Port Charlotte im Duett

Ich sag es schon mal vorweg: Ich hab immer noch ein paar Bruichladdich in der Sampleschublade. Solange das Zeug so gut ist, freue ich mich auch weiter darüber!
Diesmal sind es wieder zwei Port Charlotte im direkten Vergleich. Der aktuelle Islay Barley und eine Malts of Scotland Abfüllung aus dem Sommer.

Port Charlotte 2012 Islay Barley

Eine Abfüllung die es schon länger im Programm von Bruichladdich. 50%, 40ppm, nur Gerste von Islay. Immer wieder gibt es davon ein Update. Dieses Jahr war es wieder soweit. Link zur Whiskybase

Nase: Erstmal Torf und Erde, Seetang. Dann Vanille und eine süßliche Note. Ein paar Äpfel dazu. Mit Salzkruste. Smoked Apple Margarita, gibt es sowas? 😉

Mund: Wieder Torf, Salz, Orangenschale, Sichuan Pfeffer. Lampenöl.

Abgang: Eine solide Kombination aus Salz und Bitterstoffen. Dazu Kartoffelstärke und eine leichte Malzsüße.

Fazit: Komisch. Eigentlich sollte ich sowas sagen wie. „Ganz schön jung. In your Face.“ etc. Aber der ist relativ rund. Vielleicht sogar zwischendurch etwas dünn. Insgesamt aber lecker und man kann ihn gut trinken. Gibt definitiv schlechtere Whisky in dieser Preisklasse, gab aber auch schon bessere Islay Barley Abfüllungen. 83/100

Port Charlotte 2004 Malts of Scotland

Die zweite Abfüllung hat ein paar Grunddaten, die für mich als Trigger dienen: Port Charlotte natürlich. Aber auch Malts of Scotland. Spricht üblicherweise für hohe Qualität und leckere Abfüllungen. Außerdem das Alter. 15 Jahre alte Port Charlotte sind noch selten. Erst seit 2001 werden diese Abfüllungen produziert. Also muss dieser hier mit 51,6% natürlich sein. 267 Flaschen davon gab es. Link zur Whiskybase

Nase: Ein dezenter, trockener Rauch weht mir entgegen. Dazu etwas getrockneter Schinken. Erdnussschalen und Sandwichgurken erahne ich auch noch. Aber das spielt sich alles im Bereich „erahnen“ ab. Der schreit einem nicht entgegen sondern zwingt einen zu suchen.

Mund: Ein wenig Pfeffer, Süßwein. Auch hier dezenter Rauch und vielleicht auch Torf. Eine Zitruskomponente blitzt durch.

Abgang: Ein Gemisch aus Kohlestaub und Blutorange. Säuerlich und in der Länge etwas bitter. Sonst ist nicht sehr viel los.

Fazit: Verliert Port Charlotte nach einiger Zeit im Fass seinen Charme? Vielleicht. Auf jeden Fall wird es ein anderer Whisky. Dieser hier ist immer noch sehr gut. Kein Fehler, spannende Kombinationen. Mir fehlt aber der Wumms und die Ausdrucksstärke. Dafür ist er einfach zu teuer mit 180€! 85/100

An Qualität fehlt es nicht

Wenn man das Gefühl hat, man muss sich für eine Bewertung von 83 und 85 Punkten rechtfertigen, was bedeutet das? Das man in der Bruichladdich Destillery immer auf hohem Niveau liefert. Das ist auch hier nicht abzusprechen. Mir gefielen aber (diverse) andere Abfüllungen einfach besser.

Bilder: Eigene Anfertigung; Samples: Eigene Flaschen