Hochgenuss zu den Festtagen: St Magdalene (Teil 1)
Typischerweise sind die Tage zwischen den Jahren in Blogs für Best-of-Listen und besondere Highlights reserviert. Für Rückblicke oder die Besonderheiten, die man sich und seinen Liebsten gegönnt hat.
Ich möchte die Zeit nutzen, für einen Blick auf eine Destille, die es mir besonders angetan hat. Sie ist aber leider für immer verloren: St Magdalene.
Bis einschließlich 1983 produzierte man Single Malt Whisky und auch in Blends wurde das Destillat verwendet. Einige der alten Gebäude sind heute noch vorhanden, wurden aber als Apartments einem anderen Zweck zugeführt.
Typisch für St Magdalene ist der grasige Lowlands Charakter, kombiniert mit Einflüssen des getorften Malz. Da ich diese Kombination sehr mag, nutze ich jede Gelegenheit um Samples zu probieren und halte auch immer Tastingnotes fest.
Linlithgow Old Malt Cask 1974
Douglas Laign füllte als unabhängiger Abfüller diesen St Magdalene in der Old Malt Cask Reihe ab. Diese werden immer mit 50% abgefüllt. Das ergibt hier nach 26 Jahren 330 Flaschen. Zum Fass gibt es keine weiteren Angaben. Ich vermute dem Geschmack nach ein Refill-Bourbon-Fass.
Nase: Eine große Wiese, dazwischen diverse Kräuter und Wildblumen. Im Hintergrund steigt Rauch auf.
Mund: Erst gibt es sattes Malz, leicht getorftes Malz. Danach Nüsse, vor allem Cashew und Macadamia.
Abgang: Die Süße bleibt gefühlt ewig. Mit etwas Prickeln und Mandarine kommen Gedanken an eine leckere Version von Fanta. Peated Fanta. Sollte man der Coca Cola Company vielleicht mal vorschlagen.
Fazit: Eine wahre Freude. So muss das sein. Ein Dram zum Träumen und Philosophieren. Muss man aber nicht, er lässt sich auch einfach trinken. 91/100
Linlithgow 1982 Càrn Mòr
Von Càrn Mòr nach 25 Jahren in einem Re-Fill Sherry Butt in der Celebration of the Cask Serie abgefüllt. Heraus kamen 582 Flaschen mit 61,8% Alkohol.
Nase: Leicht metallisch und mineralisch, ansonsten viele Kräuter und Tee. Dann auch noch ein Chuttney mit Oliven aber auch trockenes Laub.
Mund: Trink ich eigentlich noch Whisky oder kaue ich auf Süßholz? Unglaublich viel Lakritz und vor allem mit Wasser dann noch eine dezente Rauchnote. Es kommt auch ein wenig Tabak dazu und die Blätter sind auch wieder da.
Abgang: Hier legt er eine faszinierende Kombination aus bitteren, trockenen Noten und einer rauchigen Süße hin. Dank einiger Zitrusnoten bin ich auch irgendwie schon wieder bei Fanta… und auch ein wenig im Whisky-Himmel.
Fazit: Was soll man da noch sagen. Außer das ich ein Idiot bin. Ich hätte die Restflasche, aus der ich das Sample hatte (siehe Bild), zu einem fairen Preise kaufen können. Warum hab ich das noch mal nicht gemacht? Ach ja doch, eines fällt mir noch ein: Hier kann man sehr gut mit Wasser spielen. Der verträgt viel davon und offenbart noch ein paar schöne Noten. 93/100
St Magdalene 1970
Nach 23 Jahren in der Rare Malts Selection als Originalabfüllung veröffentlicht. 58,1% Alkohol, über die Anzahl der Flaschen oder die Fassart(en) weiß man aber nichts.
Nase: Die erste Eindruck ist relativ rund und man vermutet alten Sherry. Etwas Rauch gesellt sich dazu. Das so typische florale Profil lässt er vermissen.
Mund: Eine deutliche Süße und die ersten Kräuter kommen hervor. Insgesamt relativ weich für die fast 60%.
Abgang: Am Gaumen wird er trocken. Die Kräuter werden dominanter und einiges an Orange kommt dazu. Die Länge ist sehr schön.
Fazit: Ich wäre vor der Flasche fast in Ehrfurcht erstarrt. Das Alter. Die legendäre Rare Malts Reihe. Eine Lost Destille. Eine meiner Lieblingsdestillen. All das zahlt schon mal vorab auf das Kopfkino ein. Ich bin aber froh, dass ich mich davon dann doch frei machen konnte. Das war ein leckerer Dram, aber es war sicher nicht das obere Ende dessen was St Magdalene kann. 87/100