Lagavulin Destillerie

Ein sehr guter und zwei noch bessere Lagavulin

Christian und ich haben nicht halt gemacht, nach zwei Feis Ile und einem White Horse Bottling. Da ging noch einiges!

Lagavulin Jazz Festival 2015

Das zweite große Festival für Lagavulin bespielt die Destille alleine. Das Lagavulin Jazz Festival. Auch das ist eine gute Gelegenheit ein Special Bottling raus zu bringen. 2015 war das 3500 Flaschen mit 55,4% abgefüllt aus Refill American und European Oak Bodega Casks. Jahrgang oder Altersangabe: Fehlanzeige.

Nase: Ein ganzer Eukalyptusbaum bricht sich Bahn. Kurze Zeit später macht er platz für Banane, Asche und dann Birne. Das ist schon mal ein Statement im Nosing.

Mund: Grüne Oliven und dazu salzig/zitronig gebeizter Fisch. Danach Lagerfeuer und süßlicher Hustensirup.

Abgang: Die Oliven sind mittlerweile zu Öl gepresst worden. Die Süße kommt von Malzsirup. Eine salzige Seebrise und ein Schwung Torf sind auch dabei. Leider nur mittellang, das könnte ich auch länger „ertragen“.

Fazit: Der ist gigantisch. Die Komposition ist stellenweise ein wenig wild aber die Aromatik ist im Einzelnen einfach herausragend. 90/100

Lagavulin 1985

Wir dringen langsam in den Bereich der Fabelwesen vor. Dieses Special Release aus dem Jahr 2007 gilt als eines der ganz großen Bottlings. Nach 21 Jahren in Spanish Sherry European Oak Casks wurden 6642 Flaschen mit 56,5% abgefüllt.

Nase: Eher verhalten zeigen sich gelbe Früchte. Dann ein großes Feuer am Strand. Irgendwann etwas Torf und etwas metallisches 

Mund: Eine leichte Süße, schön rauchig aber nicht überwältigend, eher sehr fein strukturiert. Nach kurzer Zeit dann Schwefel oder Streichhölzer.

Abgang: Überraschenderweise Orangensaft, dann etwas Holz und wenig Torf. Die Länge ist perfekte, ganz langsam wird er immer trockener.

Fazit: Das ist ein sehr feiner Malt. Wieder nicht laut, sehr subtil, die Komplexität schreit einem nicht ins Gesicht. Dadurch ist allerdings die Schwefelnote im Mund etwas schwierig. Ich kann das normalerweise sehr gut ab. Es macht auch in diesem Fall keinen schlechten Whisky daraus. Es hält mich nur davon ab noch mehr Punkte zu geben. 89/100

Lagavulin 1976

Und wir haben noch einen drauf gelegt. Ein 30 jähriger Lagavulin. 2340 Flaschen wurden 2006 mit 52,6% abgefüllt. Über die Fässer erfahren wir leider nicht.

Nase: Beim 1985er hab ich mich schon über Orange gewundert. Die kannte ich bei Lagavulin noch nicht. Hier haben wir sie anfänglich in der Nase. Nach etwas Teer wird dann Blutorange daraus. Dann ein feines Fruchtkompott in einer Holzschale (Akazie?).

Mund: Erstmal ein Schwung Pfeffer beim Aufschlag im Mundraum. Dann unmittelbar Sirup und Torf im Wechselspiel. Die Orange ist wieder da und ich denke diesmal gepaart mit Grapefruit. 

Abgang: Die Fruchtigkeit hat hier ein Ende. Zum Schluß gibt es ein leckeres Gebäck mit Mandeln und Vanille, bevor er sich ganz langsam mit Rauch und einem trockenen Mundgefühl verabschiedet.

Fazit: Warum kostet der nur so viel. Gut eigentlich weiß ich warum er soviel kostet. Die Frage ist eher warum hab ich 2006 noch nichts davon gewusst und mir den Keller damit voll gemacht. Der ist zum Schwelgen. Ich kann jedem der die Gelegenheit hat nur empfehlen den zu probieren. Das ist große Kunst! Die Einzelaromen sowie die Komposition sind toll. Textur, Abgang,… großartig. Man darf nur keinen Laga 16 erwarten. 92/100

Und zum Schluß…

…bleibt wie immer die Erkenntnis. In diesem Fall: Lagavulin macht tolle Whisky. Nicht jeder ist automatisch 90+, aber das Niveau ist immer sehr hoch. Einige erfahrene Kritiker sagen die Releases haben heute (ca. ab 2016) nicht mehr die Qualität von „früher“. Das ist aber wirklich Jammern auf einem sehr hohen Niveau. Wenn es euch nicht schmeckt: Her damit, ich vernichte eure Flaschen schon 😉

Samples: Gekauft von privat, Bild: Eigene Anfertigung

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