Unbeschriftete Flaschen mit Flüssigkeit von https://blendingrooms.ie/ Bildrechte unklar

Blends in nicely (6)

Ich hab mal wieder einen guten Schwung an Blends angesammelt und kann damit einen schönen Beitrag stellen. Mit einem schönen Blick über ganz frische und moderne Blends bis hin zu den 1950/60ern. Let’s kick it.

Blended Scotch Whisky Lowrie’s Reserve – Phil & Simon Thompson

Ein Blend der Dornoch-Brüder. Wie immer mit einem spannenden Rezept: 20.5% – Strathclyde Single Grain 1994, 28 years old, Refill Bourbon, 19.9% – Speyside Single Malt 2012, 11 years old, Bourbon Hogshead, 51.6% – Blended Scotch 2012, 10 years old, Sherry Hogshead, 8.00% – SRV5 Campervan Brewery cask finish. Das Bierfass war vorher dann auch noch ein australisches Shiraz-Fass. Ein wilder Mix also. Abgefüllt wurde mit 45,7%. Link zur Whiskybase

Nase: Eingelegte Rosine, zusammen mit einer stark malzigen Note. Fast schon bierig. Dann kurz etwas Holz und dann kommen Vanille, ein paar Kekse und ein ganzer Korb verschiedener Früchte.

Mund: Seidige Textur, etwas Würze gibt kurz den Ton an. Dann dominiert das Gebäck, bevor es wieder zu den Früchten kommt.

Abgang: Erstaunliche Tiefe in den Aromen. Eichenwürze, Früchte, Trauben, Vanille Aber, leider fehlt hinten raus der Wumms. Da sind die 45,7% leider zu wenig.

Fazit: Lecker, beeindruckend für so ein günstiges Bottling. Am Ende würde ich mir eben noch etwas mehr Alkohol wünschen. Ansonsten hab ich nichts zu meckern. 86/100

NcNoch 05-years-old – Phil & Simon Thompson

Die Experimentierfreude der beiden Brüder hat zu diesem Trank geführt. Das Rezept: ein Fass der In-Brennerei Nc’Nean holen und mit dem eigenen Dornoch Whisky vermählen. Ergibt einen 5 Jahre alten Blended Malt mit 48,5% und 377 Flaschen. Mehr Details in der Whiskybase und in diesem YouTube Video

Nase: Honig süß, mit Birne, Kräutern, wilde Wiese, Senfgurken, Vanille, Kokos, eine trockene und sehr dezente Rauchnote.

Mund: Ananas, Zitrone, Birne. Auch wieder die Kräuter. Dann kommt etwas salziges, mineralisches sowie leicht teigige Noten.

Abgang: Malz, Vanille, Zitrone, dezente Bitterstoffe, Birnenschnaps, mit der Zeit trocken bis sehr trocken.

Fazit: Was kann man denn daran nicht mögen? Das ist ein klasse Bottling und für das Alter hält er sich wirklich sehr stabil. Normalerweise liege ich nicht weit weg von den Bewertungen in der Base aber hier verstehe ich die niedrige Punktzahl wirklicht nicht. 87/100

Spice Tree The Signature Range – Compass Box

Spice Tree ist eine der großen Erfindungen von Compass Box. Damit sind sie quasi groß geworden. An anderer Stelle hatte ich auch schon mal die ursprüngliche Variante. Die heutige enthält leider keinen Clynelish mehr. Mal sehen was Tomatin, Balmenach, Glen Moray aus French Oak Barrels und American Oak Barrels so können. Wahrscheinlich diese Version, da es auch die auf der Webseite von whic.de ist. Link zur Whiskybase

Nase: Honigsüß, getrocknete Orangenscheinen. Außerdem Kräuter und Gewürze, Zimt und Ingwer. Ausgerauchte Vanille und Eichenwürze.

Mund: Ein Tick Zitrone, Pfeffer, Gebäck und etwas Fruchtmus darin (vielleicht Birne?). Dann auch nochmal Gewürze und Kräuter.

Abgang: Wärmend mit leichten Röstnoten an einem Vanilleplunder. Zitronenabrieb darüber und ein Fingerhut Tequila dazu.

Fazit: Gut balanciert und trinkig. In gewisser weise etwas langweilig. Aber das braucht es ja manchmal auch. Gepflegte Langeweile. 85/100

Glen Garry Finest Scotch Whisky (Glen Elgin)

Ein Glen Garry mit einem Hauptanteil “Glen Elgin – Glenlivet”. Eine Alkoholangabe gibt es nicht, das würde mich spontan in die 60er oder früher bringen. Allerdings wundert mich dann der Schraubverschluss. Auf jeden Fall ist er mindestens 50 Jahre alt, würde ich sagen. Ich hab diese Version nicht wirklich in der Base gefunden. Hier findet ihr aber die Liste der Garrys dort: Link

Nase: Old bottle flavour kickt direkt rein (gibts das eigentlich bei Samplefläschchen?). Dazu eine muffige, leicht käsige Note. Dazu Maggikraut und Rosinen.

Mund: Weich, leicht fleischig, etwas Pfeffer und Majoran. Malzbonbons, etwas Honig. Er schreit einen nicht an, aber hat doch eine erstaunliche Tiefe.

Abgang: Ein paar Bitterstoffe, etwas Honig, Malz, Wachs, etwas Vanille, nochmal OBF. Dann ist er aber auch schnell weg. Vermutlich ist das nicht der einzige Glen Garry mit mehr als 43% 😉

Fazit: Ich mag ja alte Blends. Da gibt es viel zu entdecken. Hot take: Ein Single Malt in dieser Qualität wäre heute relativ teuer. Vor allem wenn man die jungen Anteile rauslassen kann. Für mich hat das hier den Test der Zeit gut überstanden. 86/100

Glen Garry Finest Scotch Whisky (Oban)

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Ja, das ist das gleiche Glas neben den Flaschen. =) Einmal ist es ein 5cl Sample und hier ist eine 1,96l Pulle. Mit Henkel. Und Ausgießer. Drinnen ist im größten Anteil Oban und der Blend hat 40%. Es ist davon auszugehen, dass er etwas jünger ist als der Glen Elgin. Link zur Whiskybase

Nase: Etwas Honig macht den Start, wird aber gleich von einem Maleratelier gekonntert. Dazu kommt grüner Apfel mit einer Wachsschicht und dazu noch etwas Zitrone.

Mund: Da ist Zigarrentabak, Zedernholz, sehr würzig. Dazu Zitronenabrieb, Milchkaffee, Kaffeesahne und eine trockene Wiese.

Abgang: Wieder der Apfel, diesmal auf einem Mürbteigboden. Dann wird er leicht trocken, der Tabak ist zurück. Dazu Heidekraut. Bleibt erstaunlich lange und kriegt nochmal einen Honigdrall.

Fazit: Auch hier ist die Komplexität erstaunlich. Für den Oban hat mir vielleicht etwas der maritime Charakter gefehlt. Insgesamt sehr solide und sicher ein guter Einsteiger. 84/100

Glen Garry Finest Scotch Whisky (St. Magdalene)

So, wir sind zurück bei normalen Flaschenformaten. 75cl, wie sie noch bis Ende der 1970er auch in Europa verwendet wurden. Vermutlich stammt diese Abfüllung aus den 1960ern. Abgefüllt wurden hier hauptsächlich Malts aus der verlorenen Destillerie St. Magdalene. 43,3% stehen auf dem Refraktometer. Link zur Whiskybase

Nase: Kupfer, rostige Nägel, Petroleum, Öllappen. Das alles gepaart mit jeder Menge Old Bottle Flavor. Oder ist dass das OBF? Irgendwo dahinter ist was fruchtiges. Allerdings eher von Früchten die schon nicht mehr ganz fit sind.

Mund: Weich, leicht salzig. Dampfiges, frisch geschnittenes Gras. Pfeffer, Zitronenschale, eine brennende Öllampe.

Abgang: OBF, jetzt auf einem etwas zurückhaltenderem Niveau. Auch nochmal die Paraphine. Dazu noch ein ganzer Mund voll Holz und ein Kupferpfening.

Fazit: Irgendwo zwischen verrückt und lecker. Das war ein Supermarktprodukt? Wirklich? Kann ich mir irgendwie kaum vorstellen. Aber ich liebs. 88/100

Blended Malt Whisky Mainland vs. Island – whic.de

Ein Abschluss mit einem Peated Blend. Mainland Peat zusammen (warum auch immer es dann vs. sein musss?) mit Inselpeat finished in Oloroso für ein 3/4-Jahr. Insgesamt keine Altersangabe, 319 Flaschen und 50,7%. Abgefüllt von whic.de in deren Sirens-Serie. Link zur Whiskybase

Nase: Süßlich, angebrannter Zucker mit Beeren, etwas Zitrone, Vanille, Rauch und Erde. Vielleicht auch etwas Brühe und Pilze. Dazu Kräuter mit einer Salzkruste und ein paar andere maritime Aromen. Dann kommen wir langsam in Richtung Kuhstall.

Mund: Würzig, leicht nussig. Eine gewisse Schärfe. Zitrone, erdige Torfnoten, etwas Muschelsuppe mit einer Kelle Gischt. Apfelspalten ind er Suppe.

Abgang: Insgesamt relativ kurz. Leicht wärmend, mit Vanille, nochmal ein paar Beeren und raus schleichendem Rauch. Ein paar eher junge Noten in Richtung Apfel und Birne und auch eine kleine Menge Bitterstoffe fallen mir noch auf.

Fazit: Stabiles Bottling. Ich würde mir tatsächlich mehr Einfluss vom Olorosofass wünschen, das hätte nochmal Tiefe gebracht (ja, ich weiß, normalerweise sage ich was anderes). Ich denke außerdem dass der Inselwhisky hier den Ton angibt. 84/100

Mind the Blend!

Das habe ich bei der letzten Runde durch die Blendlandschaft schon gesagt und ich wiederhole es hier. Daran ist nichts verkehrt. Ob es jeder gleich spannend findet wie ich, diese uralten Teile aufzureissen? Keine Ahnung. Aber eine gut gepflegten, modernen Blend, der vielleicht nicht gerade für den Massenmarkt gemacht wurde, da ist nichts verkehrt dran. Es bringt mich sogar zu diesem überlangen Beitrag, obwohl ich doch gerade eher kurze Beiträge schreiben wollte….

Mehr zu: Blends und Blended Malt, Blends in Nicely (5)
Bilder: Titel: Unbeschriftete Flaschen mit Flüssigkeit von https://blendingrooms.ie/ Bildrechte unklar | Flaschen: Eigene Anfertigung und Freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und kostenlos überlassen von whic.de (Spice Tree und Siren)