Hoch im Norden

…liegt in Schottland auf der Insel Orkney natürlich Highland Park. Und während wir vor kurzem schon die Old & Rare Sektion durchgearbeitet haben gibt es natürlich auch noch normalere Abfüllungen von dort. Wenn wir schon dabei sind, dann gibt es auch davon noch einen Schwung hinterher.

Highland Park 12-year-old

Eine Miniatur eines Highland Park 12 aus den 1990ern

Lost geht es einem Klassiker. Der HP12 war mal eine Instanz unter den Standardbottlings. Vor allem in der Zeit bevor die Wikingermarketingmaschine angeworfen wurde. Aus dieser Zeit stammt dieses 5cl Mini. Ca. 1990, abgefüllt mit 40%. Zu Fässern und Flaschenzahlen gibt es natürlich nichts. Link zur Whiskybase

Nase: Süße Honignoten, ein wenig Rauch, etwas trockenes Wiesenkraut. Quasi archetypisch für Highland Park führt die Nase uns in deren Welt ein.

Mund: Leicht seifig geht es los, dann kommt Kohl und Rauch. Diese wird kurz vor dem Schlucken noch durch Honig und Orangen abgelöst.

Abgang: Mit etwas Pfeffer und Heidekraut geht es dann dem Ende zu. Er ist dabei relativ kurz, nicht verwunderlich bei den Rahmendaten aber grundsolide.

Fazit: Ein guter Einsteiger, der seine Berechtigung hat(te). Das leicht Seifige macht es etwas schwieriger. Ggf. hatte auch das Sample einen Treffer. 83/100

Highland Park Saint Magnus

Eine Flasche HP St Magnus aus der zweiten Abfüllreihe

Eine weitere 12 Jahre alte Abfüllung. Die Saint Magnus Reihe hat eine gewisse Reputation. Zu Ehren des heiligen Magnus abgefüllt ist dieses Bottling aus der zweiten Abfüllungsreihe. Traditionsgemäß in Flaschen mit Fehlern abgefüllt, um die Tradition um 1800 zu ehren. Link zur Whiskybase

Nase: Ein Bleistift den jemand ins Feuer geworfen hat kohlt langsam dahin. Auf dem Rost darüber liegt Kraut und schmort langsam vor sich hin. Klingt wahrscheinlich erstmal etwas verrückt. Ich fand es spannend.

Mund: Der ganze Mund füllt sich würzig mit viel Ingwer, etwas Kohlrauch und Heidekraut. Zum Ausgleich gibt es einen kräftigen Schwung wachsige Honigwaben mit klebrigem, süßem und dickflüssigem Nektar dazwischen.

Abgang: Erneut Heidekraut, dazu Honigwasser, die Verdünnung ist sehr passend. Dann kommt noch etwas Ingwer dazu. Beim ersten Schluck sind erstaunlich viele Bitterstoffe vorhanden. Das gibt sich aber recht schnell.

Fazit: Absolut ok. Mehr als ok sogar. Vor allem der Abgang hat mir gut gefallen. Empfehlung übrigens: Das Glas stehen lassen und am nächsten Tag noch mal rein riechen. Der Kohledunst und die leichte Torffahne die hier aufsteigt ist fantastisch. 87/100

Highland Park 2005

Eine Flasche Highland Park 2005 abgefüllt für den Travel Retail im  Flughafen München.

Seit einiger Zeit bringt HP eigene Single Cask Releases auf den Markt. Immer für eine Stadt oder bestimmte Travel Retails, Barrs, Whiskyhändler etc. Dieser hier ist für Munich’s Five Star Airport. Na dann. 12 Jahre alt, 61,9% stark. Aus einem Refill Sherry Butt. 581 Flaschen gibt es und über den Preis reden wir lieber nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Beisst ziemlich in der Nase. Ein paar wenige rote Fruchtnoten. Etwas Gummi und leichter Rauch. Ich würde sagen jemand verbrennt Heidekraut 😉

Mund: Gute Balance zwischen Milchkaffee, Rauch und Sherrynoten, wenn da nicht das Holz wäre. Das macht ihn schon eher anstrengend muss ich zugeben.

Abgang: Der Eindruck vom Mund setzt sich fort. Dazu kommt wieder die Kräuternote aus der Nase. Plus einige Bitterstoffe. Das Holz ist wirklich ein Showstopper…

Fazit: Schade eigentlich. Das hätte wirklich gut werden können. Die Holznoten sind mir zu viel. Wer daran allerdings Freude hat kann hier ein Auge drauf werfen. So gesehen macht es das Bottling auch älter, denn solche Einschläge kenne ich sonst nur bei sehr viel älteren Abfüllungen. 85/100

Highland Park 2003 Maltbarn

Eine Flasche Highland Park 2003 von Maltbarn

Ein Single Bourbon Cask vom deutschen Abfüller der Herzen Martin aka Maltbarn. 16 Jahre war er im Fass und wurde dann in 198 Flaschen mit 53,3% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Vor allem das gute Heidekraut weht mir entgehen und eine ordentliche Salznote ist zu verspüren. Speichelfluss setzt sofort ein. Vanillegebäck dazwischen und Früchte deuten sich schon an. Zitronen, die Frisch über Austern gespritzt werden.

