Blends, div.
Blends sind in den letzten Jahren irgendwie nicht mehr so beliebt. Meiner Meinung nach zu Unrecht, denn hier lassen sich häufig zu vertretbaren Preisen tolle Abfüllungen finden. Man muss vielleicht aber über den Tellerrand der Massenabfüllungen schauen. Ich habe da einige Samples angesammelt über die letzten Monate, so dass ich hier eine tolle Vertikale verkosten kann. Auf ins Vergnügen.
Queens & Kings Dabíd mac Maíl Choluim 1080 – 1153
Mr. Whisky ist sozusagen ein Geheimtipp unter den deutschen unabhängigen Abfüllern. In seiner Reihe Queens & Kings vergibt er für selbst geblendede Malts die Namen von Königinnen und Königen. Diese Abfüllung hatte nur 48 0,5l Flaschen mit 56,8%. Zu Fässern oder Alter ist mir nichts bekannt. Link zur Whiskybase
Nase: Ganz hintergründig Vanille. Die hat es auch schwer sich durchzukämpfen. Vorne dran ist da Pfirsich und Mandarine aber auch trockenes Stroh und Bremsflüssigkeit.
Mund: Malzkaffee, man kaut auch ein wenig auf sauren Kaffeebohnen rum. Die Textur ist seidig.
Abgang: Pfeffrig mit ein paar Kirschen und relativ viel Holz. Die Säure kehrt zurück. Im Mundraum bleibt ein leicht taubes Gefühl. Dann kann ich entfernt ein wenig Sherry und Rosinen.
Fazit: Das ist eher nicht mein Whisky. Ich würde die Säure nicht als Fehler bezeichnen, aber mir ist das zu dominant. Wasser macht ihn anders, irgendwie „fleischig“. Aber auch das hat mich nicht überzeugt. 80/100
Blended Malt Scotch Whisky 2011 Battle Axe SMWS
Die Scotch Malt Whisky Society war lange nur für Einzelfassabfüllungen bekannt. Seit einigen Jahren aber gibt es aber auch Blends. Immer mit Fancy Namen, wie z.B. Peat Fairy, oder aber der aktuelle Batch 8 mit 1957 Flaschen: Battle Axe. Ein 8-jähriger Islay Blend aus Bourbon Hogsheads mit 50%. Ich erwarte Rock im Glas, ist klar, oder? Link zur Whiskybase
Nase: Motoren an. Der Diesel kesselt. Torf und Meer. Ein paar salzige Nüsschen stehen bereit. Dazu ein paar grüne Birnen.
Mund: Ein milder geräucherter Schinken mit Pfefferkruste. Leicht säuerlich. Ein paar Kräuter und auch Bitterstoffe. Der Torf und der Motor sind natürlich auch immer noch da.
Abgang: Leicht bitter, die Nüsschen sind mittlerweile leer. Ich kratze noch die Rest zusammen. Der Torfrauch ist noch da. Die Bitterstoffe werden langsam sehr aufdringlich.
Fazit: Zum Schluss raus ist er nicht mehr so gut aber die meiste Zeit ist das wirklich eine feine Sache. Rockt ganz gut, aber mir wäre auch noch ein wenig mehr „ins Gesicht“ recht gewesen. 84/100
William Cadenhead 12-Years-Old Cadenhead
Ein Erfolgsrezept, dass mittlerweile in Runde 11 angekommen ist. Ein vergleichsweise günstiger 12-jähiger Blend von Cadenhead. Dunkle Farbe, Sherryfässer und 46%. Das sind die üblichen Daten. Der Blend wird immer weiter fortgeführt. D.h. ein Teil des vorherigen Batch bleibt im Fass und wird um weitere Whisky ergänzt. In Batch 10 (hier im Glas) kamen dabei Girvan, Benrinnes und Glenfarclas dazu. Link zur Whiskybase
Nase: Zwickt kurz. Dann kommen süße dunkle Beeren. Abgespritzt mit Orange und mit Puderzucker bestäubt. Eine ausgerauchte orientalische Gewürzmischung steht irgendwo auf dem Tisch.
Mund: Trägt nicht besonders auf, aber es ist trotzdem nicht langweilig. Die Trinkstärke zähmt ihn nur ein wenig. Cola und Orange-Gummibärchen und vielleicht eher Spezi mit Schuss.
