Octomore 13 (+Bonus)

Manchmal geht es von der Vorankündigung bis ins heimische Glas ganz schnell. So wie auch diesmal. Erst vor zwei Wochen gab Bruichladdich bekannt, dass die neue Serie kommt und welche Abfüllungen es geben wird. Und heute ist es schon soweit. Dank der tatkräftigen Mithilfe des deutschen Whisky Einzelhandel (Grüße an Herrn Schlüter) habe ich sie schon im Glas.

Octomore 13.1 / 137.3 PPM

Eine Flasche Octomore 13.1

Wir beginnen mit einer Bourbon Cask Reifung. 5 Jahre im Fass. Es wurde ausschließlich Concerto Gerste aus Schottland verwendet. Abgefüllt mit 59,2%. Über die Anzahl der Flaschen schweigt man. Link zur Whiskybase

Nase: Grüner Tee und trockener Erdboden. Eine intensive, stechende Rauchnote. Gesmokte Beeren und Bananen. Nach einiger Zeit auch leicht blumige Noten auch Vanille.

Mund: Salz, Zitronen, Aprikosen, Birnen, Stachelbeeren. Viel Torf und Rauch, auch sehr trockenes Gras. Auch wieder der Tee.

Abgang: Erde, Moos und sehr viele Bitterstoffe. Kaffee, verbranntes Grillgut. Dazwischen wieder Zitrus und Salz.

Fazit: Spannend, da vor allem erstaunlich fruchtig. Intensität ist natürlich trotzdem extrem. Echter Octomore Stuff. So richtig fixt er mich aber nicht an. 85/100 Christian schließt sich insgesamt an. Wasser macht ihn etwas besser, aber für mehr Punkte reicht es nicht.

Octomore Edition 13.2 / 137.3 PPM

Eine Flasche Octomore 13.2

Bei der zweiten Abfüllung ist vieles gleich. Concerto Gerste aus Schottland, fünf Jahre gereift, keine Flaschenanzahl. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist das Destillat aus den selben Runs wie beim 13.1. Allerdings erfolgt ein Teil der Reifung in Fernando dè Castilla Sherry Casks und abgefüllt wurde mit 58,3%. Link zur Whiskybase

Nase: Getrocknete rote Beeren und Patchouli machen den Start. Viel runder als der 13.1 aber dafür quasi ein Parfüm. Das legt sich schnell, dann sind wir in der Konfiserie angekommen. Schokolade, eher hell, Nüsse, geröstet und frisch. Dazwischen starke Rauchnoten, wie vom Salzblock auf dem Grill, über den der Bratensaft rinnt. Ich finde auch etwas Gummi, wie ich es bei den Port Charlottes immer beschreibe.

Mund: Nuss-Nougat Pralinen mit Sherryfüllung. Danach wird es intensiv würzig und wieder rauchig. Szechuan Pfeffer. Nochmal die Praline. Diesmal mit einer hellen Fruchtgeleefüllung.

Abgang: Ab hier dominiert dann der Rauch und der Torf. Die Frucht spielt nur noch eine untergeordnetere Rolle, ist aber immer noch vorhanden. Hinten raus sind die Nüsse auch wieder da.

Fazit: Stellenweise ist er mir etwas zu süß, aber insgesamt ein wirklich geiles Profil. 87/100 Christian schließt sich mir wieder an, er kritisiert allerdings nicht die Süße sondern den für ihn fehlenden Torf-Wumms.

Octomore Edition 13.3 / 129.3 PPM

Wieder keine Flaschenanzahl, wieder fünf Jahre, wieder Concerto Gerste. Aber: Diesmal ausschließlich auf Islay angebaut. Auf dem Lorgba Feld und & Irene’s Feld auf der Octomore Farm. Gereift wurde in ex-American Oak und ex-European Oak. Bei letzterem ist angegeben sie kämen aus der Region Rivesaltes in Frankreich bzw. Ribera del Duoro in Spanien. Das lässt mich schlußfolgern: Das sind Ex-Weinfässer, sonst wäre die Angabe irgendwie sinnlos. Ach und schlanke 61,1% hat er. Link zur Whiskybase

Nase: Vanille, leicht süßlicher Rauch. Käsekuchen. Dazwischen etwas Eukalyptus eingearbeitet. Eine honiggetränkte Wassermelone. Wasser zieht den Rauch nochmal deutlich raus.

Mund: Salz und Zitronen. Torfig und rauchig, mit eher „fetten“ Phenolen. Dann geht es wieder an den Strand. Die Meeresbrise peitsch, aber wieder sind wohlig warm eingepackt. Die Textur ist extrem cremig. Zwischendrin kommt nochmal eine andere Frucht vorbei. Matschige Birne in einem angebrannten Käsekuchen.

Abgang: Methol und Rauch. Vanille. Eine schöne leicht süße Frucht. Darüber dann Salz und Muschelkalk. Dazwischen auch Seetang. Es gibt Fischsuppe. Spät werden dann die Bitterstoffe dichter und es wird leicht trocken. Mit Wasser werden die Bitterstoffe etwas gezügelt, dafür ist die Zitrone intensiver.

Fazit: Der beste der drei. Meiner Meinung nach. Der oben schon vermutete Weinfasseinfluß ist da, aber nicht überbordend. Macht auch Spaß hier mit etwas Wasser zu spielen, das lohnt sich. 89/100.

Octomore Oc4 – Elixir Distillers

Zum Abschluss noch eine unabhängige Abfüllung zum Vergleich. Solche sind ja nicht besonders häufig. Hier haben wir die vierte von Elixir Distillers. Ca. 7 Jahre alt und mit 59,1% aus Bourbon Barrels in 0,5l Flaschen gebracht. Wieviele weiß man nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Mild. Wenn man das für Octomore sagen kann. Kräuter, Rauch, eine schöne Mineralität, Kiesweg galore. Orangen und Kumquats im Kuhstall. Zwischenzeitlich leicht brotig. Dann wird es „zitronig“. Limetten und Zitronen in Massen. Mit der Zeit kämpft sich deutlich Vanille durch.

Mund: Zitrone, Rauch, Vanille. Klingt unterkomplex? Mag sein, ist aber so wunderbar klar, dass es einfach Spaß macht. Einige Gewürze sind am Start.

Abgang: Kräutersud, Teerpappe, Rauch und Zitrone. Auch wieder sehr klar, sehr eindeutig. Mit Wasser kriegt er eine sehr sanfte aber gleichzeitig wärmende Seite. Spannend. Dann wird es aber auch mit der Zeit sehr trocken.

Fazit: Ich bin hier alleine durch die Klarheit sehr seelig. Das ist ein seiner Einfachheit perfekt. 90/100. Christian sagt, vor allem nach dem Eindruck der 13er Serie, dass es an Tiefe mangelt. Lecker findet er ihn trotzdem. Bei anderen Gelegenheiten gab es manchmal schon mehr Punkte dafür. 88/100

Ein unfairer Vergleich!?

Ich glaube es macht keinen Sinn die unabhängige Abfüllung groß mit den 13ern zu vergleichen. Der Oc4 ist eine schöne Sache, adressiert allerdings einen ganz anderen Markt und vor allem eine andere Marktbreite. Dennoch wundert es mich, dass er immer noch verfügbar ist. 2017 abgefüllt und von einschlägigen Bloggern hoch dekoriert. Spannend.

Zurück zum eigentlichen Thema: Bruichladdich liefert. Sie liefern gleichzeitig nachvollziehbare Abfüllungen, konstante Qualität und schöne Experimente. Einen „Nachkaufreflex“ für die strategische Reserve hat die 13te Iteration der Octomore Abfüllungen allerdings nicht. Weder bei mir, noch bei Christian. Ich glaube aber, dass alle drei Abfüllungen ihre Freunde finden werden.

Drei Flaschen Octomore. 13.1, 13.2 und 13.3

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Bilder: Eigene Anfertigung
Samples: Eigene Flaschen