Octomore 14.4 (+Bonus)
Ein neuer Octomore ist raus und ihr kennt den Drill: wird direkt aufgerissen und reviewed.
Octomore Edition 14.4 / 106ppm
Was haben wir diesmal zu erwarten, bei diesem Distillery Exclusive? Er ist so wie alle anderen 14.x 5 Jahre gereift, das also nicht. Der Alkoholgehalt ist bei knapp 60%. Auch das ist soweit normal. Nun der Torfgehalt ist etwas geringer mit 106ppm, aber das ist es nicht. Die Neuheit ist die Reifung in kolumbianischer Eiche, mit der man bei Bruichladdich bisher nicht gearbeitet hat. Und zwar ohne das vorher etwas anderes das Fass vorbelegt hat, also Virgin Oak – so wie alle x.4. Wir werden sehen was das so kann. Link zur Whiskybase
Nase: Satte Süße, die sich mit sehr erdigen und sehr harzigen Tönen verbindet. Eine recht frische, fast minzige Schärfe wird vom Alkohol hervorgebracht. Dazu auch noch einige fruchtige Noten.
Mund: Vanille, wie zu erwarten. Aber es wurde schon darauf geachtet, dass die Virgin Oak damit nicht überhand nimmt. Adam Hannett hat das auch stark betont, dass sie unterschiedliche Toastungen verwendet haben, um sicherzustellen, dass sie die Fässer richtig einsetzen. Dazu wieder eine schöne Süße, einige wenige Früchte und trockene erdige Noten und Holznoten. Mit der Zeit kommt milder Rauch auf, der dann in den Abgang führt.
Abgang: Auch hier führt erstmal Torf und Rauch und die harzige Holznote. Dazu ist er auch noch recht würzig. Dann kommt irgendwann die Süße zurück. Toffees mit Salz. Im Wechselspiel mit Zigarrenasche geht es dann hin und her.
Fazit: Ein gelungenes Experiment, dass schon besonders ist. Für diese Bereitschaft mal was anders zu machen mag ich Bruichladdich unter anderm. Auch dieser Octomore hat, wie die meisten, Platz für Wasser. Damit kann man eine deutlich florale Noten rausholen, die gut ergänzt. Schönes Ding. 88/100
Octomore Edition 06.3 / 258
Auf einem Bein kann man schlecht stehen, also reviewe ich heute eine weitere Berühmtheit in den Reihen der Octomore. Lustigerweise dürfte der 06.3 einer der Octomore sein, die ich schon am häufigsten im Glas hatte und dennoch hab ich noch nie ein Review dazu geschrieben. Wie alle x.3 geht es dabei um Local Barley, also Gerste von der Insel. Ganz konkret von der Octomore Farm und dort vom Lorgba Field. Abgefüllt mit 5 Jahren und 64% in 18000 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Vanille, Marzipan, karamellisierte Früchte, Birnen, und eine schöne Süße machen den Anfang. Dann kommt leichter Rauch, die klassische „Farmyard“ Note. Und: Quasi kein Alkohol merkbar. Bei 64%! Unglaublich.
Mund: Leicht würzig (immer noch nicht auf dem Niveau von 64%), Vanille, Räucherstäbchen, deutliche Süße in Richtung Zuckerwatte. Etwas Tabak, Rauch und Erde. Dazu eine schöne maritime Note mit ordentlich Seetang und Muscheln.
Abgang: Früchte, Erde, Rauch, Meerwasser. Angebrannte Kräuter, Vanille, Nüsse. Alles gut verbunden durch die Süße, die jetzt etwas abgenommen hat. Genau im richtigen Maß.
Fazit: Das ist für mich einer der besten Octomore und jeder der in die Hall of Fame will muss hieran vorbei. Wunderschön. 91/100
Und natürlich kann man auch hier mit Wasser arbeiten. Aber es absolut nicht notwendig. Macht ihn insgesamt deutlich würziger.
Octomore 2012 – Private Cask Octomore Farm
Und wo wir gerade schon auf der Octomore Farm waren, hier noch das aktuelle Bottling für James Brown, den Betreiber dieser Farm. Diesmal hat er sich ein Bourbon Barrel nach 10 Jahren mit 63,2% abfüllen lassen. Zur Anzahl der Flaschen hab ich nichts gefunden. Link zur Whiskybase
Nase: Kurz eine herb-rauchig-erdige Note. Diese wird alsbald durch eine gigantische Fruchtwelle überrollt. Im Hintergrund kann sich nur noch Baumsaft, Vanille und frisches Holz bemerkbar machen. Ansonsten sind da gelbe Früchte, Südfrüchte und eine Prise Salz. Später dann dominiert diese Seite und er kriegt eine sehr maritime Note. Tolle Nase!
Mund: Kurz schmeichelt er der Zunge, nur um dann richtig zuzupacken. Damit kommt die Fruchtnote direkt wieder. Saure Früchte, Zitrusfrüchte Galore. Mit etwas Speichel wird es dann ruhiger im Mund. Vanille, ein Gebäckstück, Farmyard, Rauch, Erde.
Abgang: Süß und fruchtig, aber auch dampfig und kräutrig. Etwas Vanille, Holz, Salz. Das ist sehr intensiv. Hier kann man mit Wasser für etwas Ruhe sorgen. Die Frage ist: Will man das? Schließlich trinken wir hier Octomore.
Fazit: Wenn ich nicht direkt davor einen 06.3 im Glas gehabt hätte: Er wäre vielleicht auf die 91 gekommen. Die bessere Balance macht den Unterschied zwischen den beiden. 90/100 Was ich aber hier wieder feststellen durfte: Wie bei Port Charlotte scheint mein Sweetspot auch bei Octomore Single Casks 10+ Jahre und Bourbonreifung zu sein. Diese Fruchtnote ist einfach geil.
Wie unfair
Was soll der 14.4 denn da dagegen halten? Nun, man muss zugeben, der Vergleich hinkt auf allen Seiten. Auf der anderen Seite hat er trotzdem einiges zu bieten und ist besonders. Für mich voll und ganz berechtigt, dass es ihn gibt. Er muss ja deshalb nicht ganz oben mitpsielen.
P.S.: Bruichladdich hat beim 14.4 eine Möglichkeit gefunden direkt innerhalb der EU zu verschicken, deshalb ist er sogar 10€ günstiger als der 13.4 gewesen. Dennoch sind 210€ für einen 5 Jahre alten Whisky schon mehr als sportlich.
P.P.S.: Bevor jemand auf die Schnapsidee kommt: Mir ist schon klar, dass Torf nicht in den Whisky kommt, in dem man ihn einfach ins Fass schaufelt. Ich hatte einfach mal wieder Lust mit der Bildgeneration zu blödeln.
Mehr zu: Bruichladdich, Octomore
Bilder: Titel: Dall-e, prompt: photorealistic picture of peat that is shovelled into a cask with whisky by a worker in a distillery | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.