Schriftzug Bruichladdich auf Fässern, die aneinander gereiht sind

Alle Port Charlotte (Teil 2)

Christian macht ja keine halben Sachen und damit dem Namen dieser Seite alle Ehre. Deshalb “musste” ich mich noch durch einen weiteren Flight Port Charlottes quälen. Ich bin schon echt arm dran. Wenn das so weiter geht, dann wir das hier irgendwann ein Port Charlotte only Blog 😉

Port Charlotte 15-years-old Chorlton Whisky

Nur 132 Flaschen gab es von diesem PC. Gelagert wurde er im Bourbon Barrel und vom unabhängigen Abfüller Chorlton mit 54,9% in die Flasche gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Etwas fruchtiges… Mandarinen? Menthol, trockener Rauch, torfig. Käsekuchen. Auch Mürbeteig. Ich mag dieses Profil. Verschiedene Schichten, die gut ineinander greifen und jede Menge Power.

Mund: Zuerst sehr würzig. Backgewürze und etwas Pfeffer. Dann Karamell oder eher Creme Katalan. Dazu kommt etwas Rauch und eine fruchtige Süße.

Abgang: Die Fruchtigkeit rettet sich auch rüber und dazu kommt ein leicht bitterer Einschlag. Etwas Torf und Seetang dazu. Das ist salzig und ich finde auch noch Salbei. Mit Wasser Ingwer und deutlich mehr Holz. Er bleibt ewig.

Fazit: Als Start in das Tasting liegt die Latte schon weit oben. Das Bourbonprofil der 15+-jährigen Port Charlotte hat mich schon mehrfach begeistert. Das ist hier genauso. Könnte ich mich wirklich dran gewöhnen! 90/100

Port Charlotte 2002 Kallistos

Ein Einzelfass direkt von der Destillerie. 12 Jahre in einem Bourbonfass 60,6% haben die 205 Flaschen. Die Fässer für diese Miniserie aus drei Abfüllungen hat Mark Reynier, der ehemalige Besitzer von Bruichladdich ausgewählt. Ein vorgehen das eher unüblich ist bei Bruichladdich, glaube ich. Dort sind meines Erachtens eher Batches an der Tagesordnung. Einzelfässer sind was für Independent Bottler und Priavtabfüllungen. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Fahne aus Zitrus, Torf und Seetang weht vorbei. Dann kommt ein Sack Erde mit einer Schaufel Salz drin.

Mund: Auch der Übergang in den Mund ist salzig. Er ist auch würzig, sogar mit ein wenig Chili. Dazu wieder Seetang und jetzt auch Muschelsuppe. Birne und Zitrus kommen auch noch dazu und ergeben eine schöne Balance.

Abgang: Eine gewisse Schärfe erfüllt den Rachen. Das ist doch Szechuan Pfeffer, oder? Dann wird er süß, Zuckergebäck mit Vanille. Später dann kommt Salzwasser. Die Zitrone und die Birne sind wieder da. In der Läge wird er trocken.

Fazit: Ich sag jetzt mal das ist ein klassischer Port Charlotte. Auf jeden Fall ist ein sehr guter PC. Ich hatte spontan Lust auf einen Besuch im Fischrestaurant. 89/100

Port Charlotte 2001 Malts of Scotland

Der deutsche Abfüller Malts of Scotland brachte dieses Bottling für die Whiskyfair in Limburg 2010 heraus. Die 202 Flaschen mit 60,6% stammen aus einem Zinfandeln Weinfass. Link zur Whiskybase

Nase: Beim Riechen konnte ich zwei Bereiche identifizieren. Schwarzer Pfeffer, Zitrus und Schwarzbeeren kamen immer zusammen. Erde, Kuhstall, trockener Boden, Rauch und Vanille auch.

Mund: Der Antritt ist wärmend bis scharf. Der Alkohol lässt sich hier nicht zurückhalten. Dann wird er irgendwann süß mit Cassis und Brot, dass man sehr lange kaut. Dazu ein wenig Rauch.

Abgang: Die Bitternoten sind hier sehr dominant. Ich würde fast sagen er ist nur bitter. Aber dann kommen noch Blaubeeren und er wird wieder etwas süßer. Dazu noch einiges an Vanille.

Fazit: Der Alkohol ist hier nicht sehr gut eingebunden. Die bittere Seite hat mir auch nicht gefallen. Insgesamt eher schwierig. Am besten ist da noch die Nase. 83/100

Port Charlotte 2004 Meadowside Blending

Aus einem Oloroso Sherry Cask hat Donald Hart mit seinem Meadowside Blending diesen PC abgefüllt. 10 Jahre als war er und hat 50,2%. Die 372 Flaschen sind natürlich längst vergriffen. Link zur Whiskybase

Nase: Das ist eine “dreckige” Sherry-Peat-Kombination. Die kommt nicht ohne Schwefel und Streichhölzer daher. Dazu gibt es auch noch rote Beeren und Trauben.