Mund: Eine Packung Haribo Tropi Frutti wird geöffnet. Auf dem Brotzeitplatz in einer Autowerkstatt. Torf ist auch zu merken aber sehr zurückhaltend.

Abgang: Bittere Noten und wieder die Gummibrächen. Honigsüß aber auch leicht torfrauchig. Mit einer mineralischen Note bleibt er dann noch gefühlt ewig im Mund, bis dann doch noch mal Früchte zurück kommen. Dann nochmal das Salz Hmmmm..

Fazit: Sehr lecker wie ich finde. Schon auch ein wilder Ritt irgendwie. Aber das ist schon genau mein Style. 90/100

Secret Orkney 1998 Whiskybase

Eine Flasche "Secret Orkney 1998" (Highland Park) zum Jubiläum 130000 Flaschen in der Whiskybase

In der jüngeren Geschichte der unabhängig abgefüllten HP kommt es häufig, dass man nur Secret Orkney liest. Theoretisch könnten das natürlich alles auch Scapa sein, die zweite Destillerie auf Orkney, aber man weiß es eigentlich. Scapa macht keine unabhängigen Abfüllungen, wenn dann licensed durch G&M. Insofern ist das Geheimnis gar nicht so geheim. Die Abfüllung hier ist 21 Jahre alt, was man normalerweise mit einem empfindlichen Preis bezahlen müsste. Die Whiskybase hat es aber zum Jubiläum der 130000ten Flasche in der Datenbank möglich gemacht dieses Bottling zu einem vernünftigen Preis zu erstehen. 318 Flaschen davon kamen auf den Markt, 53,9% ist der Whisky stark. Er stammt aus einem Bourbon Hogshead. Link zur Whiskybase

Nase: Ein sommerlicher Kiesweg, dazu etwas Harz und Honig. Ein paar Kräuternoten und ein ganz klein wenig Rauch. Auch eine Zitrusnote, Vanille und wenig reife Gartenfrüchte sind dazwischen. Das ist aber schon eher entfernt, ich würde sagen eingebacken in einen Käsekuchen.

Mund: Süß und gleichzeitig leicht scharf. Eine Melange aus Sirup und Ingwer, bevor es sich zu Ingwersirup verbindet. Auch ein wenig Pfeffer und ein Hauch Chili spielen mit. Salzige Noten sind dazwischen und ein paar Mandeln vielleicht. Der Rauch ist immer noch sehr zurückhaltend und die floralen Aromen kommen

Abgang: Wunderbare Noten von Zitrusschalen und getrockneten Zitrusfrüchten. Dazu passende Bitterstoffe. Auch wieder herbale, leicht tabakartige Noten. Ein ordentlicher Schwung Salz dazu und zum Schluß kommt noch mal die leichte Ingwerschärfe.

Fazit: Eine wirklicher klasse Malt und ich finde es wirklich toll, dass die Base sowas abfüllt. Was will man als Enthusiast noch mehr? Ein fordernder und gleichzeitig belohnender Malt zu einem angemessenen Preis. 89/100

Highland Park 1985 Samaroli

Eine Flasche Highland Park 1985 von Samaroli

Der hier gehört wahrscheinlich eigentlich in die Kategorie „old & rare“. Samaroli Abfüllungen sind für sich legendär und auch die Coilltean Reihe hat es zu Ruhm gebracht, wenn auch vielleicht nicht ganz so weit wie andere. 1985-2000 in einem unbekannten Fass und dann mit 45% (so wie alle in der Reihe, wenn ich mich nicht täusche) abgefüllt. Auf dem Label steht „Skye“, was ein Fehldruck ist. Zur gleichen Zeit kam ein Talisker mit dem Aufdruck „Orkney“. Link zu Whiskybase

Nase: Das fängt spannend an. Ein gekochter Schinken, mit Honig bepinselt. Während man nach einem Regenschauer im Wald steht.

Mund: Es geht ähnlich weiter. Diesmal ist es Speck aus dem Buchenrauch. Die Hölzer im Wald sind jetzt also eher trocken. Dazu noch ein Salzlakritz oder ein Schluck Salmiakki.

Abgang: Was kann man beim Frühstück noch so mit Schinken oder Speck machen? Genau Eier. Um etwas präziser zu sein Rührei.

Fazit: Lecker, wenn auch etwas eindimensional „fleischig“. Macht ihn speziell und ich vermute man wird auf der Welt auch jemanden finden der sich darin vollkommen verlieren kann. Ich nicht so ganz. 86/100

Faszination Highland Park

Ich finde es in diesem Flight sehr spannend wie unterschiedlich HP sein kann und wie sehr man sich dann doch wieder in den archetypischen Noten festbeißt. So hat mir dann schlußendlich der am besten gefallen, der auf der einen Seite typisch ist, aber auf der anderen aber dann erstaunlich fruchtig. Schöne Sache!

Bilder: Titel Aqwis (Aqwis), CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons, eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase |
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft