Schild der Caol Ila Destillerie

Der fünfte Besuch bei Caol Ila

Schon sind wir wieder bei Caol Ila. Unter anderem wegen dem lieben Daniel habe ich hier doch das ein oder andere Sample zu verkosten. Heute sind es erst mal vier etwas jüngere Abfüllungen, bevor ich dann noch in die Vollen gehen darf. Am Ende steht dann der heilige Gral zur Verkostung: Ein Cask of Destinction.

Caol Ila 2015 – James Eadie

Im aktuellen Outturn von James Eadie war dann noch dieser CI, den Rest hatte ich hier schon: Link. Er war neun Jahre im 1st Fill Amontillado Sherry Hogshead. 341 Flaschen mit 54,9% wurden in den Handel gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Relativ zurückhaltend, für einen jungen Raucher. Ein offenes Feuer, darauf ein Rost mit einer Pfanne, in der werden Trauben und Beeren geschwenkt.

Mund: Gurke, Ingwer, karamellisierte Beeren, tief maritime Noten, zusammen mit einem leichten Einschlag in Richtung weissen Fisch. Gut gewürzt. Der Rauch ist eher zurückhaltend.

Abgang: Kohlenstaub, Rauch, rote Beeren, Gummi, Limettensaft, ein paar Röstaromen. Wenn man schnell schluckt, dann kommen in leckere Olivennoten.

Fazit: Sehr solide. Damit kann man glaube ich tolle Geschenke für Peatfans machen. Könnte das Ziel dieses Bottlings im Weihnachtsgeschäft sein 😉 Spaß beiseite, der macht Spaß und man muss keine Angst vor einem dominierenden Fass haben. 86/100

Callisto XIV – 140° P.2.1′ 1846.4″

Im Scotch Universe von Michel Reick steht Callisto für Caol Ila. Das aktuelle Bottling war über 11 Jahre in einem 1st Fill Oloroso Sherry Hogshead und wurde mit 55,5% in eine unbekannte Anzahl Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Beef Jerkey an einem Lagerfeuer an der Küste. Säuerliche Fleischbrühe über gratinierten Austern. Ein paar Tropfen Sojasauce, etwas Balsamicoessenz. Ein staubiges, absolut trockenes Stück Holz dass mit BBQ-Sauce bestrichen wird.

Mund: Würzig bis leicht scharf. Pfeffer, Chili, Kräuter, Brühe. Dann kommen erst erdige dann maritime Torfnoten. Nach ein paar Runden im Mund wird es süß. Die Sauce ist wieder da. Jakobsmuscheln im Speckmantel stehen auf den Kohlen.

Abgang: Jodtinktur auf einem Stück Fleisch. Damit kommt etwas Metall in Spiel. Die Würze und das Umami werden immer mehr. Gleichzeitig salzig und süß. Die Intensität ist hoch.

Fazit: Das macht durchaus Spaß sich durch die brutale Komposition zu kämpfen. Auch mehr als einmal muss ich zugeben. Als jemand der das pure Destillat verteidigt ist das aber sicher nicht mein ewiger Favorit aus dem Haus Caol Ila. Aber irgendjemand da draußen wird das anders sehen. Schönes Bottling. 86/100

Caol Ila 2009 – Sansibar

Für die Finest Whisky Messe Berlin 2021 wurde dieser CI von Sansibar abgefüllt. 456 Flaschen aus einem Sherry Butt fast 60% stark und 12 Jahre alt. Link zur Whiskybase

Nase: Hat am Anfang noch relativ viel Alkohol. Wenn man etwas wartet, dann setzt sich das. Dann hat er deutliche Würze, dezente Süße, etwas Frucht. Dominierend ist allerdings trockener Rauch und Asche. Sherry Fass kommt kaum durch. Mit der Zeit hab ich etwas Eukalyptus, vielleicht ist der darauf zurück zu führen?

Mund: Etwas Apfel, Zitrone, Pfeffer. Jede Menge Rauch und Asche. Dann kommt eine sehr angenehme Süße. Auch hier begleitet das Fass nur.

Abgang: Wärmend. Hat auch viel Lagerfeuer. Dazu noch etwas süße Marinade für das Fleisch auf dem Grill. Etwas Zitrone noch.

