Craigellachie Bridge by Elizabeth Oliver on flickr.com. Attribution-NonCommercial 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0)

Immer mehr Speyside im Glas (Teil 9)

Es wir wieder Zeit für den Herbst in der Speyside. Vermutlich ist nicht jeder Tag mit dem Blick auf die Craigellachie Bridge, so wunderschön wie beim heutigen Titelbild. Aber was es sicher auch an den verregneten Tagen gibt ist guten Whisky. Deshalb beschäftigen wir uns natürlich genau damit.

Speyside Single Malt Scotch Whisky 2000 – Phil & Simon Thompson

Whisky 2000 klingt auch eher nach einem dieser schlechten Produktnamen. Aber das ist hier natürlich nicht der Fall. Das ist ein 22 Jahre alter Whisky aus einem Refill Barrel. Abgefüllt wurden von den Thompsons 285 Flaschen mit 54%. Link zur Whiskybase

Nase: Puderzucker, grüne Früchte. Darunter Apfel, aber auch Kiwi. Dann kommt etwas Holz und Holzwürze. Außerdem noch, sehr leichte Gebäcknoten.

Mund: Apfelnoten gehen jetzt über in Apfelbrandy. Dazu immer noch die Würze. Er ist insgesamt sehr rund und schön gereift. Ohne jetzt zu komplex zu werden.

Abgang: Ein gedeckter Apfelkuchen, oder vielleicht auch Crumble, mit etwas Zimt oben drauf.

Fazit: Lecker und unaufgeregt. Er steht allerdings ein wenig im Konflikt mit den Erwartungen bei einem 22-jährigen würde ich sagen. Aber schön trinkig ist er. 87/100 Wasser macht ihn noch zugänglicher, etwas trockener. Ist aber keine explizite Empfehlung, das geht auch gut ohne.
In der Base liest man die Vermutung hier handelt es sich um einen Glenlivet. Dazu kann ich leider nichts sagen, dafür fehlt mir die Erfahrung mit dieser Brennerei.

Secret Speyside 2006 – Phil & Simon Thompson

Ein weiterer geheimer Speysider von den Thompsons. Diesmal allerdings „nur“ 17 Jahre im Fass und außerdem aus zwei Sherry Casks. Anzahl der Flaschen ist unbekannt, die Stärke beträgt 54,4%. Hinter vorgehaltener Hand sagte man wohl es wäre ein Glen aus Elgin. Link zur Whiskybase

Nase: Frische Fruchtnoten, darin ist der Alkohol deutlich präsent. Im Hintergrund ist etwas leicht käsiges zu vernehmen.

Mund: Würzige Teenoten, zusammen mit Nüssen und einer stoffigen Konsistenz. Ein paar Trockenfrüchte, etwas Kaffeemehl und ein trockenes Mundgefühl.

Abgang: Mit langer Zeit im Mund passiert hier nicht mehr viel. Wenn man schnell schluckt, dann hat man beschwipste rote Früchte. Dabei wurde sehr trockener Rotwein verwendet. Dann wärmt er auch ganz ordentlich.

Fazit: Nicht was insgesamt sehr große Begeisterung auslöst. Der Abgang macht schon ziemlich viel Spaß. Und wer es sehr sehr trocken mag: Ein paar Tropfen Wasser machen diese noch deutlich intensiver. 84/100

Mortlach 1995 – Gordon & MacPhail for Whisky Castle at Tomintoul

Bereits 2012 abgefüllt für Whisky Castle in Tomintoul durch Gordon & MacPhail in der Reihe Exclusive Single Malt Scotch Whisky. Das Single Cask wurde nach 16 Jahren mit starken 58,8% in 366 Flaschen gebracht. Gereift wurde in einem 1st Fill Sherry Butt. Link zur Whiskybase

Nase: Maggiekraut und Fleischbrühe sind im Zaum aber absolut vorhanden. Dazu kommt Honig und rote Beeren. Dann kommen dahinter Schokoladennoten und Haselnüsse. Das geht bis zum Hanuta. Danach noch Tabak, Trockenfrüchte und Toffee.

Mund: Nuss, Tabak, Brühe. Der Alkohol ist wirklich gut in der Balance. Das ist ziemlich beeindruckend bei fast 60%. Da ist nur ein wenig Würze, mit leichter Zitronennote und Pfeffer. Dazu dann auch noch etwas helle Frucht.

Abgang: Würzig mit einem Schwung Zimt. Jetzt auch gut wärmend. Nochmal die Brühe und der Tabak. Jetzt mit Orange und anderen hellen und gelben Früchten. Vor allem als Trockenfrüchte.

Fazit: Das ist doch mal gut. Ein richtig schöner Sherry Mortlach mit allem was sich so wünscht. Hmmmm. 89/100 Wasser ist eine Option hier, der hohe Alkohol lässt Raum. Und er schwimmt auch ganz gut. Je nach Verdünnung werden unterschiedliche Dinge stärker betont.

Tamnavulin 2009 – Phil & Simon Thompson

Zurück zu den Brüdern aus Dornoch mit einer Abfüllung aus der Error 502 Serie. Die Referenz auf der Flasche „Whisky Auction Hoose“ im Browser Tab gibt einen Hinweis darüber, was sie vom Sekundärmarkt der Auktionshäuser halten. Allerdings denke ich sind Tamnavulins da nicht ganz so gefährdet, wie vielleicht andere Destillerien. Auch wenn das hier eine seltene Kreatur ist: Nur 66 Flaschen mit 54,7% kamen aus dem Hogshead nach 14 Jahren. Link zur Whiskybase

Nase: Da ist viel Malz und Hefe. Auch etwas Nuss. In den offiziellen Notes heißt es getrocknete Mango. Dem kann ich zustimmen, an den Geruch kann ich mich aus meiner Kindheit noch gut erinnern. Allerdings kommt hier noch eine Saure Note dazu, die ich generell eher ungewöhnlich finde.

Mund: Viel Pfeffer und eine deutlich grasige Note. Sehr stoffig und dickflüssiges Mundgefühl. Einige Bitterstoffe kommen hervor. Auch von Zitrusschalen.

Abgang: Wieder die Mango aus der Nase. Dazu noch frisch gepresster Orangensaft mit wenig Süße. Später dann bittersüß mit einer schönen Betonung der Fruchtnote.

Fazit: Ein sehr nackter Malt. Ich kann zwischendrin immer wieder mal Begeisterung bei mir bemerken, aber er ist irgendwie auch anstrengend. Was er allerdings wirklich gut verträgt ist Wasser. Da kann man schön spielen und alleine dafür war er es wert. 84/100

Craigellachie 2009 – Phil & Simon Thompson

Gleich nochmal ein Error 502. Diesmal in den Browser Tabs auf dem Label: Lycos und der Tree Octupus. Ich mag die Referenzen. In der Flasche ist ein 14 Jahre alter Craigellachie. Das Refill Hogshead hatte diesmal immerhin noch 125 Flaschen mit 53,7% zu bieten. Link zur Whiskybase

Nase: Salziges Popcorn und Tortilla Chips. Danach Malz und brotige Noten. Dazu eine spannende Fruchtnote, die ich nicht so richtig zuordnen kann.

Mund: Grüner Apfel, Milchkaffee, Pfeffer. Mit der Zeit schön trocken. Dazwischen wieder Brotnoten und herbstliche Noten aus der Küche.

Abgang: Trocken und würzig. Mit viel Getreidenoten, aber auch ein wenig Brühe auf einer Brotscheibe. Schön langsam krieg ich Hunger.

Fazit: Das ist der Malt, den man zum Film trinkt, während man Chips und all diese Dinge verschlingt. Schön und auch wieder speziell. Wasser hab ich nur verwendet um rauszufinden was passiert. Muss man nicht, gibt aber auch keinen Grund dagegen. 85/100

Craigellachie 2011 – Elixir Distillers

Ein weiterer Lachie (ist das der korrekte Spitzname?) zum Vergleich. Diesmal von Elixir für Kirsch Import. 10 Jahre, 60% und 510 Flaschen. Ein Sherry Butt hat das möglich gemacht. Link zur Whiskybase

Nase: Trockenfrüchte und würzige Brühe. Nüsse und auch wieder insgesamt sehr herbstliche Noten. Im Hintergrund wieder Malz und Getreide.

Mund: Sehr würzig, zwischen Pfeffer und Chili. Danach geht es in Richtung Brühe, zusammen mit einer deutlichen Bitternote. Die finde ich aber an der Stelle nicht besonders gut integriert. Da fehlt er ein wenig Süße.

Abgang: Leicht metallisch, Tabakwürze, Leder und Trockenfrüchte. Mundgefühl ist mittlerweile leicht belegt.

Fazit: Die in der Base genannten Plastiknoten finde ich nicht. Ich hab auch extra nochmal Plastik gesucht und dran gerochen 😉 Das macht ihn aber deswegen nicht zu einem Knüller. Ich empfehle hier auf jeden fall Wasser, das balanciert ein wenig Süße rein. 83/100

Der Klassiker gewinnt

Neben vielen spannenden Eindrücken schafft es am Ende ein Klassiker mich am meisten zu überzeugen. Der Mortlach aus dem Sherryfass ist genau so wie erwartet für mich und einfach Bocklecker. Zusätzlich ist er mit der hohen Alkoholstärke auch für das Spielkind in mir oder die Experimentierfreude gut gewesen.

Mehr zu: Craigeallachie, Mortlach, Tamnavulin, Undisclosed Speyside, Immer mehr Speyside im Glas (Teil 8)
Bilder: Titel: Craigellachie Bridge by Elizabeth Oliver on flickr.com. Attribution-NonCommercial 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0) | Flaschen: Eigene Anfertigung
Samples: Eigene Flaschen