Kommt ein schwarzes Schaf ins Dorf…

Ardbeg Committee Releases. Jedes Jahr der gleiche Spaß zum Release dieser Abfüllung. Darüber lasse ich mich gar nicht mehr aus. Dieses Jahr ist es allerdings ein Jubiläumsbottling, nämlich 20 Jahre Committee, da darf man zumindest über den Inhalt gespannt sein.
Nahezu gleichzeitig noch ein anderes besonderes Ardbeg Release raus und zwar von einem unabhängigen Abfüller. Malts of Scotland brachte zur Whiskymesse „The Village“, die im Rahmen der Freizeit- und Gartenmesse in Nürnberg stattfindet raus. Im Gegensatz zur Originalabfüllung mit Altersangabe und allem was dazugehört.

Der Vergleich hat mich sehr gereizt!

Ardbeg Blaaack (Committee Release)

Zum 20. Geburtstag des Ardbeg Committee gibt es ein Schaf. Auch schön. Wie üblich ist das jährliche Release ohne Altersangabe in Fassstärke (50,7%). Die Reifung erfolgte (teilweise?) in neuseeländischen Pinot Noir Casks. Und hierüber ist dann auch der Faden der Schafwolle verbunden: Es gibt sowohl in NZ als auch in SCO Schafe. Link zur Whiskybase

Nase: Kohlenstaub, Seetang, rote Beete, Röstkastanien, getrocknete Trauben (Apassimento), Gurken im Dillsud. Holla! Nicht schlecht, was mir da entgegenweht gefällt mir.

Mund: Etwas Salz kommt dazu. Die Trauben werden säuerlich. Ein Lagerfeuer flammt auf. Eine dünne, ölige Schicht bedeckt den Mund. Dann gibt es Erdnüsse.

Abgang: Nach dem Schlucken ist er leicht wärmend. Mittelscharfe Jalapeños werden von süßen Getreidekaffee gelöscht. Es bleibt kalter Rauch und Menthol.

Fazit: Die Nase beginnt vielversprechend aber das Niveau ist leider nicht haltbar. Dennoch ist es meiner Meinung nach eines der besseren Committee Releases der letzten Jahre. 87/100

Ardbeg 2000 Malts of Scotland for „The Village Edition 2020“

Von 2000 bis 2020 verbrachte dieser Ardbeg in Bourbon Hogshead MoS20016, bis ihn der unabhängige Abfüller Malts of Scotland für die Whiskymesse „The Village“ abgefüllt hat. 229 Flaschen mit 53,2% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Bananenblätter und über Torfrauch gebackene Banane, Seetang, süßlicher Rauch, Birnen, Mirabellen. Ein Hauch Vanille.

Mund: Weich und rund, ein Bananensaft mit einem leicht getorften Whisky (gibts da einen Cocktail?). Dazu Vanilleblüten und ein Zitrusfruchtmix. Entsprechende Säure geht auch damit einher. Das Islayprofil ist wirklich nur im Hintergrund. Aber es spielt eine wichtige Rolle.

Abgang: Direkt beim Schlucken kurz nussig und kühlend wie Menthol. Würzig und leicht torfig. Ein paar Kiefernzapfen und Tannennadeln. Mit Süße und auch Bitterstoffen. Etwas Trockenes belegt die Zunge. Der „Fadeout“ ist nicht mehr so gigantisch wie alles zuvor. Die ewige Länge, die ich mir wünschen würde, kann er leider nicht bieten.

Fazit: Ohhhhh der ist gut. Eine leckere und sehr ausgewogene Kombination aus Früchten und dem unverkennbaren Islay-Profil. Letzteres spielt hier aber nur die zweite Geige. Ausgerechnet bei einem Ardbeg wäre ich da wahrscheinlich skeptisch gewesen, wenn mir das jemand vorher gesagt hätte. Nachdem ich es probiert habe muss ich sagen: Das wünsche ich mir öfter. Der Preis (179€) war für einen Ardbeg dieses Alters auch in Ordnung (ohje, das ich sowas mal schreibe hätte ich auch nicht gedacht) 91/100

Ein Sieg für die Unabhängigkeit

Trotz eines guten Committee Release muss ich ganz klar sagen: Der Malts of Scotland gewinnt. Er liegt auch in Transparenz und allem anderen vorne dran, aber selbst blind verkostet ist das einfach eine andere Liga.
Ach und einen schönen Gruß an die Marketingabteilung von Ardbeg: Mein Augenrollen bezüglich der „Story“ hinter den Bottlings wird jedes Jahr schlimmer.

Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen