Toen96, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Immer mehr Speyside im Glas (Teil 11)

Ausnahmsweise etwas schneller als sonst geht es gleich wieder in die Speyside. Gibt ja auch genug Destillerien dort 😉 Heute gibt es zwei mal drei. Zuerst drei der gleichen Bottlingreihe und dann drei von einer Destillerie.

Glentauchers 1997 – Phil & Simon Thompson Error 502 Bad Gateway

Eine Flasche Glentauchers 1997 Error 502 von Phil & Simon Thompson

Wir beginnen mit den wunderbaren Error 502 von den Thompson Brüdern. Dieser 25 Jahre alte Glentauchers musste dringend aus dem Fass. Er drohte unter die magischen 40% zu sinken, kurz vor seinem 26. Geburtstag. Also raus aus dem Refill Barrel und in 75 Flaschen abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Wunderschön fruchtig und intensiv. Alle Arten von Melonen, außer Wassermelone. Insgesamt ein toller exotischer Touch. Vieles davon durchaus auch stark durchgereift. Außerdem eine tolle Wachsnote, mit Einschlüssen von Wildblumen. Etwas Salz, frisch aufgeschlagene Sahne und Puderzucker. Die Früchte gehen jetzt langsam eher in Richtung europäischer Gartenfrüchte.

Mund: Hier kommt erstmals die geringe Alkoholstärke zum Tragen. Weil die Flüssigkeit sich etwas dünner als gewohnt im Mund anfühlt. Die Aromen sind aber weiterhin in einer guten Dichte. Weißer Pfeffer, Fruchtschalen, Die Blumen nehmen an Intensität deutlich zu. Früchte sind jetzt vor allem Pfirsich und Apfel.

Abgang: Sehr mild. Die Bitterstoffe geben die Struktur, sind aber nicht dominant. Eine angenehme Trockenheit bleibt. Früchte und Blumen – die offiziellen Notes sprechen von Kamille und Jasmin. Das kann ich gut mitgehen – sind jetzt untrennbar vereint. Auch die Länge ist für 40% noch absolut unerwartet. Man muss nach ein paar Minuten nur nochmal “kauen”, sofort hat man wieder Aromen präsent.

Fazit: Das Blumenthema ist vielleicht nicht unbedingt meine erste Wahl, aber ich kann hier wirklich gut mitgehen und es in der Kombination mit den Früchten sehr gut genießen. Die 40% sind bei diesem Whisky absolut kein Problem. Faszinierend. 89/100 Noch eine Anmerkung: Die Notes oben sind mit einer Copita als Glas. Ich ein paar Tage später nochmal einen Dram aus einem Glencairn. Da war er deutlich herber und die Nase weniger fruchtig. Ich fand ihn nicht schlechter, aber das war trotzdem eine spannende Erfahrung.

Dailuaine 2010 – Phil & Simon Thompson Error 502 Bad Gateway

Eine Flasche Dailuaine 2010 Error 502 von Phil & Simon Thompson

Der nächste im Bunde ist ein Dailuaine. 13 Jahre im Fass, davon 15 Monate in einem PX Qarter Cask. Danach wurden 142 Flaschen mit 52,2% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Eine deutliche Pfeffernote heißt mich willkommen. Auch nach längerer Zeit im Glas, die kann man also scheinbar nicht “ausdampfen” lassen. Vorsichtige Versuche geben dann schöne Trockenfrüchte preis. Auch ein wenig Schokolade und zuckrigen Süßkram. Ich tat mich etwas schwer konkrete Aromen bei den Früchten zu identifizieren. Einige Versuche mit unterschiedlichen “Nosingwinkeln” brachten Kaktusfeige und mehlige rote Äpfel. Dann nehmen wir eben das.

Mund: Erst sehr salzig, dann trocken, dann kommen würzige, fleischige und ledrige Noten. Holla, da wurde aber ein Gang hochgeschalten. Das ist aber nicht überbordend. Der Whisky lässt einen schon noch mitkommen. Wenn man nochmal Sauerstoff dazu holt, dann kriegt er viel Orange dazu. Außerdem kommt noch eine sehr herbstliche Note dazu. Laub und Erde und feuchte Luft. Wenn man sowas schmecken kann.

Abgang: Ein Stück gekochtes Fleisch, dass ganz langsam im Mund zergeht. Dazu wirklich eine ordentliche Menge an Bitterstoffen. Orangenzeste die in Kaffee gewälzt wurde.

Fazit: Dailuaine ist typischerweise ja kontrovers in seiner Rezeption. Die fleischigen Noten sind nicht für alle Whiskyheads. Hier ist eine gute Integration mit dem PX gelungen, welches zum Glück nicht zu süß war. Gut gewählt! 86/100 P.S.: Falls ihr dazu die Chance habt: Das leere Glas am nächsten Tag. Wow. Das ist quasi eine Fleischerei, in der gerade jemand extrem würzige Rubs auf die Tagesauslage aufbringt. Dafür hätte er fast einen extra Punkt verdient.

Aultmore 2009 – Phil & Simon Thompson Error 502 Bad Gateway

Dieser Aultmore aus der Error-Serie stammt aus einem Red Wine Barrique. Scheinbar eine Vollreifung, zumindest ist es nicht anders angegeben. Nach 14 Jahren sind dann nur noch 83 Flaschen mit 55,2% übrig gewesen. Link zur Whiskybase

Nase: Der Alkohol ist kurz präsent im Glas. Dann kommt angebranntes Karamell und beschwipste Birne. Dunkle Fruchtnoten kommen hinterher, unreife Brombeere, Walderdbeeren. Dezente Vanille- und Kokostöne sowie würzige, leicht fleischige Noten.

Mund: Kokosshavings und Erdbeeren dominieren erstmal. Darüber etwas Pfeffer. Das geht über in eine würzige Note, leicht ledrig, erdig und mit Tabak kommt dazu. Nach einigen Umdrehungen im Mund kriegt er eine deutliche Bitternote. Kaffee, vor allem eher säuerliche Bohnen, Mangoschale (ja ich weiß sehr überspezifisch) und Grapefruit.

Abgang: Eichenbitterstoffe, dunkle Schokolade und eine Kräuternote. Das Ganze versenkt in einer Erdbeerbowle und dann zu Sirup reduziert. Probiert es aus, wenn ihr mir nicht glaubt 😉

Fazit: Hohe Intensität, mit einer ordentlichen Portion an Bitterstoffen und Würze, die Früchte und Spirit begleiten. Ich würde sagen Tagesform abhängig. Im Mittel 86/100.

Glen Moray 2007 – Malts of Scotland

Nun der Wechsel zu Glen Moray. Das erste Bottling ist vom deutschen Abfüller Malts of Scotland. Nach etwas 16 Jahren wurde er dann mit 207 Flaschen mit 51,7% abgefüllt worden. Link zur Whiskybase

Nase: Puderzucker, Zitrus- und Apfelnoten, Zitronat, etwas trockenes Holz, eine dezente Kräuter- oder Grasnote, Mandelblättchen.

Mund: Hach ja, die Vanillekipferl. Und etwas Apfel dazu. Deutliche Getreidenoten. Dann kommen sehr würzige Honignoten.

Abgang: Überraschend kommt noch etwas Pfeffer und Zitrusschärfe. Wenn das abflaut kommt Vanillegebäck, der Apfel ist zurück.

Fazit: Hübsch. So mag ich meinen Vanillkipferlschnaps. Ich finde es auch ziemlich respektabel ,dass der Preis für einen 15-16 Jahre alten Whisky unter 100€ blieb. 87/100

Glen Moray 2008 Hand Bottled

Auch bei Glen Moray, wie auch bei einigen anderen Destillerien, kann man sich vor Ort ein Mitbringsel abfüllen. Soweit ich weiß gibt es dort immer drei verschiedene Fässer zur Auswahl. Dieses Bottling war zwölf Jahre im Bourbon gelagert und dann nochmal drei Jahre in einem ungarischen Süßweinfass. Dann hatte er noch 55,2% Link zur Whiskybase

Nase: Ziemlich süß, Erfrischungsstäbchen Orange, Honig. Die hellen Haribo Goldbären. Eine gewisse Würze liegt dahinter und jede Menge Malz. Muffige Dörrfrüchte. Auch eine dezente Vanillenote.

Mund: Sehr würzig, mit viel Pfeffer. Aber nicht alkoholscharf. Frische Säure. Orangen und Vanille. Leicht mineralisch, etwas gegerbtes Leder.

Abgang: Wieder Orange. Der Muff aus dem Geruch ist zurück. Das Getreide ist jetzt geröstet. Die Säure bleibt auch vorhanden. Was bleibt ist leicht metallisch.

Fazit: Nicht schlecht. Wenn das meine Handbottle, die ich mir mitgebracht habe, wäre. Dann wäre ich zufrieden. So ganz neutral finde ich das Tokaji Finish keine Bereicherung. 86/100 Meine Tastingpartnerin war mit Geruch unzufrieden, aber alles Weitere fand auch sie gut.

Glen Moray 2015 Hand Bottled

Noch mal ein Handbottling. Diesmal ein peated Glen Moray aus einem Cognac Fass (in der Base steht peated Cognac Cask – ich denke aber nicht dass es sowas gibt). Nach grob acht Jahren wurde er mit 59,7% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Intensive Torfnoten, sehr erdig. Farmyard Style. Das geht fast schon in Richtung Kuhfladen. Dahinter versteckt sich noch etwas Fruchtsaft. Wenn man lange genug wartet, dann wird er etwas milder. Eine Salzkruste auf einem Stück Lakritze.

Mund: Pfeffrig, würzig. Auch wieder erdig. Asche, Zitrone, Seetang. Das könnte in dem Stadium ein Caol Ila sein. Dann kommt Milchschokolade, Karamell und Lakritze.

Abgang: Vanille, Seetang, Karamell auch wieder Milchschokolade. Der Rauch ist jetzt bitter (macht das Sinn?). Am Ende gibt es nochmal etwas Frucht.

Fazit: Sehr lecker. Vielleicht sollte ich mehr peated Glen Moray probieren. Was genau das Cognac Fass da jetzt für eine Rolle gespiel hat weiß ich nicht. 88/100

Geteilte Freude

Heute mal kein Fazit, sondern ein Bild, dass mehr als 1000 Worte sagt. Vielen Dank an den lieben bschlosser, der es mir zur Verfügung gestellt hat. So sieht es aus, wenn einer für die Community die ganze aktuelle Range von Malts of Scotland teilt. Wer genau hinsieht findet auch den Glen Moray von oben. Das ist zwar immer viel Aufwand, so eine Teilung, aber genau sowas macht dieses Hobby ein Stück weit aus. Man kann es mit anderen teilen.

Mehr zu: Aultmore, Dailuaine, Glen Moray, Glentauchers, Immer mehr Speyside im Glas (Teil 10), Vanillekipferlschnapps
Bilder: Titel: Toen96, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von napets, bschlosser und der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft