Whisky Island (Teil 7)

Zeit für mehr Inselwhisky! Und diesmal nicht nur die alten Bekannten, sondern auch eine erste Abfüllung der Isle of Harris. Das ergibt einen schönen Flight mit guten Vergleichsmöglichkeiten.

Arran Amarone Cask Finish

Aus dem Reigen der der Cask Finishes in der Standard Range von Arran kommt dieses Amarone Cask Finish. Wie immer mit 50% abgefüllt und wie immer keine Angabe zur Anzahl der Flaschen oder der Lagerzeit. Link zur Whiskybase

Nase: Eine süße keksige Note, kombiniert mit etwas fruchtigem aber herben. Vielleicht ein Traubensenf? Dahinter Vanille und auch Salz.

Mund: Kirschen, Trauben, Beeren, wieder mit genau der richtigen Süße und der herben Note. Vanille kommt dazu, etwas Holz.

Abgang: Das treibt dann auch den Abgang. Zusammen mit einem Tick Seife. Das ist aber nicht direkt Schlimm. Es bringt die Früchte in eine prickelnde, leicht saure Richtung.

Fazit: Spannende Geschichte. Nicht ganz mein Fall, im Sinne von „davon hätte ich gerne mehr“. Aber es ist ein gutes Bottling mit einem Alleinstellungsmerkmal aber gleichzeitig nachvollziehbarem Destillat. Er ist eben nicht ertränkt im Weinfass. 84/100

Arran Port Cask Finish

Der letzte im Bunde der Standard-Finishes bei Arran. Folgt dem bereits bekannten Muster. 50%, keine Flaschenanzahl, aber auf jeden Fall in Batches abgefüllt (kann man an den Bottlecodes sehen). Und eben diesmal ein Finish in Portweinfässern (auch hier da ginge es spezifischer, gibt ja schon sehr unterschiedliche Ports). Link zur Whiskybase

Nase: Süßliche, manchmal auch säuerliche Beerennoten. Tiefrot bis tiefschwarz, da ist alles dabei was Garten und Wald so hergeben. Wobei das jetzt wahrscheinlich übertrieben ausdefiniert klingt. Das ist es nicht. Eher eine Melange mit „das könnte jetzt… sein“. Hinzu kommen noch etwas Blüten und ein Klecks Honig.

Mund: Eine klarer Cocktail mit Früchten drin, mit einer Limette abgespritzt. Dazu etwas Pfeffer, Vanille und ein Puderzuckerrand am Glas. Erst mit der Zeit schleicht sich eine leichte Malznote rein.

Abgang: Milde Bitterstoffe tragen die Fruchtparade raus. Hier schiebt sich noch ein Apfel mit dazwischen. Dann kommt dann erstmalig auch eine leicht salzige, maritime Note dazu, die ich bis hier hin fast schon vermisst habe. Am Ende wärmt er dann auch noch ganz ordentlich. Obwohl nicht ganz fassstark und obwohl der Alkohol bisher noch keine Rolle gespielt hat.

Fazit: Sehr lecker. Gefährlich trinkig. Einziger Kritikpunkt: Der Brennereicharakter wird fast durchgehend im Fass versteckt. Dennoch mal wieder ein Bottling in der Standardrange, von dem sich nahezu alle anderen Destillerien eine Scheibe abschneiden können! 86/100

Talisker Wilder Seas

Das Projekt von Talisker mit der Umweltorganisation Parley for the Ocean. Jede Flasche ergibt 3 Pfund für die Aufforstung der Seegraswälder. Die knapp 18000 Flaschen kommen ohne Altersangabe mit 48,6% und einem XO Cognac Finish. Link zur Whiskybase

Nase: Salz auf einem nassen Kiesweg. Pfeffer dazu. Zitrone. Und erstaunlich viel Rauch. Leinöl auf Äpfeln und Trauben. Etwas Korkeiche und Brotteig.

Mund: Am Anfang erstmal etwas Eiche. Dann kommt die Zitrone, zusammen mit Sonnenblumenöl. Sehr weich, jetzt deutlich weniger rauchig.

