This is Octomore!

Ganz ohne Anspielung auf 300 kann natürlich das 300. Review nicht auskommen. Und Octomore wäre bestimmt auch der passende Whisky für die Spartiaten gewesen.
Ok genug rumgewitzelt, ab an die Gläser. Heute gibt es den aktuellsten und einen der berühmtesten Octomore.

Octomore Edition 10.4 διάλογος / 88 PPM

Nur drei Jahre war dieser Octomore im Fass und zwar in neuer französischer Eiche, die stark getoastet wurde. 12000 Flaschen mit 63,5% wurden abgefüllt. Da er so jung ist ist sicher dass nur Adam Henett für dieses Bottling verantwortlich ist. Er ist der Nachfolger der Masterblender-„Legende“ Jim McEwan. Link zur Whiskybase

Nase: Es ist sehr Ausdrucksstark und erzeugt so mal wieder Bilder im Kopf. Ich stehe am Strand. Ein riesiges Feuer brennt heiß. Es beißt fast in der Nase und in den Augen. Auf der Zufahrt zum Strand werden Wheelies gemacht und das verbrannte Gummi mischt sich unter den Rauch und das Lagerfeuer. Mir wird eine Schüssel warmer Vanillepudding gereicht.

Mund: Er nimmt direkt die ganze Zunge und den ganzen Mundraum in Beschlag. Intensive scharfe und pfeffrige Noten zwicken überall. Das dauert einen Moment bis es weg ist. Dann ist er sehr torfig mit etwas Menthol und Eukalyptus. Verbranntes Holz und Rinde. Auch Zimt. Extrem fordernd.

Abgang: Hier wird es dann noch süß. Die Vanille darf wieder stärker durchscheinen und auch Zitrusnoten sind zu erkennen. Rauch und Torf sind aber weiterhin dabei. Er geht jetzt auch etwas mehr Richtung „Bauernhof“.

Fazit: An sich erstmal beeindruckend. Es wird wenige Whisky geben, die eine solche Geschmacksintensität halten, geschweige denn topen können. Danach braucht man nichts anderes mehr trinken, der Einfluss des 10.4 wird sicher da sein. Die Frage die viele umtreibt ist: Braucht man das und darf ein 3-jähriger Whisky 150€ kosten. Ich beantworte die Frage so: Wenn man es braucht, dann sind die 150€ egal, denn es gibt auch keinen günstigeren Whisky, der das bietet. Dann ist mir doch die Ehrlichkeit, das „ins Gesicht halten“, der drei Jahre alle mal lieber als die ganze Heimlichtuerei so mancher anderen Destillerie. Dennoch ist das nicht mein Whisky. Das ist mir zu heftig, auch wenn ich die „Kunst“ dahinter durchaus anerkenne. 84/100

Octomore Edition 04.2 / 4_167

Dieser Octomore hat mittlerweile einen gewissen Kultstatus. Fünf Jahre, 61,0%, 18000 Flaschen und 167ppm Torf, so weit so unspektakulär. Was glaube ich die Berühmtheit antrieb ist die Kombination aus Bourbon-Fässern und den Chateau d’Yquem Sauterne-Fässern. Das Weingut und ihre edelsüßen Grand Crus sind weltberühmt und damit auch ein Zugpferd alleine durch den Namen. Mal sehen ob er hält was der Zweitmarktpreis vermuten lässt. Link zur Whiskybase

Nase: Er startet prägnant mit Torf, Seetang und Gischt. Nach einiger Zeit kommt auch noch ein Vanillegries mit Mirabellenkompott und Zitronencreme dazu. Die Creme hat ordentlich Abrieb aus der Schale abbekommen.

Mund: Verschiedene Schichten aus Torf und Rauch, aber auch Pfeffer und eine gewissen Nussigkeit. Limetten und auch Salz. Wenn man ihr kreisen lässt, dann kann man die Süße hervor kitzeln.

Abgang: Stark wärmend. Ganz kurz unterstrichen von etwas Pfeffer. Der Torf ist deutlich zahmer. Die Salzigkeit ist dafür stärker ausgeprägt. Leichte Bitternoten sind auch da. Mir fehlt aber irgendwie der das „Alleinstellungsmerkmal“. Erst nach langer Zeit kämpft sich das honigsüße Sauternefass doch noch an die Oberfläche und meldet sich. Aber leider nur sehr kurz. Das hätte wirklich gut werden können. Etwa zehn weitere Minuten später wird er sehr trocken und gleichzeitig säuerlich. Das ist eine eher schwierige Kombination für mich.

Fazit: Der gefällt mir insgesamt ganz gut. Eine prima Balance, trotz der hohen Torfpartikeldichte. Insgesamt ist die Nase für mich das Highlight, wohingegen der Abgang stark abfällt. Bei nur fünf Jahren im Fass kein Wunder. Ich stelle wie oben die Frage: Für wen ist dieser Whisky und passt der Preis dazu? Ich denke, die Fans von viel Torf kommen hier nicht ganz auf ihre Kosten, das Süßweinfass gleicht das zu viel aus. Wenn man auf Weinfasslagerungen steht, dann findet man aber auch sicher bessere Vertreter. Dann ist er wohl für Sammler, Flipper und Fans berühmter Namen. Dennoch: 85/100 (für 400€ und mehr).

This is madness!

Schön wieder etwas von der Liste abhaken zu können und auch gut, dass ich weiß das ich nicht so viel Geld für drei- oder fünfjährige Whisky ausgeben muss. Ich kann aber vielleicht ein bißchen besser verstehen, warum andere das tun.

Bilder: eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flasche (Christian) und privat gekauft