Ein Paar Hazelburn

Campbeltown gilt als eigene Whiskyregion in Schottland. Dabei ist das eigentlich nur eine einzelne Stadt. Und noch keine besonders große dazu. Aber die ansässigen Brennereien haben Relevanz für die Industrie. Allen voran wohl Springbank. Neben der gleichbenannten Marke oder Art wird dort auch noch Longrow und Hazelburn destilliert. Letzterer ist ein ungetorfter Single Malt mit einem dreifachen Destillationsverfahren. Er ist benannt nach einer bereits geschlossen Destille, die auch in Campbeltown beheimatet war.

Heute treten zum Review an: Hazelburn 10, aus der Standard Range, und ein 14-jähriger, aus dem Oloroso Sherryfass, welcher dieses Jahr auf den Markt kam.

Hazelburn 10-year-old

Bald ist er leer... Zeit für eine neue Flasche?

Die 10 Jahre alte Originalabfüllung kommt mit 46% in die Flasche. Meine stammt aus dem März 2017, Bottlecode 17/112 Link zur Whiskybase

Nase: Erstmal ist er mineralisch, ich würde sagen Muschelkalk. Dazu kommt dann Malz und eingelegte Früchte, vielleicht Pfirsich und kandierter Ingwer. Schöne Balance und ein Geruchsprofil welches ich sehr schätze.

Mund: Gewachste Zitronen im Duett mit einer fruchtigen Süße wechseln immer hin und her. Dazu kommen einige Bitterstoffe eine schöne Viskosität und Spuren von Leinöl.

Abgang: Am Gaumen ist er ausgewogen und lang. Es gibt wieder ein paar Bitterstoffe und auch etwas Salz. Da sind aber auch wieder einige Früchte, hier würde ich sagen unreife Birne, Trauben und Zitrone.

Fazit: Immer und immer wieder bin ich fasziniert von diesem Whisky. Ich trinke ihn selbst gerne aber biete ihn auch mal einem Whiskyeinsteiger an. Die Eigenschaft gleichzeitig zugänglich und nachhaltig überzeugend zu sein, die hat wahrlich nicht jeder Whisky. Dabei ist er mehr als bezahlbar (~45€). Danke an Springbank. 89/100

Hazelburn 2004 Oloroso

14 Jahre hat diese Abfüllung in „Fresh Oloroso Sherry Casks“ hinter sich. 9900 Flaschen wurden 2019 mit 49,3% abgefüllt. Link zu Whiskybase

Nase: Ganz kurz blitzt mir eine Nase Ketchup entgegen. Dann wird er metallisch und auch mineralisch. Ist das verflogen, gibt es dreckigen Rauch. Aber auch Mandel, Zitrus, Vanille, Pflaume, Tabak und Pappe. Irgendwas zwischen sensationell und komisch.

Mund: Die würzige Sherryklaviatur wird gespielt. Im Wesentlichen Leder und Tabak aber auch Salz und deutlich Säure. Irgendwas fruchtiges ist da – Trauben? Das wird aber ziemlich dominiert.

Abgang: Der hintere Teil ist sehr ungestüm. Man könnte viel Alkohol vermuten. Es findet außerdem ein kleiner Kampf zwischen verschiedenen Noten statt: Gummi, Rauch, Süße, Sherry, Salz und Pflaume. In der Länge wird er dann bitter.

Fazit: Nase war oft sehr gut, manchmal aber auch leicht daneben. Mit Wasser geht er noch mal etwas auf, wird auch süßer. Der Abgang fühlt sich teilweise eher wie ein Wirrwarr an als eine Komposition. Trotzdem ist er lecker, mir macht das allerdings nicht ganz so viel Spaß wie ich gehofft habe. Er ist meistens auch ein wenig zu weit weg von dem was ich mir bei einem Hazelburn erwarte. 84/100

Handwerkszeug und Spieltrieb

Ich glaube Springbank macht viel richtig und deshalb sind sie sehr anerkannt (und leider mittlerweile auch gehyped): Sie beherrschen ihr Handwerkszeug, ihre Basics. Eine Standardrange in drei Destillationsvefaheren und damit Marken. Das ergibt eine Standardrange in konstant hoher Qualität mit bezahlbaren Einsteigern.

Gleichzeitig machen sie aber nicht immer nur das Gleiche. Sie spielen herum und fordern heraus. Mit breiter Brust. Eine Sherry Vollreifung, in frischen Fässern, von mehr als 14 Jahren kommt anderswo vielleicht als Single Cask raus. Hier ist es ein Batch mit 9900 Flaschen, 15-20 Fässer also. Der Mut wird aber belohnt, der aktuelle Markt nimmt auch das an und ist voll des Lobes. Ich habe auch Spaß damit. Weiter so.

Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flasche und ein privat gekauftes Sample