Caol Ila Schriftzug an der Destillerie

Noch ein Besuch bei Caol Ila

Wenn man sich lange genug in der Whiskyszene bewegt, dann wird man feststellen, dass sich viele eine Nische suchen. Bei mir ist das vielleicht St. Magdalene, bei Christian ist es Port Charlotte und ich kenne da auch noch jemanden, der liebt Caol Ila. Unglaubliches Wissen und Erfahrung in einer Person vereint. Das kann ich hier gar nicht wiedergeben und will ich auch nicht, doch diese Faszination hat sich schon ein wenig übertragen gebe ich zu. Eines der „Workhorses“ auf Islay bietet uns Zugang zu einer großen Menge an Abfüllungen, auch Einzelfässer von unabhängigen Abfüllern. Das ist auch heute wieder eine gute Gelegenheit. Vom New Make bis zum 30+ Jahre alten Whisky ist dabei alles am Start.

Caol Ila New Make „Spirit of Freeport“

Weißweinfarbener New Make

Ein New Make mit 67,8% und unter einem Jahr Lagerzeit. Quasi direkt aus der Brennblase ins Glas. Sieht man auch im Bild: Nahezu keine Farbe angenommen bisher. Vielen Dank an den edlen Spender. Spannend sowas mal im Glas zu haben!

Nase: Phenolischer Rauch und leichte Birnenaromen. Seetang und eine künstliche Süße. Salzverkrustete Schalentiere. Bleistiftspäne.

Mund: Leicht Kuhstall und gleichzeitig Malzsüß. Etwas Torf und Salz. Und eine Ahnung von Zitrus. Zwischendrin auch mal Pfeffer und Hustenmedizin.

Abgang: Leicht würzig und bitter klingt er aus. Erstaunlich lange bleibt dann doch der Torf und die Phenole.

Fazit: Bei dieser Stärke hätte ich vermutet mein Mund ist danach betäubt. Ehrlich gesagt ist der erstaunlich mild. Klar jung und so. Alles gut. Ich bin schon sehr gespannt was da draus noch wird. Der erste Eindruck war schonmal geil. No Score.

Scotch Universe Callisto VII – 95° P.7.1′ 1846.4“

Eine Flasche Caol Ila "Callistos VII" von Scotch Universe

Knapp acht Jahre war der zweite Kandidat im Fass. Damit darf er sich auch Whisky nennen. Die Reifung erfolge im 1st Fill Ruby Port und die Abfüllung mit 60,1% durch Michel Reick unter seinem Label Scorch Universe. Link zur Whiskybase

Nase: Diverse Beeren, vor allem Brombeeren und Johannisbeeren. Das bringt auch etwas Säure. Säuerlichen Torf, falls es sowas gibt. Auch Erde würde ich sagen. Und jede Menge Rauch.

Mund: Ganz kurz ist da eine Chilimarmelade auf Basis von Johannisbeeren. Daraus bleibt eine schöne Süße, aber auch die Säure, bevor es in Rauch und Torf übergeht,

Abgang: Salzig, wunderbar bitter, alles Schöne von oben. Dann kommt trockene Asche und die Säure geht über in Zitronen.

Fazit: Hach das ist ein wunderbares Fassfinish. Sehr expressiv in den Portaromen und dennoch ist viel vom ursprünglichen Spirit vorhanden. 89/100

Caol Ila 2005 Gordon & MacPhail

Eine Flasche Caol Ila Small Batch von Gordon & MacPhail

Ein Small Batch Bottling aus 1st Fill Sherry Butts hat Gordon & MacPhail hier rausgebracht. Nach 11 Jahren in vier Fässern hatte die „Mischung“ noch 57,3%. Wieviele Flaschen dabei raus kamen ist nicht genannt. Link zur Whiskybase

Nase: Einiges an kaltem Rauch und Asche mischt sich mit roten und schwarzen Beeren. Ich bin im ersten Moment mehr bei einem Portfass als bei Sherry. Kleine Überraschung. Außerdem ist da noch eine Zitrone die einem ausgetrunkenen Colaglas liegt. Es war wahrscheinlich verdünnte. Vanilla Coke.

Mund: Eine relativ eindeutige Fortsetzung der Nase. Es kommen noch ein paar Bitterstoffe dazu, genauso wie Salz.

Abgang: Heidelbeerschalen mit Zitrone beträufelt. Salz ist immer noch dominant. Torf und Rauch werden weniger.

Fazit: Okay-ish. Man kriegt was anderes als man vielleicht von einem 1st Fill Sherry Whisky erwartet. Er ist insgesamt auf jeden Fall relativ konsistent in den Aromen, die für mich eher zu einer Portreifung passen. Hat mich für heute nicht total überzeugt. 85/100

Scotch Universe Callisto VIII – 145° P.7.1′ 1846.4″

Eine Flasche Caol Ila "Callistos VIII" von Scotch Universe

Noch ein Jahr älter ist der zweite Callisto im Bunde. Diesmal knapp über 12 Jahre und wieder aus einem Ruby Port 1st Fill. 57,4% wurden bei der Abfüllung noch gemessen. Link zur Whiskybase

Nase: Der Rauch ist eher bissig meiner Meinung nach. Dazu erdige Noten und einiges an Kirschen. Ich finde auch etwas Fleisch. Kochschinken, mild geräuchert. Dazwischen immer wieder mal Minze oder vielleicht sogar Menthol.

Mund: Eine Barbecue-Sauce oder Marinade mit einer schönen Fruchtnote in Richtung Brombeeren und Kirschen und einer tiefen Erdigkeit.

Abgang: Das Ganze klebt schon sehr lange an der Zunge. Die Fruchtsüße mit ein paar Bitterstoffen machen ihn dann aber leider etwas eindimensional. Wenn man lang genug wartet saugt er den Speichel aus dem Mund und bringt eine für mich unangenehme bis sehr unangenehme Holznote.

Fazit: Durchaus brauchbar, etwas reifer als der Vorgänger. Aber: Der Abgang macht hier viel kaputt. Schade. 85/100

Caol Ila 21-year-old Brühler Whiskyhaus

Eine Flasche Caol Ila 21 Jahre vom Brühler Whiskyhaus

Eine ganze Ecke älter geht es weiter. 21 Jahre im Bourbon Hogshead und abgefüllt vom Brühler Whiskyhaus. Das „A Dream of Scotland“ Bottling umfasst 256 Flaschen mit 48,3%. Link zur Whiskybase

Nase: Eine süße Torfnase mit ein wenig Kräutern begrüßt mich. Apfel und Birne in einem Lederbeutel. Nicht wirklich aufregend aber durchaus „stabil“ im Glas.

Mund: Gleichzeitig weich und bissig pfefferig. Dann wieder Kräuter. Zitrus und Rauch deuten klar auf Caol Ila. Auch Ingwer ist dabei.

Abgang: Sehr nussig, wärmend und zitrusfruchtig. Salzig, trocken und eichenwürzig geht es weiter. Kräuter sind auch noch da.

Fazit: Der ist recht geradeaus und gerade raus. Die 21 Jahre sehe ich quasi nirgends, außer vielleicht im Abgang bei der Eiche. Dennoch ist er lecker. Mit Wasser kriegt der Torf deutlich mehr Tiefe. Der ist es wert zu probieren. Eine ganze Flasche zum aktuellen Zweitmarktpreis… eher nicht. 87/100

