Maximum Ardbeg Teil 2 – für weit weniger als 16 Millionen Pfund

Vor einigen Wochen wurde ein Fass Ardbeg für eine Rekordsumme von 16 Millionen Pfund verkauft (Link Whiskyexperts). Absoluter Irrsinn finden manche. Ich glaube es ist wohl auf diesem Niveau nahezu egal. Die Käuferin wird schon wissen was sie da gemacht hat, schließlich ist es ein fast 50 Jahre alter Ardbeg. Die Chancen sowas zu kriegen, geschweige denn ein ganzes Fass, sind nahe Null. Ich hoffe einfach mal sie hat gleichzeitig das selbe Geld für wohltätige Zwecke aufgebracht. Ich nehme das Ganze aber zum Anlass wieder ein Runde Ardbeg zu verkosten. Und zwar fünf Committee Releases und das aktuelle Feis Ile Release. Insgesamt auch teuer aber dennoch für deutlich kleineres Geld erhältlich.

Ardbeg Arrrrrrrdbeg! – Committee Release

Eine Flasche Ardbeg Arrrrrrrdbeg! Committee Release

Wenn ich mal in Rente geh, dann dürft ihr mir auch einen Ardbeg abfüllen. Wollte ich nur mal so sagen. Mickey Heads hat sich das scheinbar verdient. Mal sehen ob ich das auch hinkriege. Er durfte allerdings nicht alle der Flaschen, die in Ryefässern gelagert wurden, behalten. Der unbekannte Großteil ging als Committee Release in den Handel. 51,8% stark ist er, mehr harte Fakten gibt es nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Ein leiser Ardbeg führt dazu dass das Ryeprofil sich Platz machen kann. Gurken und Dill. Dazwischen Vanille und etwas Rauch und ganz wenig Torf. Ananas und Esther finde ich zwischen druch auch immer wieder.

Mund: Eine weinige Note. Etwas verbrannte Nüsse. Banane, eher grün. Definitiv zu viel Holz für mich. Irgendwann kommt ein Salzleckstein dazu. Das ist positiv.

Abgang: Leichte Bitterstoffe. Viel Vanille und Vanilleeis. Es gibt auch Rauch. Der Rye ist jetzt nicht mehr so präsent. Allerdings trotzdem viel Fass. Asche und Metall kommt auch noch dazu.

Fazit: Ja was soll ich sagen. Das Profil passt zum Fass. Ansonsten finde ich auch Ardbeg in diesem Dram. Ich finde trotzdem keinen übermässigen Gefallen daran. Und bitte fragt mich nicht ob er sein Geld wert ist. Muss ja jeder für sich entscheiden 😉 82/100

Ardbeg Fermutation

Eine Flasche Ardbeg Fermutation

Wenn dir der Boiler ausfällt und du die Washbacks voll mit Sud hast, dann stellt das ein Desaster dar. Wie bringt man das Gebräu nun zum Gären? Als 2007 Ardbeg dieses Schicksal ereilte hat man kurzerhand auf Spontanvergärung durch Umwelteinflüsse gesetzt und die Deckel der Washbacks geöffnet. Es hat geklappt und das Experiment, welches freiwillig sicher nie wiederholt wird, ist nun abgefüllt worden. nach 13 Jahren im Fass und mit 49,4% in eine unbekannte Anzahl Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr reife Früchte, tief vergraben in der Erde. Die extreme Reife zieht sich durch alle Eindrücke. Viel Kräuter und Kraut. Frisch aber auch tief in der Mazeration. Hefe, Hefeteig nach zwei Stunden unter dem Tuch. Dazu kommt das klassische Profil von Teer und Asche, Torfrauch und Südfrüchten. Huiuiui.

Mund: Okay, ich gebe zu: Ich bin mir nicht sicher ob ich die Intensität aus der Nase unbedingt im Mund hätte haben wollen. Das fällt hier auch deutlich ab. Es bleibt viel von der Hefe, Biersud und auch das Krautige. Ein wenig Salz, einiges an Vanille. Kaum noch Früchte. Dafür ziemlich dick, fast schon zähflüssig.

Abgang: Eine Barbecuesauce mit Früchten drin. Direkt beim Einpinseln des Fleisches. Daneben eine paar Spieße mit Gemüse. Der Hefeeig wird aus der Schüssel genommen und auf den Stein gelegt.

Fazit: Eine Achterbahn an Intensität und Aromen. Mal zu viel, mal spannend. Mal viel zu viel. Ich finde es fantastisch, dass Ardbeg dieses Bottling tatsächlich rausgebracht hat und damit das Experiment abgeschlossen hat. Mich beschleicht allerdings das Gefühl: Ein Release als 10cl Sample hätte es auch getan. Damit hätte man den Fans und Enthusiasten, die sowas dann auch aufmachen, besser bedient. Der Kampf auf dem Sekundärmarkt um dieses Bottling ist eher unwürdig. 86/100 oder keine Punkte, das ist eh mit nix wirklich vergleichbar.

Ardbeg 08-year-old For Discussion

Eine Flasche Ardbeg 8-year-old "For Discussion"

Eine Ardbeg Committee Release um die Leute in Diskussion zu bringen. Nun, das ist sicherlich passiert. Beim Release wurden die Mengen nicht angegeben, der Hype war groß und die Gesichter der Flipper danach lang. Denn er ist heute noch verfügbar. Zusätzlich trägt er eine Reifezeit (8 Jahre), was man nicht von der Mehrheit der Committee Release sagen kann. Das Ergebnis aus den Sherry Casks hat 50,8%. Link zur Whiskybase

Nase: Viel süßer Rauch und Torf. Dazu ein wenig Vanille und Seetang. Mit der Zeit geht der Rauch und die Süße in Richtung Ketchup und BBQ-Sauce nur um dann ziemlich trocken zu werden.

Mund: Ein paar Gewürze machen den Anfang. Leichte Zitrus- und Ingwerschärfe. Etwas Pfeffer und auch Anis. Dann wird es wieder süß und rauchig,. Ein metallischer Ton quetscht sich dazwischen. Unreife Ananas kommt dazu zusammen mit ein paar schokoladigen Bitternoten.

Abgang: Wärmend und süß mit einem deutlichen Holzeinschlag. Dann wird es trocken und rauchig. Aber auch zwischendrin fruchtig und leicht nussig.

Fazit: Ich weiß nicht was es da zu diskutieren gibt. Ich finde das ist ein sehr solider fassstarker Whisky. Eine schöne und ehrliche Ergänzung im Portfolio von Ardbeg. Diesem sagt man heutzutage sonst eher schnelles Geld und Marketingmaschinerie nach. 87/100

Ardbeg Ardcore Committee Release

Eine Flasche Ardbeg Ardcofre Committee Release

Und wenn man vom Teufel spricht. Da ist sie wieder die Marketingmaschinerie. Das alljährliche FI Release bzw. die Committeevariante davon. 2021 aus Eichenfässern mit unbekannten Alter und 50,1% abgefüllt. So wie echte Punks das eben machen würden?! Link zur Whiskybase

Nase: Stachelarmband und nasser Hund. Leere Bierdosen. Ok, ich lasse den Quatsch 😉 Ein Schokobrunnen, durch den Torfklümpchen gezogen werden. Zitronenstäbchen, Gewürze und einiges an Holz oder Fass.

Mund: Einiges an getrockneten Kräutern, dazu robuster Torf und eine süße Würze. Birne mit einer hellen Schokosauce.

Abgang: Gekochte Früchte über einem sehr heiß brennenden Torffeuer. Dazu wieder die Gewürze und ein metallischer Ton der bleibt.

Fazit: Das ist kein wirklich schlechter Whisky. Irgendwie bleibt für mich aber der Eindruck hier handelt es sich um verdünnten New Make. 83/100

Ardbeg Ardcore

Eine Flasche Ardbeg Ardcore

Nach dem Committee Release kommt das general Release. Immer rechtzeitig zu Feis Ile kommt die trinkstarke Variante auf den Markt. Alles andere ist gleich, inklusive keinem Alter und keiner Releasegröße. Link zur Whiskybase

Nase: Ähnlich wie beim fassstarken Bruder finde ich viel Torf und auch Schokolade. Dazu auch noch Birne und etwas Metall. Ich erahne auch noch Kräuter.

Mund: Würzig, mit eher mildem Torf. Eine deutlich Fruchtsüße. Hat etwas von einem Fruchtsalat mit Torfmarinade.

Abgang: Leicht betäubend. Ananas mit warmer Schokosauce. Dazu auch wieder viel, jetzt richtig viel Torf. Ein paar Sprenkel Pfeffer darüber.

Fazit: Gleich und dennoch anders als die fassstarke Variante. Er ist etwas runder, aber gleichzeitig dennoch kräftig. Ich hätte es nicht erwartet aber ich finde ihn einen Tick besser. 84/100

Ardbeg Scorch Committee Release

Eine Flasche Ardbeg Scorch Committee Release

Eines der wenigen Committee Releases bei denen ich selbst bei der Veröffentlichung zu langsam war. Aber ich hatte es vor Kurzem das Glück ,dass jemand seine Flasche geteilt hat und so konnte ich ein Sample kriegen. Die Fässer sind laut Flasche von Drachen ausgekohlt, eine Anzahl gibt es nicht, aber es sind 51,7 fassstarke Prozent. Link zur Whiskybase

Nase: Honig und Kräuter gehen in über in eine Kräuterteemischung. Süßholz, Fenchel, Spitzwegerich und Pinie. Natürlich auch Torf und ganz dezenter Rauch.

Mund: Die Gewürze und Kräuter sind deutlich weniger intensiv. Dafür gibt es etwas Frucht, vor allem Birne. Kohle und Asche, ein vergangenes Barbecue.

Abgang: Viel Kohle, Asche, etwas Torf. Ein wenig Malz und Metall. Dann wird es langsam trocken. Eine schöne Süße kommt dazu. Die Länge passt auch gut.

Fazit: Der hat mir mehr Spaß gemacht als die trinkstarke Variante. Die Intensität ist ziemlich hoch und gut. Die Süße am Ende ist eine passende Balance dazu. 86/100

Ihr könnt gerne mit mir diskutieren…

… aber das günstigste Bottling ist für mich das beste. Und im Gegensatz zu vielen anderen weiß man hier recht klar was man hat. Altersangabe, Fassart, in Fassstärke abgefüllt. Dazu vergleichsweise wenig Marketinggedöns. Stellt mich zufrieden! Ob ich jetzt lieber 660 Flaschen „For Discussion“ oder eine vom 16-Millionen-Fass hätte… das ist vielleicht eine andere Diskussion.

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Bilder: Freundliche Überlassung der Whiskybase und eigene Anfertigung
Samples: Privat gekauft und eigene Flaschen