Berge in den Highlands

Eine Hand voll Highlands (Teil 9)

In der mittlerweile etablierten Regelmässigkeit mache ich einen kleinen Abstecher in die Highlands und besuche dabei durch mein Whiskyglas diverse Destillerien. Heute geht es sowohl zu unbekannten, als auch ganz neuen als auch alt eingesessenen Destillerien. Zu den Hinterbänklern, wie auch zu den wohl bekannten. Junges Gemüse und lange gereifte Whisky, Bourbon- und Sherryreifungen. Es ist quasi alles dabei. Und das in nur fünf Drams.

Teaninich 2009 – Signatory Vintage for whic

Eine Flasche Teaninich 2009 von Signatory Vintage für whic.de (Edda Serie)

Aus der Götterserie Edda stammt der Teaninich mit dem Untertitel Hel (Herrscherin der Unterwelt). Abgefüllt wurde der 13-jährige von Signatory im Auftrag von whic.de. Aus einem 1st Fill Sherry Butt ergaben sich 677 Flaschen mit 56,4% Link zur Whiskybase

Nase: Würzige Olorosoaromen. Viel Maggie, nasser Tabak, auch Balsamico. Immer wieder kommt auch Schokolade und damit süßere Noten durch. Auch Holznoten und sauer eingelegte Früchte sind dabei. Das ist relativ vielschichtig aber irgendwie spielt das nicht so richtig zusammen.

Mund: Säure und Pfefferschärfe ergeben einen fast scharfen Antritt. Das wechselt dann wieder zurück zur Würze, wenn der Speichel den Whisky verdünnt. Dann steigen auch viele Bitterstoffe auf. Tabak, Kaffee, dunkle Schokolade. Eine fruchtige Note ist vorhanden, Birnenspalten.

Abgang: Auch hier dominieren die Bitterstoffe. Dunkel schokolierte und zuvor mit Schnaps getränkte Birnen. Für die vorangegangene Intenstität ist der dann erstaunlich kurz. Es bleibt etwas Holz und ein Hauch rote Beeren.

Fazit: Ich sag mal: Fass gewinnt. Nicht das ich große Expertise mit Teaninichs hätte, aber das hier schreit einfach nach Olorosofass. Insgesamt kann man damit schon Spaß haben, wenn einem nach einem solchen Dram ist. Ob er jetzt für die Herrin der Unterwelt recht ist, das mögen andere beurteilen. 85/100

GlenWyvis 2018

Eine Flasche GlenWyvis 2018 Batch 2

Batch 2 der Community owned Destillerie GlenWyvis. Für die dreijährige Abfüllung verwendete man 60% Tennessee Whisky 25% Oloroso Sherry 15% Refill Fässer, so dass das Rezept am Ende 8000 Flaschen mit 46,5% ergab. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr newmakig. Gurke vor allem. Nach einiger Zeit kommt eine nette Zitrusnote hervor. Das hat dann schon fast was von Limoncello. Leider verfliegt das wieder und wird durch Sägespäne ersetzt.

Mund: Da ist wenig bis nix. Das was sich noch erkennen lässt ist New Make. Käsekuchen, mit einem trocken quarkigen Einschlag. Dazwischen auch mal ein paar Bitterstoffe.

Abgang: Das setzt sich fort. Junger Alkohol, ein paar Bitterstoffe, Magerquark. Am Ende bleibt zur Trockenheit noch mehliger Apfel.

Fazit: Puh. Ich wünsche dem Projekt wirklich jeden Erfolg. Das spricht mich emotional sehr an. Dieser „Whisky“ ehrlich gesagt aber noch nicht. 78/100

Highland Single Malt 2011 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Highland Single Malt 2011 von Phil & Simon Thompson. Auf der Flasche ist eine Zeichnung der Balblair Destillerie zu sehen.

Ein Secret Highland der keiner ist. Auf dem Bild ist sowas von eindeutig Balblair zu sehen, da kann ja quasi nix anderes in der Flasche sein. In die Statistik geht er hier aber natürlich trotzdem als „Undisclosed Highlands“ ein. Gereift wurden die drei 1st Fill Bourbon Barrels für 11 Jahre. Abgefüllt wurden 800 Flaschen mit 48,5% von den Thompson Brothers. Link zur Whiskybase

Nase: Fruchtig und cremig. Da sind fruchtige Gummibärchen, Katjes mit dem Jogurtanteil. Vor allem europäische Gartenfrüchte, aber auch ein exotischere Dinge, wie z.B. Banane. Ein paar Spritzer Zitrone darüber, Fruchtschalen aber auch ein wenig erdige und würzige Noten. Ingwer, Salz und – wie auch die offiziellen Notes sagen – Kamille.

