Bucht vor der Bruichladdich Destilliere

Bruichladdich, so wie sie kommen… (Teil 3)

Wie schon gesagt: Die Samplekiste ist voll, teilweise sind die Reviews schon im letzten Jahr entstanden: Ich muss mehr Bruichladdich aus meiner Feder schreiben. Dann wird sie auch wieder frei für anderen Dinge. Und es ist auch nicht so, dass diese zu tasten eine Belastung wäre. Ganz im Gegenteil.

Bruichladdich 1983 – Moon Import

Eine Flasche Bruichladdich 1983 von Moon Import

Zum Start gleich mal ein recht berühmtes Bottling. Aus der Serie De Viris Illustribus von Moon Impoort stammt dieser ca. 12 Jahre alte Laddie aus Oak Casks. Er wurde mit 50% in 1050 Flaschen abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Leicht rauchig, süß. Sehr Sherrylastig. Anfangs auch mit etwas Farbverdünner. Dazu kommt noch Gerste und Jod.

Mund: Ein dichter, fast dickflüssiger, süßer Malzsud. Sehr würzig mit Pfeffer und Ingwer. Dazu Honig und Melone.

Abgang: Hier wird es etwas dünner, weniger voluminös dabei aber gleichzeitig mit recht präsentem Alkohol. Dabei ist er trocken, ich finde Apfelkerne, Tee und auch Medizin.

Fazit: Schon ein gutes Bottling. Ich bin mir nicht sicher ob es dem Mythos Moon Import ganz gerecht wird. Für mich persönlich reiht es sich „nur“ unter den richtig guten Bruichladdich ein. 89/100

Bruichladdich 2004 – Private Cask Ambassador

Eine Flasche Bruichladdich 2004 Private Cask "Ambassador"

Ein privates Fass mit dieser Farbe. Da kann man sich an sich schon glücklich schätzen. Mal sehen was der 10 Jahre alte Ambassador mit 60,6% aus dem Sherry Cask kann. Link zur Whiskybase

Nase: Es beginnt ganz kurz mit Schwefel. Dann kommt verbranntes Karamell und auch Gummiabrieb. Dazu Beeren, noch an den Sträuchern und auch gepflückt in einer Schale. Auch Tabak ist da.

Mund: Auch hier geht es wieder mit Schwefel los. Dann wird es sehr würzig und salzig. Das Sherryfass ist jetzt extrem dominant. Die Intensität ist sehr hoch.

Abgang: Die Beeren sind zurück. Dazu kommen noch Bitterstoffe, Kaffeemehl und Erdbeerjogurth. Er zeigt sich jetzt wieder etwas balancierter. Der Schwefel ist aber immer noch da.

Fazit: Ein „deutsches“ Fass, wie man es mit dem Schwefel auch nennt. Das ist nicht schlimm in dem Fall, denn die anderen Aromen sind intensiv genug, dass dieser sich integriert. Gefiel mir insgesamt ziemlich gut. 88/100

Bruichladdich 10-year-old

Eine Sample Bruichladdich 10-year-old

Eine Originalminiatur des alten 10-jährigen. Dürfte irgendwann Anfang der 1980er destilliert worden sein. Abgefüllt wurde er mit 40%. Über Fässer und Anzahl der Flaschen weiß man nichts. Die Mini hab ich in der Base nicht gefunden, die 70cl Flasche dürfte diese hier sein: Link zur Whiskybase

Nase: Erstmal die bekannte Note bei den älteren Laddie, die ich immer als Erdbeeren bezeichne. Dazu Vanille, Quark und Honig. Insgesamt ist er auch schön süß – das könnte auch ein Desert sein.

Mund: Beim Taste wird es direkt leicht holzig. Das geht über in Eichenwürze, Waldboden und Bitterstoffe. Aber die Süße ist immer noch präsent.