Fazit: Ich hab wirklich nix gegen dezente Sherry Fässer. 🙂 Das funktioniert für mich recht gut. Ich bin auch der Empfehlung gefolgt hier mit etwas Wasser zu arbeiten. Das hat für mich aber keine Veränderung gebracht. Er wärmt vielleicht noch etwas mehr. Ich weiß das macht keinen Sinn aber das Phänomen hatte ich schon öfter. Anyways: 86/100

Caol Ila 13-year-old – Phil & Simon Thompson

Im Set für die Mitglieder des Dornoch Castle Whisky Club war nicht nur ein Dornoch (Link), sondern auch ein Caol Ila. 13 Jahre in einem Dechar Hogshead abgefüllt mit 48,5% in 300 20cl Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Ok, hear me out. Käsekuchen ohne Boden, dazu ein Stück gekochtes Rindfleich und ein Kohlenfeuer, dass mit Zitronensaft gelöscht wird. Crazy. Aber geil!

Mund: Weisser Pfeffer, Vanille, Asche, Sonnenblumenöl, Zitronenschale, Zitronensaft und Stück weißfleischiger Fisch.

Abgang: Werthers Echte im Kohlenrauch, wärmend, Pfeffer, mit der Zeit dann auch Bitterstoffe, dazu nochmal Zitrone und Sonnblumenöl.

Fazit: Vielen Dank für dieses Bottling. Das hat genau seinen Platz bei den Mitgliedern des Dornoch Castle Whisky Club. Es ist nur möglich sowas echten Connaisseuren anzubieten. 88/100

Caol Ila 1992 – Alba Import

Schon vor zehn Jahren hat Alba Import in der Serie The Islay Trail diesen 20 Jahre alten CI aus einem Bourbon Barrel abgefüllt. Wieviele der Flaschen mit 52,2% es gibt ist mir nicht bekannt. Link zur Whiskybase

Nase: Okay ich hab glaube ich 10 Minuten an meinem Glas gerochen, bevor ich auch nur einen Buchstaben geschrieben habe. Der hat mich komplett in den Bann gezogen. Ein Fleisch, dass bei niedriger Hitze auf Kohlen simmert. Dazu wird immer wieder eine Saure Marinade aufgebracht. Wir treten einen Schritt zurück und beschäftigen uns mehr mit der Marinade. Limettenabrieb, Zitronensaft, Leinöl, Salz, Kelp, Pfeffer. Hier und da kommt noch ein Hauch Kuhstall durch.

Mund: Eher subtil geht es weiter. Aber weiterhin mit viel Tiefe. Das ist alles sehr rund, sehr stimmig. Tolle Konsistenz im Mund. Da ist gegrillter Fisch, darauf milde Apfelspalten. Ein paar Tropfen Jod, etwas Rauch.

Abgang: Es geht so weiter. Man muss allerdings relativ schnell schlucken, um noch einen langen Eindruck zu erhalten. Genießt man ihn zu lange im Mund, dann hat man im Abgang nur noch sehr wenig. Wenn man ihn rechtzeitig erwischt, dann kriegt man nochmal einen maritimen Eindruck, etwas Apfel und Zitrone und nochmal Jod und Rauch. Was ich hier am intensivsten wahrnehme ist Vanille. Diese ist aber nicht aufdringlich.

Fazit: Das ist ziemlich großartiger Stoff. Am Ende würde ich mir etwas mehr Oompf im Abgang wünschen, den man nur kriegt, wenn man ihn im Mund nicht ausreichend genießt. Das ist ein Trade den ich nicht machen möchte. Und das ist mal wieder ein Jammern auf unglaublich hohem Niveau. 90/100

Caol Ila 20-year-old handfilled Feis Ile 2023

Auch wenn die offiziellen Feis Ile Abfüllungen der Diageo Destillerien in den letzten Jahren eher enttäuscht haben, vor Ort gibt es dann immer noch was Besonderes. So wie 2023 den handfilled hier. 219 Flaschen, 52,9% 20 Jahre und Vollreifung im 1st Fill Bourbon. Klingt gut für mich. Link zur Whiskybase

Nase: Fruchtig, mit viel Birne und Apfel. Alles eher alte, robuste Sorten. Dazu ganz feine Vanille, gediegene Holznoten, ein Sprenkel Pfeffer. Auch Malz kann ich finden. Mit der Zeit geht es dann in südliche Gefilde. Die Früchte werden tropischer und dazu kommt auch noch ein wenig Kokos und ein paar Röstaromen.

Mund: Eine leichte Schärfe. Ingwer und Pfeffer. Dann Haribo Tropi-Frutti aufgelöst in Whisky. Dann schiebt eine dichte Mineralität an. Ui, das hab ich nicht kommen sehen. Zusammen mit der Vanille die dann auch wieder rein kommt. Sensationell.

Abgang: Mineralisch geht es aufs Ende zu. Zusammen mit einer großen Menge an tropischen Früchten. Fast prickelnd mit eine Prise Pfeffer werden sie serviert. Ganz am Schluß kommt noch ein wenig Würze rein. Das ist eher europäisch. Vielleicht noch keine Gemüsebrühe, aber in die Richtung geht es.

Fazit: Hallo! Ein geiler Whisky. Ich finde es lustig, dass in der Whiskybase hier Torfnoten herbeifantasiert werden. Das ist klipp und klar ein unpeated und der spielt in einer Liga mit den Größen dieser Kategorie. Vielleicht sollte Caol Ila das öfter versuchen. 91/100

Caol Ila 1990 Cask of Destinction for Wu Dram Clan, Bram, Floris & Pierrick

Cask of Destinction steht für Einzelfässer die Diageo an ausgewählte und vor allem zahlungskräftige Kunden verkauft. Ich weiß nicht ob das hier mein erster Dram aus einem solchen ist, viele hatte ich auf jeden Fall noch nicht. Die Jungs vom Wu Dram Clan haben sich mit weiteren Connoisseuren zusammen getan und diesen 32 Jahre alten CI aus einem Refill American Hogshead abfüllen lassen. Link zur Whiskybase

Nase: Alles was man am Meer und am Hafen an Eindrücken aufnehmen kann. Von der Gischt über die Dieslmotoren, Fisch, Schiffstau. Eine unglaubliche Tiefe. Dazu einige grüne Elemente in Richtung Wiesen und Feuchtgebiete. Auch vorhanden ist Vanille, eine zitruslastige Fruchtnote und ein Hauch Kuhstall. Jeweils verwoben mit den anderen Aromen.

Mund: Wir sind mal wieder bei einer der Qualitäten die ich an Caol Ila liebe. Die Fähigkeit meine Gedanken zu einem Kohlengrill am Strand schweifen zu lassen. Dort vermengen sich die Aromen von Grillgut, Meer, Marinaden und Raucharomen. Diesmal liegt der Fokus auf den Marinaden, die vor allem in (für uns Europäer) exotischen Früchten angesiedelt sind. Dazu einige Nüsse. Für eine gute Würze sorgt Pfeffer und frisch aufgeschnittene Thai-Chilies.

Abgang: Ohne die Schärfe ist das auch die Überleitung zum Finale. Es beginnt mit frischen, grünen Jalapenos. Das definiert auch die Art der Bitterstoffe, die wir hier finden. Dazu kommen weißfleischige Früchte, die ihren Platz zwischen den Meeresfrüchten finden. Etwas gerösteter, schwarzer Sesam dazwischen. Für mich geht er leider etwas zu schnell, das ist erneut der Wunsch diese Großartigkeit länger zu genießen.

Fazit: Mein erstes CoD. Es ist wahrscheinlich ein Teil des Eindrucks. Aber das hier ist ein großartig gereifter Caol Ila, der an Komplextität bei gleichzeitiger Balance kaum zu übertreffen ist. 92/100

Anzeichen wachsenden Wahnsinns

Es ist verrückt solche Drams überhaupt kosten zu dürfen. Ein wirklich besonderes Privileg. Ein dickes Dankeschön an alle die das möglich gemacht haben. Und auch Danke an die Indie Bottler, die weiterhin so wunderbare junge Caol Ila auf den Markt bringen, die genauso ihre Berechtigung haben und nicht aus der Whiskywelt wegzudenken sind.

Mehr zu: Caol Ila, Der vierte Besuch bei Caol Ila
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von Daniel und der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, kostenlos von  von Kirsch Whisky Import zur Verfügung gestellt (James Eadie), vom lieben Daniel und privat gekauft