Die Bank vor der Bruichladdich-Destillerie

Alle Port Charlotte (Teil 8)

Und schon bin ich wieder zurück auf Islay. Ich kann nie lange fernbleiben. Außerdem ist der letzt „Alle Port Charlotte“-Beitrag quasi schon eine Ewigkeit her. So geht es natürlich nicht weiter. Von 3 bis 16 Jahren und von 46% bis 62,8% ist alles dabei. Das kann ein Spaß werden. Also rein ins Vergnügen.

Port Charlotte 2008 Private Cask

Ein Flasche Port Charlotte 2008 aus einem Private Cask

Es beginnt mit dem Jungspund. 2008 in ein Bourbon Cask und gute drei Jahre später schon wieder raus. Dann auch noch mit 46% abgefüllt. Man darf gespannt sein. Link zur Whiskybase

Nase: Alkoholisch, kräutrig, die New Make Birne kommt deutlich durch. Dann ist da auch. noch etwas Kuhstall und diverse brennende Dinge, die man eigentlich nicht verbrennen sollte.

Mund: Da kommt ein wenig Salz, wieder die Birne, er wird leicht metallisch. Torf ist eher zurückhaltend.

Abgang: Menthol, viele Bitterstoffe und New Make süßlich. Und damit dann auch relativ bald wieder weg. Nicht wirklich schade drum.

Fazit: Relativ weich, nachdem man die erste Nase mal überwunden hat. Aber er ist einfach auch zu jung. Es bleibt zu unken, warum der schon aus dem Fass musste und mit 46% abgefüllt wurde. Verstehe ich wirklich nicht. 82/100

Port Charlotte 2001 Blood Tub 

Eine Flasche Port Charlotte 2001 aus einem Blood Tub

Es ist mal wieder soweit. Ein Blood Tub. Sieben Jahre alt ist Fass 49 geworden und die 38 Flaschen sind mit 46% abgefüllt worden. Link zur Whiskybase

Nase: Here we go again: Süße Kräuter, Metall, Phenole. Eine brutale Mischung die in jede Ecke des Riechorgans dringt. Vanille schafft es nur mit Mühe sich durchzukämpfen.

Mund: Veilchen? Oh je. Ist das ein 80er Bowmore Blend? Da sind auch gute Aspekte, aber das ist nicht mein Fall.

Abgang: Ahhh, besser. Cassis, Salz, Zitronen. Wunderbar trocken. Auch viele Bitterstoffe. Dann ist da noch Metall und irgendwie ist er auch prickelnd. Schönes Ende.

Fazit: im Mund ein wenig Störgefühle, um es mal nett zu sagen. Ansonsten sehr geil. Das will was heißen, wenn ich trotz dessen noch auf 89/100 komme.

Port Charlotte 2004 Private Cask The Ten

Eine Flasche Port Charlotte aus einem Private Cask für The Ten

Ein privates Fass von 10 Whiskyfreunden. Damals, 2004, ging das wahrscheinlich noch ganz gut. Heute ist das glaube ich viel schwieriger. Sie haben den New Make in ein Sherry Hogshead gelegt. Raus kamen dann 280 Flaschen und satten 61,5% nach 11 Jahren Reifung. Link zur Whiskybase

Nase: Süßliche Trauben, etwas Asche, Cola, Rauch, milder aber krosser Speck, Butter. So far, so funky. Dann kommen noch ein paar Bleistiftspäne. Die passen irgendwie nicht ins Ensemble.

Mund: Das ist dann auch der erste Eindruck im Mund: Bleistiftspäne. Die weichen dem Sherry, herbem Rauch und Zedernholz. Der eigentlich sich bestimmt auch als Cigar Malt.

Abgang: Zum finale wird er trocken. Das Sherryfass ist dominant. Es bringt Dörrobst und eine leichte aber prägnante Würze. Leider kommen auch die Bleistiftspäne wieder. Und sie passen immer noch nicht dazu.

Fazit: Könnte irgendwie auch ein Glendronach sein. Oder eben ein Cigar Malt. Ist auf jeden Fall sehr lecker, allerding zu viel Bleistift für die Topliga. Das ist keine Fehlnote in dem Sinn, es ist nicht „eklig“ oder so. Es passt für mich hier einfach nicht rein. 87/100

Port Charlotte 2004 Whiskyfreunde Essenheim

Eine Flasche Port Charlotte 2004 von Whiskyfreunde Essenheim

Mir scheint es gehört zum guten Ton, dass man als Whiskyclub mal ein PC Bottling rausbringt. So auch die Whiskyfreunde Essenheim. Welche tatsächlich als eigener Abfüller gelten. 2004 ins Fass, 2016 wieder raus. Mit einem Zwischenstopp in einem Cabernet Octave als Finish. 88 Flaschen à 500ml und 56,8% wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Lodernde Glut, die wird dann mit einem Glas Wein gelöscht. Asche steigt auf. Wir stehen scheinbar vor einem Kuhstall. Gummi und Butter. Ein Hauch Räucherstäbchen.

Mund: Es wird Zum Glück etwas weniger intensiv. Gummi und Weingummi, dann mineralisch (Kiesel). Butter mit Jogurtanteil. Und: Ein wenig Frucht. Pfirsich.

Abgang: Säure und Bitterstoffe sind präsent. Torf und Seetang nehmen das auf. Dann werden daraus leicht saure, helle Früchte. Auch Kiwi. Danach kommt noch Salz dazu und mit diesem auch Trockenheit.

Fazit: Lovely Finish! Nicht zu überwältigend aber merkbar. So soll es sein. Ich füll dann mal meinen Mitgliedsantrag aus. 😉 89/100

Port Charlotte 2002 Private Cask

Eine Flasche Port Charlotte 2002 aus einem Private Cask

Ein weiteres Private Cask, diesmal aus 2002. 12 Jahre lang durfte er angeblich im Bourbon Cask verweilen. Ich würde mal schwer wetten das war alles aber sicher kein Bourbon Cask. Egal, 2014 wurde er mit 62,8% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Zwickt erst ordentlich in der Nase, dann kommt Gummi. Butter, leicht säuerlich. Mit der Zeit kommt etwas Menthol hoch und auch etwas Rauch und Torf. 

Mund: Wie in der Nase geht es weiter. Als kleinen Bonus gibt es überraschend Zimt. Das geht dann über in eine deutliche Holznote. 

Abgang: Menthol und Bitterstoffe, leicht trocken. Ich erahne etwas Kirsche.

Fazit: Spannend und lecker. Hätte ich nicht erkannt. Vielleicht über den Gummi… noch. Und ich wiederhole mich: Ein Bourbon Cask ist das sicher nicht. Na egal. Lecker. 87/100

Port Charlotte 2001 Adelphi

Eine Flasche Port Charlotte von Adelphi für den deren Fanclub in Dänemark

Wir beginnen gleich mal mit 16 Jahren Reifung in vermutlich in einem Bourbonfass. 228 Flaschen, abgefüllt mit 55,8%, von Adelphi, für den Adelphi Club Denmark. Link zur Whiskybase

Nase: Würzig und schön torfig. Orangen- und Grapefruitschalen bringen eine herbe Fruchtnote. Speck, Metal, und heiße Kohlen machen eine deutliche Ansage wo man hier unterwegs ist.

Mund: Im Taste geht es dann weiter mit Asche aber die Fruchtnote wird jetzt etwas lieblicher. Orange und Orangennektar. Dazu gibt es weiterhin etwas Speck.

Abgang: Wie üblich wird es im Abgang wieder etwas Bitter. Blutorange würde ich da im Wesentlichen sagen. Dazu kommt Gummi, Butter, ein paar gelöste Bitterstoffe. Ein verbrannter Toast. Hinten raus wird es trocken.

Fazit: Für das Alter ist die Intensität bei den torfigen und rauchigen Noten noch sehr hoch. Die Fruchtnoten wirken manchmal etwas aufgesetzt. Dennoch: Heute 89/100. Könnte aber Tage geben, an denen ich ihn schwierig finde.

Verrückt…

… aber diesmal nicht verrückt gut. Schon ziemlich gut, aber nicht verrückt gut. Allerdings verrückt selten. Diverse Private Casks und Clubabfüllungen. Wann hat man schon mal die Chance? Danke Christian!

Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase | Samples: Eigene Flasche und privat gekauft.