Abgang: Da ist wieder der Honig. Er ist leicht würzig. Ich bilde mir eine Ahnung von Rauch ein. Zum Schluß wird es recht trocken.

Fazit: Nett, mehr aber auch nicht. Weiß nicht ob ich mir auf Basis dieses Samples eine Flasche gekauft hätte… 84/100

Bruichladdich 10-year-old Blue Square Ceramic Decanter für Rinaldi

Eine Flasche Bruichladdich 10-year-old Blue Square Ceramic Decanter für Rinaldi

Eine weitere Abfüllung des 10 Jahre alten Laddie, den es immer wieder in der Geschichte der Destillerie gab. Diesmal in einem Dekanter und abgefüllt mit 43% direkt für den italienischen Importeur Rinaldi. Link zur Whiskybase

Nase: Es beginnt mit einem „Oh!“. Und zwar weil ich mir kurz nicht sicher war was hier genau im Glas ist. Das war eher ein Cognac. Oder gar ein Calvados, mit viel Apfel in Butter, Zimt und Honig.

Mund: Im Taste wird es dann wieder etwas bekannter. Säuerlich, Kaffeebitterstoffe, Orange und Honig. Das waren dann schon gewohntere Gefilde.

Abgang: Am Ende ist es dann ein Mix aus beidem. Gebäck, verbrannter Zimt, Pfeffer, Orangenschale, Kaffeemehl. Er hinterlässt ein angenehm cremiges Mundgefühl.

Fazit: Sehr spannend, fängt ein wenig überraschend an. Fast als wäre er als „Nicht-Whisky“ in den Ring gestiegen. Das nimmt ihm ein wenig das Potential für mehr als 86/100

Bruichladdich The Laddie Ten 1st Limited Edition

Eine Flasche Bruichladdich The Laddie Ten 1st Limited Edition

Der allererste The Laddie Ten. So hieß er nach der Wiedereröffnung, als man ihn nach 10 Jahren endlich abgefüllen konnte. Auf der Flasche steht auch „The First 10 years are the toughest“. Das glaube ich gerne. Abgefüllt wurde mit 46% aus American Oak Casks. Link zur Whiskybase

Nase: Süßlich geht es los. Mit Butter und leicht vergorenen Früchten geht es weiter. Dazu auch noch etwas Salz.

Mund: Das ist auch im Taste der erste Eindruck. Dazu ist er auch buttrig. Trauben und Stachelbeeren mit dazu und ein Hauch Asche.

Abgang: Spannend. Im Abgang vermittelt er deutlich mehr Volumen als für 46% typisch wären. Pfirsich in leicht ranziger Butter.

Fazit: Sehr schönes Bottling und für einen Standard genau am richtigen Platz. Gut gelungen, das Warten hat sich gelohnt. 87/100

Bruichladdich The Laddie Ten 2nd Limited Edition

Eine Flasche Bruichladdich The Laddie Ten 2nd Limited Edition

Gleich noch die „Second Limited Edition“ aus 2016 hinterher. Hier wurde dann mit 50% abgefüllt, so wie heute auch die Standards bei Bruichladdich noch in die Flasche kommen. Es gab insgesamt 18000 Flaschen, über die Fässer schweigt man sich aber aus. Link zur Whiskybase

Nase: Erdbeeren und Sägespäne. 10 Jahre alter Bruichladdich eben 😉 Dazu ein Vanilleplunder und ein Apfel. Rotbackig.

Mund: Süß und rund und leicht würzig. Rhabarberkompott mit Pfeffer. Der Apfel wurde jetzt aufgeschnitten und mit Puderzucker bestreut.

Abgang: Auch hier wieder die leicht ranzige Butter und er entwickelt schöne Kaffee und Bitternoten. Zum Abschluss es einen Rest „Storck Riesen“, der noch in den Zähnen klebt.

Fazit: Auch das Bottling ist recht schön. Ich würde kein liebstes Kind wählen wollen zwischen 1st und 2nd limited Edition. 87/100

Bruichladdich 15-year-old

Eine Flasche Bruichladdich 15-year-old

Ein weiteres Bottling destilliert im Zeitraum vor der Schließung 1994. 15 Jahre in Fässern, abgefüllt mit 43% im Jahr 1999 (während die Destillerie geschloßen war). Link zur Whiskybase

Nase: Leicht beißend, süßliche Orange, Erde, Gebäck und Honig. Er fängt schwierig an, wird aber dann doch noch ein wenig besser.

Mund: Vor allem Salz, getrocknete Salzzitronen auch leicht pfefferwürzig. Aber sonst ist da nicht viel los. Die Textur ist immerhin noch erstaunlich cremig.

Abgang:, Gebäck, Trauben, Trocken wie ein sehr trockener Wein. Dazu passen dann auch die Trauben die mir einbilde. Ein Gebäckstück liegt dabei. Auch das ist trocken.

Fazit: Ja. Ich weiß nicht. Ist ingesamt schon ein solides Bottling. Nur wünscht man sich vom 15 Jahre alten irgendwie mehr. Ich bin froh dass die Nase sich schnell „eingerenkt“ hat. Das wäre sonst ein Desaster geworden. 84/100

Bruichladdich 15-year-old Brown Square Ceramic Decanter für Rinaldi

Eine Flasche Bruichladdich 15-year-old Brown Square Ceramic Decanter für Rinaldi

Und wieder der direkte Vergleich. Wieder die Abfüllung für Rinaldi im Keramikdekanter. 15 Jahre alt und auf 43% reduziert. Link zur Whiskybase

Nase: Leicht seifig, dann Gebäck mit einer dicken Salzkruste. Das klingt wahrscheinlich beides etwas „off“. Ich sag mal: es isst zumindest nicht „spot on“.

Mund: Seife und Lavendel dominieren. Dabei ist er ansonsten relativ dünn. Das ist mindestens anstrengend.

Abgang: Es wird wieder etwas besser. Jetzt ist er relativ mild, leicht malzig und trocken. Das rettet auch nur wenig, um ehrlich zu sein.

Fazit: Wer hier viel liest hat auch in der Vergangenheit schon feststellen dürfen: mit den Lavendelphasen der einschlägigen Destillerien kann ich nichts anfangen. Bruichladdich hatte so eine meines Wissens nach nicht. Das hilft aber diesem Sample leider nicht. Ich hab mir 78/100 Punkten mit etwas Gnade aufgeschrieben. Vermutlich war aber auch eher das Sample nichts (mehr).

Bruichladdich 15-year-old

Eine Sample Bruichladdich 15-year-old

Noch eine Chance für die 15 Jahre alten Originalabfüllungen. Diesmal etwas älter und abgefüllt für den französischen Markt. Es war wieder aus einem Originalsample, dass nicht in der Base ist. Die Großflasche müsste diese hier sein: Link zur Whiskybase

Nase: Süßlich, mit etwas Lack darunter. Dazu Rosinen, ein Mund voll Erde und präsente Vanille.

Mund: Erstaunlich früh schon relativ trocken. Ansonstne schön fruchtig, mit Pfirsich und Zitrone. Außerdem Tabak und etwas Holz. Aber genau die richtige Menge, nicht zu viel.

Abgang: Bitterstoffe vro allem in Richtung Kaffee geben noch einen neuen Aspekt dazu. Auch hinten raus ist er wieder trocken. Es kommt auch noch etwas Honig und er wird leicht metallisch.

Fazit: Das ist jetzt schon deutlich spannender. Genau die gewünschte weitere Ebene an Komplexität im Vergleich zu den 10-jährigen kommt dazu. Passt. 87/100

Bruichladdich 1983 Valinch 8.26

Eine Flasche Bruichladdich 1983. Valinch 8.26

Zum Schluß hin nochmal eine Steigerung im Raritätenlevel. Der Valinch 8.26 wurde genau ein Jahr nach dem der erste Spirit am 26.05.2001 um 8:26 wieder bei Bruichladdich lief. Geteilt wurde jenes Fass mit 3400 Islaybewohner:innen. So steht es auf der 50cl Flasche. Das Fass war ein Fresh Oloroso und abgefüllt wurde mit 58,3% Link zur Whiskybase

Nase: Sonnenblumenöl und Zitrone. All the way. Wunderschön und exakt. Mit der Zeit macht er dann auf. Schokolade und Orange, ein Tick Würze. Viel weniger als bei einem frischen Oloroso zu befürchten wäre. Das hätte diesem Malt nicht gut getan.

Mund: Erdbeeren und gut gereifte Eichenwürze. Auch Pfeffer und Ingwer sind da, so wie etwas Brühe. Dann kommt ein gut gebräuter Toast auf dem hauchdünn Schicht für Schicht immer mehr Butter aufgetragen wird, die dann immer wieder einzieht.

Abgang: Im Abgang kommt etwas Apfel dazu, die Würze schlägt vor allem in Bitterstoffe um. Das ist jetzt nicht mehr zu aufregend. Würde ich eher als gediegen, bezeichnen.

Fazit: Ein tolles Bottling, dass dem Anlass wirklich gerecht wird. Ich bin froh in Form eines Samples daran teilhaben zu dürfen. 90/100

Bruichladdich 1965

Eine Flasche Bruichladdich 1965 für Silvano Samaroli

So berühmt wie es anfängt, so berühmt hört die Runde auch auf. Eigentlich nur ein weiterer 10-year-old. Aber: Abgefüllt für Silvano Samaroli und 54% stark. Das sind entscheidende Unterschiede. Die führen in der Base dazu, dass er einer der 10 besten Laddie ist. Mal sehen ob ich das auch sagen darf. Link zur Whiskybase

Nase: Wachs, alte Möbel, eingelegte und kandierte Früchte, auch Trockenfrüchte, etwas Butter, Vanille, etwas angebrannter Gummi und Rauch, Marzipan, weiches Leder. Die Komplexität ist wirklich hoch und alles, wirklich alles, davon ist lecker.

Mund: Leicht würzig, Puderzucker, Zitrone, mineralische und ölige Noten. Dann kommen die Früchte, jetzt mit Bitterstoffen aus der Schale. Dann kommt Schokolade mit Hagelsalz darin. Wachsblätter in einem alten Buch.

Abgang: Honig über Nüssen. Viele unterschiedliche Bitterstoffe, die aber nicht hoch intensiv sind. Kaffee, Amaro, Fruchtschalen. Die Früchte sind jetzt vollständig verkocht und eingedickt. Das ergibt dann am Ende eine deutlich Säure, die einen eher untypischen aber schönen Abschluss bietet.

Fazit: Das ist ein großartiges Bottling, von dem ich ohne zögern mehr trinken wollen würde. Es ist – und da bin ich sicher unglaublich privilegiert – nicht der beste Bruichladdich den ich bisher hatte. 93/100

Geschichtsträchtig

Viele Brennereien in Schottland haben eine reichhaltige Geschichte. So auch Bruichladdich. Die Chance zu haben diese ein Stück weit nachzuerleben, dass ist ein echtes Privileg. Dafür bin ich sehr dankbar. Beim heutigen Beitrag geht dieser im wie so häufig an Christian, der für viele der Drams hier Ansporn oder Sponsor war. Diesmal geht mein Dank aber vor allem auch an Gérard, der mir einen Weg gezeigt hat mit diesem Privileg etwas anders umzugehen und besser zu verstehen wie groß es tatsächlich ist. Danke dafür!

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von portellen1983 und der Whiskybase
Samples: Originalsamples, privat gekauft und Teil eines Charity-Tastings