Laphroaig Warehouse N°1

Laphroaig – eine Teenager-Vertikale

Zugegeben, ein holpriger Titel. Gemeint ist: Sieben Laphroaig mit 11 bis 17 Jahren Reifung. Und Zeit wird es, dass wir mal wieder an der Südküste von Islay halt machen. Das klappt irgendwie immer seltener.

Laphroaig 2010 – SMWS 29.287

Eine Flasche Laphroaig 2010 von SMWS

Smoke galore! So heißt dieser 11-jährige aus einem 2nd Fill Ex-Bourbon Cask. 249 Flaschen mit 59,1% kamen 2021 aus dem Holzgefäß. Link zur Whiskybase

Nase: Viel Rauch, viel Vanille, eine Honigwaffel mit Zitronenabrieb. Seetang, getrocknete und kandierte Limetten. Auch erdige Noten sind mit dabei.

Mund: Ein salzig-süßer Sud mit Zitrone und Honig über einem Fisch auf einem Kohlenfeuer. Der Rauch enthält verbrannte Kräuter und grünen Tee. Seetand und Pfeffer dürfen auch noch mitspielen.

Abgang: Mittlerweile ist der Fisch mit der Marinade glasiert und bereit zum Servieren. Abrieb von Zitronen und Limetten darüber. Der Seetang ist wieder da. Jetzt rösten in den Kohlen Kaffeebohnen. Ein klein wenig Metall kommt noch dazu.

Fazit: Kriegt jemand Hunger bei der Beschreibung. Ich irgendwie schon. Das ist ein toller Whisky. Davon wünscht man sich mehr. 88/100

Laphroaig 1998 – Malts of Scotland

Eine Flasche Laphroaig 1998 von Malts of Scotland für die Aquavitae

Es geht weiter mit dreizehn Jahren im Bourbon Hogshead. Abgefüllt von Thomas Ewers für die Aquavitae Sprituosenmesse in Mühlheim 2011. 135 Flaschen mit 56,4% gab es. Link zur Whiskybase

Nase: Kräftig torfig. Leicht medizinisch auch kräftig maritim aber vor allem im „Farmyard“-Stil. Eher nicht typisch für Laphi. Dann kommt eine dreckige Vanillenote und die hilft auch ein paar Fruchtnoten zum Vorschein zu kommen. Irgendwas hat diese Nase. Daran klebte ich wirklich lange, bevor ich den ersten Schluck nahm.

Mund: Fruchtig (Orange und Zitrone) und süß (vor allem Honig). Etwas weißer Fisch, Muschelkalk und erdiger Rauch.

Abgang: Malzig und torfig. Etwas Jod und passende Bitterstoffe. Einige Happen der Früchte sind auch noch übrig.

Fazit: Wenn ich über den Taste und den Abgang sage er wäre unterkomplex, dann ist das mehr als unfair. Denn das liegt nur daran, dass die Nase so eine wunderbar vielschichtige Intensität hat. Schönes Bottling! 88/100

Laphroaig 1998 – La Maison du Whisky

Eine Flasche Laphroag 1998 von La Maison du Whisky

Aus der dritten Auflage der Artist Series stammt dieser 15 Jahre alte Laphi. Die Illustrationen sind von Charles Peloye. Der Inhalt stammt aus einem Refill Sherry Butt. 527 Flaschen mit 60,1% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Erdige Torfnote und irgendwas von Hallenbad. Dahinter eine schöne Süße. Vanille verbindet sich mit medizinischem Rauch und verbranntem Gummi.

Mund: Erst sehr würzig, leicht nussig. Dann kommt Lakritz, getrocknete Beeren mit Sojasauce abgelöscht. Eine dezente Malznote dazwischen. Rauch und wieder der eher erdige Torf und auch noch Teer.

Abgang: Intensiv und weiterhin in die ätherische Richtung. Dann jede Menge Bitterstoffe. Kaffeepulver, Vanille, angebrannter Balsamico.

Fazit: Am langen Ende ist das ein spezielles Bottling. Das macht wirklich Spaß für den Moment. Ich hatte allerdings auch sentimentale Erinnerungen daran. Die konnte ich nicht bestätigen. 89/100

Laphroiag 16-year-old (2019)

Die erste Iteration des Amazon-exklusiven Laphi. 11500 Flaschen mit 48%, allesamt aus 1st Fill Bourbon. In Ermangelung der entsprechenden Kennzeichnung muss man davon ausgehen, dass er kühlfiltriert wurde, um nach der Reduktion ein Eintrüben zu verhindern. Link zur Whiskybase

Nase: Eine maritime und medizinische Torfnote. Jod und Seetang, Salz, Bandagen. Das wird mit der Zeit weniger, um Platz zu machen für eine deutliche Süße, etwas kalte Asche und eine dezente, helle Fruchtnote. Dann kommt cremige Vanille bevor es deutlich leiser wird. Spannend. Das kenne ich eigentlich nur umgekehrt.

Mund: Asche, Salzwasser und Pfeffer. Dann kommt die Vanille wieder. Verbrannter grüner Tee mit ein paar Tropfen Jod. Dazu Sirup oder Honigsud, der in ein Lagerfeuer gegossen wird.

Abgang: Wärmend mit Bitterstoffen, viel in Richtung Kaffee. Auch verbrannte Kräuter und Seetang. Etwas Rauch, Salzwasser, Vanille und Zitronensaft.

Fazit: Ich gebe es zu. Ich war sehr voreingenommen. Getränkekonzern kooperiert mit dem großen, bösen A. Aber was soll ich sagen, der ist lecker. 86/100

Laphroaig 2000 – Kingsbury

Eine Flasche Laphroaig 2000 von Kingsbury

Auch dieser Laphi ist 16 Jahre im Fass geweseen. Von Kingsbury in Japan wurde er abgefüllt aus einem Hogshead. 127 Flaschen mit 56,8% wurden auf Flasche gezogen. Als nicht besonders ergiebig, das Schweinskopffass. Link zur Whiskybase

Nase: Geile maritime Noten, Gischt, Seetang, vielleicht noch ein wenig Meeresfrüchte. Und dagegen kommt eine fast schon barsche medizinische Note. Jod, Bandagen und Hansaplast. Dahinter kommt noch eine teigige Säure, etwas Florales und ganz dezent Vanille.

Mund: Holzkohle, Pfeffer, süßlicher Sud, Apfel, Pfirsich, Salzwasser, Seetang und ein schwarz gegrilltes Stück Fleisch. Mit der Zeit sind dann auch die medizinischen Noten wieder da. Tinkturen und Bandagen.

Abgang: Es geht so weiter. Wird etwas milder. Geriebener Apfel auf gegrilltem Fisch. Darüber die Saucen. Noch Dekoblumen darauf. Jetzt wird es ein rundes Gericht.

Fazit: Extrem lecker. Recht pur. Aber trotzdem eine solide Tiefe. Das würde ich gerne öfter trinken. Werde ich aber leider wahrscheinlich eher nicht. 90/100

Laphroaig Lp6 – Speciality Drinks Ltd

Eine Flasche Laphroaig Lp6 von Speciality Drinks

Apothekerflaschen und Periodensystem, was sagt uns das? Genau Elixir Distillers bzw. ein paar Jahre früher noch Speciliaty Drinks. Lpahroaig Nr. 6 wurde abgefüllt aus insgesamt 4 Bourbon Barrels und hatte 51,3%. 1998 wurde destilliert, 2015 abgefüllt. Also ggf. schon 17 Jahre alt, aber genau weiß man es nicht. Anzahl Flaschen ist auch unbekannt, bei vier Barrels würde ich aber sagen mehr als 1000 der 0,5l Flaschen gingen in den Handel. Link zur Whiskybase

Nase: Dreckige Vanille, trockenes Gebäck und kandierte Früchte. Und darunter liegt eine tiefe aber irgendwie auch dezente Torfrauchnote. Schleicht sich tief in die Sensorik aber ist nie aufdringlich oder unangenehm intensiv.

Mund: Perfekter Zitronensaft wird in einem Dressing eingerührt. Öle, Kräuter und Gewürze fügen sich ein. Dazu ein paar Bitterstoffe und das Gefühl eines BBQ am Strand. Es wird der Fang des Tages gegrillt. Dazu gibt es einen Fruchtsalat mit Jod und Kräutern.

Abgang: Fröhlich fruchtig. Wunderschön süß. Nur wenige Bitterstoffe, die gehen vor allem in Richtung Zitrusschalen. Auch hier läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen.

Fazit: Oh ist der trinkig. Da kann ich mir vorstellen, dass einiger dieser „kleinen“ Flaschen in einer Nacht mit Freunden direkt geleert wurden. Für die hardcore Peatheads mag das zu wenig sein. Aber ich habe eine Schwäche für die fruchtigen Laphis. Nice! 89/100. Übrigens hab ich ihn in der Vergangenheit schon mal mit 87 bewertet, ohne Notes. Wahrscheinlich hatte ich in da auf einer Messe probiert. Gute Gelegenheit daran zu erinnern, dass sowohl Tagesform, als auch das Umfeld, als auch der Zustand der Flasche etwas ausmachen!

Laphroaig 1987 Feis Ile 2004

Eine Flasche Laphroaig 1987 für Feis Ile 2004

Zum Abschluss noch ein Trip mit der Way-Back-Maschine. 17 Jahre in unbekannten Fässern, aber wir können annehmen, dass es ein Bourbon Cask war. 250 Flaschen mit 55,2% wurden für Feis Ile 2004 abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Salziges Blätterteiggebäck mit karamellisiertem Seetang. Vanillezucker in der Mischung eine Schote auf 5kG Zucker. Eine ganz dezente Torfrauchnote und getrocknete Orangenscheiben.

Mund: Würzige und maritime Noten. Süße Marinade auf Jakobsmuscheln. Darüber etwas frisch geriebener Rettich. Milchkaffee und fruchtiger Fudge. Wieder dezenter Rauch, dazu noch Erde und Aprikosenspalten.

Abgang: Gebäck mit Vanille, rosa Pfeffer darüber, etwas eingelegter Ingwer. Dann geht es wieder an den Strand zurück. Eine wärmende Glut ist übrig von einem Lagerfeuer. Es gibt geräuchertes Vanille-Salzkaramell-Eis mit kleinen Fruchtstückchen. Und er bleibt lange. Sehr lange. Zitronig und aschig ist er dann. Erinnert damit fast an Caol Ila.

Fazit: Das ist definitiv einer der richtig guten Laphroaig, die ich bisher getrunken habe. Schön, dass ich den probieren durfte. Ich empfehle dringend die Chance zu nutzen, falls ihr auch die Chance habt. 91/100

Hoch zufrieden

Toller Flight. Sogar der Standard für den Massenmarkt war absolut in Ordnung. So darf es sein. Absolute Highlights sind natürlich der Kingsbury und das alte Feis Ile Bottling gewesen. Aber auch die anderen hatten was.

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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft