Port Charlotte #LADDIEMP8

Immer wieder bringt Bruichladdich so genannte Micro Provenance (MP) Bottlings raus. Dabei geht es darum Fässer zu erforschen und zu vergleichen. Dieses Jahr gab es in der Reihe ein Tastingset der getroffen Variante Port Charlotte mit unterschiedlichen Fässern für die Reifung und unterschiedlicher Gerste als Grundlage. Das Set kommt in 3x20cl und Christian und ich haben uns ein solches Set geteilt. Die Größe und das Format laden natürlich für eine schöne Session ein. Wer mochte konnte dies auch direkt beim Livetasting im Videostream tun. Ich nehme mir mit etwas Abstand heute die Zeit.

Port Charlotte #LADDIEMP8 – 2011 Cask 1860

Mit Oxbridge- und Publican-Gerste gebrannt und sechs Jahre in einem First Fill Bourbon Fass gereift. Mit 61,4% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Zuerst mal unglaublich trockenes Holz. Das geht über in Limetten, Kohle und Torf. Das Bourbonfass bringt etwas Vanille

Mund: Er ist erst süß und greift dann ordentlich an. Danach ein ganzer Schwung Limetten. Ein wachsiges Mundgefühl kündigt Mezcal und einiges an Peat an. Das ist ziemlich lecker.

Abgang: Erst leicht bitter dann kommt Säure dazu. Er ist etwas betäubend und wenn man lang genug wartet , dann lutscht man einen salzigen Kupferpfennig.

Fazit: Ich mag es, wenn Whisky Anklänge von Mezcal hat. Und das Bourbonfass ist zum Glück nicht so dominant. Ansonsten ist er lecker, aber jung und hat ordentlich Wums. Not bad at all. 87/100

Port Charlotte #LADDIEMP8 – 2008 Cask 3403

Aus Optik-Gerste gebrannt und dann für neun Jahre in einem 1st Fill Bourbon Fass belassen. 2018 (wie auch die anderen Abfüllungen) dann mit 61,4% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Ich rieche Seegras und Torf. Grüntee als Instantvariante. Die Pfanne vom Vortag, in der Bacon angebraten wurde. Pflanzensaft, quasi frische Triebe einer Eiche.

Mund: Sauer und salzig, ein paar Nüsse und Speck, Torf und Malz. Typisch Port Charlotte würde ich fast sagen.

Abgang: Wärmend ohne Ende mit einem süßen Touch. Die Reste aus einer Dose gesalzener Erdnüsse. Inklusive Blech.

Fazit: Puh. Das ist schon ganz schön wild. Ich muss ehrlich sagen, den muss ich nicht jeden Tag haben. Aber wir lieben ja die Vielfalt, nicht wahr? 😉 84/100

Port Charlotte #LADDIEMP8 – 2008 Cask 3582

Das Destillat aus Oxbridge-Gerste war neun Jahre in einem 2nd Fill Rivesaltes Fass und wurde danach mit 62,6% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Direkt erstmal Vanille. Dann rußende Kerzen, Motoröl, Metall, rohes Fleisch und Gerste. Er ist auch recht trocken. Brutal. 

Mund: Mit einer deutlichen Süße holt er mich erstmal zurück. Dann sind da Zitrusfrüchte und er prickelt. Dann geht es wieder rund: Salz, Schalentiere und da sind auch wieder die Kerzen.

Abgang: Nach dem Schlucken ist getorftes Getreide all over. Süß und sauer. Etwas fruchtiges. Orangen vielleicht Auf jeden Fall wärmend.

Fazit: Der gesprittete Wein gibt dem Ding ordentlich Schwung. Das ist schon eine brutale Achterbahnfahrt. Der ist mir glaub ich zu arg. Aber ich kann schon nachvollziehen dass er bei anderen große Beliebtheit erfährt. 83/100

Realität vs. Hype

Meine Erwartungen waren irgendwie sehr hoch. Die Micro Provenance genießen einen sehr guten Ruf und erreichen auf den einschlägigen Auktionsplattformen oft hohe Preise. Das hier ist auch auf keinen Fall schlecht und der Vergleich macht durchaus Spaß. Aber man sollte es schon bei dem belassen was es ist: Ein schöner, experimenteller Tastingflight. Ich bin Bruichladdich dankbar, dass sie sowas möglich machen. Wer Spaß an sowas hat sollte auch zukünftig zuschlagen. Mit viel Geld auf eBay & co. nach diesen Bottlings werfen sollte man aber meiner Meinung nach nicht.

Bilder: eigene Anfertigung, Samples: eigene Flaschen