Bruichladdich, so wie sie kommen… (Teil 4)
Zuletzt waren wir im September zu Besuch bei Bruichladdich, um die aktuellen Octomore zu verkosten. Das ist natürlich schon verdammt lange her, für ein Blog das per Spitzname „Keine halben Bruichladdich“ heißt. Deswegen kann das so nicht weitergehen. Heute hab ich mal wieder die ungetorften Abfüllungen im Review.
Bruichladdich 2009 – Whiskybase 220000 Bottles in Whiskybase
Zum 220000-Flaschen-Jubiläum der Whiskybase gab es einen Laddie. Aus einem First Fill Bourbon Barrel wurden nach 13 Jahren 234 Flaschen mit 60,8% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Die über 60% lügen nicht. Erstmal ist da ein guter Schwung Alkohol. Dahinter liegt eine tiefe Süße. Honig und Sirup. Mit der Zeit ist der Alkoholdampf dann weg. Dann kommen brotige und malzige Noten. Auch Apfel, Kräuter, etwas Holz. Dann wieder eine Süße. Jetzt Karamell, Puderzucker und Vanillepuding.
Mund: Der Alkohol bringt, neben dem Zwicken in der Zunge, eine gewisse Pfefferschärfe. Auch Zitrus ist dabei. Mit der Zeit dann Gras, angebrannter Teig, Salzkaramell, Milchkaffee.
Abgang: Viele Bitterstoffe, leicht betäubend. Etwas Salz. Auch wieder Vanille und Kräuter. Die Länge ist passend, er wird dabei mit der Zeit angenehm trocken.
Fazit: Der hohe Alkoholgehalt gibt diesem Laddie die Möglichkeit viel Raum einzunehmen. Und das ist hier ganz klar etwas Positives. Ich finde auch, man sollte sich hier durchaus erstmal ohne Wasser probieren. Man kann ja immer noch tunen. 88/100
Bruichladdich 16-year-old Feis Ile 2023 ROCK’NDAAL 02.1
Anlässlich Feis Ile 2023 wurde dieser 16-jährige bunte „Rocker“ abgefüllt. 2500 Flaschen aus Bourbon- und Sauterne-Fässern mit 50% Link zur Whiskybase
Nase: Sticht in der Nase, als hätte er 60%. Gleichzeitig kommen etwas überreife Südfrüchte. Das geht dann über in eine deutliche Honigsüße. Mit etwas Zeit im Glas wird er angenehmer.
Mund: Am Anfang wieder etwas muffig, mit Früchten die schon drüber sind. Lässt man ihn lange auf der Zunge liegen, dann kommt ein Vanillegebäck.
Abgang: Es bleibt dabei. Ich tu mich schwer mit den Fruchtnoten. Hier kommt dann auch wieder das Holz mit rein. Hilft nicht, meiner Meinung nach.
Fazit: Insgesamt ist er weich und rund. Man kann durch Zeit und Geduld den weg raus aus der Venus-Früchte-Falle finden. Mir war das zu anstrengend. Es gibt keinen Grund ihn hart abzustrafen, nur die Freude auf die ich gehofft habe, die hat er nicht gebracht. 84/100. Schönen Gruß an Marie Kondō.
Bruichladdich 2011 Private Cask René
Wenn wir schon bei Weinfässern sind: Ein Private Bottling aus einem Wine Hogshead. 11 Jahre alt, 54% stark und ohne Angabe einer Flaschenzahl. Link zur Whiskybase
Nase: Eine Honigsüße kombiniert mit würzigen Tabak- und Lederaromen, rote Früchte. Dicht gepackt und recht intensiv.
Mund: Leicht mineralisch, prickelnd fruchtig, etwas Pfeffer, dann nussig. Mit der Zeit wird er relativ bitter, was ich erst im Abgang vermutet hätte.
Abgang: Trocken, leicht metallisch. Dazu Orangen und Zimt, manchmal auch noch ein wenig von dem Tabak.
Fazit: Solide trinkbar. Ich würde mir etwas mehr Tiefe wünschen. Irgendwie bin ich aber froh, dass da Weinfass hier nicht total gewütet hat. 85/100
Bruichladdich 2012 – Phil & Simon Thompson
Und nochmal ein Weinfass: Wie wäre es denn mit einem Chateau Latour Hogshead. Großer Name, mal sehen was die Thompson Brüder damit machen. 199 Flaschen mit 55,3% wurden nach 11 Jahren abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Saure Weinnote und eine präsente Schwefelnote. Dann kommt etwas ranzige Butter oder vielleicht sogar Käse. Wenn man etwas wartet, dann verschwindet das alles komplett. Da sind dann Orangenstäbchen mit dunkler Schokolade, zuckerglasiertes Gebäck, Zitrusöle, etwas Leder und Tabak.
Mund: Schöne Balance zwischen Früchten und Würze/Schärfe. Die Früchte sind eingelegt. Dazu kommen würzige Noten.
Abgang: Extrem erdig. Dazu ein wieder Gebäck mit zwei Tropfen Rosenwasser, allerdings jetzt Pumpernickel.
Fazit: Am Anfang hatte ich große Befürchtungen, der Start war schwierig. Mit Zeit im Glas geht das Problem aber weg und wird ein sehr interessanter und gut trinkbarer Laddie. 86/100
Bruichladdich 2006 – Maltbarn for Whisky & Words
Ein kleines Release vom lieben Martin aka Maltbarn. 99 Flaschen für Whisky & Words, 53 Flaschen für den Rest der Welt. Das ganze aus einem Sherry Cask und mit 54,3% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Ein warmes Gebäckstück, Vanille, wunderbare Süße und dann kommt eine vollkommen wilde, grüne und saure Note. Das kontert sich gegenseitig ziemlich gut.
Mund: Walnüsse, Salz, getrocknete Tomaten, Oliven. Wir haben ein kleines Tapasbuffet. Außerdem ein paar Trockenfrüchte. Es gibt auch wieder etwas Säure.
Abgang: Eher low key. Schleicht sich raus, bleibt dabei aber relativ lang. Nüsse, herbe Marmelade. Mit der Zeit leicht trocken.
Fazit: Super solide. Ich glaube der ist ein fantastischer Essensbegleiter. Geht aber auch ohne ganz gut 😉 87/100
Bruichladdich 2012 „Dr. Jekyll“ – Malts of Scotland
Ein Doppelrelease von MoS, zusammen mit dem Port Charlotte „Mr. Hyde“. Den werde ich auch noch irgendwann beschreiben. Hier haben wir einen 11 Jahre alten Laddie aus einem Madeira Hogshead. 58,5% in 252 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Erst etwas Schwefel, dann Sauerrahmbutter. Einiges an Karamell, roten Früchten und gerösteten Nüssen. Außerdem etwas salzige Meeresluft und eine Schöpfkelle Bouillon.
Mund: Säuerliche, vergorene Fruchtnoten. Wieder die Butter, jetzt aber ranzig. Nüsse wurden darin geröstet. Vielleicht auch Pilze.
Abgang: Wieder die Butter und die Früchte. Neu dazu kommt etwas Vanille. Puderzucker auf einem Klecks Sahne.
Fazit: Ok, der Mittelteil ist nix für mich. Das ist nicht in meiner Komfortzone. Vielleicht kommt da schon Mr. Hyde ein wenig durch 😉 Ansonsten ein stabile Geschichte. 84/100
Bourbon gewinnt
Und zwar im ersten und einzigen Versuch. Gut gemacht Whiskybase. Da können die Wein- und Sherrycasks für mich nicht mithalten. Aber das dürfte für die aufmerksamen Leser auch nichts Neues sein. Ich brauche keine Fässer die das Destillat verstecken oder verzerren. Wenn dann muss es ergänzen und unterstreichen.
Mehr zu: Bruichladdich, Bruichladdich so wie sie kommen (Teil 3)
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft
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