Abgang: Etwas Eichenwürze, ein paar Bitterstoffe, ordentliche Süße. Kandierte Orangen geben einen Touch Säure dazu. Ein frisches Päckchen Tabak wurde auch irgendwo geöffnet.
Fazit: Trinking und schön würzig. Kann man prima als kleines Desert oder zum Wegnippen mit Freunden trinken. Sehr gutes Preis-/Genussverhältnis. 86/100
Blended Malt 2001 Whiskybase
Die Mutter aller Whiskydatenbanken ist selbst auch unabhängiger Abfüller. Zu den Jubiläen der erfassten Flaschen gibt es dann eben eine eigene Abfüllung. Nummer 140.000 steht unter dem Motto: Bitte teilen und trinken und nicht wieder im Sekundärmarkt verscherbeln. Ob das so gut geklappt hat weiß ich nicht. Der 18-jährige Blend war zum Schluss in einem Sherry Butt. Es ergaben sich 629 Flaschen mit 46,6%. Man unkt Glenrothes, Tamdhu und Highland Park sind enthalten. Link zur Whiskybase
Nase: Sherry und Rosinen, Pflaumen und Tabak. Zu erwarten würde ich sagen. Was mir aber auch gefällt: Ein schöner Rotwein schleicht sich ein. Vielleicht ein paar reife Kirschtomaten.
Mund: Saure Tabaknoten, ein edler Pfeffer. Schmiegt sich cremig um die Zunge.
Abgang: Eine salzige, fleischige Note taucht auf. Der Tabak ist noch da kriegt ein paar Bitterstoffe dazu. Feine Vanille und ein paar süße und saure Äpfel.
Fazit: Das der schon volljährig ist hätte ich wohl nicht erraten. Sind auch ein paar ungestüme Momente dabei. Auf jeden Fall lecker. Und teilen kann man den sicher auch. Vor allem trinken sollte man ihn. So wie quasi jeden anderen Whisky auch 🙂 86/100
Blended Malt 1993 Maltbarn
Dieser Blend hätte eigentlich noch zum Outturn-Tasting gehört. Da ich die Blend-Vertikale aber schon in Planung hatte, habe ich mich dafür entschieden in hier mit rein zu nehmen. 170 Flaschen dieses Sherry Blends wurden 2019 mit 26 Jahren abgefüllt. Der unabhängige Füller Maltbarn gibt 52,1% Alkohol an und schweigt sich zu den verwendeten Destillerien aus. Link zur Whiskybase
Nase: Ich sitze auf einem alten Ledersofa. Dazu ein Glas eingelegte Kirschen. Um mich rum Regale mit alten Büchern.
Mund: Wenn man es nett ausdrücken möchte dann würde man sagen: „säurebetont“. Man kann aber auch noch Äpfel erkennen und er hat auch noch eine ordentliche Würze.
Abgang: Die Säure ist immer noch präsent. Dann schwenkt es ins Bittere. Hat noch mal Kirschen. Mit Wasser ist er wärmend und trocken.
Fazit: Schwierig. Die Säure ist nicht wirklich lecker. Mit Wasser ist er viel besser und balancierter. Der Sherry kommt auch weit besser raus. Der Unterschied ist so deutlich, ich muss ausnahmsweise zwei Noten vergeben. Ich hatte ihn auch mit einigem Abstand noch mal probiert. Da war er auch besser als beim ersten Mal. 80/100 bzw. 86/100
Sirius 1988 North Star Spirits
Die jüngste der drei Sternen-Blend-Serien des astro-affinen, unabhängigen Abfüller North Star Spirits. Benannt nach dem Hundsstern. 31 Jahre in First Fill Bourbon Barrels (mutig wie ich finde, das könnte arg dominant sein). 3582 Flaschen mit 43,1% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase
Nase: Eine Malerwerkstatt. Farbe, Verdünner und Pappe. Nach einem Moment im Glas findet ein Wechsel statt. Kokosnuss ohne Ende. Dazu Orange, Mango und Papaya. Vanille und Möbelpolitur.
Mund: Cremig und ölig mit einer holzbetonten Note. Die Früchte sind auch wieder da. Ein wenig bitter wird es. Die Früchte haben eben auch Schalen.
Abgang: Leinsamen und Milchschokolade. Mangospalten und Grapefruit. Eine unendliche Länge, vor allem bei den Zitrusfrüchten.
Fazit: Ja hallo. Das ist mal was anderes. Ich hatte ja ein paar Bedenken bezgüglich der Fässer und der erste Eindruck nach dem Einschenken war kurz kritisch. Aber danach ist das mehr als fein. 89/100
Blended Scotch Whisky 1980 Phil & Simon Thompson
Die Brüder, die das Dornoch Castle Hotel betreiben, sind seit 2016 als unabhängige Abfüller tätig. In dieser kurzen Zeit haben sie unglaubliche Granaten rausgebracht. Hier haben wir einen 38 Jahre alten Blend aus einem Sherry Cask. 490 Flaschen mit 44,9% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase
Nase: Delikate, reife Orangen stehen in einem großen Holzkorb auf einer Kräuterwiese. Dort wächst hohes Gras und vor allem Minze. Eine Tafel Schokolade wird angebrochen und eine Vanilleschote aus dem Zuckerglas gezogen.
Mund: Seidig und weich mit einer schönen Malz und roten Fruchtnote. Allerdings hätte ich mir hier etwas mehr Ausdrucksstärke gewünscht.
Abgang: Das Ende ist süß mit etwas Kokos und wieder frischen Kräutern. Die fruchtige Seite wurde jetzt eingekocht.
Fazit: Der Abgang und vor allem die Nase sind sehr gut. im Mund ist das eher langweilig. Da schluckt man schnell runter, denn durch langes Kreis wird er nur dünn. Dennoch ein schöner Blend. Kann man machen! 88/100
William Cadenhead 1973 Cadenhead
Beeindruckende 45 Jahre stellen das Finale dieser Vertikale dar. Im Sherry Hogshead gelagert und unter dem Blend-Label des unabhägigen Abfülllers Cadenhead abgefüllt. 43,1% hatte er zum Schluss noch, da haben sich die Engel über die Jahre gut bedient. Angeblich sind Glenfarclas, Glenlivet und Invergordon enthalten. Man sagt auch, dass dabei einige Fässer schon unter 40% gefallen waren und durch das Blenden gerettet wurden. Ob das ein schlechtes Omen ist? Link zur Whiskybase
Nase: Alte Möbel in einem Buchantiquariat. Ein ebenso altes Potpourri mit Zitrusfrüchten steht rum und gibt noch einen wirklich dezenten Eindruck dazu. Jemand beginnt die Möbel zu polieren und packt in der Pause Schokolade aus einem Wachspapier.
Mund: Zunächst legt sich eine Schicht Sirup um die Zunge. Wenn dies weicht, dann kommen verschiedene Zitrusfrüchte zur Geltung. Grapefruit, Orangen, Zitronen. Das Holz vom Fass ist auch sehr präsent. Manchmal vielleicht etwas zu sehr. Aber das ist meckern auf hohen Niveau, bei dem Alter.
Abgang: Der Ausklang ist sehr weich. Honig und wieder Zitrusfrüchte. Ein paar sehr dezente aber feine Tabaknoten. Dunkle Schokolade mit Grand Manier.
Fazit: Die Sorgen haben sich gleichzeitig bestätigt und zerstreut. Da war vielleicht schon ein Anteil zu lange im Fass, aber ein versierter Blender hat es zum Guten gewendet. Das ist große Kunst. Für das Alter ist der Preis auch nicht unangemessen. Die tapferen Recken der expressiven Malts möchte ich aber warnen: Hier ist Ruhe und Geduld angesagt! 90/100
And the Winner is…
… der Oldie unter den Teilnehmern. Selbsterfüllende Prophezeiung einer Vertikalen? Kann sein. Aber der Sirius hat ihm wirklich Konkurrenz gemacht. An einem anderen Tag … wer weiß ob die Ränge nicht umgekehrt gewesen wären. Allein das ich die Verkostung nicht komplett an einem Abend gemacht habe macht es wahrscheinlich schon sehr ungenau.
Aber das ist hier ja sowieso nur meine Meinung, lieber selber probieren! Ich auf jeden Fall hatte ich insgesamt reichlich Spaß und kann nur sagen: Blends haben ihre Berechtigung. Wenn man hier etwas gefunden hat, was einem schmeckt: Zugreifen und nicht denken „ist ja doch nur ein Blend“.
Bilder: Eigene Anfertigung Tobias und Alex, Samples: Eigene Flaschen Tobias und Alex, sowie privat gekauft
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