These go to eleven

Ich hab keine Ahnung was Spinal Tap mit Octomore zu tun hat, aber ich musste sofort an diese großartige Szene mit dem Marshall Verstärker denken, als die Pressemitteilung zur neuen Octomore Reihe „11.x“ erschien. Irgendwie passt es ja auch. Laute, rauchende Rockstars sind die Octomore fast alle.

Vier neue Octomore bringen uns über die vierhunderter Schwelle. Das ist doch mal was. Drei fünfjährige aus der 11er-Serie und ein neuer 10 Jahre alter, der mittlerweile vierte dieser Reihe. Genug Theorie. Let’s rock!

Octomore Edition 11.1 διάλογος / 139.6 PPM

Der erste der fünf Jahre alten ist der auflagensträkste. 42000 Flaschen! Abgefüllt wurden diese mit 59,4%. Die Reifung erfolge in first fill Casks von Jim Beam, Heaven Hill and Jack Daniels. Die Gerste ist schottische Concerto und Propino Gerste. Link zur Whiskybase

Nase: Trockener Rauch und Phenole springen einen an, wie zu erwarten. Dazu Vanille und Holznoten. Auch das ist bei einem First Fill kein Wunder. Doch da hört es nicht auf. Waffeln mit einer Zitrus-Vanille-Creme. Salzige, gebrannte Mandeln. Gummiabrieb trifft auf Waldboden. Eine laktische Note kommt dazu genauso wie angebranntes Karamell. Eine getrockneter Kuhfladen in trockenem Gras. Beeindruckend vielschichtig für einen so jungen Whisky.

Mund: Am Anfang macht die Alkoholstärke erstmal den Auftakt. Chili und auch Pfeffernoten. Das legt sich schnell und geht über in süße, gelbe Früchte. Dazu kommt wieder viel Torf. Die Mandeln sind jetzt eher verbrannt und darüber hinaus auch Espressopulver. Das wird mitunter sehr bitter.

Abgang: Verkohltes Holz, Asche auch wieder Torf, aber diesmal deutlich leiser. Auch die Vanille isit zurückhaltender. Süß und fruchtig schließt er ab und die Nüsse kommen noch mal zurück.

Fazit: Ich bin durchaus angetan. Die Nase ist aus meiner Sicht überragend, der Rest ist gut. Sehr robust und natürlich auch jung. Aber das ist eben ein Octomore. Mit Wasser wird er viel salziger und die im Abgang bleibt eine strake Zitrusnote. Sollte man probieren. 86/100

Ocotomore Edition 11.2 διάλογος / 139.6 PPM

Die Nummer zwei wäre eigentlich dem Travel Retail vorbehalten. Durch die aktuelle Situation ist es nur verständlich, dass er stattdessen im Laddie Onlineshop vertrieben wurde. Bis zu 18000 Flaschen stehen zur Verfügung. 75% dürften der selbe Inhalt sein wie beim 11.2. die restlichen 25% wurden in Paulliac Ex-Weinfässern gereift. Zum Schluß ist beides zusammen für 18 Monate in St. Julien Fässern gefinished worden. Das Ergebnis hat 58,6%. Link zur Whiskybase

Nase: Süße Pflaumen und eine schwindende Fahne von kross gebratenem Speck sind das erste was ich rieche. Dann kommen süße Torfnoten gepaart mit trockenem Rauch. Etwas metallisches kriecht hervor. Dazu ein paar weinige Noten und auch Vanille.. Es gibt Frühstück: Ein dunkel gerösteter Toast mit Aprikosenmarmelade und dazu ein Glas Kirschsaft. Es ist faszinierend. Natürlich ist der Torf weiterhin präsent, aber er stört dieses wunderbare Bild überhaupt nicht.

Mund: Malzige und würzige Noten umspülen die Zunge. Süßer Honig, Zitronen, Salz. Ein trockener Rosé. Der geht über in trockenen Rauch. Der Torf ist gut eingebaut, wenn man das so sagen kann.

Abgang: Pause beim Torfstechen. Zitronenmarmelade auf Mandelbutter. Dann geht es weiter. Sauer und trocken. Ein milder gekochter Schinken mit einer Salzkruste. Die Länge ist fantastisch mit einem leichtem bitterem Belag und einem zitronigen Prickeln.

Fazit: Eine schöne Melange ist hier gelungen. Die Weinfässer geben eine tolle Ergänzung, dominieren aber nicht. Die Octomore-Seele bleibt erhalten. Wasser würde ich hier nicht empfehlen. 88/100

Octomore Edition 11.3 διάλογος / 194 PPM

Ähnlich zum 11.1 stammen die 18.000 Flaschen wieder aus first fill Casks von Jim Beam, Heaven Hill and Jack Daniels. Allerdings stammt die Gerste (Concerto) ausschließlich von der Octomore Farm auf Islay. Gleichzeitig ist der Torfgehalt höher und auch die Alkoholgehalt ist noch stärker (61,7%). Link zur Whiskybase

Nase: Ein starker Torfrauch wechselt sich ab mit Zitronen. Auch Organgenschale ist dabei. Außerdem liegt irgendwo ein vertrockneter Strauch Blumen. Die Vase mit dem gekippten Wasser steht auch noch rum. Es gibt Vanillegebäck mit einer dicken Zuckerglasur.