Abgang: Vanilleplunder, Eiche, Apfel. Etwas Pfeffer und Chili und Lagerfeuer. Und Fischsuppe.

Fazit: Sehr gut gelungen. Solides Marketing, gute Verfügbarkeit, Preislich in Ordnung, eigenständiges Profil im Vergleich zu andern Talisker, aber immer noch voll im Profil. Ich glaub ja nicht dass ich sowas mal schreib, aber das hat der Großkonzern gut hingekriegt. 87/100
P.S: Desto länger die Flasche offen war, desto anstrengender fand ich diesen Whisky. Da kam sehr viel Korken und Holz rum. Schwer zu sagen ob das an meiner Flasche lag… spontan hab ich dadurch kein Bedürfnis noch weiter zu forschen. 82/100

The Hearach First Release Batch 5

Die relativ neue Destillerie Isle of Harris auf der gleichnamigen Insel hat den ersten Whisky auf den Markt gebracht. Die erfolgte in Batches. Wobei aber alle acht Batches in Heaven Hill, Buffalo Trace, Oloroso & Fino Casks reiften und mit 46% abgefüllt wurden. Auch die Flaschenzahl ist mit etwas über 12000 bei allen ungefähr gleich. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr viel Malz mit einer gewissen Grundsäure, die auch bei der Gärung von Bier in der Luft liegt. Dazu kommt eine erstaunlich deutliche Rauch- und Torfnote. Etwas Metall, Erde und auch grüne, gemüsige Noten sind dabei.

Mund: Weich und samtig. Mit Vanille, Malz, etwas Zitrus und Pfeffer und erdigen Torfnoten. Diese sind aber auch etwas bitter, was dem jungen Alter geschuldet ist. Außerdem ist da noch eine Fruchtnote, in Richtung eines Obstler. Etwas Salz in Richtung Olivenwasser.

Abgang: Nicht besonders lang, aber er schafft es einen schönen Abschluss der gesamten vorherigen Aromenlandschaft anzubieten. Der Rauch ist jetzt sehr subtil, aber noch vorhanden. Die Vanille ist weiter präsent, die dezenten Fruchtnoten sind jetzt eher bei Trockenfrüchten.

Fazit: Für mich eines der erfolgreicheren neuen Destillerieprojekten. Das ist schon echtes Produkt und nicht ein Versuch eines Marktinghypes. Auch wenn ich kurz Angst hatte, bei dem Event das zum Start daraus gemacht wurde. Der Whisky auf jeden Fall ist für seine Jugend wirklich lecker und erstaunlich reif. 85/100
Ein Wort noch zur Verpackung. Ich finde die Flasche sehr hübsch. Ist mal was anderes und das Format lässt auch eine andere Aufbewahrung zu, da man sie z.B. in niedrigere Fächer von Glasvitrinen gut unterbringt. Das sieht man auch am Bild, die Copita ist schon fast genauso hoch. Allerdings glaube ich dass dies auf Dauer zu teuer sein wird und man das Design vielleicht nicht durchhalten kann. Was aber auf jeden Fall ein Update braucht ist der Umkarton. Der ist deshalb nicht mit auf dem Bild, weil ganz einfach den Versand nicht überlebt habt. Der ist einfach zu filigran.

Secret Orkney 2009 – Signatory Vintage für whic.de

Es geht weiter nach Orkney. Abgefüllt von Signatory für den deutschen Shop whic.de. Das Ganze in deren Serie Spirits of the Forrest. Da hatte ich schon einige, die mit speziellem Toasting der Fässer aufwarten konnten. In diesem Fall gibt es dazu keine konkrete Info. Stattdessen ist es ein Bourbon Hogshead abgefüllt mit 47% in 411 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Heidekraut, süßlicher Rauch, Kiesweg, getrocknete Zitronen, mit der Zeit ist der Rauch dann eher trocken. Das ist schonmal recht vielversprechend.

Mund: Stark rauchig, mit Lagerfeuer und Asche. Außerdem ein Honig-Kräuter-Sud, bereit um Fisch darin einzulegen. Salz, angebrannter Blätterteig. Macht Hunger und Lust auf herbstliches Lagerfeuer.

Abgang: Kaffeemehl, Salzzitronen, Kiesweg, Kalk, der Rauch ist deutlich weniger. Trocken, salzig. Der schreit nach Meer/mehr.

Fazit: Ein schönes Bottling. Wenn man Highland Park mag, dann weiß ich nicht was man hier nicht mögen könnte. Was ich auch sehr schätze: Für den hätte ich direkt ein Bild im Kopf wann und wo man den trinken könnte. Z.B. bei einem herbstlichen Spaziergang oder einem Lagerfeuer in der Adventszeit. Schönes Ding! 88/100

Highland Park 2004 for Vinothek Massen

Aus der Single Cask Series von HP kommt dieser Vertreter. Abgefüllt für die Vinothek Massen in Luxemburg. 13 Jahre alt, aus einem Refill (Sherry) Butt. Und das besondere hier: Die 619 Flaschen hatten noch solide 65,4%. Das Fass muss also super dicht gewesen sein, denn die Engel konnten nur sehr wenig Alkohol rausluchsen. Link zur Whiskybase

Nase: Bei dem hohen Alkoholgehalt habe ich mich erstmal vorsichtig mit der Nase genähert. Allerdings ist der Alkoholdunst zwar bemerkbar, aber weit weniger schlimm als erwartet. Dafür kann man sofort unterschiedliche Tabakblätter riechen. Vom Pfeifentabak, über noch ungerollte Zigarrentabakblätter bis hin zu Shishatabak „Vanille“. Damit kommen auch mineralische und erdige Noten. Außerdem sind süße Sherrynoten am Start. Trockenfrüchte, Kompott und in Alkohol eingelegte Früchte.

Mund: Eine leichte Chili-Schärfe bereitet den Mund vor. Der ist auch gleich erstmal etwas betäubt. Ein paar Runden über die Schleimhäute tuen gut, der Speichel verdünnt entsprechend. Dann kommen erstmal ein paar Bitterstoffe. Damit auch dunkle Schokolade, bis hin zum 90%-Kakao-Staub. Espressobohnen, Tabak, Leder. Im Hintergrund versuchen die Trockenfrüchte durchzudringen. Es dauert, aber sie haben schließlich Erfolg. Datteln, Pflaumen, Rosinen.

Abgang: Erdige Noten und Bitterstoffe dominieren stark. Kurz hab ich einen Note von kalt geräuchterer Salami. Dazu kommt dann etwas Sirup und ausgerauchte Vanille. Auch die Trockenfrüchte sind noch da. Jetzt etwas heller, vielleicht ein Pfirsich oder so. Ab langen Ende ist er trocken und aschig.

Fazit: Da fehlt mir der Destilleriecharakter. Auf der anderen Seite ist es mal eine ganz andere Art von Rauch. Das könnte man wohl als echten Cigar Malt bezeichnen. Hier kann man natürlich mit Wasser richtig gut spielen. Ich habe unterschiedlichste Aromen rauskitzeln können. Von Menthol über Kokos bis hin zu frischen Früchten. Das machte mir sehr viel Spaß. Ich war mir am Ende wirklich unsicher was ich draus machen soll. Ich hab beschlossen ich ignoriere das es ein Highland Park ist und feiere ihn für das was das Whiskynerdherz höher schlagen lässt. 90/100

Der König der Standards und die Vikinger Einhörner

Es ist glaube ich in den vergangenen Posting zu den Inselwhisky schon klar geworden: Ich bin sehr begeistert von den Arran Standards. Und das sage ich diesmal auch wenn der Amarone vielleicht nicht 100% mein persönliches Geschmacksprofil trifft. Preis und Leistung und Platzierung im Produktportfolio sind für mich hier einfach sehr stimmig.
Bzgl. des Single Casks von Highland Park freue mich sehr dieses probieren zu haben. Das ich es ein Einhorn nenne liegt aber nicht daran dass diese Single Casks so selten sind. Davon gab es sogar mal eine ganze Schwemme. Aber die wirklich wirklich guten darunter, dass sind die Einhörner. Und so eines hatte ich hier.

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Bilder: Titel: LornaMCampbell, CC BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und kostenlose Überlassung von whic.de (Secret Orkney)