Eine handvoll Highlands (Teil 2)

In der Reihe diverser Highland Reviews stehen heute fünf weitere Abfüllungen auf dem Programm. Heute mal sortiert nach Alphabet. Von Blair Athol bis Macduff.

Blair Athol 2007 SMWS 68.36

Ich bin schon gespannt wie „Gib mir meinen Cardigan“ wohl schmeckt. So heißt dieser Malt der SMWS mit Untertitel. Der 36te Blair Athol, den die Society abgefüllt hat ist 12 Jahre alt, stammt aus einem Bourbon Cask. 54,1% stehen bei den 255 Flaschen zu Buche. Link zur Whiskybase

Nase: Frische Äpfel und reife Birnen zusammen mit einem Schuß Sonneblumenöl. Limettenblätter kombiniert mit einer leichten floralen Note. Von Zeit zu Zeit gibt es auch noch Leder und Nüsse. Vanille ist nur sehr dezent am Start, bei einem 1st Fill Fass kann das schon mal mehr sein… Zugegeben insgesamt eine überraschende Nase, aber sie ist vielversprechend!

Mund: Eine klasse Fruchtnote mit Aprikosen und Pfirsichen breitet sich im Mund aus. Dazu eine mineralische Note. Auch ein leichtes, schon angetrocknetes Gebäck. Tintenfischringe mit einer Birnenremoulade.

Abgang: Einiges an Zitrusschalen und -ölen kombiniert mit gerösteten Sonnenblumenkernen. Ein helles Brot mit gesalzener Butter. Etwas Minze darüber. Eine vage Ahnung von Vanille. Schön wärmend.

Fazit: Eine faszinierende Abfüllung. Was so ein Bourbon Cask nicht doch alles kann. Die Nase ist einfach genial, die könnte ich stundenlang haben. Auch der Rest muss sich nicht verstecken. Toll! 88/100 Und ich hab leider nicht rausgefunden, was der Cardigan mit der Abfüllung zu tun hat, sorry.

Blair Athol 1995 Edition Spirits

Das war schon ziemlich gut. Wir bleiben bei der Destillerie. Ein 22 Jahre alter Blair Athol vom schottischen Abfüller Edition Spirits in deren Reihe The First Editions. Die Reifung erfolgte mindestens zum Schluß in einem Sherry Butt. 2018 wurde diese Abfüllung mit 57,7% in 234 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Eine schöne Sherry-Nase, die absolut nicht aufdringlich erscheint. Orangen und Blutorange kann man finden, etwas Vanille, Basilikum und auch Balsamikoreduktion. Auch wachsige Noten und Zitrusschalen sind da.

Mund: Wunderbar balanciert geht es durch die Aromen. Da sind genauso frische Äpfel wie Pfeffer oder Malzzucker und auch Honig. Das sind aber quasi die Nebenschauplätze, denn eigentlich geht es hier um das Sherryfass. Trockenfrüchte und Schokolade sind da und auch einige Gewürze.

Abgang: Die Orange ist jetzt wieder das Hauptthema. Dazu eine schöne Balance in Richtung Boullion oder Würzsauce. Ganz hinten raus gibt es eine schöne Dosis Schokolade und ich glaube auch ein wenig Menthol.

Fazit: Das ist ein ganz wunderbarer Blair Athol mit viel Charakter und auch viel Fass. Davon kann man jedes Glas genießen und sicher auch mal ein zweites schnabulieren. 90/100

Clynelish 1995 Signatory Vintage

Aus der Serie der „Vasen“, wie sie liebevoll oder scherzhaft genannt werden, kommt diese Abfüllung von Signatory. Cask Strength Collection heißt hier 54,5% und 24 Jahre alt. In einem Refill Sherry Butt gereift wurden in 2020 573 Flaschen abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Eine fette Sherrynase, mit einigen würzigen Anklängen. Süße, karamellige Noten, Waldhonig. Auch Rosinen und getrocknete Pflaumen. Etwas Schwefeldampf zieht auf. Ganz langsam kämpfen sich die Clynelish Aromen durch das Dickicht. Bienenwachs und eine leichte Mineralität.