Mund: Da ist der Alkohol. Eine Flamme lodert im Mundraum auf. Nach kurzer Zeit legt sich das. Zum Gebäck gibt es jetzt Aprikosenmarmelade und/oder einen dicken, süßen Sirup. Fantastisch. Damit ist auch eine gute Balance gegeben. Denn der Torf lässt sich nicht klein reden.

Abgang: Bitterstoffe und etwas Seife. Das wars, dann ist er plötzlich weg. Nach einiger Zeit kommt kalter Zigarettenrauch und Asche. Verkohltes Holz ist auch noch dabei. Das kommt etwas überraschend, denn eigentlich hatte ich mich schon gefragt ob das alles ist, denn die offiziellen Notes sprechen von einem langen Finish. Die Fruchtnoten kann man jetzt nur noch erahnen. Die Rauchpalette macht das platt.

Abgang: Ein schöner Frucht- und Torf-Cocktail. Der Abgang ist nur was für Octomore-Fans, aber eigentlich ist Octomore sowieso nur für Fans, oder? Wasser bringt den Torf stärker in den Vordergrund, unterstreicht aber auch die florale Note, die ich sonst vor allem in der Nase gefunden habe. Zusätzlich kommen im Abgang die Zitronen besser raus. Hier würde ich Wasser empfehlen. 87/100

Octomore 10-year-old διάλογος Limited Fourth Edition

Der letzte im Bunde geht nicht bis 11. Er geht nur bis 10. Die vierte offizielle 10-jährige Abfüllung mit einer Limitierung auf 12.000 Flaschen. Sie trägt, wie alle 10-jährigen vorher, nicht die Nummerierug der aktuellen Reihe. Das Rohmaterial ist diesmal schottische Optic Gerste. Das Destillat hat man in Virgin Oak & first und second fill Fässer von Jim Beam, Heaven Hill, Buffalo Trace and Jack Daniels gefüllt. Der Alkoholgehalt beträgt 54,3% und der Torfteilchen liegen sogar bei über 200 pro einer Million. Damit ist es die am strärksten getorfte Abfüllung der „11er-Reihe“. Link zur Whiskybase

Nase: Mit jedem Atemzug wechselt es immer hin und her. Zwischen Torf, kaltem Rauch und Asche auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gibt es wechselnd Früchte, reif und saftig und eine mineralische, klare Linie. Ziemlich fantastisch. Da sind Mango, Ananas und auch Kieselsteine, Vanilleschoten und Teeblätter.

Mund: Ein ganzer Schwung Meerwasser begrüßt mich. Dann gibt es wieder ein Wechselspiel. Diesmal mit einer sirupartigen Süße. Was mir auffällt: Der ist im Mund geradezu mild. Er ist weich und der Alkohol ist kaum spürbar. Dass der Torf deutlich im Zaum ist trägt sicherlich auch noch dazu bei. Aber er ist natürlich da. Vielleicht ein wenig Rauchtee. Und auch grüne Äpfel.

Abgang: Nüsse in einer milden Fischsuppe auf Cocosbasis. Wenn ich das so lese klingt das orientalischer/asiatischer als es schmeckt. Dazu kommt wieder der Tee, diesmal eher zweiter oder dritter Aufguß. Die Früchte sind jetzt eher in einem Chuttney oder Mus. Bitterstoffe und Torf geben sich die Hand und das Salz kommt mit Zitronen zurück. Die Länge ist fantastisch.

Fazit: Ja. Das ist großes Kino. Ich versteh gar nicht wie man den nicht mögen kann. Komplex und gut gereift. Mit Wasser kommen ein paar Bleistiftspäne dazu. Das ist nicht wirklich eine Bereicherung. Hier würde ich das Wasser lieber weglassen. Ich freue mich schon auf den ersten 20 Jahre alten Octomore. Ob es den wohl je geben wird? 90/100.

Vier für Vierhundert

Quasi Tradition hier im Blog: Die 100ter werden mit einem oder auch mehr Octomore überschritten. Diesmal war es eine besondere Freude, denn im Vergleich zu den 10er Abfüllungen hat mich die aktuelle Runde wirklich noch mal mehr überzeugt. Wenn ich dem ganzen ein Motto geben müsste, dann würde ich sagen Frucht und Peat. Die Komplexität ist hoch, ich finde keine Fehler. Was will man mehr? Gut über den Preis könnte man noch reden..

Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen