Immer mehr Speyside im Glas (Teil 12)

Mittlerweile sind es über 400 Reviews von Speyside Single Malts und ich hab noch lange nicht das Gefühl hier am Ende angekommen zu sein. Deshalb geht es natürlich weiter mit den Flights verschiedener Speyside Destillerien. Heute sowohl mit Standards, als auch längst vergessenen Bottlings.

Glen Grant 15-year-old Batch Strength (2023)

Eine Flasche Glen Grant 15-year-old Batch Strength (2023)

Ich hatte von dem schon 2021 die 1-Liter-Version (Link). Ich vermute diese Flasche stammt aus 2023. Die Werte und was bekannt ist, das bleibt gleich. Mal sehen wie es mit dem Rest ausschaut. Link zur Whiskybase

Nase: Honig, Vanille, Apfel, Malz, Aprikose, Biskuitkuchen, Limettenabrieb

Mund: Leicht würzig, Apfel, etwas Zuckerglasur, etwas Tee und Tabak, Vanille,

Abgang: Salzig und malzig. Auch wieder Äpfel. etwas Zitrone, nochmal der Tabak und das Gebäck. Wirkt jetzt eher in Richtung Bitterstoffe.

Fazit: Immer noch lecker und richtig einsortiert. Sehr guter Standard, mit dem man durchaus einen ganzen Abend verbringen kann. Die Unterschiede zwischen den Batches scheinen auch nicht besonders groß. 86/100

Aberlour A’bunadh Batch #80

Eine Flasche Aberlour Abunadh Batch #80

Mir ist eben aufgefallen, bisher hab ich tatsächlich nur A’bunadhs von Aberlour reviewed. Das muss ich bei Gelegenheit auch mal ändern. Aber nicht heute. Batch 80 ist wie immer aus Oloroso Sherry Butts und „schlanke“ 61% stark. Link zur Whiskybase

Nase: Eine wunderschöne süße Medizinnote, mit einem Hauch Schwefel darunter. Dahinter dann mittlerer Sherry.

Mund: Der Alkohol ist logischerweise sehr präsent. Dazu kommen wieder Sherry und die süße Tinktur. Ewas kühlendes Menthol ist auch mit dabei.

Abgang: So bleibt es dann auch Menthol, Sherry, Alkohol. Ein paar Bitterstoffe noch. Und irgendwie eine Idee von Pfirsich.

Fazit: Ich bin ein wenig hin und her gerissen. Erstaunlich trinkbar für den Alkohol, dabei aber nichts was mich außergewöhnlich begeistert. 83/100

Secret Speyside 1994 – Sansibar for deinwhisky.de

Eine Flasche Secret Speyside 1994 von Sansibar für deinwhisky.de

Sicherlich ein Macallan, so wie alle Secret Speyside, oder? Nun es steht nunmal nicht drauf, aber das er von Sansibar für deinwhisky.de abgefüllt wurde. Er ist 26 Jahre alt, 50,2% stark und wurde aus einem Sherry Butt in 245 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr grasige und erdige Noten. Außerdem einiges an Wachs. Das ganze liegt in einem alten Holzschrank. Dieser wird eingerieben mit Brühe und Sojasauce.

Mund: Angebranntes Karamell, jede Menge Kräuter, Gewürze und Vanille darin. Abgelöscht mit der Brühe und der Sojasauce. Das Holz arbeitet gut mit.

Abgang: Cola, Sojasauce, eher saure Brühe, Tabak und all die anderen würzigen Olorosodinge. Darüber hinaus ziemlich viel Holz. Manchmal etwas viel für meinen Geschmack.

Fazit: Starker Stoff. Teilweise anstrengend. Bin mir nicht sicher wieviel ich davon wirklich wollen würde. Ein Sample zu haben war aber wirklich gut. 88/100

Glenlivet 1982 – Glenscoma

Eine Flasche Glenlivet 1982 von Glenscoma

Eine 13 Jahre alter Glenlivet mit fast 60%. Soweit noch nicht spektakulär. Das er allerdings schon Anfang der 80er gebrannt wurde und dann in „port wood“ war allerdings schon. Zu der Zeit war das noch alles andere als üblich. Mal sehen was sich der deutsche Whiskyhändler der erste Stunde, Glenscoma, hier abfüllen hat lassen. Link zur Whiskybase

Nase: Eine sehr reichhaltige Nase, mit Tabak, fleischigen Noten, außerdem Tee und Äpfel. Vielleicht türkischer Apfeltee. Und Anis. Etwas Schokolade ist auch noch da. Nach einiger Zeit kommen getrocknete Tomaten dazu. Das ist sehr lecker.

Mund: Sehr starker Antritt. Der Alkohol spricht. Pfeffrig, für einen Moment sogar betäubend. Dann kommen Äpfel und Zimt. Heißer Apfelsaft mit Zimtrolle? Auch Schwarztee.

Abgang: Das dominiert dann auch im Abgang. Bittere Schwarzteenoten, etwas Lakritz und Anis. Er ist natürlich auch weiterhin gut „wärmend“. Apfel und Vanille kommen zum Schluß noch raus, zusammen mit Zitrone und etwas Honig.

Fazit: Die 60% sind schon eine Ansage, dennoch ein Dram der mir viel Freude bereitet. Das Portweinfass hätte ich jetzt nicht explizit gefunden. Vielleicht so ein 4th Fill Ding. 89/100

Speyside Distillery 1995 – Elixir Distillers for Kirsch Import

Eine Flasche Speyside Distillery 1995 von Elixir Distillers für Kirsch Import

Elixir Distillers hat in seiner Reihe The Single Malts of Scotland schon öfter Fässer für Kirsch Import abgefüllt. So auch dieses Sherry Butt der Speyside Distillery. 26 Jahre war er da alt und 390 Flaschen mit 56,8% waren es. Link zur Whiskybase

Nase: Irgendwo zwischen Rinderbrühe und Assam Tee. Noch viel intensiver als beim Glenlivet. Außerdem Kaffee, Leder, Tabak, Schokolade, etwas Vanille und auch Pfirisch. Zwischendrin kommen auch immer wieder Wellen alkoholischer Dämpfe. Das ist manchmal schon fast etwas too much.

Mund: Dafür ist dann der erste Eindruck im Mund erstaunlich mild. Süß und von Tabak geprägt. Dann ist da doch eine gewisse Würze. Ein Rub, mit getrockneten Beeren, Ingwer, Pfeffer und Zimt.

Abgang: Kurz fleischig, dann kommen Schokoladen und viele Bitterstoffe. Dann wieder Tabak. Er klebt recht lang im Mundraum und Rachen und lässt dabei Tanine zurück.

Fazit: Spannend, ums mal vorsichtig zu sagen. Das ist eher einer nach dem Fisherman’s Friend Motto. Aber auf eine geile Art und Weise. 88/100

Linkwood 1991 – Kingsbury

Eine Flasche Linkwood 1991 von Kingsbury

Zu Schluß erneut ein Kingsbury, den ich zusammen mit den beiden Clynelish gekauft habe. Da freue ich mich natürlich drauf, denn Linkwoods mag ich normalerweise. Dieser war 23 Jahre im Fass und wurde aus einem Sherry Hogshead mit 53,2% in 159 Flaschen abgefüllt Link zur Whiskybase

Nase: Viele Trockenfrüchte, Pflaumen, Rosinen, Datteln, Pfirsich, Aprikosen. Aber auch Holz und Politur, Wachs und Tabak. Schöne Sherrykomposition.

Mund: Süß und rund. Gleichzeitig wunderschön würzig. Auch wieder Früchte. Jetzt vielleicht eher halbgetrocknet. Mit Orangen dazwischen.

Abgang: Rosinen, Tabak, schöne dunkle Sherrynoten. Schokoladen Nibs, Leder und Politur. Die Holznoten kommen zurück. Am Ende ist er recht trocken.

Fazit: Ein wirklich tolles Bottling. Mir fehlen hier und da noch ein paar Kräuter, dann wäre das 1a Stoff fürs Podium der Linkwood Bottlings. Trotzdem hat er starke 90/100 verdient.

Guter Standard, gute Reifung

Ein Flight in dem gut gereifte Sherry Speysider glänzen durften. Aber auch die Standards mussten sich nicht verstecken. Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit dem Fligth. Ob jetzt das Highlight der Glenlivet oder der Linkwood waren… ist vielleicht auch nicht wichtig. Was aber geweckt wurde ist meine Neugierde auf alte Glenscoma Abfüllungen und mein Qualitätseindruck bei Kingsbury wurde bestätigt.

Mehr zu: Aberlour, Glen Grant, Glenlivet, Linkwood, Speyside Distillery, undisclosed Speyside, Immer mehr Speyside im Glas (11)
Bilder: Titel: Generiert mit Dall-E, Prompt Speyside Region in spring around 1900, widescreen. | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase außerdem ein Screenshot von https://www.carousell.com.hk/ (Bildrechte ungeklärt, auf der Seite steht nicht wie sie die Rechte der hochgeladenen Bilddateien handhaben)
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft