Maximum Ardbeg
Es ist heutzutage nicht einfach mit Ardbeg. Die Destillerie auf Islay, zugehörig zum Luxuskonzern LVMH, hat viele Fans. Der stark getorfte Charakter ist beliebt und gesucht. Das hat auch der Konzern mitgekriegt. In der Folge ist eine Verstärkung des Marketing zu verspüren und gleichzeitig eine Verknappung der verfügbaren Abfüllung. Sowohl was unabhängige Abfüllungen angeht, als auch Originalabfüllungen.
Dennoch habe ich es für diese Session geschafft einige schöne Reviewkandidaten zu sammeln. Sowohl Originalabfüllungen aus dem aktuellen Standardsegment sind dabei, als auch seltenere Abfüllungen. Dazu kommen drei Abfüllungen die vor der Schließung in den 80ern gebrannt wurden und eine weitere unabhängige Abfüllung die hoch gelobt ist.
Das wird ein wilder Ritt und ich freue mich drauf!
Ardbeg Wee Beastie
Der neue Jüngling im Standardsortiment. Hier erstmal die Fakten: Fünf Jahre alt, 47,4% stark. Anzahl der Flaschen: Unbekannt. Verwendete Fässer: Bourbon und Oloroso Sherry Casks. Die Tatsache, dass bei einem so jungen Whisky das Alter draufsteht, ist für mich absolut positiv und gerade für Ardbeg sehr untypisch. Link zur Whiskybase (gibt mittlerweile div. Batches).
Nase: Süß, torfig, jung, salzig, trockene Asche, der Apfel im Spanferkel,
Mund: bitter, Nüsse, Metall, getorfte Früchte, salzige Zitronen, Limettensaft,
Abgang: Kohle, Seetang, Bauernhof, Birne
Fazit: Der schmeckt verdammt jung und ist weniger ein Biest als er sein soll. Kann man aber durchaus trinken. Solide Torfgeschichte. 85/100
Als Ergänzung dann noch: LVMH hat zu beginn des Release künstliche Verknappung betrieben. Das hat dann zu Blüten des Sekundärmarktes getrieben. 80€ und mehr wurden für diesen 42€ Retails Whisky bezahlt. Das hat sich mittlerweile wieder gelegt. Man kriegt ihn überall und teilweise noch deutlich günstiger als der empfohlene Preis. Dieses Verhalten beschmutzt den ansonsten positiven Eindruck.
Ardbeg 1974 Gordon & MacPhail
Vom unanhängigen Abfüller Gordon & MacPhail aus der Serie Connoisseurs Choice. Um genau zu sein aus der Zeit der Map Labels (Green Map Label). Die Abfüllungen hatten damals 40%. Link zur Whiskybase die hier verlinke Flasche ist 23 Jahre alt. Ich bin mir nicht sicher ob das die selbe Abfüllung ist. Ich hatte ein Originalssample, welches kein Abfülljahr zeigt.
Nase: Brutaler Antritt in der Nase. Der Dieseltruck der im Torfmoor versinkt und dabei seine Ladung mit nassem Seetang verliert. So oder so ähnlich. Der Fahrer schaut zu, leert den Aschenbecher aus und ist ein Vanillekipferl mit Haselnuss und Salzkruste.
Mund: Zitrus und Torf, kombiniert mit einem Kohlenkeller. Hier wird es deutlich dünner.
Abgang: Und hier wird es noch dünner. Der Torf ist immernoch schön präsent. Eine süße Malznote bleibt, etwas Salz und Metall. Auch Bitterstoffe
Fazit: Das ist sehr lecker. Erstaunlich für 40%, auch wenn es hinten raus dünner wird. 87/100
Ardbeg 1975 Gordon & MacPhail
Ein Jahr später, dafür aus der älteren Abfüllreihe. Genannt „Old Map Label“. Link zur Whiskybase
Nase: Verhaltene, leicht muffige Torfnase. Morsches Holz oder Kork. Nach zwei Stunden im Glas… kommt eine Sherrynase. Die ist tatsächlich schön.
Mund: Würzig, pfeffrig, mit etwas Limette. Der Torf steht etwas weiter zurück. Dafür kommt das Meer näher.
Abgang: Kurz blitzen Jod und Bandagen durch und dann wird es schnell ruhig.
Fazit: Eher nicht so mein Fall, wenn man ihn sofort trinkt. Wenig ist toll, einiges ist eher schlecht. 81/100 Wenn man zwei Stunden wartet. Dann wird er wirklich deutlich besser. 86/100
Ardbeg 1976 Gordon & MacPhail
Der letzte im Bunde der Connoissuers Choice. Wieder ein Old Map Label. Diesmal aus dem legendären Jahr 1976. 😉 Link zur Whiskybase
Nase: Leichte Rauchnote mit ein paar Spuren Torf. Dazu Ananas und Limette. Nach einiger Zeit kommen auch Nüsschen dazu.
Mund: Salz und Seetang, entfernter Zigarrenrauch oder Asche. Eine trockene Angelegenheit. Limettenzesten finde ich auch ein paar.
Abgang: Mineralische Noten mit Torf und Rauch. Extrem minerlisch sogar. Das geht für mich sogar über Springbank hinaus.
