buttrigen Schwefelnote. Später wird er auch trocken und leicht nussig.
Fazit: Ich finde gefallen an diesem Laddie. Der ist so ähnlich wie die dreckigen Bunnas. Der Schwefel ist präsent, aber er ist ein Teil des Whisky. Für mich passt das. Ich kann aber verstehen, wenn man ihn deshalb nicht mag. Vorsicht giftig. 87/100
Bruichladdich 2006 Meadowside Blending
Zum Abschluß noch mal Meadowside Blending. Diesmal etwas jünger: 10 Jahre war der hier im Sherry Butt (1st Fill). Passt ja, mit dem 10 jährigen angefangen, dann mit einem solchen aufhören. 395 Flaschen davon gab es und die fasstarke Abfüllung hat 54,7%. Link zur Whiskybase
Nase: Erstaunlich viel Vanille. Ist ja kein 1st Fill Bourbon Fass, oder? Dazu noch Heidelbeeren und etwas Holz. Hier ist jetzt noch soooo viel los.
Mund: Es beginnt mit schwitzige Turnschuhen. Lederturnschuhen. Dazu Beeren und etwas Schießpulver sowie auch Schwefel.
Abgang: Nach der Erfahrung für Fortgeschrittene im Mund kommt er nach dem Schlucken relativ leicht daher. Süße Orangen kann ich identifizieren und eine starke Bitternote.
Fazit: Nicht ganz so mein Fall. Auch nicht total daneben, aber da bin ich nicht überzeugt. Nase und Abgang sind eher mau, der Mund ist schon prägnant. Ob ich das in der Form mag bin ich mir aber nicht sicher. Ich werds aber wahrscheinlich nicht mit dieser Abfüllung rausfinden. 83/100
Tiefe Taschen…
… sind hier wirklich hilfreich. Dann kann man aus dem heutigen Setup fantastische Whisky erstehen. Ich hätte mich ja gefreut, wenn von den günstigeren auch einer so toll ist. Aber diesmal leider nicht.
Es bleibt aber ein beeindruckendes Gesamtbild mit einem klaren Gewinner: Der Magnificent 7 hat mich persönlich echt begeistert.
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Genehmigung des Flascheneigentümers (danke Tobias)
Samples: Eigene Flasche und privat gekaufte Samples
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