Kilchoman 100% Islay (Teil 1)

Wenn möglich, dann mache ich gerne solche Serien voll. Danke an die Kilchomaniacs, dass sie mir das auch für die 100% Islay Serie ermöglicht haben! Surft da unbedingt mal vorbei, mehr kann man über Kilchoman meiner Meinung nach nirgends erfahren!

Bei 100% Islay geht es darum, dass alle Rohstoffe von der Insel kommen. Einen von elf aus der Reihe hab ich schon geschafft, bleiben also nur noch zehn. Um keine Überdosis zu erhalten teile ich das mal lieber in zwei Beiträge auf 😉 Die Zuordnung zu den Beiträgen ist dabei eher zufällig.

Kilchoman 100% Islay 3rd Edition

In frischen Ex-Bourbon Barrels, 4 und 5 Jahre gereift ist die Abfüllung aus 2013. Wie immer mit 50% abgefüllt und 20ppm getorft. Weltweit sind 10000 Flaschen auf den Markt gekommen. Link zur Whiskybase

Nase: Torfig, aber nicht aufdringlich. Ein paar Früchte, die noch am Strauch hängen. Ingesamt fühlt man sich irgendwie wie im Garten. Trockene bis feuchte Erde. Etwas Gehölz, Äste, Blätter und hier und eine Frucht.

Mund: Erste recht torfig, dann ein wenig bissig und würzig. Wenn man ihn ein wenig kreisen lässt wird er immer dünner und leicht mineralisch. Vanille kommt auf.

Abgang: Die Jugendlichkeit kommt jetzt sehr deutlich zu Tage. Pelzige, leicht taube Zunge. Die Früchte verkommen zu blassen Birnen. Bitterstoffe übertünchen ein wenig den jungen Torf. Das klingt jetzt schlechter als es ist, die Veränderung ist einfach nur deutlich.

Fazit: Für das junge altern schon recht lecker. Ich würde ihn mit stellenweise „fetter“ wünschen und auch der Torf ist noch recht zurückhaltend. Dennoch lecker! 85/100

Kilchoman 100% Islay 5th Edition

Weiter geht es in 2015 mit frischen und refill Bourbon Barrels die 2009 und 2010 gefüllt wurden. 50%, 20ppm, 10000 Flaschen, der Rest ist also gleich. Link zur Whiskybase

Nase: Eine deutlich süß ausgeprägte Torfnase. Dann kommt dazu Zitrone, Erde und Kräutersud. Ab und zu kommt etwas Ben & Jerry Strawberry Cheesecake vorbei.

Mund: Der Würzsud und der Torf sind jetzt in einer Melange. Dazu kommen frische Holznoten und etwas salzig-maritimes. Helle, unreife Früchte sind auch mit am Start.

Abgang: Recht würzig und dabei mild-torfig. Eine schöne grüne Apfelnote und auch Zitrone. Ganz dezente Noten von Honig und Nüssen.

Fazit: Erstaunlich balanciert für das Alter. Ich hätte wahrscheinlich blind schon eher auf zehn als auf fünf Jahre getippt. 86/100

Kilchoman 100% Islay 7th Edition

Im Jahr 2017 gibt es keine Überraschung. Auch hier sind es wieder Bourbon Barrels, 50% und 20ppm. Über die Flaschenanzahl weiß man nichts. Langweilig? Nope. Denn da die Fässer auch 2010 gefüllt wurden sind wir jetzt schon bei 7 Jahren angekommen. Link zur Whiskybase

Nase: Als erste kommt weißer Pfeffer, dann erst kommt der Torf hervor. Erdige Noten verbinden sich mit Früchten. Grüne Ananas, Limette und Granatapfel (die Frucht, nicht die Kerne). Dahinter liegt noch etwas Holz und Staub. Nach einiger Zeit im Glas ist dann Vanille das dominante Aroma.

Mund: Ganz milder Torf. Dann geräucherte Birne mit frisch gemahlenem Pfeffer darüber und etwas Zitronenmelisse und Minze daneben. Mit der Zeit wird er richtig stofflig und zähflüssig im Mund. Dann kommen ein paar Kaffeearomen dazu.

Abgang: Fruchtig und gefällig geht es dahin. Nur noch leicht, wenn überhaupt, torfig und rauchig. Dazu ein wenig Honig hier, ein wenig Nuss da. Und eine deutliche Trockenheit. Der Speichel verschwindet mit der Zeit quasi komplett aus dem Mund.

Fazit: Man merkt schön langsam die längere Reifezeit. Zu dem Schluß kommt auch Hans von Kilchomania. Ich bin hier ein wenig zwiegespalten. Das ist ein ausgewogener, leicht getorfter Dram. Kann man gut trinken. Ich würde mir aber ein wenig mehr Oomph wünschen. Der schreit einem nicht gerade 100% Islay entgegen. 85/100

Kilchoman 100% Islay 10th Edition

Zum ersten mal in dieser Runde sind es nicht nur um (39) Bourbon Barrels. Es kommen zwei Oloroso Sherry Butts dazu. Die Befüllung erfolgte 2007, 2009 und 2010. Abgefüllt wurde im Sommer 2020 und so kommt man auf 9 Jahre. 50% und 20ppm bleiben gleich. Die Flaschenzahl wird mit 12.400 benannt. Link zur Whiskybase

Nase: Birnenspalten und -kompott an über Torfrauch getrocknetem Seetang. Sterneküche made on Islay? Ganz kurz kommt ein Hauch Lösungsmittel, der ist aber zum Glück schnell wieder weg. Dann kommt etwas Erde, Holz, Vanille und Sternfrucht. Durchzogen wird das ganze von diversen Gewürzen.

Mund: Eine schöne Fruchtnote ist der Hauptgang dieses Drams. Da blitzen verschiedene Dinge auf. Die gewohnten hellen Früchte, genauso wie die Feigen, Kirschen und Datteln, die vielleicht aus den Sherryfässern kommen. Aber nie lange oder gar dominant. Dazu die Rauch- und Torfaromen, als Beilage, zusammen mit Kräutern, Vanille und signifikant Salz.

Abgang: Salzige Mineralität macht dann auch den Übergang. Etwas metallisch mit Einschlägen in Richtung Kaffee und Schokolade. Malz und helle Früchte kontern die Bitterstoffe. Torf und Rauch sind, wie mittlerweile gewohnt, nur noch nachrangig.

Fazit: Ich hoffe wirklich sie haben Fässer um diese Reihe bis zu einem 20-jährigen weiterzuführen. Die sukzessive Entwicklung ist faszinierend. Die Dosage der Sherryfässer scheint mir auch gut gelungen. 87/100

Kilchoman 100% Islay 11th Edition

Die aktuelle Version hat die üblichen 50%, stammt aus Sherry und Bourbon Casks und wurde 2021, nach neun Jahren, auf insgesamt 12000 Flaschen gezogen. Es wurde ausschließlich Optik und Publican Gerste verwendet. Link zur Whiskybase

Nase: Süßlicher Rauch steigt aus dem Glas auf. Unterlegt mit Torf, Zitrone und auch einigen Kräutern. Mit dem Spaten wird frische Erde angestochen, bis zur Lehmschicht. Das verfliegt schnell wieder und wird ersetzt durch Vanille und Milchschokolade. Alles ist dabei sehr rund.

Mund: Torfrauch macht auch hier wieder den Start. Dann geht es in die Räucherkammer zum Schinken und zum Trockenfleisch (Biltong!). Entsprechend salzig ist geht es auch zu. Dann kommen Bitterstoffe. Milchkaffee, Schokoladengries und geröstetes Malz.

Abgang: Die helle Schokolade schafft es dann auch direkt in den Abgang. Dann wird es wieder kurz erdig und auch der Kaffee kommt nochmal zurück. Torf und Rauch schleichen jetzt eher aus.

Fazit: Ein toller Dram! Sehr balanciert, mild und trotzdem ausdrucksstark. Die Sherryfässer waren eher im Verhältnis 1:10 würde ich sagen. Sie bringen dennoch vor allem die Schokolade denke ich. Und die ist wirklich gut platziert. 88/100

Line goes up

Es ist fantastisch zu sehen, wie diese Abfüllung sich nach und nach entwickelt. Deswegen freue ich mich auch jetzt schon das Erlebnis mit den noch fehlenden Abfüllungen wiederholen zu können. Ein kleines Details, dass mich auch sehr freut: Es herrscht recht viel Transparenz. Spontan behaupte ich es gibt einige Destillerien, die hier weder die Reifeflänge noch die Flaschenzahl veröffentlichen würden. Danke für die gute Arbeit an Kilchoman und auch noch mal an kilchomania.com

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Bilder: Freundliche Überlassung der Kilchomanics und eigene Anfertigung
Samples: Privat gekauft bei den Kilchomaniacs und eigene Flasche