Caol Ila Schriftzug an der Destillerie

Junge Caol Ila

… können eine echte Freude sein. Wahlweise gerade raus mit typischem Brennereicharakter oder gelagert in Sherry, Wein, oder ähnlichen Fässern. Zum Glück gibt es davon auch noch einige, denn die Destille produziert viel und ist auch, im Gegensatz zu anderen, bereit Fässer an unabhängige Abfüller zu geben.

Heute haben wir einen wunderbaren Flight dieser Vertreter. Jung, fassstark und unabhängig abgefüllt.

Caol Ila 2013 Whic

Eine weitere Serie aus dem Universum von Whic: The War of Peat. Im fünften Teil der “Saga” darf ein Caol Ila ran. 61,8% hat er, kommt also mit genug “Feuerkraft”. Gelagert wurde er nur sechs Jahren, dafür aber in einem ausgekohlten (charred) Wine Hogshead. Abfüller ist in diesem Fall Signatory, im Auftrag vom deutschen Händler Whic. Link zur Whiskybase

Nase: Süße Dämpfe steigen auf. Sehr viel Frucht zeigt sich. Das finde ich erstmal unerwartet. Helle Früchte aus dem Obsthain oder Garten. Aprikose, Äpfel, Birnen. Dazu beschleicht mich die Erinnerung an Kaugummisünden der Kindheit. Juicy Fruit, Hubba Bubba Apfel und Big Red (ja der Zimt ist auch da). Aber wo ist denn der Peat?

Mund: Ah hier. Als erstes kommt er kurz zum Gruß, bevor ein Schwung Pfeffer ihn wieder wegwischt. Dann wird es wieder süß und mit Kaugummi. Erst nach einiger Zeit schafft es dann noch mal eine würzige Seite, z.B. Zimt, mit etwas Rauch durch diese Noten hindurch. Ich finde auch Menthol oder Eukalyptus. Also andere Kaugummisorten 😉

Abgang: Das Profil bleibt relativ konstant. Dazu kommen noch ein paar bittere Noten, in Form von Schokolade und Kaffee. Das ist durchaus stimmig.

Fazit: Diese de-char-re-char Weinfässer können Fluch und Segen sein. Wenn der Whisky mit seinem eigenen Profil noch “mitspielen” darf, dann finde ich sie bisher am besten. Das ist auch hier der Fall. Ich finde den sehr lecker und der kann sich wirklich sehen lassen. Die Kaugumminoten muss man aber mögen. 87/100

Caol Ila 2010 Whiskybroker 300751

Der Whiskybroker füllt Fässer selbst ab oder im Auftrag. Er füllt sie unter eigenem Label ab und ist durch Reduktion von Handelsmittlern und all dem Drumherum nahezu unschlagbar günstig. Dieses Abfüllung aus dem Red Wine Barrique ist neun Jahre als und 58.7% stark. 263 Flaschen gingen in den Verkauf. Link zur Whiskybase

Nase: Gewürze wie Nelken und Kardamom verbinden sich mit trockenem Rauch. Künstliche fruchtige Noten wie bei Raumdüften.

Mund: Erst weich und dann kommt ein würziger-scharfes Bukett. Dieses wird durch eine Kombination aus den künstlichen Noten eines STR-Fasses abgelöst.

Abgang: Länge ist durchaus vorhanden. Süß-sauer bleibt der Wein, zwischendrin auch wieder etwas künstlich. Verkohlte Früchte vom Grill.

Fazit: Schwierig. Ich mag etwas vom STR-Anteil und ich mag auch ein paar der anderen Aromen. Da ist aber auch vieles unbrauchbar. 84/100

Caol Ila 2010 Whiskybroker 300755

Das Schwesterfass, wieder aus dem Red Wine Barrique. Diesmal 256 Flaschen und 57,4%. Schon toll sowas Head-to-Head probieren zu können. Link zur Whiskybase

Nase: Verbrannte Blätter und verbrannter Gummi inklusive selbigem Rauch. Frisches Holz und immer wieder Vanille. Vielleicht ein paar rote Früchte. Künstliche Süße. Sehr künstlich. Sacharin und vergleichbare Dinge.

Mund: Etwas Torf, künstliche Zitrusnoten, einige Bitterstoffe auch wieder Sacharin. Das wird zunehmend anstrengend. Wie wenn man Getränkezusätze in den buntesten Farben hinzumengt.

Abgang: Bitter, süß und leicht metallisch. Würzige Noten von Kräutern. Hinten raus relativ trocken. Das ist wieder ein wenig versöhnlich im Vergleich zum Rest. Aber ganz oben sind wir hier dennoch nicht.

Fazit: Nein, muss ich nicht unbedingt haben. Da gibt es viel bessere Caol Ila. Die künstliche Note ist wirklich schwierig. Und da sind die positiven Assoziationen einfach nicht da, die es für ein höheres Rating braucht. 81/100

Caol Ila 2009 SMWS 53.315

Beast ist sein Name. Die Scotch Malt Whisky Society ist ja immer sehr erfinderisch mit den Assoziationen. Diesmal erwartet uns ein 10-jähriger CI aus dem Refill Ex-Bourbon Hogshead. 292 Flaschen dieses 57,8%ers wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Das Beast sticht in der Nase. Der Alkohol betäubt die Schleimhaut, er bevor sie mit einer rauchigen Süße betört. Als nächstes kommt mir ein Eimer frischer Muscheln in den Sinn. Dann wird es salzig und generell sehr Maritim. Das ist ein guter Start und er ist wirklich ein wenig biestig.

Mund: Pfeffer in allen Farben darf als erstes den Mundraum einnehmen. Dieser wird dann alsbald durch eine süß-salzige Brühe ersetzt. Auch wieder Muscheln oder vielleicht eher Krebsgetier. Ein spritzer Zitrone dazu, bevor es in die Richtung verbrannter Zucker und Apfel geht. Hier ist er nun deutlich Zahmer.

Abgang: Hier flacht er dann doch eher ab. Zwar haben wir immer noch Salz und Süße. Etwas Honig, vielleicht ein paar Kräuter.

Fazit: Das Biest ist mir zu zahm für den Namen. Aber lecker ist er schon. Ein Dram für draußen, am See oder Meer, wenn es abends langsam kühler wird. 86/100

Caol Ila 2008 Whiskybase

Die 150.000 Flasche in der Whiskybase ist ein Caol Ila. Welch Ehre für die Destillerie. Unter dem eigenen Label füllt die Datenbank diesen 58,1% starken Whisky aus dem Bourbon Hogshead ab. Dieses ergab nach 11 Jahren 315 Flaschen. Mit diesen Werten scheint er, ähnlich wie Flasche 140.000, zum Trinken da. Ich mag diesen Ansatz. Link zur Whiskybase

Nase: Ein Korb mit Zitronen. Edle Seifen. Austern und Muschelsuppe. Torf und Rauch. Zitronenmelisse und -verbene.

Mund: Limetten und Zitronen mit Honig übergossen. Dann gibt es einen instant Zitruseistee, aber ein guter. Falls es sowas gibt. Eine scharfe Komponente kommt dazu: Saftiger, eingelegter Ingwer.

Abgang: Wärmend beginnt er den Hals hinunter zu rennen. Dann sind da Zitruszesten, mit den Bitterstoffe, die man dabei erwartet. Der Ingwer ist immer noch da, jetzt aber milder. Ein wenig Seetang und Torf kommen auf.

Fazit: Absolut fantastischer cleaner Caol Ila. Vor allem die Nase ist großartig. Die Torfseite lässt es eher entspannt angehen. Das macht aber gar nichts. 88/100

Caol Ila 12-year-old Chorlton Whisky

Chorlton Whisky, der Abfüller hinter den “Tarot-Karten“-Labels brachte diesen jungen CI heraus. 12 Jahre, 229 Flaschen, 57,8%, Bourbon Hogshead. So die Fakten. Link zur Whiskybase

Nase: Frische Meeresbrise mit deutlichem Torfeinschlag. Da ist Seetang, Gischt, ein Torffeuer und ein Schwung Zitrone.

Mund: Erdige Töne kommen hinzu. Die Zitronen treten in den Hintergrund. Wenn man ihn kreisen lässt gibt es ein paar Bitterböse, er wird leicht süß und etwas Apfel spitzt durch.

Abgang: Mit dem beginnt es auch im Abgang. Bevor er dann stark wärmend wird und eine nussige Seite zeigt. Darin liegt auch eine gewisse Schärfe. Erdnüsse, Menthol, Pfeffer, Seetang und die Zitronen kehren auch zurück.

Fazit: Der gefällt mir sehr gut. Ein sehr ordentlicher Peater. Am besten gefallen mir die stellen wo er sich wie ein “nackter” Caol Ila trinkt. Well done! 88/100.

Passt!

Zumindest so lange es um Bourbon Hogsheads geht. Es wird außerdem um so besser um so cleaner es dann wird. Hier waren alle drei sehr gut und der Favorit ist glaube ich der Chorlton, hauch dünn vor dem Whiskybase.

Bei den Weinfasslagerungen bin ich nicht komplett überzeugt. Der War of Peat ist dabei Favorit und der einzige wirklich konkurrenzfähige Vertreter. Die beiden Broker können damit nicht mithalten.

Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen und ein von whic kostenlos zur Verfügung gestelltes Sample