Caol Ila 1995 Wilson & Morgan

Eine Flasche Caol Ila 1995 von Wilson & Morgan

Der Abfüller Wilson & Morgan ist eher ein seltener Vertreter hier im Blog. Gar nicht mal absichtlich, aber man sieht von den Bottlings in Deutschland relativ wenig. Das Sherry um das es hier geht ist in zwei Chargen abgefüllt worden. Die erste im letzten Jahr und weitere 232 Flaschen dieses Jahr. Dabei blieb der Whisky im Fass, man könnte also (mit dem nötigen Kleingeld), die beiden Jahrgänge vergleichen. Die Vollreifung in der Serie Barrel Selection hat nach 25 Jahren noch ordentliche 59,5% Link zur Whiskybase

Nase: Merkbarer aber nicht unangenehmer Alkohol evaporiert Asche, Kohle, Kohlestaub und ein wenig Lagerfeuer. Darüber liegt ein gekochtes Stück Fleisch, das den letzten Schliff kriegt. Dabei liegt es auf einem Bett von Blutorangen und Kräutern.

Mund: Ganz Kurz braucht der Mund um sich an den Alkohol zu gewöhnen. Dann kommen schöne Noten von Orange, Gummi, Irgendwas aus einem Schuhladen und ein paar Beeren und ein Tick Vanille. Rauch oder Torf sind wenn überhaupt nur sehr weit weg.

Abgang: Die Beeren sind wieder dabei, vor allem Johannisbeere und Heidelbeere. Dazu trockener Rauch und Asche. Trockener Sherry und ein Hauch Zitrussäure versuchen das ganze immer wieder zurück zu holen und irgendwann geht es dann über in eine speckige Richtung.

Fazit: Ein Caol Ila, der mich immer wieder an Port Charlotte erinnert. Kann an der Person liegen von dem ich das Sample habe. Insgesamt weniger Caol Ila als ich mir vielleicht wünschen würde, auch wenn einige Marker sicher da sind. Es ist aber insgesamt einfach ein extrem gut gereifter Malt. Ich in froh, dass das Sherryfass scheinbar schon gut ausgelutscht war. Denn 25 Jahre full-term Sherry kann auch anders ausgehen 😉 90/100

Caol Ila 1984 Blackadder

Eine Flasche Caol Ila 1984 Blackadder

Auch eher selten hier: Blackadder. Auch da ist die Verfügbarkeit vergleichsweise niedriger. Dieser 32 Jahre alte CI war in einem „Single Oak Cask“. Dieses wurde in 178 Flaschen in der Statement Edition mit 60,1% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Agave, Zitrus, süße mehlige Äpfel. Moment bin ich hier im Samplefach verrutscht? Ah, da kommt der Rauch langsam. Damit geht dann auch der Apfel. Dafür gibt es Nüsse und Gewürze, dezente Kräuter. Eine eher herbe Variante von Vanille. Wenn er ein wenig im Glas war, dann kommt auch noch ein öliger Werkstattlappen und Senf. Wasser macht ihn für mich etwas bissiger und weniger fruchtig.

Mund: Salzige Zitronen, dann ein Schwups Rauch und rosa Pfeffer. Danach vergorene Früchte, vor allem Südfrüchte. Ananas, Papaya, Mango. Wasser nimmt ihm die leichte Schärfe im Mittelteil. Das Salzige wird noch stärker betont.

Abgang: Wenn man ihn lang genug im Mund kreisen lies, dann kriegt man die Früchte auch in den Abgang. Ansonsten ist da eine leichte Süße, zusammen mit intensiven Zitronenaromen. Die unterschiedlichsten Bitterstoffe belegen die Zunge. Nüsse, Kräuterbitter, Fruchtschalen, Eiche. Ganz zum Ende raus bleibt dann Mango aus dem Smoker.

Fazit: Ein wenig verrückt zuweilen, mit vielen Optionen mit Wasser zu experimentieren. Da ist viel Schönes. Ich sehe ihn allerdings ganz knapp nicht in der Hall of Caol Ila Fame. 89/100

Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase | Samples: Privat gekauft, getauscht und erhalten (danke Sound of Islay und Kleeblatt!) sowie eigene Flasche