Around the World – die zweite Umrundung

Erneut geht es mit der Whiskyflasche um die Welt. Diesmal mit weniger Stopps aber dennoch einer ordentlichen Distanz. Wir starten in Irland, es geht weiter nach Nordirland, Island, dann Japan und zum Schluß nach Deutschland. Gläser gefüllt und Abflug!

Secret Irish Distillery „Fallen Angels“ – whic

Auch bei irischen Destillerien gibt es mittlerweile „Secret“ Abfüllungen. Was solls, hier sind die Fakten: Whic hat beim dritten Bottling der Serie „Fallen Angels“ 280 Flaschen mit 52,1% abgefüllt. Über das Alter weiß man nichts, aber über das Fass: Ein Ahornsirupfass. Warum? Ich habe keinen blassen Schimmer. Link zur Whiskybase

Nase: Deutliche Noten von Ahornsirup und Walnüssen. Eine helle Fruchtnote, mit etwas Säure. Auch Pfeffer kommt durch. Mit der Zeit wird es immer würziger. Maggi mit einem Touch Orange.

Mund: Walnüsse, Früchte sind auch wieder da. Auch die Würze wiederholt sich. Die Früchte kommen dann nochmal mit einem Säure-Süße-Spiel.

Abgang: Walnüsse, grüne und reife. Dann kommen Bitterstoffe ins Spiel. Langsam wird es immer trockener. So wie wenn man Walnüsse ewig kaut.

Fazit: Warum? Ich habe immer noch keinen Schimmer. Weil man es kann wahrscheinlich. Mich hat das Experiment nicht überzeugt. Das ist ein Walnussschnapps und um als solcher gut zu sein schmeckt er einfach zu grün. 74/100

Single Malt Irish Whisky 1989 „The Willow Tree“ – The Whisky Cask Company

Eine Flasche Single Malt Irish Whisky 1989 "The Willow Tree" von The Whisky Cask Company

Dieses geheimnisvolle Bottling enthält wahrscheinlich Bushmills. 31 Jahre lang war im Fass. Zum Schluß in einem Demerara Rum Cask. 122 Flaschen mit 51,4% brauchte The Whisky Cask Company davon auf den Schweizer Markt. Link zur Whiskybase

Nase: Unmengen an Früchten, Kräutern und Vanille. Reife Birnen, Äpfel, Cranberries, Himbeeren, Rosinen.

Mund: Ein schönes Süße- und Säurespiel. Gebäckstücke mit Honig glasiert. Dazu ein heller Milchkaffee und ein klein wenig Salz.

Abgang: Die Früchte lassen langsam nach. Der Kaffee wird zum Getreidekaffee. Am langen Ende kommt noch etwas Malz hoch, das reaktiviert auch den Honig.

Fazit: Ein schönes Bottling. Das Rumfass ist zum Glück nicht zu dominant. Der gut gereifte Malt darf für sich selbst sprechen. Wasser würde ich übrigens nicht empfehlen, das hat für mich den Vibe, der durch die Würze kommt, genommen. 89/100 Und hier empfehle ich auch als Gegenposition das ganz aktuelle Review von Serge V. – er kommt zu ganz anderen Ergebnissen: Link

Flóki Distiller’s Choice

Eine Abfüllung der isländischen Eimverk Destillerie exklusiv für Deutschland. Nach fünf Jahren mit 62% abgefüllt in 275 0,5l Flaschen. Gereift wurde in einem amerikanischen Virgin Oak Cask mit einem Finish im Oloroso Sherry. Link zur Whiskybase

Nase: Der Forst. Es harzt. Das Schaf schreit Hurz. Ok, das ist anders. So kann ich mir Island gut vorstellen. Wobei Bäume hat es da ja gar keine/kaum. Das ist auf jeden Fall intensiv und damit sehr schwer einzusortieren.

Mund: Der Wald wurde zersägt und ist bereit zum Reinbeissen. Das Schaf kommt dazu. Wir befinden uns in einer Schwitzhütte. Der Lehmboden ist warm und dampft.

Abgang: Kaffee, Kräuter, Lakritz und Piniennadelaufguss in der Sauna. Wärmend und süß bleibt er ewig. Die Intensität nimmt kaum ab. Es geht aber mit der Zeit in etwas gewohntere Gefilde. Schokolierte Espressobonen.

Fazit: Boah ist das anstrengend. Aber im Gegensatz zum Walnusschnapps kann ich mir hier vorstellen das in homöopathischen Dosen nochmal zu trinken. 81/00

Chichibu London Edition 2021

Eine Flasche Chichibu London Edition 2021

Auf nach Japan. Chichibu ist ziemlich sicher eine der hipsten Destillerien aktuell. Nicht nur wegen schönen und raren Bottlings (aber sicher auch!). Auch der Stoff in der Flasche ist häufig wirklich gut. Mal sehen wie es mit der London Edition von 2021 aussieht. Abgefüllt für The Whisky Exchange und der deren Messe „The Whisky Show“. 1859 Flaschen mit 51,5% gab es. Link zur Whiskybase

Nase: Gummi und brennender Gummi. Bienenwachs auf Zitrusschalen. Der angetrocknete Anschnitt einer Zitrone. Dann überrollen einen Kräuter, Gewürze und Laub. Kastanie, Eukalyptus, Melisse, Kampfer. Hallelujah.

Mund: Kurz ist er sehr muffig, nach nassem Laub. Das geht schnell weg, dann kommen Salz, Zitrone eine starke Mineralität. Dann wird er etwas leiser, leicht bitter, bevor es wieder Richtung Gummi geht. Diesmal der Radiergummi am Ende eines Bleistiftes.

Abgang: Die Bitterstoffe füllen den Mundraum, zusammen mit etwas Torf. Große Synapsenkino. Dazu noch eine leicht grasige Note und etwas Waschbenzin. Nach einiger Zeit im Mund wird es etwas ruhiger, wie schon beim Taste auch. Dann legt sich eine leichtfüssige aber trockene Süße über die Schleimhaut. Zusammen mit etwas Blutorange. Und das bleibt dann.

Fazit: Heiliges Kanonenrohr, wie Adam West als Batman sagen würde. Was kann man hieran nicht mögen. Gut, ich gebe zu, die Aromen sind vielleicht nicht für jede Person geeignet. Aber ich freue mich über jeden Tropfen hiervon. 92/100

Chichibu Paris Edition 2021

Eine Flasche Chichibu Paris Edition 2021

Abgefüllt für La Maison du Whisky und die Messe Whisky Live Paris 2021. Destilliert in 2013 und 2015, abgefüllt in 21. Kommt aus einer unbekannten Anzahl unbekannter Fässer. Insgesamt gibt es über 1800 Flaschen mit 53,5% Link zur Whiskybase

Nase: Grüne Äpfel, grüne Walnüsse, Kampfer, diverse Speiseöle, Kokos, Vanille, Orangen, künstliches Orangenaroma, Grünteepulver,

Mund: Geschmeidig und rund fliest er durch den Mundraum. Dabei entwickeln sich erst ein paar Bitterstoffe von Fruchtschalen, dann eine leichte Würze mit Ingwer und Zitrus. Nach einiger Zeit kommen Banane und Kräuter. Die Bitterstoffe gehen Richtung Kaffee. Malz und Eichenwürze kommen dazu und damit auch Vanille.

Abgang: Grüne Äpfel, vor allem die Schale, Banane, Orangenschalen. Eine leichte würze und ein Hauch Haselnuss. Dazu Kekse und Salz (keine Salzcracker). Malz und eine leichte Kräutrigkeit bleiben.

Fazit: Die Vielschichtigkeit bei einem so jungen Whisky ist beeindruckend. Der Taste ist eine Sensation. Im Vergleich zur London Edition hat er mit etwas zu viel Vanille und der Abgang ist etwas zu kurz. 90/100

Elch Whisky „Torf vom Dorf“

Eine Flasche Elch Whisky "Torf vom Dorf"

Ein Thuisbrunn bei Gräfenberg im schönen Franken, da brennt man Whisky. Die Brennerei Elch gehört zur Brauerei Elch und die gehört wiederum zum Gasthof Seitz. Ganz normal in Franken. Gebrannt wird dort unter anderem der „Torf vom Dorf“, mittlerweile ist das neunte Batch auf dem Markt. Gereift in Sherry, Bourbon und Akazienfässern mit 50,2% und einer Auflage von 1200 Flaschen (0,7l) und auch noch einigen 10cl Flaschen, wie hier im Bild. Link zur Whiskybase

Nase: Süß. Sehr süß. Dann kommt der Torf und kurze Zeit später wird es malzig. Dann erdig. Dann kommt noch dreckiger Sherry. Ich muss ein wenig an Bunnahabhain Moine denken.

Mund: Beim Taste wird es direkt wieder torfig und auch würzig. Dann kommt einiges an Birne. Mindestens daran mag ich festmachen, auch wenn dazu nix auf der Flasche steht: Der ist sehr jung.

Abgang: Hinten raus ist der Torf dann eher leise. Es kommen Bitterstoffe dazu. Geröstete Gerste und auch Caro Kaffee. Die Länge ist überschaubar.

Fazit: Okay. Besser als vermutet. Ein schöner junger Peater, den man sich durchaus gönnen kann, wenn man mal in Thuisbrunn vorbei kommt. Wunder sollte man allerdings nicht erwarten. Wieso auch? 82/100

Big in Japan!

Die beiden Chichis übertrumpfen offensichtlich alle anderen im heutigen Flight. Dennoch sind wieder spannende Erkenntnisse dabei: In Franken wird brauchbarer Whisky gebrannt. Ahornsirupfässer sind nicht für die Reifung von Whisky geeignet. Serge und ich hatten unterschiedliche Samples oder (ausnahmsweise) eine komplett unterschiedliche Wahrnehmung. Ich muss keine Angst vor (jedem) Flóki haben. Ich freue mich auf die nächste Reise durch die Whiskywelt.

Mehr zu: Deutschland, Irland, Island, Japan, Around the World (1)
Bilder: Titel: Weltkarte mit Punkten und Verbindungslinien, Screenshot von planyourtrip.travel | Flaschen: Freundliche Überlassung von Christian und der Whiskybase, eigene Anfertigung
Samples: Kostenlos von whic.de überlassen (Secret Ireland, Flóki), privat gekauft und eigene Flaschen.