Mund: Colagummibärchen, die zusammen mit Kupferpfennigen in einer Tüte aufbewahrt wurden. Dreckiger Sherry vom Feinsten. Süß und voll mit angetrocknetem Pflaumenmus sowie Zedern- und Zimtrinde. Der Clynelish tut sich schwer, aber er schafft es immer wieder eine Nuance beizutragen. Wachsige Noten, von Bienenwachs wie auch Zitrusschalen und ein Schwung Mineralität geben den Kick.

Abgang: Eine asiatische Pfanne mit viel Sojasauce. Glasiert mit dunklem Honig. Dazwischen ein paar Minzblätter. In der Ewigkeit bleibt vor allem Säure, in Richtung Orange und eine leichte Tabaknote. Die Zunge wird langsam pelzig und der ganze Mundraum wunderbar trocken. Zeit für den nächsten Schluck.

Fazit: Ich bin eigentlich kein großer Fan von Sherrymonster Clynelish. Zu oft spielt der Destillierecharakter die zweite oder gar keine Geige. Hier ist es kurz davor auch so zu sein. Aber nicht ganz. Zm Glück, denn das hier ist fantastisch! 90/100

Glengoyne 1999 Malts of Scotland

Ein 20 Jahre alter Glengoyne, das kriegt man auch nicht jeden Tag ins Glas. In diesem Fall ein Einzelfass von Malts of Scotland in die Flasche gebracht. Das Sherry Hogshead ergab 251 Flaschen mit 51,9%. Link zur Whiskybase

Nase: Leichte Vanille führt in ein sehr prägnantes Sherryprofil. Mit Tabak und Karamell, ganz leicht blumig und dann noch getrocknete Zitrusfrüchte. Rosinen sind auch am Start. Ein wenig Schokolade und ganz entfernt ein paar Sägespäne.

Mund: Bei den Sherrynoten kommt noch Möbelpolitur dazu. Dann treffen die Gewürze ein. Ingwer und Pfeffer allen voran. Mit Honig kommt es dann wieder zurück in Balance und das ist der Eindruck mit dem es in den Abgang geht.

Abgang: Eine starke Bitternote dominiert den Abgang. Mit Teeblätter, Espresso, Armaro. Leicht saure Untertöne kommen dann auch noch begleitend dazu. Die Vanille und Zitrusnoten machen dann die Tür zu.

Fazit: Ein fantastischer Sherrymalt. Sehr gut gealtert und ohne Fehler. Schöne Abfüllung, hätte ich mal lieber eine Flasche gekauft damals, war preislich noch in der heilen Welt. 90/100

Macduff 1991 Ian Macleod

Aus der Serie Dun Bheagan des schottischen Abfüller kommt dieser Macduff. Ein Sherry Butt mit 634 Flaschen und 27 Jahren. 49,0% verblieben nach dieser langen Reifezeit. Link zur Whiskybase

Nase: Unglaublich viele Früchte in einem richtig gut gereiften Malt. Gar nicht mal übermässig in die Sherry-Richtung, auch wenn ein paar dunkle Beeren und Trockenfrüchte durchblitzen. Da ist vor allem viel aus dem Obstgarten. Milde Äpfel, Mirabellen, Aprikosen und Pfirsiche. Das ganze wird durchzogen von einem Holzduft und kaum wahrnehmbarer Vanille.

Mund: Die Fruchtigkeit geht über in eine würzige und kräutrige Aromenwelt. Eine Brühe mit Süßholz kommt mir irgendwie in den Sinn. Aber auch ein Griff in den Kräutergarten. Wachsig und trocken ist er noch dazu. Das kombiniert sich ganz gut mit den Früchten, die jetzt im Hintergrund sind.

Abgang: Irgendwo zwischen Vanille und einer unglaublichen Malzigkeit. Dazu einige, um nicht zu sagen viele, dreckige Noten. Wachs und Trockenheit bleiben als Mundgefühl.

Fazit: Etwas spezieller aber hoch interessant. Sehr gut gereift und ausdrucksstark. Einer für ein spontanes „oh, was ist das denn?“. 89/100

Was für eine Session

Diese Highland Malts hatten es in sich. 89,4 Punkte im Durchschnitt, das hat man nicht oft. Ich will auch gar kein liebstes Kind suchen, ich glaube da wäre für viele Gelegenheiten was tolles dabei gewesen. Und damit mal wieder ein Dank an die vielen Flaschenteilenden und Samplelisten-Pflegenden da draussen. Ohne euch würde mir so viel entgehen!

Bild: Eigene Anfertigung | Samples: Privat gekauft