Phantastische Laphroaigs und wo man sie findet.

Wir hatten ja schon einige Laphroaig hier im Review und diese fielen fast durchgehend sehr positiv aus. Heute gehen wir mal noch ein Level rauf. Ausschließlich Spitzenklasse!

Laphroaig 1988 Samaroli Coilltean

1988 bis 2005 in Sherry Cask 98/112 gelagert und dann mit 45% durch den unabhängigen Abfüller Samaroli in die Flaschen gebracht.

Nase: Am Anfang ist da Speck, aber eigentlich ist er eher zurückhaltend. Mit der Zeit kommen Südfrüchte durch. Ananas, Papaya, Mango. Schöne Kombination und gut ausbalanciert.

Mund: Er ist weich und rund, die Noten aus der Nase sind immer noch da. Dazu kommt Pfeffer und auch merklich Torf.

Abgang: Die Früchte sind mittlerweile Trockenfrüchte, die sich mit Torf die Waage halten. Da hat das Sherryfass ganze Arbeit geleistet!

Fazit: Ein klasse Malt. So ausgewogen habe ich einen getorften Whisky noch selten erlebt. Der geringere Alkoholgehalt sorgt dennoch nicht dafür das der Geschmack zu kurz kommt. Das tröstet mich auch locker über „fehlende“ medizinische Noten, die ja so typisch für Laphroaig sind, hinweg. Silvio Samaroli gilt als Genie was Fassauswahl und Komposition angeht. Ich ziehe meinen Hut vor ihm und diesem Whisky. 92/100

Laphroaig 1997 Sansibar

241 Flaschen mit 53,4% wurden nach 18 Jahren vom unabhängigen Abfüller Sansibar aus einem Single Cask abgefüllt.

Nase: Eine Kombination aus Asche und Banane. Anspruchsvoll aber durchaus spannend.

Mund: Eine Kehrtwende: Kräuterschnaps à la Chartreuse und dazu jede Menge Torf. Hola! Da geht was.

Abgang: Und wieder zurück zu den Bananen. Jetzt ist er aber sehr trocken, das erinnert eher an die Fäden zwischen Schale und Frucht. Die Länge ist auch ansprechend.

Fazit: Ein Hammermalt, den man erstmal verdauen muss. Komplexe und wuchtige Aromen in herausfordernden Kombinationen. Das Sansibar weiß was sie da haben merkt man auch. Der Preis war von Anfang an hoch und ist es im sog. Aftermarket mit aktuell 250€ natürlich auch. 90/100

Laphroaig 10 Years Cask Strength Batch 002

Eine mittlerweile legendäre und beliebte Abfüllreihe der Destille. Der Standard 10 jährige aber als fassstarke Abfüllung. Batch 002 aus dem Jahr 2010 hatte 58,3%.

Nase: Ganz viel Torf und Bandagen, eine Tinktur auf einem Filztuch, Notizen mit Bleistift geschrieben, ein angebissener Apfel

Mund: Kräuterlimonade aus einem Torfbecher, dazu ein paar Trockenfrüchte der letzten Saison.

Abgang: Ein wahnsinnig tolle Länge. Samtig weich bleibt er im Mund. Jod und Torf und dann wieder Obst. Der Apfel. Die Trockenfrüchte. Und so weiter, und so weiter…

Fazit: Das ist echtes Islay Handwerk. So soll das. 90/100

Und wo kann man sie nun finden?

Genauso wie im Buch und Film sind diese Fabelwesen nicht mehr besonders häufig und oft sehr scheu. Auf Messen oder bei netten Maltfreunden kann man wohl mal ein Glas ergattern (so wie ich). Ganze Flaschen werden zu hohen Preisen auf Auktionsplattformen gehandelt. Für jede einzelne hier wird man wohl über 150€ zahlen müssen, wahrscheinlich eher 200+.
Viele Whiskyfreunde fragen sich was heute mit Laphi passiert. Abfüllungen wie diese oben waren früher der Standard, auch direkt von der Destille. Heute muss man auf die teuren Releases und die Special Editions zurückgreifen. Ich befürchte der Massenmarkt gibt ihnen mit der Strategie recht. Ich hoffe das ändert sich irgendwann wieder.