Gleichung mit drei Unbekannten

Um meinen Erfahrungsschatz zu erweitern probiere ich gerne neue Dinge. Klar ist dann auch mal was dabei, was man nicht unbedingt noch mal braucht. Aber für das persönliche Gesamtbild sind es es dennoch wichtige Bausteine. Davon heute drei. In aller Kürze, denn hier reicht mir ein Fazit.

Paul John Nirvana

Der nicht getorfte Einsteigerwhisky der indischen Destille Paul John. Deren Reputation ist, ähnlich wie bei Amrut, mittlerweile recht gut. Vor allem fassstarke Einzelfässer mit Lagerung in Sherry o.ä. werden gut bewertet. Dieser Einsteiger hat nur 40% und über die Fässer weiß man nichts. Genauso wenig wie alt er ist oder wie groß der Batch 1 war. Link zur Whiskybase

Ich mach es kurz: Weder bringt einen dieser Whisky näher an das Nirvana, noch ist er das was ich dort trinken wollen würde. Mit viel Glück findet man etwas Kaffeenoten und ein paar milde Gewürze, vergraben unter einem Berg Süße. Insgesamt einfach sehr flach. Ich hoffe zukünftig noch bessere Vertreter zu finden. 76/10

Glen Spey 2007 Signatory Vintage

Eine Abfüllung aus der Single Cask Seasons Reihe vom unabhängigen Abfüller Signatory Vintage. Für das Frühjahr 2019 wurde dieser Glen Spey aus dem Refill Sherry Butt 802147 mit 49,8% abgefüllt. Knapp 550 Flaschen des 12 jährigen Single Malt sind so für kleines Geld auf den Markt gekommen. Link zur Whiskybase

Glen Spey ist eher eine unbekannte Destille aus der Speyside Region. Im Wesentlichen wird der Whisky für Blends verwendet. Single Malts und Single Casks sind dementsprechend selten auf dem Markt. Eine schöne Chance sowas zu probieren.

Er ist wärmend, floral und kräutrig. Das Malz und die entsprechende Süße sind sehr präsent. Insgesamt ist er eher uninteressant und hat leider auch einen deutlichen Seifenton, der sich nicht in die Komposition einfügen mag. 80/100

Affinity by Compass Box

John Glaser, der Chef von Compass Box, ist der Inbegriff für das Ausloten von Grenzen und Experimentierfreude. Nichts anderes haben wir hier vorliegen. Eigentlich ist das kein Whisky sondern ein Blend aus 62,5% Whisky und 37,5% Calvados. 6028 Flaschen mit 46% Alkohol wurden ausgegeben. Details zu den Fässern und diversen mehr gibt es hier im Factsheet (tolle Sache!) und in der Whiskybase.

Mein Fazit: Der Experimentcharacter ist eindeutig. Das schmeckt nach Apfelwhisky, das ist Apfelwhisky. Am spannendsten finde ich noch den Abgang. Ich befürworte generell, das man hier Dinge ausprobiert und mit Kunden verprobt. Ein Problem habe ich allerdings mit dem Preis. Für über 100€ erhält man sowohl eine bessere Flasche Whisky als auch eine bessere Flasche Calvados. Wahrscheinlich sogar beides gleichzeitig. 79/100

Fazit

Bisher war es eher selten, das ich unter 80 Punkte vergeben habe. Meistens war auch wirklich guter Whisky im Review. Auch die Exemplare hier sind nicht richtig schlecht. Immerhin kann ich zwischen 76 und 80% Zustimmung meiner Sensorik verspüren 😉 und für die Erfahrung ist es das immer Wert.

Foto: Eigene Anfertigung von Christian, Samples: Eigene Flasche von Christian (Affinity) und Gratisbeigaben zu Bestellungen in Shops