Drams in der Tram – Islay Cask Company Edition

Die fantastische Tour durch Nürnberg Ende Mai diesen Jahres hat mir eines klar gemacht: Das würde ich gerne wieder tun. Am 24.09. luden der Nürnberger Whiskystammtisch und die Whiskyfreunde Noris wieder zu einer Fahrt in einer der historischen Trams ein. Aber nicht nur Interessierte Whiskytrinker aus der Region waren dabei, auch der unabhängige Abfüller Islay Cask Company war dabei. Und nicht nur dabei, sie haben natürlich auch die Whisky gestellt. allerlei Wissenswertes geteilt und mit uns Spaß gehabt!

Bunnahabhain 2013 „Quercus“ – Islay Cask Company

Eine Flasche Bunnahabhain 2013 Quercus von der Islay Cask Company, darauf ein rotes "Zensiert" Schild.

Ein Bunna unter einem Namen der nicht verwendet werden darf, weil heute eine Destillerie auf Islay so heißt. Klingt spannend. Ardnahoe scheint viel daran gelegen zu sein und deshalb heißt er jetzt nur Quercus und der Name bleibt zensiert. 9 Jahre ist er alt und wurde komplett in Bourbon gereift. 288 Flaschen wurden insgesamt 56,8% befüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Cremig und fruchti. Mit einem Keks dazwischen. Auch etwas Seife und Kräuter. Nach einiger Zeit werden die Früchte etwas klarer: Ich rieche vor allem Quitte und Birne. 

Mund: Spannend wenn das erste Mundgefühl „trocken“ ist und das obwohl es nicht mal ein Weinfassfinisch ist. Dann gibt es Zitruszeste und -früchte. Irgendwann wird es dann sehr salzig und kriegt eine ordentliche Eichenwürze.

Abgang: Käsekuchen mit Zitronenabrieb. Das trockene Gefühl das Quark große Mengen an Quark hinterlassen. Dann wird es wieder salzig. Zum Schluß gibt es dann noch Milchkaffee.

Fazit: Der macht durstig. Und Lust auf mehr. Leicht rauchig sollte er angeblich sein. Davon hab ich nichts gemerkt – es aber auch nicht vermisst! 87/100

Blair Athol 2015 „Riesling Edition“ – Islay Cask Company

Eine Schlegelflasche mit Whisky

Eigentlich geht es direkt weiter mit Namensrechten. Diesmal aber bezüglich dem Begriff „Scotch“. Die folgende Abfüllung darf nämlich lediglich „Single Malt“ und „Product of Scotland“ heißen, nicht aber Scotch Whisky. Denn er wurde in Deutschland abgefüllt und ist damit für die SWA kein Scotch. Warum macht man sowas? Nun nach dem Brexit ist es recht schwer geworden Fässer nach Schottland zu bringen und das Experiment sollte dennoch stattfinden. So ist der bereits abgefüllte Blair Athol kurzerhand in Flaschen zum Weingut St. Antony gebracht worden um dort in ein frisch geleertes Rieslingfass umgefüllt zu werden. Im Ergebnis sind das dann 252 0,5l Schlegelflaschen (!) mit 53,7%. Das Rieslingfinish war fast 6 Monate. Link zur Whiskybase

Nase: Es ist Sommer. Es ist richtig heiß. Und dann kippt man eine Flasche Riesling über warme Kiesel oder Schiefer. Dazu virulente Frucht- und Kräuternoten. Zum Stippen liegen Butterkekse bereit. 

Backlabel mit allen Daten

Mund: Das ist schon ziemlich wild! Da ist Hefe und Malz, quasi ein Schöpfer Biersud. Aber auch gekochtes Rindfleisch und eine erdige Note. Und immer wieder dazwischen Riesling mit ausufernder Mineralität und Frucht. Sehr ungewohnt und fordernd.

Abgang: Ein aufgespritteter Riesling, der Alkohol ist dabei leicht betäubend. Saure Früchte, wieder Mineralität ohne Ende und zum Schluß gibt es dann noch Sauerteig, kurz bevor er in den Ofen kommt., 

Fazit: Schönes Konzept, schönes Experiment. Und das ist es dann aber auch für mich: ein Experiment. Der ist so ungewohnt, da musste ich Zwischendurch erstmal meine Sinne sortieren. Auf jeden Fall ist die Abfüllung für Neugierige und Freunde großer Mineralität. 84/100

Bruichladdich 2003 „Juniperus“ – Islay Cask Company

Eine Flasche Bruichladdlich 2003 von ICC ohne Label

So, kommen wir wieder in eher ICC typische Gefilde. Ein Bruichladdich. Er trägt den lateinischen Namen für Wacholder und wurde nach 15 Jahren im Bourbon Barrel in 173 Flaschen abgefüllt. Da hatte er 2019 noch 56%. Wir hatten im Tasting eine der letzten Flaschen, aus dem Keller von Michael, die hatte noch nicht mal ein Frontlabel (siehe Bild). Link zur Whiskybase

Nase: Ein Pfirsich frisch vom Baum, herrlich reif. Dann kommen ein paar Kräuter und Salz dazu. Eine Prise Meer. Dann wird der Pfirsich zum Kaugummi. Hubba Bubba Style.

Mund: Wunderbar salzig geht es weiter. Auch ganz leicht rauchig. Die Fruchtigkeit ist auch wieder schön und wird gut gekontert von Eiche. Kurz vor dem Schlucken gibt es dann noch Milchkaffee.

Abgang: Ein klein wenig Funk. Mit Mineralität, Tabak und wieder leichtem Rauch. Dazu Milchschokolade, Pfirsich Melba und Erdbeeren. Großartige Walderdbeeren und getrocknete Straucherdbeeren mit Salzkruste. 

Fazit: Absolut schön. Eine Erinnerung an 60/70er Laddie und gleichzeitig vor allem auch eine sehr gelungene Bourbon-Reifung. Ich frage mich ob der auch noch ein paar Jahre länger im Fass ausgehalten hätte. Wir werden es nie erfahren… 89/100

Lochindaal 2010 „Gloriosa“ – Islay Cask Company

Eine Flasche Lochindaal 2010 "Gloriosa" von der Islay Cask Company

Aus der Reihe der „sehr speziell“ getorften Bruichladdich stammt die Ruhmeskrone „Gloriosa“. Ein sehr unpassender Name wie ich finde, denn diese Krone hat bei mir noch keiner der 50ppm Varianten verdient. Mal sehen ob es jetzt der Fall ist. 61% und 8 Jahre im Bourbon Barrel ergibt 248 Flaschen. Soviel kann man schonmal sagen. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr viel viel Hansaplast und medizinische Noten. Das ist faszinierend. Erinnert mich eher an Laphroaig gebrannt in den 90ern. Dann kommt noch etwas Kiesweg und Torf. Relativ eindimensional, aber das ist in diesem Fall nichts Schlechtes.

Mund: Hier wird er schön fruchtig und würzig. Pfirsich, Nektarine, Zimt, Pfeffer, Vanille Das Krankenhaus ist verschwunden. Dafür gibt es wenige aber sehr prägnante Torfnoten. Auch hier eher simpel aber sehr gefällig.

Abgang: Trocken. Für eine Bourbonreifung sehr trocken. Dann wieder fruchtig und leicht torfig. Dann wieder trocken. Langsam geht mir die Spucke aus. 

Fazit: Sehr stimmig, einer der besseren Lochindaal, die ich bisher hatte. Für eine Ruhmeskrone reicht es irgendwie doch nicht. Aber er ist geradlinig und klar strukturiert und gerade darin entsteht für mich ein Profil mit seiner eigenen Berechtigung 88/100

Kilchoman 2006 „Daphne“ – Islay Cask Company

Kilchoman 2006 "Daphne"von der Islay Cask Company

Der erste 12 Jahre alte Kilchoman der abgefüllt wurde. Das war 2019 natürlich eine echte Ansage. 55,2% hat der „Seidelbast“ und 213 Flaschen wurden aus dem Bourbon Cask abgefüllt. Übrigens ausnahmsweise nicht in der normalen ICC Flasche, denn das lässt Kilchoman nicht zu. Da gibt es nur die eigene Flaschenform. Link zur Whiskybase

Nase: The Metal! Unglaublich metallisch. Das überdeckt fasst komplett den Kuhstall und die staubige Straße. Hatte ich so bisher auch noch nicht oft.

Mund: So jetzt wird es eindeutiger. Wir sind auf der Farm. Das ist fest gestampfter Boden, irgendwo liegt Heu zum trocknen. Daneben Torf. Außerdem kommt noch Salbei dazu. Auch Vanille ist am Start.

Abgang: Auch dieser Geselle ist wieder trocken, nicht so stark wie der Lochindaal würde ich aber sagen. Dafür ist er salzig. Die Vanille ist immer noch da. Und, auch wenn es verrückt klingt: Mineralwasser. Dazu der obligatorische Torf mit deutlichem Einschlag in Richtung Kuhstall.

Fazit: Als Fass mit persönlichem Bezug drückt er vielleicht noch ein paar mehr Knöpfe. Die Nase ist einzigartig und als erster 12-jähriger hat man dann auch eine schöne Geschichte dazu. Ohne persönlichen Bezug ist er für mich sehr solide, wenn auch nicht herausragend. 86/100

Caol Ila 2011 „Lavatera“ – Islay Cask Company

Caol Ila 2011 "Lavatera" - Islay Cask Company

Nochmal ein Finish in einem deutschen Weinfass. Ein Spätburgunder vom Weingut Balthasar Ress. Mit 8 Jahren abgefüllt hatte er noch 57% und ergab eine Ausbeute von 244 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Torf und rote Beeren treten in den Ring und bieten sich einen guten Schlagabtausch. Das Ergebnis des Kampfes ist irgendwas vom Grill. Schön mariniert.

Mund: Das Erlebnis geht auch so weiter. Spicy-sweet Ketchup oder BBQ-Sauce. Leicht betäubend auf der Zunge. Etwas überraschend schafft es noch eine Fruchtnote hindurch: Birne und Quitte, eingelegt mit Ingwer.

Abgang: Dazu kommen nach dem Schlucken noch Bitterstoffe. Es wird salzig und süß. Torf und Asche geben nochmal etwas Caol Ila dazu. 

Fazit: Ein schöner Abschluss. Der macht sensorisch ordentlich Druck in der Kombination aus Torf und Weinfass. Das ist am Ende einer solchen Verkostung auch notwendig, sonst wird es schwer sich noch darauf zu konzentrieren. Im Allgemeinen bin ich allerdings nicht der größte Fan von Rotweinfinishes. Das funktioniert hier aber schon ziemlich gut. 86/100

Non-Stop

Also doch, wir hatten schon Stops. Am Wegfeld zur Pause. Oder als wir warten mussten weil jemand seinen SuV auf den Schienen geparkt hat, um in ein Sportwettbüro zu gehen (kein Witz). Aber wir hatten Non-Stop Spaß und gute Unterhaltung. Ich hatte noch gar nicht erwähnt: Sogar musikalische Begleitung war dabei. Und die ICC? Die hatte wohl auch Spaß. Sie wollen nämlich wiederkommen. Wir tun das auf jeden Fall. Die Tramfahrten machen unglaublich Bock und mit so einem Line-up und diesen tollen Menschen noch viel mehr. Vielen Dank euch allen!

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der ICC
Samples: Im Preis der Tramfahrt enthalten