The 2nd Shining Dram

Mein Local Dealer hat in den vergangenen Monaten wieder einige Kleinstauflagen herausgebracht. Die Samples standen schon einige Zeit bei mir in der Warteschlange, welche aufgrund von herrlichem Wetter und der Fußballrückrunde nur sehr langsam vorrückt. Endlich komme ich dazu; jeder Dram wie gewohnt in Fassstärke, nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert.

Eine Flasche von The Shining Dram aus einer Secret Highland Distillery, gebrannt in 2010

Secret Highland Distillery 2010 TSD

Barrel 07.2010 bis 12.2021 / 52,1%Vol. / Link zur Whiskybase

Ein elfjähriger Highlander ohne konkretere Angabe seiner Herkunft. Auf dem Flaschenetikett wird jedoch Bezug genommen zu einer Brennerei mit sehr berühmtem wachsigem Charakter. Da fällt mir spontan nur Clynelish ein…

Nose: Eingangs erinnert die sehr weiche und fluffige Süße an Sauternes oder Tokajer, dann jedoch wird der Malt cremig mit Erdbeere, roter Johannisbeere und Apfel. Honig und Wachs mischen sich da gut unter. Kaum Eiche, dafür viel Vanille. Zwei Tropfen Wasser zaubern etwas Schokolade und Mandarine rein. (86)

Taste: Die Süße ist auch hier vorhanden, honigartig und wachsig, jedoch nicht so ausgeprägt; dafür gibt es ein Plus an Gerstenmalz und Gewürzen. Das Eichenholz wirkt stark ausgekohlt. Das Mundgefühl ist salzig und ölig, fein prickelnde Säure verweist auf roten Beeren. (84)

Finish: Mineralien und Eiche mit schokoladig-bitteren Einschlag. Gerstenmalz als Wegbereiter für Gewürze, unter anderem Ingwer. Das Wachs bleibt uns erhalten und schließlich bekommt er einen grasigen, nussigen Touch. (84)

Fazit: Ein leidenschaftlicher Schwimmer – paar Wassertropfen sorgen dafür, dass die Frucht mehr rauskommt und der Alkohol besser eingebunden ist. Als Clynelish hätte er mich ein bisschen verwirrt, allerdings konnte ich hier bisher nur deutlich ältere Vertreter probieren, da fehlt mir der Vergleich. Unabhängig davon überzeugt er auf alle Fälle als Single Malt, vor allem in der Nase zeigt er sich sehr vielseitig.

Eine Flasche 2009er Linkwood von The Shining Dram

Linkwood 2009 TSD

Barrel 05.2009 bis 01.2022 / 52,5%Vol. / Link zur Whiskybase

Ab in die Speyside, 12 Jahre durfte dieser Linkwood in einem einzelnen Barrel lagern.

Nose: Deutlich wachsiger als der Highlander. Dazu wundervoll cremiger Blütenhonig und mürbes Shortbread. Dabei aber keinesfalls zu süß, vielmehr sitzen feine Zimtwürze und dezente Eiche mit drin. Die fruchtigen Komponenten sind merklich vom Bourbon geprägt: Banane, Apfel sowie Orangen- & Ananasgelee; freundlich, hell und mit Vanille eben. (87)

Taste: Vanillesauce und herbe Zitrustöne bestimmen den Antritt. Das Eichenholz schiebt bald hinterher und bringt Zimt, Nelke und Sandelholz in Position. Marzipan, roter Apfel und Noten von zartbitterem Malz in der dritten Welle. Das Wachs kommt vergleichsweise zögerlich um die Ecke. (86)

Finish: Mandeln und Cashews verantworten sich für nussig-frische Stimmung. Kaum Süße, aber die Konsistenz von wachsigem Blütenhonig breitet sich unaufhaltsam aus. Vanille und Eichenwürze können eine zusätzliche Ebene etablieren. (87)

Fazit: Auch dem Linkwood stehen einige Tropfen Wasser sehr gut zu Gesicht, dadurch wirkt er ausgewogener, runder und fruchtiger (die Früchte will ich wirklich nicht missen). Leicht verdünnt bekommt von mir den Vorzug vor pur. Blind hätte ich wahrscheinlich auf Clynelish getippt – hoffe, die Etiketten wurden nicht verwechselt 😉

Eine Flasche Old Rhosdhu, 27 Jahre alt.

Old Rhosdhu 27 Jahre TSD

Hogshead / 50,8%Vol. / Link zur Whiskybase

Das vielfältige Portfolio der Loch Lomond-Brennerei wirkt für mich persönlich immer etwas undurchsichtig. Zwischen Croftengea und Inchmurrin, Inchmoan und Inchfad gibt es wohl einen Unterschied, aber ich muss jedesmal auf’s Neue die Suchmaschine anwerfen, wenn ich es genau wissen möchte. Genauso geht es mir beim Old Rhosdhu. Aber abgesehen davon, dass es sich dabei um einen mit einer Pot Still produzierten, ungetorften Single Malt handelt, dessen Herstellung um die Jahrtausendwende eingestellt worden ist, konnte ich nicht wirklich explizite Informationen finden.

Nose: Die Süße von Blütenhonig mit einem exorbitant großem Stück Hefeteig-Zwetschgendatschi, einige Aprikosen sind auch hineingeraten. Mit der Zeit kommen Vanille, Eichenholz und eine feine Würze immer mehr durch. Ein paar Tropfen Wasser kitzeln Wachs, Banane und gesalzene Zitrone heraus. (88)

Taste: Viele gelbe Früchte wie Maracuja, Banane und Zitrone bestimmen den Auftakt. Honig und Salz verstärken den Eindruck. Hefeteig und Gerstenmalz sorgen für Bodenständigkeit, bevor das Eichenholz mit seinen Gewürzen übernimmt. (88)

Finish: Eine wohltuende Mischung aus Honig, Hefeteig und würzigem Eichenholz. Grasige Töne kündigen die Rückkehr der tropischen Früchte an. Vanille, Mandeln und Baumharz verlangen nach mehr. (89)

Fazit: Zu Beginn ein sehr typischer Old Rhosdhu, jedoch wird der Dram sukzessive aromatischer, offener und wärmer. Mit zwei Spritzern Wasser gefällt er mir am Besten, dann ist er am rundesten, aber behält seine Kraft.

Eine Flasche Blended Malt von The Shining Dram

Blended Malt Scotch Whisky 2001 TSD

Butt 19 Jahre bis 2021 / 46,3%Vol. / Link zur Whiskybase

Ein Blend, der sich im Bereich des Höchstspekulativen bewegt. Man munkelt, es handelt sich um uralte Malts aus dem Hause Edrington, also Macallan, Highland Park und Glenrothes, die gerüchteweise wohl allesamt aus Sherryfässern stammen. Das Dreigespann war – und auch das ist nur Hörensagen – unter die magischen 40%Vol. gerutscht und die dareinst so stolzen Malts hätten ihr Dasein somit als Whiskylikör fristen müssen. Zur Rewhiskyfizierung wurden die Edringtons angeblich in einem einzelnen Butt geblendet, vermutlich zusammen mit Glenfarclas, der den Alkoholgehalt wieder ausreichend emporhob. Zumindest erzählt man sich das auf den Straßen… Die Auflage beträgt 44 Flaschen.

Nose: Nussig und wachsig steht der Sherry im Glas. Nach einem brotigen Zwischenspiel übernehmen fruchtige Orange und Dattel in Honig. Und dann kommt die Würze; samtig, eichig und feingemahlen mit einem Hauch von Schießpulver. (88)

Taste: Prickelnde Mineralien und Tannine ebnen den ölig-wachsigen Weg hin zu altem Eichenholz und dickem Sherry. Hat was von Möbelpolitur und Leder. Die Gewürze sind nochmal ein Stückchen komplexer und erneut mit einer Portion Schießpulver versetzt. Im Holz finden sich harzige Einschlüsse. (85)

Finish: Dass an dieser Stelle Schwefel auf einen wartet, hat sich im Vorfeld angedeutet. Er fügt sich aber ganz gut ein und verschwindet auch bald wieder. Mineralische Gewürze und eine Ladung Wachs versuchen (erfolglos), den nussigen Sherry und den Kakao zu überdecken. (87)

Fazit: Je nach individuellem Geschmack könnte die Schwefeldosis noch im Rahmen sein oder aber auch schon zu viel. Für mich war da zwischendurch eine Grenze erreicht, allerdings bin ich in der Hinsicht auch ein bisschen empfindlich. Unabhängig davon bekommt man einen Malt mit einigen richtig alten Bestandteilen und schönen Sherrynoten. Kraft hat er auch, sodass man die Zugabe von Wasser empfehlen kann.

Eine Flasche Bourbon aus Indiana, vermutlich von der MPG Brennerei, abgefüllt von The Shining Dram.

Indiana Bourbon 2015 TSD

Barrel 05.2015 bis 11.2021 / 49,2%Vol. / Link zur Whiskybase

Zu Guter Letzt ein Bourbon aus dem Bundesstaat Indiana. Die Brennerei hinter diesem Whiskey ist wahrscheinlich MGP. Neben Mais wurde wohl auch Roggen als Ausgangsprodukt verwendet. Die Notes sind mit Vorsicht zu genießen, Bourbon ist nicht mein Metier.

Nose: Dick und reichhaltig mit Kokos und Bienenwaben. Kandierte Zitrone und Banane gestalten das Bild ein bisschen fruchtiger. Das frische Eichenholz hält sich zurück, steuert lediglich einladende Würze bei. Marzipan und Mais in kleinen Mengen runden ab. (87)

Taste: Der Mais und das würzige Eichenholz kommen gerade zu Beginn wesentlich deutlicher durch. Dann sorgt der Roggen für einen schönen Twist. Kokos, Marzipan und Bittermandeln kreieren ein nussiges Milieu. Ein metallisches Mundgefühl, stört aber nicht. (85)

Finish: Virgin Oak hinterlässt einen kräftigen Eindruck. Doch Roggen, Gewürze und Mandeln können sich ebenfalls Gehör verschaffen. Banane und Vanillespuren betonen die weiche Seite des Bourbon. Ein Wachsfilm wird ausgelegt. (87)

Fazit: Definitiv eine interessante Erfahrung. Mein Fokus liegt zwar auf Single Malt, doch dieser Bourbon konnte mich ohne „wenn“ und „aber“ überzeugen. Sowohl der Mais als auch die Jugend sind zwar vorhanden, aber im Gesamterlebnis ist so viel los, da fügt sich alles rund und stimmig ein.

Es ist immer von Vorteil, wenn der Whiskyhändler im Ort einen ähnlichen Geschmack hat, wie man selbst. Wenn jetzt noch die Ladenöffnungszeiten nicht so mit meinen Arbeitszeiten kollidieren würden…

Mehr zu: Linkwood, Loch Lomond, Highland Malts, Blends & USA

Samples im Laden erworben | Bilder mit freundlicher Genehmigung von Markus Bauer & The Shining Dram