Ziemlich vertikaler Bunnahabhain
Die östlichste Destillerie auf Islay ist heute im Fokus. Um genau zu sein in einer vertikale aus unabhängigen Abfüllungen. In diesem Falle ist die Vertikale tatsächlich ziemlich steil, denn wir beginnen mit jungen fünf Jahren und enden mit 40 vollen Jahren im Fass. Ich bin sehr gespannt!
Staoisha 2014 Signatory Vintage
Junge peated Bunna heißen seit ein paar Jahren Staoisha. Dies ist gleichzeitig der Name eine Frischwasserquelle auf Islay. Warum dieser Bunna allerdings keinen Brennereinamen trägt weiß ich nicht. Normalerweise ist Bunnahabhain da nicht so restriktiv wie andere Destillerien. Auf jeden Fall ist die Abfüllung von Signatory für Kirsch Whisky fünf Jahre alt und war in einem De-char / Re-char Hogshead. Die 262 Flaschen haben eine beachtliche Alkoholstärke von 61,1%. Link zur Whiskybase
Nase: Ein Apfel, der schon langsam weich wird und aus dem man besser nur noch Mus macht. Dazu intensiver Torfrauch, Kohlenstaub und Rauch. Ein süßer und gleichzeitig erdiger Duft steigt auf. Vielleicht so in Richtung geüßter Kräutertee würde ich sagen. Die Alkoholstärke merkt man hier auf jeden Fall nicht.
Mund: Süßliche, torfige Marinade geträufelt über Apfelspalten. Eine pfeffrige Schärfe. Auch Ingwer ist da. Damit ist natürlich auch der Alkohol präsenter. Er ist aber keinesfalls unangenehm.
Abgang: Torf und etwas Grüntee. Birnen, Pfirsiche und salzige Fischsuppe. Auch ein paar Kräuter und Vanille sind da. Ein leicht taubes Gefühl bleibt auch. 😉
Fazit: Ich mag diese Abfüllungen. Ganz wichtig: Nur die ohne Sherryfass. 86/100
Bunnahabhain 2008 Signatory Vintage
Single Cask Seasons ist eine wohletablierte Serie der unabhängigen Abfüllers Signatory Vintage. Dieser Bunna stammt aus dem Batch Winter 2016. Zu jeder Jahreszeit wird ein solcher Batch in den Markt gebracht. Meistens keine besonders teuren Abfüllungen. Ich denke die Idee ist es, in genau jener Jahreszeit die Flasche mit Freunden zu leeren ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Der Bunna ist ein Moine (also getorft) aus dem Refill-Sherry-Butt. 624 Flaschen des achtjährigen Whisky gab es. Er verzeichnet eine fassstärke von 55,9% Link zur Whiskybase
Nase: Alkoholisch und trofig. Mit viel Dampf und einigen fruchtigen Noten wird man empfangen. Da sind grüne Äpfel aber auch Zitrone und ich finde auch nasse Kreise und Käse. Nach einiger Zeit kommt eine deutliche Holz- oder Korknote zum Vorschein.
Mund: Würzig und fasst schon scharf beißt es kurz in der Zunge. Dazu frische Torfnoten und ein maritimer Einschlag. Dann wieder Zitrone.
Abgang: Eine süße und bittere Note begleiten den Torf zur Tür raus. Dazu nochmal die Äpfel und auch noch etwas Käse. Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich den hier wirklich mag. Schluckt man übrigens recht schnell, dann gehen die scharfen wärmenden Noten auch direkt in den Rachen über. Das hat dann was von einer scharfen Hühnerbrühe mit Ingwer und Chili während direkt daneben jemand mit Menthol/Eukalypthus inhaliert. Winter eben. 😉
Fazit: Nicht verkehrt und sicher auch geeignet für die Wintermonate. Das Sherryfass hat hier wenig einfluss gehabt. Vor allem wenn man es mit einigen dieser „dreckigen“ Moine direkt von der Destillerie vergleicht. Gepaart mit einigen tendentiell fehlerhaften Noten muss ich den nicht unbedingt oft haben. 80/100
Margadale Ma3 Elixir Destillers
Die Reihe Elements of Islay hatten wir hier im Blog schon öfter. In Apothekerflaschen abgefüllt und mit einem eigenen Periodensystem versehen werden hier Islay Whiskies abgefüllt. Als Margadale werden die stark getorften Bunna dieser Reihe bezeichnet. Die dritte davon steht hier zum Review. 15 Jahre alt: 2004 gebrannt in Ex-Bourbon-Barrels und 2019 mit 55,2% in 734 0,5l Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Im ersten Moment verschlossen. Als ob ein Schleier darüber liegt. Dieser lüftet sich langsam und eine Melange aus Seetang, Ananas und Torf kommt hervor. Eine fasst sirupartige Süße will sich mit einmischen. Dazu Vanille und feiner Rauch.
Mund: Ein kurzer Hauch Vanille, dann eine geballte Ladung Pfeffer. Der Sirup mildert das ganze schnell ab. Dann kommt der Rauch wieder hinzu und wechselt sich mit der Vanille ab. Ab und an blitzen Südfrüchte durch.
Abgang: Eine nussiger Geschmack bleibt im Mund, während er sich wärmend den Rachen hinunter schlängelt. Bitterstoffe, eine leichte Säure und auch Süße verbleiben im Mund. Der Torf hat nun die Richtung Menthol eingeschlagen.
Fazit: Einer für Bowmorefans, könnte man sagen. Ich mochte ihn auch. Für einen ordentlichen Peater mit echten Kanten war er dennoch erstaunlich trinkig! Auch für Nosingenthusiasten ist das ein großer Spaß, wenn er sich mal ein wenig geöffnet hat. 88/100
Bunnahabhain Bn7 Elixir Destillers
Auch wieder von Elixir Destillers stammt dieser Bunna. Diesmal ungetorft und aus einem Paar Oloroso Sherry Butts destilliert in 2001. Nach 16 Jahren ging es dann mit 55,7% in 1620 0,5l Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Süße Schokoladenaromen, Kakaobutter und Kakao kommen zuerst. Dann schwenkt es um zu Kirschsaft, Aprikosen und Pfirsichen. Ein milder Vanilletabak. Angebranntes Karamel, nur eine sekunde zu lange auf dem Herd. Die verbrannten Aromen gehen über zu Kaffee. Das ist keine schlechte Aromenkomposition. Ich bin ein wenig entzückt!
Mund: Süß und trocken ist der erste Eindruck. Dann wird es würzig, mit Pfeffer, Tabak, Vanille auch Anis. Sonnenblumenöl und ein dicker Sirup. Mandeln, Marzipan, Kirschen in Milchschokolade. Auch ein wenig Kaffee ist wieder da.
Abgang: Der Abgang beginnt mit einem Espresso und endet mit Bittermandel. Dazwischen gibt es noch mal einen Ritt durch die Aromen. Die Früchte sind mittlerweile getrocknet. Es kommen Tanine oben drauf. Karmael und Vanille ergeben eine Creme Brulé. Das ist schon gut.
Fazit: Der Whisky stört die Sherryfässer nicht würde ich sagen. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Ich finde den sehr lecker. 89/100
Bunnahabhain 1989 Alambique Classique
Bereits 2014 wurde dieses einzelne Bourbon Barrel Bunna aus dem Jahr 1989 vom deutschen Abfüller Alambique Classique abgefüllt. Da hatte es 25 Jahre auf dem Buckel und scheinbar waren gierige Engeln in der Nähe. Denn für mehr als 97 Flaschen mit 50,2% hat es nicht gereicht. Link zur Whiskybase
Nase: Ich stehe mit einem perfekt gereiften Apfel am Meer. Ein lauer Sommerwind bringt salzige gischt und Seetang mit. Entfernt ist ein wenig Rauch und Malz zu erahnen. Auch Zitronen und Zitronenöl finde ich. Das ist sehr delikat und gut gereift!
Mund: Ach du jeh. Das ist extrem komplexes Zeug. Irgendwo zwischen alten, fasst schon zerfallenden Buchseiten, Möbelpolitur und Kernölen schmuggelt sich immer wieder ein wenig Limette durch. Dann geht es weiter mit Kalkboden, Wachs und Mineralität und diesmal Zitrone. Dann geht es leicht bitter über zu Pinie und Menthol. Crazy.
Abgang: Wachsig und ganz leicht bitter geht es dem Ende entgegen. Die Zitronen und Limetten sind da. Sonnenblumen- und Kübiskerne mild geröstet. Ein feine Süße, vielleicht von einem ganz milden Honig, verbindet. Eine schöne Brotnote ist auch noch zu erkennen.
Fazit: Bei der Nase hatte ich Islay vielleicht noch im Blick, spätestens im Mund bin ich aber eher in Campbeltown angekommen oder ganz woanders. Das ist aber vollkommen egal, dieser Whisky ist ein absolut leckeres Komplexitätsmonster und es ist mir vollkomen egal wo das her kommt 😉 90/100
Bunnahabhain 1989 Malts of Scotland
Aus der Diamonds-Reihe, also der Top-Range des deutschen Abfüllers MoS stammt dieser Bunna. 30 Jahre im Bourbon Hogshead ergaben 123 Flaschen mit 44,4%. Link zur Whiskybase
Nase: Frische Äpfel im Heuschober. Etwas Wein, wahrscheinlich Apfelwein, dazu. Vanille und Pfeffer.
Mund: Mandarinen, wieder Äpfel und auch Zitrusnoten. Ein wenig Zeste und auch Ingwer. Ganz dezente alte Hölzer.
Abgang: Trocken, etwas käsig. Kracker dazu. Auch wieder Äpfel. Bitter und würzig. Dazu noch Zitrusöle.
Fazit: Etwas überhyped aber ein mehr als solider Apfelwhisky. Sehr lecker, gut strukturiert. Durchaus komplex. Das Alter ist erkennbar aber nicht überdominant. Ja was soll man sagen… preislich vielleicht doch zu hoch gegriffen? Keine Ahnung. 89/100
Bunnahabhain 1978 Samaroli
Eine Samaroli-Bottling. Legende. In diesem Fall von Maryse Accorsi, der Frau von Silvano. 40 Jahre in einem Butt und dann mit 51,6% in sehr spezielle Flaschen abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Malzig mit einigem an Weißwein. Pfirsich Melba. Äther-Bananen aus dem Outer Rim. Ananas mit Salzwassermarinade. Und dann auch noch Honig.
Mund: Etwas gekochter Schinken, dann gehts wieder zu den weißen und gelben Früchten. Auch eine leicht eichenwürzige Süße. Es zwickt auch leicht in der Zunge.
Abgang: Die Früchte gehen in eine etwas bittere Note. Grapefruits, Blutorangen. Honigsüße Sauce darüber. Hinten raus dann kommt Salz und Meer. Lecker.
Fazit: Absolut lecker. Um nicht zu sagen „der Hammer“. Manchmal ein wenig crazy. Den Bunna hätte ich jetzt nicht erraten. Aber was solls. 90/100
F*****g Lovely!
Fantastisch. Eine großer Spaß. Einige wirklich unglaublich leckere Dinge habe ich hier entdecken dürfen. Ein einziger, den ich nicht nochmal trinken möchte, bei sieben insgesamt – was will man mehr. Und die Reife hat auch einen deutlich positiven Effekt gezeigt. Ich bin überzeugt!
Bilder: Eigene Anfertigung (Christian und Tobias), Samples: Eigene Flaschen (Christian und Tobias), getauschte und gekaufte Samples
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