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Whisky Island (Teil 9)
Ein neuer Tripp auf die Inseln steht an. Wir starten ganz im Norden auf Orkney, machen halt auf Mull, auf den inneren Hebrieden. Und wir Enden auf Raasay, zwischen Skye und dem Festland.
Orkney 2009 Error 502 – Phil & Simon Thompson
Ein Refill Hogshead das nach 14 Jahren nur noch 102 Flaschen mit 57,1% übrig hatte. Sowas füllen nicht viele als Single Cask. In der Error 502 Serie ist das aber genau das Programm von Phil & Simon Thompson. Link zur Whiskybase
Nase: Heidekraut, Honig, Kies, leicht käsig, matschige und überreife Früchte, ausgekratzte Vanilleschoten, in Öl marinierter Weißfisch.
Mund: Schöne Süße, eine leichte Zitrusschärfe, Heidekraut und Öl sind dominant. Dazu kommt dann langsam eine erdige Torfnote.
Abgang: Salz und Wachs, mineralisch und rauchig. Ein Stück Käsekuchen, in dem man den Zucker vergessen hat.
Fazit: Richtig lecker. Total im HP Profil, sehr trinkig, da passt alles. Für die magische Grenze zur 90 hat ihm ein Tick der Rauch gefehlt. Das hätte meiner Meinung nach noch mal etwas Tiefe verliehen. 89/100 Auch spannend: Er ist sehr trüb mit vielen Schwebstoffen. Stört mich nicht, das fände man aber bei einer Orginalabfüllung natürlich nicht. Da muss es meistens „aalglatt“ aussehen.
Single Malt Scotch Whisky 2009 – mr.whisky
Schon seit übe reinem Jahrzehnt füllen Michael und Monika Reckhard unter ihrem Label als unabhängiger Abfüller. Sie vertreiben diese als Fassanteile, private oder Auftragsbottling. Bei diesem Fass konnte man wohl keine Namensrechte erwerben. Der Name Orkney Dragon verrät uns aber wohl schon wo es her stammt. Das Bourbon Hogshead enthielt 338 Flaschen mit 61,5%. Link zur Whiskybase
Nase: Vanille und Rauch, zusammen mit Honig. Getrockneter Lavendel. Heidekraut an dem eine Meersalzkruste klebt.
Mund: Würzig bis pfeffrig scharf. Zitrus, Honig, Rauch, Asche, Heidekraut, Sonnenblumenöl, ein Kiesweg im Regen
Abgang: Deutliche Schärfe und Wärme. Pfeffer und Chili. Honig, mildert es ab, bevor es noch mal auf die Wiese an der Küste geht.
Fazit: Der Alkohol ist in Taste und Abgang schon deutlich präsent. Aber das man kann schon noch ohne Wasser genießen. Zumindest mit etwas Übung 😉 Ich mochte diesen HP, ehrliche Bourbon Reifung. Feine Sache. 87/100
Highland Park 2006 – Signatory Vintage
Ein 18-jähriger HP von einem Indie-Bottler, auf dem auch noch offiziell drauf steht was drin ist. Eine Seltenheit. Hingekriegt hat das Signatory. Sie haben ihn mit 52% aus einen Hogshead in eine unbekannte Anzahl Ibisco Dekanter gefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Leicht säuerlich, dazu Kiesweg, Heidekraut, etwas Rauch, Honig und Wachs. Außerdem noch Haferflocken.
Mund: Leicht würzig, Bleistiftspähne, Sonnenblumenöl, Honig und Malz. Grüner Apfel und etwas Walnüsse.
Abgang: Etwas brotiges. Dieses viel zu weiche italienisches Brot, kennt ihr das? Zitronig, pfeffrig, leicht wachsig. Heidekraut und weit entfernter Rauch. Auch eine dezente erdige Torfnote spielt noch mit.
Fazit: Sehr lecker. Und ein fairer Preis, wenn man das aktuelle Preisgefüge in Betracht zieht. Schön, dass es sowas noch gibt! 88/100
Ledaig 1995 – Phil & Simon Thompson Error 502
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Eigentlich dachte ich mittlerweile sind alle 1995er unpeated Ledaig bereits abgefüllt. Es waren nicht wirklich viele Fässer, die dieses Experiment gesehen haben. Aber dann haben unsere Freunde in Dornoch wohl doch noch ein Fass entdeckt. Ein Refill Hogshead das nach 28 Jahren gerade mal noch 60 Flaschen mit 45,2% enthielt. Link zur Whiskybase
Nase: Eine schöne fruchtige Süße, leckere Gewürze aber nichts was ich dingfest machen könnte. Kräuter und Wiesenblumen kommen mit der Zeit auf. Sonnenblumenöl auf getrockneten Pfirsichringen mit getrockneten Kräutern darüber. Dazu kommt eine deutliche Mineralität.
Mund: Zitrone, laktische Noten, auch wieder Pfirsiche. Jetzt aber frisch und auch eingelegt aus der Dose. Außerdem etwas Pfeffer. Dann etwas Salz, Honigsüße und wieder die wunderbare Mineralität.
Abgang: Kandierte Früchte, Nusssirup in einem Milchkaffee. Früchte und Gewürze kommen zurück und bringen eine ganze Ladung Wachs mit. Am langen Ende bleibt dann noch eine milde Grapefruit.
Fazit: Oh… ich hatte große Erwartungen aber das ist einfach nur fantastisch. Das drückt nahezu alle Knöpfe bei mir. Ein ganz fantastischen Tröpfchen. 91/100
Mull’s Finest 2014 – Murray McDavid
Ein undisclosed peated Tobermory exklusiv abgefüllt für Schlüters Genießertreff. Gereift wurde er acht Jahre in einem Koval Bourbon Cask. 149 Flaschen mit 57,7% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase
Nase: Vanille, Zitrone, Blutorange, erdige Torfnoten. Damit kommen dann herbale, fast schon medizinische Noten. Auch wenn das jetzt sehr intensiv klingt ist es aber dennoch alles auf einem entspannten Level.
Mund: Süßlich, verdünnter Honig. Dezente Rauchnote. Ein Gebäck mit einem Klecks Vanillepudding.
Abgang: Salzig und süß. Ein trockenes Gebäckstück. Shortbread vielleicht. Dann noch schöne Bitterstoffe und etwas von dem erdigen Torfrauch. Aber die Tiefe und Komplexität ist nicht besonders hoch.
Fazit: Stabiles Bottling. Ich hätte durch die Jugend vermutet dass er etwas kräftiger rüber kommt. Aber so kann man ihn wirklich gut wegsippen. Gute Wahl. 85/100
Raasay Peated Single Chinkapin Cask for Independent Whisky Bars of Scotland
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Der Titel sagt schon alles. Einzelfass abgefüllt für die unabhängigen Whisky Bars im Mutterland. 272 Flaschen wurden aus dem Gelbeichenfass abgefüllt. Stabile 61,8% stehen zu Buche. Link zur Whiskybase
Nase: Tiefe Torfnoten. Dazu Vanille und etwas prickelndes und fruchtiges. Mimosa nur aus der Whiskywelt.
Mund: Schöne Süße kommt als erstes. Die 60% sind definitiv nicht auf dem Level spürbar. Vanille, Gebäck, vegetale Noten und auch helle Früchte. Deutlich weniger torfig.
Abgang: Salziger Mürbteig, Dosenfrüchte, Milchkaffee, Eszet Schnitten und gesüßte Hafermilch. Interessanterweise sind die Torfnoten jetzt ganz weg.
Fazit: Spannendes Bottling mit solider Drinkability und auch einigem zum Erkunden. Guter Dram, vor allem für den Ausgabepreis (um 100€) oder in einer entsprechenden Bar. 86/100
Kein Error
Der Error 502 ist mal wieder eine Flasche die ich „leider“ geteilt habe. Den hätte ich wohl auch gerne öfter getrunken. Aber ich weine ihm nicht nach, die nächste spannende Abfüllung wartet schon. 😉 Aber nicht nur das Einhorn kann hier punkten. Der Neuzugang, die sichere Bank, alles war heute wieder an seinem Platz. Das ist der Weg.
Mehr zu: Highland Park, Isle of Raasay, Tobermory, undisclosed Islands, Whisky Island (Teil 8)
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, vom lieben Alex und kostenlose Überlassung von Kirsch Whisky Import (Highland Park)
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