Unterwegs zu den Sternen

Es gibt mittlerweile sehr viele unabhängige Abfüllen für Whisky auf dem Markt. Einige größere, andere kreativer. Die Welt isst bunt. Um Alleinstellungsmerkmale zu kreieren werden viele von ihnen auch kreativ. Sei es durch spezielle Flaschen oder ungewöhnliche Konzepte. Die beiden Blends, die ich heute unter die Lupe nehme, gehören zu einem Abfüller der hier beides versucht. North Star Spirits aus Glasgow verortet diese beiden nicht geringer als in den Sternen. Mit aufwändigen Labels, inklusive Abbildung respektiver Sternbilder und passender Einordnung auf dem Rückenetikett. Wir werden sehen ob der Griff zu den Sternen berechtig ist.

Vega 1990 NSS – Limited Edition No. 4

28 Jahre (1990 – 2019) war dieser Blended Malt mindestens in den Fässern. Dabei kamen 800 Flaschen mit 46,7% heraus. Die Reifung fand in europäischer und amerikanischer Eiche statt. Link zur Whiskybase

Nase: Erstmal geht es in den Pralinenladen: Viel Süße mit dunklem Kakao und Marzipan. Dazu Früchte: Kirschen und Orangen. Ein wenig Sherry, vielleicht gepaart mit Tabak. Es empfiehlt sich mal ein paar Minuten das Glas abzudecken und dann erneut zu nosen.

Mund: Die würzigere Seite kommt raus. Muskat, auch Pfeffer und ein paar Haselnüsse. Im Mund ist die Süße immer noch da, wird aber mit ein wenig mit Säure gepaart. 

Abgang: Ein altes abgesessenes Ledersofa, dazu auch wieder Nüsse, eher Cashews diesmal. Eine leichte dezente Bitternote ist im mittellangen Abgang auch zu finden.

Fazit: Das ist supersolides Zeug. Die Noten passen gut zusammen, sie sind gut integriert, das passt. Die Nase zieht sich eigentlich auch immer Hintergründig durch den ganzen Genuss. Aber: Alles ist sehr leise. Für eine genaue Analyse und tiefere Beschäftigung muss man sich wirklich konzentrieren. Stattdessen kann man diesen Blend wahrscheinlich viel besser zum gedankenlosen Genuss in einer schönen Runde genießen. Z.B. als Digestive nach einem schönen Essen. Oder sogar als/zur Nachspeise. 86/100

Spica 1989 NSS – Limited Edition No. 2

29 Jahre (1989 – 2019) durfte dieser Blend aus Malt und Grain Whisky reifen, bevor 1000 Flaschen mit 45,5% abgefüllt wurden. Auch hier kam sowohl amerikanische als auch europäische Eiche zum Einsatz. Link zur Whiskybase

Nase: Da sind wieder direkt ein paar Kirschen, dann altes Leder. Danach geht es Richtung Pflaumenmus, so richtig schön eingedickt und dunkel. Später kommen auch ein paar Hölzer und Heidelbeeren.

Mund: Der erste Antritt ist süß und marmeladig. Dazu kommt Pfeffer und einige andere Gewürze aus der Bäckerei. Später gibt es Schokolade, zartbitter mit mittlerem Kakaoanteil. Er insgesamt sehr cremig im Mund. 

Abgang: Der Abgang beginnt salzig, dann gehen wir zurück in Richtung Sherry. Samtig weich, süße Trockenpflaumen und er wird langsam ganz leicht trocken. Zum Schluß gibt es noch Bratapfel mit Chili. Das ist gar nicht mal schlecht… sollte man vielleicht mal probieren. 

Fazit: Ein sehr runder Auftritt mit ein paar würzigen Highlights. Den Grain merkt man ihm nicht an, so wie es sein sollte. Die Fässer waren nicht extrem aktiv aber haben einiges Gutes bewirkt. Kann man wirklich gut machen und der Preis scheint mit knapp 90€ auch erträglich. 87/100

Nicht ganz zum Mond und zurück

Keine schlechten Vertreter ihrer Zunft. Vom Vega hatten sich vielleicht einige mehr erwartet. Waren doch die, weit älteren, Vorgänger die Szene verzückt. Zu inaktiv waren hier wahrscheinlich die Fässer. Dennoch, auch damit konnte ich einiges anfangen. Mit 130€ ist er aber vielleicht etwas zu teuer für einen “Nachspeisen-Malt”. Der Spica hingegen kann sich in seiner Klasse sehen lassen. Potente Anlagen, trinkiger Charakter und noch unter der 100€-Marke.

Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: Eigene Flaschen