Was für ein Käse. Was für ein Whisky! (Teil 2)

Im ersten Beitrag zum Thema ging es mir um das Whisky- und Käse-Tasting allgemein. Dieses mal will ich meine Meinung zu den verkosteten Whiskys festhalten

Bladnoch Adela, 15 Jahre, Oloroso Sherry Casks, 46,7%

Nase: Der Sherry begrüßt einen sofort, dann kommt Süßholz und ein Schwung Pralinen

Mund: Da ist Bitterschokolade mit Pfeffertopping, keine ganz einfache Kombination

Gaumen: Trauben und ganz frische Rosinen (gibt’s sowas?). Unspektakulär und relativ kurz

Fazit: Der Whisky ist wirklich nicht verkehrt. Grundsätzlich auch deswegen spannend, weil es noch eine Abfüllung aus den alten Brennblasen ist. Bald wird es eine ganz neue Art Bladnoch geben, von der man noch nichts weiß. Auch schön ist der Dekanter, in dem er abgefüllt ist und die wirklich wertige Box. Das dürfte auch die Preisgestaltung mit beeinflusst haben, sowas gibt es nicht umsonst. Ich find es ein wenig dick aufgetragen für diesen Malt. Unabhängig vom Preis und Aufmachung: 84/100

Und mit Käse? Der Crottin de Chauvingol ist cremig und relativ salzig. Als Begleiter ist er nicht schlecht. Der gegenseitige Einfluss hält sich in aber in Grenzen.

Ben Nevis 1996, Maltman (Meadowside Blending), 20 Jahre (1996-2017), Single Cask Refill Hogshead, 54,6%

Nase: Der Alkohol sticht, etwas wie Kleber. Wenn das verflogen ist: Apfel und grüne Papaya

Mund: Hier spült es einen Schwung Kräuter rein. Eher ungewöhnlich. Das Marzipan aus Andreas Tastingnotes finde ich irgendwie nicht.

Gaumen: Hier ist er schön fruchtig eine klasse Mangonote. Die Länge ist ok.

Fazit: Von den Maltman Ben Nevis kann man viel erwarten. Das sind häufig echte Fruchtbomben. Der hier hat das auch im Ansatz, aber ganz kann sich das leider nicht durchsetzen. Trotzdem sehr ordentlich. 83/100

Und mit Käse? Der Manchego Artisinale schafft es den von Andreas versprochene Marzipan zum Vorschein. Das ergänzt sich hier wirklich prima.

Macduff 1997, Bottling for Whisky Akademie Fürth, 19 Jahre (1997-2017), Bourbon Hogshead, 54,9%

Nase: Eine schöne Grapefruitnote und auch das Fass hat gut gearbeitet, da ist deutlich Vanille

Mund: Im Mund ist er trocken und erinnert mich an “Werther’s Echte”. Wie beim Opa aus der Werbung 😉

Gaumen: Er bleibt relativ lang, trägt die Aromen weiter. Zum Schluß wird er etwas bitter, aber das ist nicht unangenehm.

Fazit: Macduff Abfüllungen kriegt man nicht alle Tage. Das hier ist sicherlich eine echte Rarität, da speziell für die Whisky Akademie Fürth abgefüllt. Der Malt mach auch viel Spaß, hat das richtige Alter und die richtige Stärke. Gelungen, er könnte vielleicht etwas komplexer sein. 85/100

Und mit Käse? Der Prestige de Bourgogne ist eine Wucht an Cremigkeit. Den Whisky macht er buttrig und süß, die bittere Note wird deutlicher. Ich bin mir nicht sicher ob es dadurch besser wird.

Glenfarclas 2007 Marriage of Casks, 10 Jahre (2007-2017), Sherry Casks 435+456, 51,1%

Nase: Ein trockener Rotwein mit Schwarzkirschen aber auch nasse Flora. Ich denke an Moos, Farn, …

Mund: Jetzt ist der Sherry da. Oloroso. Und damit auch saftige Rosinen.

Gaumen: Ungewöhnlich viel Holz und Vanille, das deutet eher auf junge Eichenfässer hin. Auch eine deutliche Süße macht sich breit. Die Länge ist sehr gut!

Fazit: Klasse Malt. In der Nase und im Mund hat man viel Spaß mit dem Sherry. Der Abgang ist eher untypisch für eine Lagerung ausschließlich in Sherryfässern. Trotzdem ist er am Gaumen nicht schlecht, aber einfach anders als erwartet. 88/100

Und mit Käse? Der Bleu de Causses scheint eine gute Wahl. Fruchtigkeit und Aromen von Sherry, vielleicht etwas Süße. Allerdings dominiert er den Whisky leider zu sehr. Spannend wird es wieder am Gaumen. Da wird es dann eine salzige Angelegenheit.

Glen Moray 1998, Malts of Scotland, 19 Jahre (1998-2017), Single Cask (Sherry Hogshead), 54,8%

Nase: Ohhhh da geht was. Schwefel, Sulfur aber auch der Sherry hat gearbeitet. Trockenfrüchte, Orgeat und auch Kräuterhonig.

Mund: Im Mund ist er rauchig und nussig. Er hat auch deutlich Säure. Die ist leider etwas unangenehm.

Gaumen: Im Abgang ist der Sherry wieder da. Auch die Nüsse dürfen noch mitspielen. Die Länge ist schön.

Fazit: Krasser Stoff. Ich kann mir vorstellen das viele schon bei der Nase abgeschreckt wären. Aber man kann dem Ganzen schon eine Chance geben. Ich hab an sowas Spaß. Ausgewogen ist dieser Whisky trotzdem nicht. Das ist schon eine kleine Achterbahnfahrt. 87/100

Und mit Käse? Die Aromen werden weiter verstärkt, trotzdem ist der Käse noch eigenständig erkennbar. Das macht der Livarot gut. Am Gaumen wir es deutlich bitter. Mindert in diesem Fall die Freude.

Port Charlotte 2002, Malts of Scotland, 15 Jahre (2002-2017), Red Wine Cask, 56,3%

Nase: Da ist Metall, da sind Tanine und auch Rauch. Rotweinfass? Check. Port Charlotte? Ja, aber kein Monster. Passt aber schon.

Mund: Fruchtig. Himbeeren und rote Johannisbeeren. Dezenter Torf ist auch da. Immer noch zurückhaltend für einen PC.

Gaumen: Sehr trocken, der Rauch ist wieder präsent.

Fazit: Ich habe seit dem ich gelesen habe das es einen PC gibt auf Speck gewartet. Der kam nicht. Der Whisky ist aber sehr gut. Das Rotweinfass hat vor allem sehr gut gearbeitet. Ein würdiger Abschluss. 87/100

Und mit Käse? Der Brebis de Tourmalet hebt alles nach mal nach oben. Da sind jetzt ein paar Kirschen. Die Kombination ist  sehr gut, vielleicht die beste des Abends.

Das waren einige sehr leckere Drams und Käse. Die beiden Gastgeber haben ganze Arbeit geleistet. Was mir auch sehr gut gefallen hat: Mehrere Destillen die man nicht so häufig kriegt aber auch “Klassiker”.

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