Alan Jamieson, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Wax on, wax off

Und immer schön durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen. Natürlich ist der Titel aus dem Filmklassiker Karate Kid, das haben viele sicher erkannt. Beim Whisky steht Wachs aber synonym für bestimmte Destillerien, nicht für Kampfsport. Ganz konkret z.B. für das Profil von Clynelish. Und um die soll es heute gehen.

Clynelish 1997 – Gordon & MacPhail for Brora Golf Club

Nun natürlich lässt man sich als Golf Club in Brora ein Fass Clynelish exklusiv abfüllen. Ist ja die lokale Destillerie. Gordon & MacPhail hat das übernommen. Grob 13 Jahre alt und mit 40% aus einem unbekannten Single Cask in eine ebenso unbekannte Anzahl Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Leichtgewichtige Wachs- und Zitrusnase. Darunter etwas Malz und Erde. Nicht übermässig komplex, aber in seiner Klarheit wunderschön.

Mund: Salzig und zitronig. Ein Hauch Pfeffer. Wieder Wachs, jetzt noch etwas entfernter. Dazu eine leichte Eichenwürze und Röstmalz.

Abgang: Und schwubs ist er weg. Schade, der hätte bestimmt noch was zu erzählen gehabt, hätte man ihm mehr Alkohol gelassen. Vielleicht ist da noch ein Blätterteiggebäckstück auf einem Wachspapier? Aber nur vielleicht.

Fazit: Schön, vor allem eine tolle Nase. Und am Ende irgendwie zu Tode verdünnt. Schade. 83/100

Secret Highland 2007 – Les Grand Alambique

Nochmal ein 13 Jahre alter Highland Whisky. Diesmal von Les Grand Alambique abgefüllt aus einem Hogshead in 141 Flaschen mit 52,7%. Und was macht der in einer Clynelish Vertikalen? Nun es war ein Split-Cask. Die andere Hälfte des Fasses wurde für eine private Dreiergruppe abgefüllt. Und die bestätigten mit persönlich, dass es sich um einen Clynelish handelte. Link zur Whiskybase

Nase: Milchcreme, Gras, Getreide und Zitrusnoten. Im Hintergrund etwas Wachs und Vanille.

Mund: Cremig aber auch leicht pfeffrig. Einen Moment braucht es, dann kommen Cerealien, Gras, Zitrone und Wachs. Dazu eine Ahnung von Rauch bzw. gerösteten Noten. Die Konsistenz ist fast kaubar.

Abgang: Es bleibt so. Wachs, Gras, Zitrone. Und eine gedankenverlorene Trinkbarkeit.

Fazit: Ich habe 2022 in Limburg schon einen kleinen Schluck aus der Privatabfüllung verkosten dürfen. Wirklich nettes Zeug. Kein Komplexitätsmonster (wohlgemerkt es ist immer noch ein Teenager), aber wirklich schön im Stil und für mich absolut süffig. 89/100

Clynelish 1997 – Kingsbury

Wenn wir über unabhängige Abfüller in Japan sprechen, dann ist wahrscheinlich die eine Adresse die immer genannt wird Kingsbury. Viele der Abfüllungen sind mittlerweile Berühmtheiten geworden. Dieser Clynelish war 19 Jahre in einem Hogshead und wurde dann mit 53,9% in 210 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Die Farbe hat mir erstmal projiziert, dass das hier nicht zwingend ein Bourbon Hoggy war. Das muss ich dann erstmal gedanklich neutralisieren. Es braucht auch erstmal Zeit, bis die Flüssigkeit im Glas angekommen ist. Erstmal muss der Alkoholdunst verfliegen. Dahinter liegt verhalten Wachs, deutlich prägnanter Vanille und noch mehr geröstetes Malz. Grüne Äpfel, Mineralität und eine leicht metallische Note geben eine gute Komplexität.

Mund: Trockene, astirngierende Noten. Magerquark, grüne Äpfel, Hafer, Grapefruitschalen. Dann kommen auch noch Bitterstoffe. Kaffeemehl und Milchkaffee.

Abgang: Es wird wieder etwas frischer. Zitrone. Gebäckstücke und Milchkaffee. Gezuckerte Milch.

Fazit: Das ist in gewisser Weise ein Biest. Die Nase macht immer wieder großen Spaß und dann kommt doch wieder das Lösungsmittel vorbei. Die Komplexität ist insgesamt aber wirklich gut, wenn auch herausfordernd. Etwas zu wenig Wachs vielleicht. 😉 87/100

Clynelish 1995 – Kingsbury

Auf einem Kingsbury kann man schlecht stehen, oder? Deswegen geht es weiter mit einem 21 Jahre alten Hogshead. 56,8% haben die 245 Flaschen. Er wird der Celtic Serie zugerechnet. Wobei so ganz trennscharf ist das wohl nicht, denn die müsste eigentlich 1992 erstmal enden. Ist aber hier wahrscheinlich auch nicht wichtig. Link zur Whiskybase

Nase: Angetrocknete Kaffeesahne. Grüne Trauben, grüner Apfel, Wachs. Dann geht es in Richtung Gras und einem Kiesweg. Dazu ein Eimer mit hellen und gelben Früchten. Umeboshi, gelbe Pflaume, Aprikose.

Mund: Zitrone, Pfeffer, Ingwer, eingerührt in Milchcreme. Dann wieder Früchte, neu dabei Banane. Eher grün als reif. Dazu Vanille und eine grasige/erdige Note. Eine Öllampe steht auch noch irgendwo.

Abgang: Würzig und wärmend. Holz, Vanille Früchte, Wachs, Fruchtschalen, Salz. In der Länge wird es trocken und süß. Käsekuchen in supertrocken.

Fazit: Der ist ziemlich schön. Gut gereift, komplex und stimmig. Könnte ich durchaus genießen. 90/100

Clynelish 1995 – Daily Dram

Es geht die Vertikale in winzigen Schritten nach oben. Jetzt sind es 22 Jahre. Abgefüllt von Daily Dram in der Nectar Serie. Anzahl Flaschen, die aus dem Sherry Cask kamen, ist unbekannt. Abgefüllt wurde mit 56,7% Link zur Whiskybase

Nase: Da spricht auf der einen Seite deutlich das Sherryfass. Mit süßlichen roten Früchten, Leder und Tabak. Getrocknete Pflaumen und Datteln. Auf der anderen Seite kommen trotzdem die wachsigen Noten ganz wunderbar durch. Dazu noch etwas trockenes Holz. Vielleicht eine staubige Zigarrenkiste.

Mund: Deutlich im Sherry. Trockenfrüchte und Gummi. Rote Früchte in Butter. Das Holz ist jetzt frischer. Dann kommen Kräuternoten und ein Kupferpfennig.

Abgang: Der ist auch im Abgang noch vorhanden. Zusammen mit gewachsten Zitrusschalen. Außerdem Grapefruit. Etwas Schokolade kommt noch dazu.

Fazit: Auch schön. Und das Sherryfass hat zum Glück nicht komplett übernommen. Im direkten Vergleich gefällt mir das Bourbon Hogshead aber besser. Wie so häufig. 89/100

Clynelish 1974 – The Whisky Fair

Ein Bottling aus einer anderen Zeit. Fast schon aus einer anderen Welt. Zeit und Ort sind die Whisky Fair 2006 in Limburg. Wo man als Messebottling einen 32 Jahre alten Clynelish anbietet. 266 Flaschen mit 58,6%. Das ist heute schon gar nicht mehr möglich, weil man nicht an das Fass kommen würde. Und ein Messebottling für 1000€ ist wohl auch keine Option. Ich glaub ich will gar nicht wissen wie wenig das „damas“ gekostet hat. Link zur Whiskybase

Nase: Honig, Zitrone und eine wunderschöne, helle Wachsnote. Dagegen lehnt sich eine schwere und tiefe vegetale Note. Wenn man im Frühjahr, an einem nassen Tag, den Garten vom Herbst befreit. Nach einer Zeit wechselt es nochmal zurück in die frische Note. Diesmal grüne Früchte und Fruchtschalen.

Mund: Würzig bis pfeffrig. Etwas Vanille, ganz viel Wachs. Erdige, farmige Noten kommen dazu. Dazu wieder die Früchte. Außerdem deutlich laktische Noten. Der hört gar nicht auf anzupacken. Da kann ich noch so viel Speichel im Mund zugeben. Der bleibt positiv „on fire“.

Abgang: Trocken und wachsig. Gebäck, Milchcreme, Kaffeesahne, Vanille, Quark, Zitrone, ein paar Splitter Schokolade, Salz. Wenn man ihn nicht für eine Ewigkeit im Mund behält, dann kann man auch im Abgang die Natur entfesseln.

Fazit: Wirklich genial. Ich mag die Kombination aus den erdigen Tönen und der leichtfüssigen Seite des wachsig-fruchtigen Clynelish. In der Base kann man auch diverse Beiträge lesen dass dies eher ein Brora sein müsste (Clynelish B). Keine Ahnung, dafür hab ich sicherlich noch zu wenig Brora gehabt. Ist mir an der Stelle aber auch egal. 92/100

Don’t forget to breathe, very important

Ganz wunderbar. Vieles womit man sich einen ganzen Abend mit nur eine Dram beschäftigen kann. Ich kann vollkommen verstehen, dass die Destillerie mit der Katze auf dem Label viele hardcore Fans hat.
Liebe Grüße gehen heute mal wieder raus an die Freunde vom Whisky Club of Austria in Wien. Die mir die beiden Kingsbury aus ihrer Samplekiste ermöglich haben.

Mehr zu: Clynelish, undisclosed Highlands
Bilder: Titel: Alan Jamieson, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat und vom Whisky Club of Austria gekauft