Und noch mehr Speyside im Glas
Heute gibt es nur A und B Drams aus der Speyside. Also Distillerien mit dem Anfangsbuchstaben A und B. Mal sehen ob sie auch ganz vorne im Review liegen. Zwei direkte Vergleiche gibt es noch dazu. Was will man mehr?
Aultmore 1997 – Cadenhead
Ach das waren noch Zeiten. Die goldenen Labels bei Cadenhead. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist das die „Manager“-Auswahl. Ich dachte früher mal es wären die Single Casks im Vergleich zu den schwarzen Labels die Small Batches sind. Aber dem scheint nicht so. Ok genug Nerdwissen. Ein 18 Jahre alter Aultmore aus einem Bourbon Hogshead. Ergebnis: 252 Flaschen mit 53,9%. Link zur Whiskybase
Nase: Eine schöne Kombination aus erdigen Noten, reifen Zitrusfrüchten wechseln sich ab mit verwelkenden Blumen. Dazu kommt Gebäck mit Äpfeln darin, leicht parfümiert mit Rosenwasser.
Mund: Eine wirklich tolle Bourbonabfüllung. Absolut klar und frisch. Salzig, würzig, malzig und fruchtig. Mit Gebäck und ein klein wenig Vanille.
Abgang: Malzig und salzig. Mit weichen Äpfeln, Zimt und braunen Zucker darüber. Ein gedeckter Apfelkuchen mit Salzkaramellstückchen.
Fazit: Eine tolle Abfüllung von der ich zum Glück noch öfter probieren darf. Leider wird diese Art nach meine Gefühl immer weniger. Und über den Preis den das dann kostet will ich gar nicht anfangen zu jammern. 89/100
Aultmore 1995 – Gordon & MacPhail
Es hat ja gut angefangen, also warum nicht noch ein Aultmore? Diesmal ein G&M Connoisseurs Choice aus der Ära der mittleren Map Labels. Abgefüllt mit 43% in 2007 und aus Refill Bourbon Barrels. Ich hatte hier ein korrespondierendes Originalsample. Link zur Whiskybase (70cl)
Nase: Ziemlich „Basic“. Honig, Getreide, saurer Apfel. Das ist wirklich zwar sehr klar, aber auch wenig spannend.
Mund: Es geht auch so weiter. Das ist relativ leer. Wenn überhaupt, dann leicht süß. Mit ein wenig Fantasie sind da noch Kräuter.
Abgang: Das Finale ist auch kein Feuerwerk. Er ist würzig aber wirklich kurz. Erstaunlicherweise brennt er dabei. Trotz der Trinkstärke.
Fazit: Ja… nein. Wo das Cadenhead Bottling auf ganzer Linie punkten konnte lässt dieses hier alle Punkte liegen. Zu unterkomplex, zu leise, zu langweilig. Das macht keinen großen Spaß. 80/100
Aberlour A’bunadh Batch #71
Zeit die Destillerie zu wechseln. Ab zu Aberlour. Schon über 70 Batches dieser Reihe gibt es. Muss also ganz erfolgreich sein, nicht wahr? Die fassstarke aber alterslose Abfüllung lagert in spanischen Oloroso Sherry Butts. Der aktuelle Batch ist 61,5% stark und kam 2021 auf den Markt. Link zur Whiskybase
Nase: Der Sherry ist da, aber nicht besonders typisch. Minze, Schokolade und Zimt sind dominant. Ein paar Fruchtnoten sind da, die sind allerdings eher säuerlich.
Mund: Salzig und leicht fleischig. Der Alkohol ist sehr präsent (kein Wunder). Schokolade, Nougatcreme und auch dunkle Früchte.
Abgang: Rote Beeren und eine leicht fleischige Note. Gekochter Schinken. In der Glasur sind ein paar Bitterstoffe. Kaffeemehl und Zitronenabrieb.
Fazit: Vielleicht nicht der beste A’bundha aller Zeiten, aber das braucht eigentlich auch niemand. Batch 71 liefert. Fassstärke, Sherry und intensive Aromen. Da ist drin was drin sein sollte. 86/100
Aberlour A’bunadh Batch #66
Zum Beweis oder zur Widerlegung der These „das Batch ist irrelevant“ gleich nochmal ein A’bunadh. Diesmal mit „nur“ 59,2% Link zur Whiskybase
Nase: Sehr süß und intensiv. Mit dunklen Fruchtnoten. Pflaumen, Beeren auch etwas Orange. Dazu Karamell und Fudge. Auch etwas dunkle Schokolade ist vorhanden. Und auch Gewürze dringen durch. Der Alkohol ist zwar präsent aber nicht überwältigend oder unangenehm.
Mund: Das ist dann auch der erste Eindruck im Mund. Der Alkohol muss erstmal eingelevelt werden. Dann geht er vom Zwicken in der Zunge über zu Ingwer. Die süßen, reifen Fruchtnoten werden durch etwas Zitrone ergänzt.
Abgang: Etwas Demerarazucker und Schokolade (60%). Die Früchte sind jetzt gut durchgetrocknet. Eine gewisse Präsenz von Holz oder Eichenwürze ist da. Dazu weiterhin der Ingwer, jetzt mit Schale. Nach einiger Zeit kommt ein wenig Metall um die Ecke.
Fazit: Der ist schon anders, aber er liefert genauso wie die #71. Das ist ein Sherrybrett mit der Möglichkeit viel mit Wasser zu spielen. Wenn man Fassstärke gewohnt ist, dann kann man aber auch ohne auskommen. 86/100
Allt-a-Bhainne 1993 – James MacArthur
Allt-a-Bhaine Bottlings muss man quasi von unabhängigen Abfüllen nehmen, die gibt es eigentlich nicht als Originalabfüllung. Dieses Exemplar stammt von James MacArthur aus deren „Old Master’s“ Reihe. Bei mir konkret war es aus einem Mini. Es gibt genau diese Abfüllung aber auch im Großformat. Dort findet man auch die Info dass es ein einzelnes Sherry Cask war. 57,9% stark und 17 Jahre alt ist sie. Link zur Whiskybase (70cl)
Nase: Initial sehr würzig mit einer deutlichen Dominanz auf Pfeffer. Dann der Geschmack den fertig gekauter Kaugummi hat. Dazu etwas Kalk. Das ist ungewöhnlich und das ist noch eine Untertreibung. Aber das ist an sich nicht schlecht.
Mund: Der Taste hat erstmal für von Parfüm. Der Alkohol macht sich Platz und drückt die Aromen quasi in die Schleimhäute. Da sind vor allem Orangen und einige Gartenkräuter.
Abgang: Nach dem Schlucken werden die Dimensionen deutlich weniger. Die Orangen sind noch da und der Pfeffer aus der Nase ist zurück. Die Länge ist in Ordnung, man wünscht sich auch nicht mehr.
Fazit: Das ist sehr solide. Vor allem die Fassstärke und die damit verbundene würzige Robustheit ist sehr hilfreich. Allerdings fange ich deswegen nun nicht an AAB zu suchen. Das Sherry Cask hat hier übrigens recht wenig zu melden. 83/100
Benromach 1969 – Gordon & MacPhail
Zum Schluß noch ein Wechsel im Anfangsbuchstaben. Es geht zu B wie Benromach. Es gab ja vor Kurzem schon eine kleine Session mit aktuellen Originalabfüllungen, hier im Kontrast dann eine alte, unabhängige Abfüllung. Ein Old Map Label CC ist 40% „stark“ und ungefähr 20 Jahre im Fass gewesen. Link zur Whiskybase
Nase: Der Einstieg ist sehr sanft und gefällig vor allem mit Honig und Malz und eine leichtfüssigen Fruchtnote: Nektarinen. Nach einer Zeit steigt leichter Rauch auf und Harz mischt sich darunter. Damit wird er deutlich reifer und schwerer.
Mund: Geschmacklich ist es auch genau diese Linie, die zuerst dominiert. Von Kräuterölen bis zur Möbelpolitur ist jeder Schwung wunderbar intensiv. Nach einigen Umdrehungen im Mund wird es ruhiger, bis hin zu einem Moment wo man direkt in einen frischen Amerikaner beißt. Zuckerglasur, Teig, Vanille. Alles da.
Abgang: So geht es auch zu Ende. Schön Sanft mit Zuckerglasur und einem Hauch Vanille. Dabei geht dann auch langsam die Tiefe verloren und er bleibt hier auch relativ kurz.
Fazit: Für die wenigen Prozent hat das eine extrem geile Komplexität. In Fassstärke wäre das wahrscheinlich ein Dream Dram. So fällt er vor allem im Abgang logischerweise ab. 89/100
Nicht ganz die vordere Reihe
Dennoch ein schönes Lineup. Die Aberlour waren genau in der Erwartung. Die Aultmore irgendwie überraschend. Der Benromach ein schönes altes Bottling. Ich bin ingesamt also voll zufrieden.
Mehr zu: Aultmore, Aberlour, Allt-a-Bhainne, Benromach
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase und von The Whisky Vault
Samples: Privat gekauft und eigene Flaschen
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