Zwei gute und ein sehr guter Lagavulin
Lagavulin hat kein hoch diversifiziertes Angebot. Dafür ist es eine sichere Bank in hoher Qualität. Die Special Releases sind meistens sehr schnell ausverkauft und erhalten höchste Ehren von Genießern und Experten. Christian und Tobias haben sich deshalb mal ein paar dieser Abfüllungen angeschaut und sich selbst ein Bild gemacht. Hier die Notes von Tobias.
Lagavulin 16-year-old (White Horse Destillers)
Es gibt einige Stimmen die sagen der Klassiker zu White Horse Zeiten bleibt heute unerreicht. Diageo, die aktuelle Eigentümerin der Destille, könne dem nicht das Wasser reichen. Das wollten wir selber wissen. Leider ist nicht mit Sicherheit zu sagen welches Bottling es war, deshalb verzichte ich an dieser Stelle auf den obligatorischen Link.
Nase: Da sind einige Bleistifte, frisch gespitzt, leichter Rauch und auch Koriander. Dann Autoreifen und Apfel. Eigenwillige Komposition.
Mund: Der Apfel wird direkt übernommen, jetzt haben wir Torf und Humus
Abgang: Deutliche Säure, etwas Bittertöne. Aber auch eine schöne Kombination an Kohle, Erde/Blätter und Eichenholz und er bleibt relativ lang.
Fazit: Gut, aber den Hype versteh ich nicht. Eventuell war es das falsche Bottling? Zur Sicherheit habe ich einen aktuellen 16er gegengetestet. Der hat besser abgeschnitten. Dem White Horse fehlt eine süße Komponente als Brücke für die anderen Eindrücke. Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden. 86/100
Lagavulin 16-year-old Feis Isle 2017
Jedes Jahr mit großen Erwartungen belegt ist das Festivalbottling von Lagavulin. Im Jahr 2017 war es ein 16 jähriger, fassstarker Whisky (56,1%) mit einer Doppelreifung in Moscatelfässern. Das Bottling war auf 6000 Flaschen limitiert.
Nase: Ein sehr sanfter Einstieg. Banane, gelbe Früchte und dezenter Rauch. Mit etwas mehr Sauerstoff dann Ananasminze und später medizinische Anklänge
Mund: Eichenholz, hintergründig Torf, ein Schub schwarzer Pfeffer. Wenn man ihn etwas kreisen lässt Jodtinktur 1:1000 und wieder Minze.
Abgang: Nüsschen und Süße. Ich würde sagen Honig/Salz/Mandel. Beziehungsweise nicht Salz sondern Seetang. Und er ist wunderbar lang.
Fazit: Viele Kritiker waren nicht mit der Entscheidung einen 16 jährigen Whisky zu veröffentlichen einverstanden. Den gäbe es ja schon als Standard und da ist er wesentlich günstiger. Meistens war dann auch die Bewertung eher zurückhaltend. Ich fand das hingegen eine sehr gelungene Kreation mit eigener Berechtigung. 89/100
Lagavulin 18-year-old Feis Isle 2016
Im Jahr der 200. Jubiläums war das Bottling für das Feis Ile Festival noch stärker im Fokus als sonst. Die Entscheidung fiel auf eine 18 jährige Variante aus Bourbon- und Sherryfässern. Es wurden 6000 Flaschen mit 49,5% abgefüllt.
Nase: Sehr weicher, fast schon flauschiger Einstieg. Die Aromen werden erst ganz langsam frei. Wie ein langsam aufglimmendes Lagerfeuer. Asche und Kohle machen dann einem getorften Fruchtsalat platz.
Mund: Erstmal Eichenwürze. Erst mit der Zeit kommt dann Apfel und wieder Torf. Er wird deutlich süßer.
Abgang: Nun kommen auch die Sherryfässer zum Tragen. Da sind vor allem Trauben und Heidelbeeren. Die Süße bleibt über die gesamte Länge.
Fazit: Eine gute Variante und man kann glaube ich sehen was längere Reife mit Lagavulin macht. Rund, zurückhaltend, dennoch komplex. Ich hab aber über die Zeit irgendwie den Kontakt verloren was für eine Hausnummer von Whisky ich im Glas habe. 87/100
Samples: Gekauft von privat, Bilder: Eigene Anfertigung