Noch ein Bunnahabhain Duett: Getorfte Likörweinfasslagerungen
Während wir schon dabei sind: Gleich weiter mit den Bunna. Diesmal zwei getorfte Varianten unabhängiger Abfüller. Auch diesmal mit (Nach)Lagerung in etwas anderen Fässern. Likörweine (engl. Fortified Wine) sind Weine bei denen der Gärprozess durch Zugabe von Alkohol abgebrochen wurde. Beispiele dafür sind Marsala, Sherry, Portwein, Muscat oder Samos. Heute gibt es junge Bunnas aus Port- und Madeirafässern.
Bunnahabhain 2013 Rolf Kaspar
Fünf Jahre jung ist dieser getorfte Bunna, der erst in einem Ex-Bourbon Fass und dann in einem Radoux (Details siehe: Link) Port Fass gelagert wurde. Dann ging es mit 59,6% in 325 Flaschen. Abgefüllt wurde er von Rolf Kaspar unter dem Label Black Corbie. Link zur Whiskybase
Nase: Eine salzige Gemüsebrühe weht mir entgegen. Dann süße, überreife rote Trauben und Brombeeren. Ein kurzer Richtungswechsel: ein warmer laufender Motor. Dann noch Röstaromen und Vanille und …Portwein.
Mund: Da sind Anklänge dieser „dreckigen“ Noten, die ich typisch bei den Móine Bunnas finde. Dazu Eukalyptus, auch einiges an Säure und Süße. Leider finde ich auch irgendwas Künstliches. Das behagt mir nicht so, schert etwas aus dem Gesamtbild aus.
Abgang: Wärmende Säure, bei den Früchten würde ich nun eher sagen Heidelbeeren. Erst spät im Abgang wird er noch mal süß.
Fazit: Viel Schönes, viel Ungestümes. Der Peat ist eher indirekt zu finden. Im Mund eher schwierig. Ob man nun ein Radouxfass erkennen kann, nun ich denke das ist generell nicht möglich. Den Fassbauer kann man nicht rausschmecken. Die Fassqualität ist damit aber wohl unbestritten. Vielleicht kommt es dadurch auch zu einem sehr aktiven Fass, wie hier. Aber ich denke ansonsten ist das eher ein Marketingaspekt. 84/100.
Scotch Universe Ganymed I 66° HP.5.1′ 1881.4″
Steht nichts drauf von Bunnahabhain, aber die Codierung des ich unabhängigen Abfüllers Michel Reick lässt den eindeutigen Rückschluss zu. Bei seiner Marke Scotch Universe versteckt er die Destillen und Daten hinter einem Code. 1881.4″ steht für eine Destille die 1881 auf Islay eröffnet wurde. Da gibt es nur eine: Bunna. Dieser hier war 66 Monate (66°) in einem First Fill Madeira Barrique ist “heavily peated” (HP.5.1′) und wurde mir 58,5% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Zu Begrüßung gibt es Apfel. Nach einiger Zeit etwas Torf und Kuhstall, auch Rauch und vielleicht Wein. Ich kann es nicht so genau ausmachen. Eine dezente Süße, vielleicht auch was fruchtiges. Ich würde hier mal den Madeira verorten.
Mund: Bleistiftspäne, eine ordentliche Säure, der Apfel und dazu Limette. Wenn die Süße ins Spiel kommt würde ich sagen Nimm Zwei Zitrone. Und erst wenn man ihn ganz lange kreisen lässt kommt der Torf wieder etwas raus.
Abgang: Wieder eine präsente Säure mit Apfel. Dazu Bitterstoffe und etwas malzige Süße. In der Länge ist er wärmend mit Pfeffer, Chili und Eukalyptus.
Fazit: Netter Sommertrinkwhisky, von heavily peated würde ich nicht sprechen. Das Madeirafass war meiner Meinung nach auch nicht zu aktiv. Am besten gefällt er mir im Mund, was bei mir eine Seltenheit ist. Die Nase hingegen ist nicht ganz so ausdrucksstark. Kann man machen. Für den Preis allemal. 84/100
Auf Augenhöhe sehr unterschiedlich
Die gleiche Punktzahl, zwei vollkommen verschiedene Whisky. Die beiden unterschiedlichen Fässer haben sehr unterschiedliche Whisky hervorgebracht. Das ist hervorragend, so soll das sein. Insgesamt haben sie mir auch gut gefallen, leckeres Zeug. Vielleicht ein wenig schlechter als der van Wees von vor ein paar Wochen, aber nicht viel. Diese jungen Bunnas gefallen mir gerade gut und ich hoffe zukünftig noch ein paar mehr davon zu verkosten.
Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Privat gekauft und eigene Flasche
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