Glenrothes, Glenrothes, Glenroth…
Wie bei Beetlejuice sagen wir lieber nicht dreimal den Namen der heutigen Destillerie. Bei einem der Bottlings, die heute zum Review stehen, wurde das nämlich untersagt. Wie es in letzter Zeit häufiger der Fall ist. Man will die eigene Marke schützen, so die Destillerien. Und auch verhindern, das die unabhängigen Abfüller kostenloses Marketing erhalten. Aber in diesem Fall wissen wir es trotzdem. Irgendwie lebt das dann auch vom Geheimnisvollen – mag sich jeder dabei denken was er will.
Glenrothes ist in Elgin beheimatet, das liegt wiederum in der Region Speyside. Sie hat große Beliebtheit bei Fans von Lagerungen in Sherryfässern und dergleichen. Der Whisky eignet sich scheinbar sehr gut dafür die würzigen Noten, wie z.B. Tabak aber auch die Trockenfrüchte wie Rosinen oder Backpflaumen hervorzuheben.
Genau das schauen wir uns heute auch an, bei zwei der drei unabhängigen Abfüllungen. Eine jedoch stammt aus einem Bourbonfass. Können wir den Destilleriecharakter hinter den Fässern rauskitzeln? Wir werden sehen.
Secret Speyside 2007 Whiskybase „120.000 Bottles on the Wall“
Wir fangen mit dem jüngsten Whisky an. Die Whiskydatenbank „Whiskybase“ feiert die 120.000te eingetragene Flasche mit einem eigenen Bottling. Das machen sie immer wieder, zu verschiedenen Jubiläen, die sie selbst aussuchen. Diesmal durften sie keinen Namen nennen. Durch die Ortsbeschreibung war es aber eindeutig: Hier handelt es sich um einen Glenrothes. Aus Sherry Puncheon 13907 kamen nach elf Jahren 217 Flaschen mit 64,8%. Die Flasche war sehr schnell ausverkauft, kann jetzt aber mit deutlichem Aufschlag auf dem Zweitmarkt noch erworben werden. Link zur Whiskybase
Nase: Wie zu erwarten fängt es mit Tabak und Menthol an. Dazu noch Kirsche und Marzipan. Das verschwindet allerdings alles mit der Zeit und wird ersetzt durch Vanilleplunder. Spannender Wechsel.
Mund: Die Fruchtigkeit geht jetzt mehr zur Orange. Er ist cremig und süß, breitet sich schön im Mund aus. Nach einer Zeit finde ich Zedernholz und auch etwas Menthol.
Abgang: Am Gaumen ist zuerst verbrannter Zucker und damit eine deutliche Süße. Das geht dann in Sherrynoten über. Die Orange ist auch wieder da, dazu noch Heidelbeeren. Auch das Menthol kann man wieder schmecken und das gibt ein kühlendes Gefühl.
Fazit: Tja… ist 120k ein großes Jubiläum? Wohl nicht. Ist das hier ein großer Whisky? Auch das nicht. Aber will er das überhaupt sein? Ich glaube nicht. Das ist aber ein sehr solides Teil. Mit einigen Schichten zum Erforschen. Vor allem das Wechselspiel der verschiedenen Früchte hat mir gut gefallen. Not bad at all! 87/100
Glenrothes 1994 Cadenhead Wood Range
Vom Teenager zum Twen: 24 Jahre alt ist dieser Whisky und wurde mehrere Jahre in einem Fresh Sherry Cask gefinished. Das ergab 234 Flaschen mit 47,0%. Abgefüllt wurde er von Cadenhead in deren Serie „Wood Range“, welche die verschiedene Fassarten in den Vordergrund stellt. Link zur Whiskybase
Nase: Weiches Leder weht einem entgegen, dann Kirschen, Marzipan, Datteln, Zimt und Pflaumen. Neben der Sherry-Kalviatur gibt es auch noch florale Noten. Ich kann das nicht genau zuordnen, deshalb sage ich mal eine blühende Blumenwiese.
Mund: Auf der Zunge erlebt man wieder den Sherry: Rosinen, Datteln, Schokolade, Rohrzucker aber auch Zimt und Muskatnuss. Lässt man ihn länger kreisen gibt es noch Mandarinen obendrein.
Abgang: Ein Dreiklang von Grundgeschmäckern: Süß, sauer, bitter. Im Details ist es Tabak, Eichenwürze, Blutorange, eher dunkle Schokolade. Er ist mittellang und dann vor allem bitter.
Fazit: Im Wesentlichen straightforward Sherry. Gut, aber nicht herausragend. Ein Highlight ist sicher die florale Komponente in der Nase. Das Alter merkt man ihm eher nicht an, beziehungsweise ich hätte es wahrscheinlich nicht erraten. Kann man sehr gut trinken. Ist auch was für laue Sommerabende, wenn es beginnt langsam kühler zu werden. 86/100
Glenrothes 1982 Malts of Scotland
Wieder über ein Jahrzehnt älter ist diese Abfüllung von Malts of Scotland. 1982 kam er in Bourbon Hogshead 18023 und erst 36 Jahre später wieder raus. Nur 172 Flaschen ergaben sich mit 50,1% Alkohol. Hier wird es natürlich spannend. Was kann ein Glenrothes nach so vielen Jahren und ohne Unterstützung eines Wein/Sherry/…-Fass? Link zur Whiskybase
Nase: Das ist nicht süß, das ist ultrasüß. Wie wenn man im Süßwarenladen Atemübungen macht. Trotzdem schaffen es einige Aromen sich durchzukämpfen. Erst Maraschinokirschen und Honig. Dann Apfelcrumble, antikes Holz und Vanilleeis. Aber auch Calvados und Mandel. Nach einer Weile kommt noch mal was nach: Dill und Himbeeressig. So verrückt es vielleicht klingen mag, das ist einfach großartig.
Mund: Ganz kurz ist er erstmal würzig, das Holz lässt grüßen. Dann wird er wieder süß, wirklich süß. Der Weg wird aber schnell freigeben für Blutorange, Vanillekipferl und einen weihnachtlich angehauchten Rührkuchen.
Abgang: Die Gewürze sind wieder da, diesmal mit Pfeffer, Zimt und etwas orientalischem. Dazu auch Orangen, Cashews und Mandeln sowie Rosinen. Und: Fanta Mandarine. Hab ich schon erwähnt das der süß ist?
Fazit: Der ist schon geil. Man muss süßen Whisky mögen, dann steht einer innigen Freundschaft hier nichts im Weg. Der ist so lecker, da könnte man sich ertappen, dass man unbewusst noch mal nachschenkt. 90/100
Beetlejuice
Was hab ich über Glenrothes gelernt? Geht mit und ohne extra Fasslagerung. Kann vieles am Ball, aber vor allem bei den runderen, weicheren Noten. Wenn man eher auf Rauch und dergleichen steht, dann wird man bei den drei oben nicht glücklich.
Jeder für sich hatte ein kleines Highlight, die Mentholnote, die floralen Aspekte oder aber superb eingebundene Süße. Insgesamt war der Malts of Scotland mit einem kleinen Abstand wirklich besser. Preislich kriegt man dafür aber bei den anderen beiden zwei Flaschen. Muss jeder selber wissen ob es das wert ist.
Und damit sind wir erneut dabei. Dauerthemen der Whiskyindustrie: Preisentwicklung, Sekundärmarkt und Namensnennung. Der 11-jährige ist klar zu teuer und lebt ein Stück von der aufgezwungenen Geheimniskrämerei. Das führte dann dazu, dass er sofort ausverkauft war. Jetzt ist er auf dem Sekundärmarkt noch gut erhältlich aber natürlich noch teurer. Wie oben schon geschrieben ist er allerdings ein Trinkwhisky, mit dem man nicht sparen will. Dafür ist er jetzt aber natürlich noch mehr zu teuer und versauert so auf dem Sekundärmarkt. Der älteste ist wahrscheinlich auch zu teuer. Zumindest in dem Sinne, das man 250€ nicht einfach so für eine gute Flasche Whisky ausgibt. Es sei denn es sind irgendwelche Hypebottlings. Maca…, Ard…, ach nein, ich mein natürlich Beetlejuice.
Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen
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