Mund: Zuerst ist da auch wieder der Schwefel. Dann Pfeffer und etwas metallisches. Langsam schleichen sich sanftere Töne ein: Kirschen, dunkle Schokolade, Kaffee und Mandeln. Eine leicht holzige Note kommt dazu.

Abgang: Auch hier wieder Schokolade und Kaffee. Mit Rosinen und Leder auch typische Sherrynoten. Dazu Salz und Nüsse, die bei Port Charlotte auch nicht selten sind. Mit Wasser wird er deutlich bitter und sehr süß.

Fazit: Von der Grundstruktur her sehr lecker. Aber der Schwefel ist keine ausschließlich positive Ergänzung, selbst für mich, der eigentlich Schwefel ganz gut ab kann. 86/100

Port Charlotte 2002 Maltbarn

Nur 78 Flaschen aus einem Sherry Cask. Uff. Geteiltes Fass? Ein Leck? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall haben die verbliebenen Flaschen 54,7%. Abgefüllt hat ihn Martin, der Mann hinter Maltbarn. Link zur Whiskybase

Nase: Limetten, Zitronen und Rauch. Nur eine leichte süße Malznote lassen auf Whisky schließen. Sonst sind wir eher in Südamerika.

Mund: Das ist doch Mezcal, oder? Limetten, Rauch, Kumquats, ölige Textur. Ich bin fasziniert. Eigentlich Unsinn das positiv zu finden, schließlich sollte es ja ein Whisky sein. Aber das Geschmackspotential ist einfach faszinierend.

Abgang: Ab dem Gaumen abwärts wird es sehr salzig und trocken. Irgendwann kommt dann die Frucht wieder. Diesmal in Form eines sehr leckeren Limoncello (soll es ja geben ;-)). Dazu eine Hand voll Nüsse.

Fazit: Eher für Fortgeschrittene würde ich sagen. Blind wäre ich da wahrscheinlich verzweifelt. Was genau das Sherry Cask mit diesem Whisky zu tun hatte weiß übrigens auch nicht. War wohl schon recht ausgelutscht. Egal ist find den irgendwie geil. 89/100

Port Charlotte 2003 Blackadder

Ein Raw Cask mit Fasssedimenten. So füllt Blackadder ab. Machen nicht viele Bottler. Der geneigte Whiskyneuling frag sich da vielleicht sogar ob hier was schief gegangen ist. Dieser 12-jährige PC aus dem Sherry Cask hat 61,1% und es gibt 284 Flaschen davon. Link zur Whiskybase

Nase: Das ist verbranntes Gummi. Dann wird es metallisch, wie beim Schweißen oder noch eher wenn bei der Verarbeitung Metall auf Metall trifft. Dann geht es über zu Schwefel und fauligen Eiern. Irgendwann finde ich dazwischen auch noch etwas gerösteten Speck und rote Beeren. Eine Wohltat und Insel inmitten der brachialen Gerüche. Gelegentlich steht man auch noch vor einem Kuhstall. Aber auch das ist noch mit am angenehmsten.

Mund: Im Antritt ist der Blackadder erstmal säuerlich. Kirschen und Mandelsplitter, noch ein paar rote Beeren darüber. Nicht schlecht. Lässt man ihn kreisen wird er dann immer bitterer.

Abgang: War er im Mund noch relativ entspannt kommt er nach dem Schlucken noch mal mit dem Hammer zurück. Trocken und schwefelig, nur noch wenige Kirschen sind übrig. Langsam fühlt sich der Mundraum an wie betäubt. Er schließt dann ab mit einem Besuch in der Ledergerberei in einem sehr heißen Land mit hoher Luftfeuchtigkeit. Jemand reicht mir eine Cola. Sie hat Zimmertemperatur.

Fazit: Boah, also ganz ehrlich: Der ist nichts für mich. Selbst mit einer eher technischen Betrachtung kann ich mich da nicht anfreunden. 78/100. Mit Wasser ist es übrigens besser und zahmer aber auch deutlich süßer (83/100).

Kein Überdruss!

Auch wenn nicht jeder einzelne Port Charlotte in den beiden Tastings für mich bestimmt war: Das hat unglaublich viel Spaß gemacht. Diese Vielfalt und die absolute Exzellenz die immer wieder durchblitzt. Fantastisch. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist die Grundbasis auf einem Niveau, das viele andere Destillerien als oberes Ende ansehen müssen. Beeindruckend.

Ich möchte auf jeden Fall weitere Port Charlotte tasten – und werde das sicher auch. Danke Christian. In nächster Zeit kriegen dann aber vielleicht andere Whisky mal wieder etwas mehr Raum. Nicht weil ich keine Lust auf Port Charlotte mehr habe, eher weil es noch so viel mehr zu erkunden gibt.

Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen (Christian)