Die Herrschaft des Holzes
Mortlach ist eine viel geliebte Destille in der Speyside. Weniger beliebt ist die aktuelle Preispolitik. Ähnlich zu Dalmore sollte eine Premiummarke aufgebaut werden. Die Core-Range wurde neu aufgebaut, starke Preissteigerung inklusive. Das ganze hat nicht so besonders gut geklappt. 2018 kam dann der nächste Reboot. Preise wieder etwas runter, die Bottlings scheinbar etwas besser. Alles wieder in Butter? Eher nicht. Hängen geblieben ist der Preis für Flaschen ab 20 Jahren. Klar ein Segment, in dem der Preis generell rauf geht, aber bei Mortlach war es in 2018 meiner Meinung nach stärker spürbar. 300€ für einen 20 jährigen kam nicht nur einmal vor.
Deshalb kam dieses Sample hier sehr gelegen. Eine unabhängige Abfüllung aus dem Jahr 2014. Da kann man mal einen Blick drauf werfen.
Mortlach Hart Brothers 1991
Nach 23 Jahren in einem First Fill Sherry Butt kam eine unbekannte Zahl von Flaschen mit 52,3% raus. Abgefüllt wurde er durch Hart Brothers aus Schottland in der Reihe Finest Collection Cask Strength.
Nase: Sofort einiges an Orange. Dann Eukalyptus, Tabak, eine säuerliche Sherrynote und Rosinen. Das beginnt nicht schlecht. Erstaunlich erfrischend für das Alter.
Mund: Die positiven Punkte zuerst: Vollmundige Kirsche und die Reduktion einer Teryaki-Sauce. Dann allerdings schlägt das Holz zurück. Mit voller Wucht erwischt es mich, als ob ich in ein nasses Stück Eichenholz beiße. Arggg!
Abgang: Auch der Abgang hat einige schöne Anklänge. Tabak, alter Sherry und Coca Cola. Aber leider auch wieder das Holz.
Fazit: So schade. Der hätte großartig sein können. Aber die Dominanz des Fasses ist nichts für mich. Das macht ihn nicht zu einem schlechten Whisky. Nur ist die Erwartungshaltung bei einem 23 jährigen Sherry Mortlach schon hoch. Ich weiß es natürlich nicht, aber das könnte durchaus ein vergessenes Fass gewesen sein. Hütet euch vor der Herrschaft des Holzes! 82/100
Sample: Privat gekauft, Foto: Eigene Anfertigung