Die Pagodendächer von Glenfarclas

Glenfarclas: Zwischen Familie und Geheimnissen

Heute mal wieder zurück in die Speyside zur “Familiendestillerie” Glenfarclas. Zuerst zwei limitierte Originalbottlings, dann zwei Independent Bottlings und zum Schluß noch zwei der berühmten Family Casks. Da bleibt wenig offen, würde ich sagen.

Glenfarclas 2005 Destillery Exclusive

Eine Flasche Glenfarclas 2005 abgefüllt zum Spirit of Speyside 2020.

Eine limitierte Abfüllung zum Spirit of Speyside Festival macht den Anfang. 2005 gebrannt, 2020 mit 58,2% in 650 Flaschen abgefüllt. Dazwischen stand ein Oloroso Sherry Butt. Link zur Whiskybase

Nase: Möbelpolitur Geschmacksrichtung rote Früchte. Viele unterschiedliche Früchte vom Pfirsich über Brombeeren, über Johannisbeeren, Trauben und Kirschen. Das alles sowohl reif als auch getrocknet. Auch Leder und Kräuternoten sind dabei. Getrocknete Wiesenblumen. Schokolade und Sirups sind da sicher auch noch irgendwo.

Mund: Kandierter Ingwer und Gewürze zusammen mit Sherry, Kirschlikör. Ganz feine Holznoten. Johannisbeeren und Pfeffer. Dann wieder Brombeeren und Kakao. Es hört und hört nicht auf. Tabak ist auch dabei.

Abgang: Kirschen und Sauerkirschen, Leder, Tabak, Schokolade, Espresso, ein Hauch Chili, wunderbare Bitternoten, es wird trocken hinten raus

Fazit: Der helle wahnsinn. Für einen 14 Jahre alten Whisky ist das wohl die Obergrenze des möglichen. Der Abgang hat “nur” sehr gute Qualität, das verhindert noch höhere Punkte. Aber mal ehrlich, mehr verlangen kann man nicht. 90/100

Glenfarclas 1990 Limited Rare Bottling

Ein weiteres limitieres Bottling. Auch hier sind Oloroso Sherry Hogsheads am Start, diesmal aber mehrere. Das Batch umfasst 3000 Flaschen und hat 54,7% und wurde von 1990 bis 2018 gereift. Link zur Whiskybase

Nase: Ein paar Nüsse schwimmen in einem Glas mir Sherry. Ein Kräutersud mit Honig. Eine fruchtweinige Note. Auch etwas Vanille ist präsent..

Mund: Schokolade, Salz und Kräuter geben den Ton an. Eine malzige Süße ist präsent. Schöne, reife helle Früchte. Mandarine und weißer Pfeffer.

Abgang: Hinten raus trocken. Das Profil bleibt im Wesentlichen erhalten. Die Schokolade ist jetzt weiß. Ich hab das Gefühl hier war eher ein Fino Fass am Start.

Fazit: Auf keinen Fall schlecht. Mit den Daten hab ich vielleicht ein wenig mehr erwartet. Nach fast 30 Jahren schmeckt er irgendwie nicht. 87/100

Glenfarclas 2003 Cadenhead

Eine Flasche Glenfarclas 2003 von Cadenhead für das Shoprelease 2020

Cadenhead füllt jedes Jahr für die offiziellen Cadenhead Shops Einzelfässer ab. Dieses Bottling aus 2020 ist den Shop in Campbeltown released worden. Ein Finish in einem First Fill Sherry Hogshead ergab dann auch 17 Jahren 270 Flaschen mit 52,3%. Link zur Whiskybase

Nase: Kirsche und Sägespäne. Bin mir nicht sicher ob das eine gute Kombination ist. Dann kommt noch Pflaume, bevor es alkoholisch wird. Farbverdünner.

Mund: Auf der Zunge wird es trocken, würzig und zwickt ein wenig. Der Alkohol ist präsent. Zitruszesten kommen dazu und auch wieder Holznoten. Diesmal Scheitholz.

Abgang: Nach dem Schlucken ist das erstmal eher ein Pflaumenschnaps. Aus dem Barrique. Mit viel Holz, zu viel. Bittere und würzige Noten bleiben, mit einer leichten Süße.

Fazit: Eher nicht mein Fall. Es gibt beim Whisky gutes Holz und schlechtes Holz für mich. Das hier ist definitiv zu viel schlechtes Holz. Es gibt auch ein paar Highlights die hier und da aublitzen, das wiegt aber nicht auf. 81/100

Secret Speyside 26-Years-Old Mancarella

Eine Flasche Secret Speyside 26-year-old von Mancarella

Ein Bottling von Dino Mancaralla ist immer mit Vorfreude verbunden. Auch hier war wieder ein Sherry Hogshead involviert. Und auch wenn man nicht wirklich weiß was drin ist, die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Das ist ein Glenfarclas. Das Joint Bottling mit deinwhisky.de hat eine Auflag von 336 Flaschen, war 26 Jahre im Fass und ist 49,7% stark. Link zur Whiskybase

Nase: Lange gereift Sojasauce kommt mir als erstes in den Sinn. Dann süße Früchte und auch etwas Metall. Anschließend Kräuter, Leder, Tabak. Die über 20 Jahre sind mehr als merkbar, gleichzeitig zeigt er sich immer noch lebhaft.

Mund: Glattes stark gegerbtes Leder füllt den Mundraum. Sherry und die passenden Früchte kommen dazu. Dann wird es würzig. Pfeffer, etwas Ingwer. Aber auch Eichenwürze, gut gealtert.

Abgang: Möbelpolitur und Sherrywahnsinn. Sehr lang und angehem. Schokoladen. Mehrere. Auch ein wenig Kräuter. Leder Leder Leder…. hmmmmmm. Kirsche.

Fazit: Lovely. Was soll ich da noch sagen. Ein wunderbares Bottling! 90/100

Glenfarclas 2003 The Family Cask (S18)

Eine Flasche Glenfarclas 2003 aus der Family Cask Reihe Sommer 2018

Immer Sommer 2018 kam dieses Family Cask Bottling in die Flasche. Ursprünglich 2003 in ein Sherry Butt gefüllt hatten die 649 Flaschen dann 59,3%. Link zur Whiskybase

Nase: Das Sherryfass ist sofort präsent. Mit ein wenig Schwefe und, Zeder. Aber auch süßlich und kirschig ist er. Marzipan frisch aus der Packung.

Mund: Würzig geht es weiter. Orientalische Küche oder vielleicht auch ein weihnachtliches Gebräu. Dann wieder Marzipan, mit Orangenwasser. Es wird ordentlich süß

Abgang: Zitrone mit Zuckersirup. Würze, vor allem Ingwer und Pfeffer. Das ist dann auch ordentlich wärmend. Dann kommen die Sherryaromen zurück. Rosinen und Kaffee. Am Ende bleiben Bitterstoffe und er wird trocken.

Fazit: Ordentlicher Antritt, fettes Sherrybrett. Insgesamt ist er zwar reich an Aromen, aber für mich ist er insgesamt nicht ganz stimmig. Ich würde sagen: Er ist in Aufruhr. 87/100

Glenfarclas 2000 The Family Cask (S20)

Eine Flasche Glenfarclas 2000 aus der Family Cask Reihe Sommer 2020

Den Abschluss macht ein zweites Family Cask. Etwas früher ins Fass (2000), etwas später wieder raus (Sommer 2020). Das wirklich interessante Detail ist aber: Ein 4th Fill Sherry Butt. In der Gemeinschaft der Glenfarclas-Enthusiasten ist das der Geheimcode für sehr leckere Whisky. Mal sehen ob das hier auch der Fall ist. 616 Flaschen mit 53,7% gibt es insgesamt. Link zur Whiskybase

Nase: Weisser Pfeffer, Honig, Zitrone. Das Sherry Butt ist kaum wahrnehmbar. Ich würde Kräuter und Mandarine dazu rechnen.

Mund: Prickelnd mit Pfeffer geht es los. Dann kommt helles Gebäck mit Zitrone und Minze. Nüsse sind auch dabei. Ein wenig Kräuter kommen wieder hervor. Außerdem einiges an Eichenwürze.

Abgang: Auch hier ist wieder helles Gebäck am Start. Diesmal mit Orangenwasser und -blüte. Dazu gibt es Milchkaffee. Die Kräuter sind jetzt leicht angebrannt und damit bitter. Die Nüsse kann man auch noch erahnen. Die Länge ist wunderbar.

Fazit: Insgesamt sehr lecker, dieses mal war ich aber nicht so geflashed, wie von anderen 4th Fills. Mag aber auch Tagesform gewesen sein. Die Komposition ist auf jeden Fall wunderbar. 88/100

Durchschnittlich?

Nun, das Urteil “Durchschnittlich” klingt ja erstmal schlecht. Wenn allerdings der Durchschnitt so hoch ist, wie bei Glenfarclas, dann gibt es natürlich kaum Luft nach oben. Diesmal waren wieder zwei echte Highlights dabei und nur ein kleiner Knicks trübt das Bild. So kann es weiter gehen mit dem Durchschnitt.

Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung von der Whiskybase | Samples: Privat gekauft