Fazit: Wunderbar. Solche Extreme sucht man als Whiskynerd irgendwann. Einen 40%igen Whisky mit so einem Abgang wird man lang und breit suchen. Ist aber wahrscheinlich auch nicht für jeden was. Vielen Dank fürs Teilen Christian! 87/100
Ardbeg Supernova SN 2019
Ein Release für das Ardbeg Committee. Diese Abfüllungen werden gesucht und der Kaufprozess ist mühsam. Mal sehen ob sich hier die Mühe gelohnt hat. Hier haben wir das fünfte Supernova Bottling. Der Name soll den Gewaltakt an Geschmack ausdrücken. Die Abfüllung hat keine Altersangabe oder Fassangabe. Mit 53,8% ist er etwas zahmer als die bisherigen Supernovae. Link zur Whiskybase
Nase: Wir stehen am Meer. Seetang türmt sich auf großen Bergen. Die Gischt bricht darüber. Eine Spicy-Apple-Vanilla-Latte wird serviert. Dazu ein Teller mit Früchten. Limetten, Äpfel, Grapefruit. Jemand klopft den Torf von seiner Gummisohle.
Mund: Angenehm. Also wenn man Teer, Kohle, Seetang und Salzwasser kombiniert mit fruchtigen Noten gut findet. Wenn man diese Komposition in Einklang sucht wird man hier fündig.
Abgang: Eine schöne Vanillenote macht den Anfang. Dann geht es Richtung Gummi und Früchten und Fruchtgummi. Torf und Lagerfeuer sind auch wieder dabei. Die Länge ist wunderbar
Fazit: Ein leckerer Dram. Mehr als Lecker. Die Fruchtnote finde ich besonders gelungen. Ob er für einen NAS richtig bepreist war kann man sicher geteilter Meinung sein. Unabhängig davon: 90/100
Ardbeg Supernova SN2010
Die Supernova aus 2010. Die zweite Abfüllung dieser „Reihe“. Damals glaube ich noch nicht als Committee Release. Mit 60,1% wirklich fasstark. Über die Zusammensetzung ist nichts bekannt. Link zur Whiskybase
Nase: Eher zurückhaltend im Rauch aber der Alkohol zwickt schon mal ein wenig. Entfernt ist auch ein wenig Mandel und Limetten zu riechen
Mund: Zimt und dicke fette buttrige Appfelsauce. Ein Lagerfeuer glüht heiss ohne Ende. Dann macht es Zack und wir haben nur noch kalte Asche. Vom Apfel ist nur noch die Schale übrig. In die Restglut wird Torf geworfen. Bitterstoffe steigen auf.
Abgang: Der Torf tanz auf Zehenspitzen durch den Mund. Immer wieder blitzen dabei die Äpfel durch und süß-salziges Karamell darf mit
Fazit: Sehr, sehr lecker. Die Nase könnte noch ein wenig besser sein und man merkt ihm an, dass er eher jung im Charakter ist. Aber das ist jammern auf hohem Niveau 89/100
Ardbeg Ar10 Elixir Destillers
Aus der Elements of Islay Serie von Elixir Destillers stammt dieser Ardbeg. 17 Jahre ist er alt und stammt aus zwei Bourbon Barrels. Über die Anzahl der 0,5l Flaschen mit 52,4% ist nicht bekannt. Link zur Whiskybase
Nase: Mehr ein Bowmore als ein Ardbeg irgendwie. Südfrüchte, Torf, Rauch Meer und das ganze im Kreis. Wirklich nicht schlecht. Dazu eine angedeutete Mineralität
Mund: Erstmal überwältigend im Mund. Wenn sich das gelegt hat, dann wird es torfig und eher kräutrig. Die Südfrüchte kommen diesmal nur aus der Zitrusfraktion. Auch hier wieder schöne mineralische Noten.
Abgang: Die Früchte sind jetzt nur noch hintergründig. Kohle, Torf und Rauch. Und Bitterstoffe. Sehr viele Bitterstoffe. Zu viele für meinen Geschmack.
Fazit: Bis zum Abgang war ich begeistert. Da ist es mir dann zu wenig und in der Länge ein Stück zu bitter. Aber insgesamt schon wirklich gut. 87/100
Maximum?
Naja, auf jeden Fall das Maximum an Ardbeg für einen Tag. Sicher ist da insgesamt vielleicht noch Luft nach oben. Ich frage mich z.B. wie die 70er Jahr Abfüllungen in Fassstärke so sind? Was die aktuelleren Abfüllungen mit etwas mehr Jahren auf dem Buckel so können? Da gibt es schon noch einiges darüber hinaus zu erfahren. Ich freu mich drauf. Jammern will ich auf jeden Fall nicht. Auch hier war schon wirklich viel Schönes dabei.
Der 2019er Supernova ist übrigens für mich der Gewinner dieses Flight. Erstaunlich irgendwie, wird doch immer so viel über die NAS Abfüllungen geschimpft. Ich würde mich auch freuen, wenn sie da eine Altersangabe drauf schreiben. Aber mehr noch freue ich mich über den fantastischen Inhalt der Flasche!
Bilder: Eigene Anfertigung | Samples: Eigene Flaschen (Alex, Tobias), Originalsamples und privat gekauft
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