Mund: Hier muss ich fast die offiziellen Notes abschreiben. Das ist auch für mich spot on. Pfirsich, Mango Ingwer. Dazu Vanille und eine grasige Note. Garniert mit etwas Salz. Das ist mal lecker sommerfruchtig.

Abgang: Er ist vielleicht etwas kurz. Die Rest vom Gebäck mit Vanille und eben den Früchten von oben. Kaum Bitterstoffe, ein kurzes Zwicken in der Zunge und ab. Da muss man schnell nachtrinken. 😉

Fazit: Wirklich lecker. Der macht sehr viel Spaß und passt genau in den Sommer. Kann man am Lagerfeuer nippen oder beim Nachmittagstee im Garten. Lovely. 87/100

Glenmorangie 1971

Die Holzumverpackung des Glenmorangie 1971
Eine Flasche Glenmorangie 1971

Es geht weiter mit einem Glenmorangie. Deutlich älter in jeder Hinsicht. 1971 gebrannt und 1993 anlässlich des 150ten Jubiläums abgefüllt. Der 43%-Whisky stammt aus einer unbekannten Menge an Oak Casks. Wer hätte das gedacht 😉 Er kam in dieser formschönen Holzkiste. Link zur Whiskybase

Nase: Ein wunderbarer Duft nach old-style Sherry. Die Farbe hat es ja schon verraten, aber das waren sicher nicht nur „Oak Casks“. Leicht süßlich und buttrig. Mit Trauben, roten Beeren und feinen Holznoten. Das leere Glas hat dann auch noch ein paar fleischige Noten. Lohnt sich auch daran nochmal zu riechen.

Mund: Es geht ganz ähnlich weiter. Die buttrigen Noten werden durch Pfeffer ersetzt. Die Menge der Eichenwürze steigt. Heidelbeeren und eine leichte Säure kommen dazu. Eine leichte Bitternote ist auch am Start.

Abgang: Das ist dann logischerweise auch der Einstieg für den Abgang. Kaffeenoten und zerriebene Fruchtkerne ergeben Bitterstoffe. Die Süße ist nur noch dezent und ergänzt sich gut mit der verbleibenden Fasswürze.

Fazit: Das ist ein verdammt leckerer, gediegener Whisky. Distinguiert fällt mir da als Begriff ein. Davon würde ich gerne nochmal was trinken. Schönes Ding! 90/100

Ardmore 1988 – Daily Dram

Eine Flasche Ardmore 1988 von Daily Dram für The Nectar

Zum Abschluss noch ein Peater. Ein Ardmore, 32 Jahre im Fass aufbewahrt und dann zu einem weiteren Jubiläum mit 47,2% abgefüllt: 15 Jahre The Nectar in Belgien. Zum Fass gibt es keine Info. Link zur Whiskybase

Nase: Vegetale und sehr süße Torfnoten. Dazu gärende Früchte. Banane und Orange vor allem. Er ist auch sehr mineralisch und auch salzig. Das ist wahnsinnig intensiv und sehr dicht. Wie die schwüle Luft nach einem Sommergewitter.

Mund: Würzig und sehr mineralisch. Dann wird es wieder fruchtig. Diesmal etwas frischer. Dafür wird es mit einem muffigen Waldboden ergänzt. Auch eine Seetang-Fischsaucen Melange ist da noch irgendwo im Hintergrund

Abgang: Grasig, leicht süß mit einem Touch Vanille. Dazu Mangoschale. Die Mineralität bleibt. Auch ein wenig Fass kommt langsam durch.

Fazit: Der Torf gibt eine wunderschöne erdige Note. Dazu die verschiedenen Fruchnoten. Sehr lecker. Die leicht muffige Ader, die sich durchzieht, muss man allerdings mögen. Dann wird man hier durchgehend ein Lächeln im Gesicht haben. 89/100

Highlight und Highlight

Natürlich ist der offensichtliche Favorit dieser fünf der Glenmorangie. Das auch vollkommen zu recht, denn das ist wunderbarer old-style Whisky. Kriegt man heute nicht mehr so einfach. Mag ich. Es gibt aber noch einen zweiten, geheimen Favoriten. Der Balblair ist einfach ein schöner, trinkiger Sommerwhisky, der mir sehr viel Spaß macht. Ich hab auch noch keine Person gefunden die ihn nicht mochte. Selbst der Port Charlotte Fan meines Vertrauens hatte seine Freude daran. Das will was heißen.

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von Gérard und der Whiskybase
Samples: Von whic.de kostenlos zur Verfügung gestellt (Teaninich und GlenWyvis), eigene Flaschen und privat gekauft